Rondell in Gerolstein

Prof. Waldemar Hartmann, Daun

 

Die bauliche und strukturelle Entwicklung stellt in den Städten der Bundesrepublik Deutschland derzeit ein wichtiges Anliegen dar. Beobachtet man diese Bemühungen, wird die Zielsetzung erkennbar: Verbesserung der urbanen Zusammenhänge durch Errichtung attraktiver Gebäudegruppierungen, Ergänzung vorhandener Ensembles durch Erweiterungen und Zusammenfassung markanter Straßen in den Geschäftszonen durch großzügig gestaltete Überdachungen.

Vielfältig die Motivationen; sie sind Ausdruck unserer marktwirtschaftlich orientierten Konsumgesellschaft mit allem Wenn und Aber! Derartig städtebaulich geprägte und architektonisch oft bemerkenswerte Baukomplexe haben ihre Ausstrahlung. So schicken sich nun auch viele Hauptorte und kleine Städte im ländlichen Raum an, ihre städtebaulichen Baustrukturen zu überdenken und Ausschau zu halten nach realisierbaren Verbesserungen.

Der glückliche Umstand, gegenüber der oberen Marktstraße, exakt an der Nahtstelle zwischen Bahnhof- und Hauptstraße ein zum Kylltal hin sich öffnendes Grundstück zu besitzen, führte die Verantwortlichen der Stadt Gerolstein zu dem wohlbegründeten Entschluß, hier eine bauliche Verfestigung des Stadtbildes vorzunehmen, und zwar in Form eines multifunktional zu nutzenden Gebäudes. Die Namensgebung "Rondell" ist gut gewählt, ist doch von dieser Stelle aus der Blick in das von Korallenfelsen der Auburg und Munterlay  umgebene Kylltal unvergleichlich eindrucksvoll, und drängt sich das über der Brunnenstraße über mehrere Stockwerke aufgetürmte Bauwerk doch deutlich ins Blickfeld aller die Verkehrswege im Kylltal benutzenden Passanten; das Stadtbild in der Vielfalt der sich hier zeigenden, bis zu sieben Geschossen zählenden Hangbebauung an Bahnhof- und Hauptstraße komprimierend wie auch wohltuend in zwei Erscheinungsphären teilend. Sehen und gesehen werden ist vom planenden Architekten Hans Peter Kottmair überzeugend mit den Mitteln der Architektur übersetzt worden, wobei die Namensgebung "Rondell", die ursprünglich für Rundbau an einer Bastei stand, hier im doppelten Sinne zum Ausdruck gebracht wird: Einmal tatsächlich die schon erwähnte Verfestigung städtebaulicher Gebäudegruppierung in Verbindung mit dem die Talniederung deutlich überragenden Bauwerk, zum anderen aber auch in der formalen Ausprägung der Gesamtanlage.

Der glasüberdachte Fußgängerbereich im RONDELL, Geschäfte haben sich da etabliert es gibt Grünzonen und Bänke zum Ausruhen.

Fotos: Fotostudio Nieder, Gerolstein

Da muß man zuerst den kreisrunden, fast intimen Platz am Schnittpunkt von Bahnhof-und Hauptstraße nennen und die konkav angepaßte Fassade, die sich wohltuend zurückhaltend einfügt in die Gestaltung der umgebenden Bebauung, und doch ob ihrer guten Maßstäblichkeit die Bedeutung des Ortes nachdrücklich unterstreicht. Indas Gebäude führt von der Stadtseite her eine von einer verglasten Tonne überdeckte Passage, die durch einen kuppelüberwölbten Zentralraum betont wird, ein maßstäblich gut konzipierter Raum zum Verweilen und Plaudern. Eine mit Kyllsandstein verkleidete Treppe verbindet die Geschosse untereinander und mit dem Zugang von der Brunnenstraße her in nicht alltäglichen Rundungen; den gehbehinderten Besuchern hilft eine kreisrunde Kabine in einem zylindrischen Aufzugsschacht, so schon beim Betreten des Gebäudes auf die Grundfigur des Kreises aufmerksam machend.

Herzstück des Ganzen ist die Passage, die mit großzügig konzipierten Raumfolgen und raffinierter Höhenstaffelung der Hauptgeschäftsräume vielfältige kommerzielle Nutzungsmöglichkeiten bietet, aber immer ein Ort der Begegnung sein wird, ein Platz, der unverkennbar und in liebevoller Weise die in unseren Orten so oft vermißte Urbanität herstellt.

Und die gute Stube der Stadt der Gerolstein, der Bürgersaal, der je nach Nutzung bis zu 700 Gästen Platz bietet, dürfte nicht nur vielfältigen Gelegenheiten den passenden Rahmen bieten, sondern vor allem für die Bürger und ihre Gäste der erstrebenswerte Ort sein, um Gerolsteiner Tradition in neuem Rahmen fortzusetzen und zu vertiefen.