Pflege von Magerrasen

Ein Beispiel AUF LIND in Esch

Klaus Kein, Daun / Gerd Ostermann, Mehren

 

Naturschutzgebiete wie Heiden, Borstgrasrasen, Feuchtwiesen und Kalkmagerrasen haben sich erst durch den Eingriff des Menschen entwickelt. Sie sind kulturbedingte Sonderstandorte, auf denen sich im Laufe der Jahrhunderte eine entsprechende Flora und Fauna eingestellt hat. So wäre etwa die Lüneburger Heide ohne Rodung des Waldes, Plaggenhieb der obersten Bodenschicht und Schafbeweidung nie zu dem geworden, was sie heute ist.

Ähnlich verhält es sich mit den orchideenreichen Kalkmagerrasen und Wacholdertriften des Kreises Daun. Extensive Schafbeweidung mit genügsamen . Landschafrassen in Form einer Wanderschafhaltung und das Hüten von Rindern, Kühen und Ziegen auf Genossenschaftsweiden durch Gemeindehirten waren gängige Bewirtschaftungsformen auf den trockenen Hängen. Auf weniger steilen Flächen konnte auch eine Mahd durchgeführt werden.

Der Wacholder ist dabei zum Erkennungszeichen der reinen Viehweiden geworden. Relikte dieser Landnutzungsform sind zum Großteil zu Naturschutzgebieten erklärt worden.

Weidende Schafherde auf Kalkmagerrasen

Pflegemaßnahmen auf Kalkmagerrasen - Entbuschung von Kieferneinschlag

Pflegemahd im Naturschutzgebiet " Auf Lind " in Esch

Einige davon wurden über Jahre und Jahrzehnte nicht mehr genutzt. Verfilzung der Grasnarbe, Verbuschung und beginnende Wiederbewaldung sind die Folgen. Um diese Entwicklung aufzuhalten, hat die Untere Landespflegebehörde damit begonnen, Pflegepläne zu erstellen.

In Zusammenarbeit mit den Forstbehörden, Gemeindevertretern, Naturschutzverbänden und Landwirten werden die Möglichkeiten der Erhaltung der Magerrasen diskutiert. Pflegemaßnahmen wie Entbuschung, Kieferneinschlag, Umwandlung von Kiefernforsten in standortgerechte Laubmischwälder, Pflegemahd und Beweidung sind vorgesehen.

Dabei sollen auch ortsansässige Landwirte in die Arbeiten einbezogen werden. Sie sind in der Regel mit entsprechendem Gerät für Entbuschung und Mahd ausgestattet, vertraut mit anfallenden Arbeiten, kennen die örtlichen Gegebenheiten und können die Pflege in weniger arbeitsintensiven Zeiten durchführen.

Landschaftspflegemaßnahmen sind lukrativer Nebenerwerb und Beitrag zur Existenzsicherung für einige Landwirte. Positive Erfahrungen mit der Beteiligung von Landwirten im benachbarten Kreis Euskirchen, wo solche Projekte schon mehrere Jahre durchgeführt werden, bestätigen dies.

Freiwillige Pflegeeinsätze und Patenschaften von Vereinen, Schulklassen und anderen Gruppen bieten weitere Möglichkeiten. So engagiert sich die DBV-Gruppe Obere Kyll seit 1988 im Naturschutzgebiet Mäuerchenberg, Hierneberg und Pinnert bei Gönnersdorf. Das zeitaufwendige Zupfen von Kiefernsämlingen ist eine der durchgeführten Arbeiten.

Die Forstbehörden beteiligen sich mit waldbaulichen Arbeiten wie dem Auslichten von Waldrändern, dem stellenweisen Einschlag von Kiefern und der Umwandlung von monotonen Kiefernforsten in Laubholzwälder. Dabei wird beispielswei-se durch den Einsatz von Rückepferden beim Holzrücken die Grasnarbe weitestgehend geschont.

1988/89 wurden die ersten Projekte erfolgreich abgeschlossen. Im Naturschutzgebiet "Auf Lind" bei Esch, einem 6,5 ha großen Areal, in dem Gebüsche wie Haselnuß, Schlehe, Heckenrose und Weißdorn schon große Flächen der Magerrasen überschatten, konnte durch den Pflegeeinsatz örtlicher Landwirte diese Sukzession aufgehalten werden. Größere Gebüschgruppen blieben stehen, neue Freiflächen entstanden und die Wacholderbüsche konnten von den sie bedrängenden Kiefern befreit werden. Jetzt bietet sich das Bild einer vielgestaltigen Landschaft von hohem, ökologischen Wert mit Waldbeständen, Gebüschen, einzelnen Weidebuchen und offenen Magerrasenflächen. Zusammen mit den angrenzenden Kalktriften von Alendorf in Nordrhein-Westfalen ergibt sich ein großer, zusammenhängender Biotopkomplex.

Die Magerrasen werden in Zukunft im periodischen Abstand von 6-8 Wochen von Schafen in Hütehaltung beweidet. Diese verhindern ein Wiederverbuschen und das Verfilzen der Grasnarbe. Die typischen Pflanzen der Kalktrifte können so überleben. Weitere Maßnahmen in anderen Gebieten des Kreises sind in Vorbereitung. Dabei kommt es darauf an, daß alle Betroffenen zusammenarbeiten, zum erfolgreichen Schutz und Erhalt solch gefährdeter Biotope.