Hochzeitsbrauch neu belebt

Pfarrer Gottfried Rohr, Darscheid

 

Besseres kann kein Volk vererben, als ererbten Väterbrauch.

Wo des Landes Bräuche sterben, stirbt des Volkes Blüte auch!

        (Spruch aus Oberolang, Südtirol)

Angesichts dessen, daß sich in den letzten Jahren bei der Hillich (Polterabend) große Unsitten durch Ausschütten von sperrmüllartigem Unrat eingeschlichen haben, ist in Demerath wieder ein uralter, sinnvoller Brauch neu belebt worden.

Bei der kirchlichen Trauung bewegt sich der Hochzeitszug zu Fuß nicht nur zur Kirche, sondern nach der feierlichen Handlung, wenn alle gemütlich Kaffee getrunken haben, zieht die ganze Hochzeitsgesellschaft erneut durch den Ort. Auch der Pfarrer geht mit und freut sich, unterwegs seine Pfarrkinder zu sehen und mit ihnen sprechen zu können. Die Spitze des Zuges führt ein Akkordeonspieler an, denn es soll ja bei dem Umzug fröhlich und mit Gesang zugehen. Jeder Teilnehmer am Zug trägt etwas in der Hand. Die jungen Damen haben einen Teller mit gutem, selbstgebackenem Kuchen; die Männer haben sich auf etwas "Flüssiges" verlegt. Wer seine Freude mit dem jungen Brautpaar ausdrücken möchte, steht an der Haustür, an der Straße und beglückwünscht die Neuvermählten. Als Dank darf er etwas vom Dargebotenen nehmen. Die Frauen greifen meist zum Kuchen, die Männer lieben halt mehr den "Kurzen" oder das Glas mit dem funkelnden Wein. Wer von den Hochzeitsgästen seinen Teller oder seine Flasche zuerst leer hat, der ist für diesen Tag "Kaiser".