Augustiner-Realschule Hillesheim

Vorreiter für Europa

Dieter Westhäusler, Hillesheim

 

Das Jahr 1992 soll ein Jahr Europas werden. Die gewählten Volksvertreter haben sich darauf geeinigt, den großen Schritt in Richtung auf ein geeintes Europa zu wagen. Dies ist eine gute politische Entscheidung, trägt sie doch dazu bei, Voraussetzungen für ein friedliches Miteinander von Nationen zu schaffen, die über lange Zeit verfeindet waren. Doch die Geschichte zeigt, daß politische Entscheidungen allein, so notwendig sie auch sind, noch keinen Frieden schaffen können, wenn es nicht auf breiter Basis gelingt, die Buchstaben der Verträge mit Leben zu erfüllen. Hierzu versucht die Augustiner-Realschule Hillesheim einen Beitrag zu leisten und dies bereits seit 15 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt nämlich, also im Jahre 1974, nahmen Madame France Gringoire, Deutschlehrerin am College Rene Bernier in Saint-Sebastien bei Nantes, und Realschullehrer Dieter Westhäusler von der Augustiner-Realschule an einem internationalen Lehreraustausch teil, der von den Regierungen Frankreichs und der Bundesrepublik veranstaltet wurde. Während Madame Gringoire in Hillesheim Französisch unterrichtete, übernahm Dieter Westhäusler in Frankreich ihre Unterrichtsverpflichtungen in Deutsch und Musik. Die Begeisterung des direkten Kontakts mit den Menschen und der Schule der anderen Sprache und Kultur war auf beiden Seiten so groß, daß sich wie von selbst eine Partnerschaft anbahnte, die Schüler, Lehrer und auch Eltern zusammenführte und schon nach kurzer Zeit auch die Anerkennung als offizielle französisch-deutsche Schulpartnerschaft durch das französische Unterrichtsministerium in Paris fand. Diese Partnerschaft führt seit fast 15 Jahren junge Menschen aus der Südbretagne und Eifel freundschaftlich zusammen. Es ist die älteste Schulpartnerschaft im Kreis Daun. Die Verwaltungen beider Kommunen bekunden auch durch Empfänge und Vorträge in den Rathäusern und bei der Kreisverwaltung ihr Interesse am deutschfranzösischen Schüleraustausch; hierdurch wird auch ein Einblick in die jeweilige Infrastruktur und den Verwaltungsaufbau vermittelt.

Es blieb jedoch nicht bei den offiziellen Begegnungen. Aus der Partnerschaft entwickelten sich zahllose persönliche Freundschaften, die nicht nur in reger Korrespondenz, sondern jedes Jahr in vielen privaten Besuchen ihren Niederschlag finden.

So sind die beiden Schulen als Mitstreiter und Vorreiter zum kleinen Baustein für ein geeintes Europa geworden. Der Austausch ist auf beiden Seiten fester Bestandteil des schulischen Lebens und aus dem Schulalltag nicht mehr wegzudenken. Ungefähr 1000 junge Menschen haben bis heute an den jährlichen Fahrten teilgenommen. Sie werden in den Familien ihrer Partner untergebracht, nehmen am Unterricht teil und verbringen auch ihre Freizeit mit ihren (noch?) ausländischen Freunden. Auf diese Weise erlangen sie einen Einblick in das Familienleben und den schulischen Alltag ihrer Partner und lernen Unterschiede und Gemeinsamkeiten kennen. Besuche einheimischer Industriebetriebe und die Teilnahme an zahlreichen kulturellen Veranstaltungen runden das Bild ab. Zur Vertiefung des Unterrichtsstoffes verschiedener Fächer, wie Geographie, Geschichte und Sozialkunde, werden gemeinsame Fahrten in die Umgebung angeboten, in Frankreich unter anderem das Loiretal, die Marals salants (Meersalzgewinnungsanlagen), die Atlantikküste, die Hafenanlagen von La Rochelle und Saint-Nazaire, die Städte Nantes und Angers. In Deutschland stehen die Eifel und die Kreisstadt Daun, die Maare, das Rhein-und Moseltal mit ihren Weinanbaugebieten und die Städte Köln, Bonn, Aachen und Trier mit historischen Bauwerken auf dem ständigen Programm.

Besuch 1988.

(Foto: Gotz Krieger)

Schriftliche Fahrtenberichte und Referate, die zum Teil noch im Gastland angefertigt werden, geben den Schülern Gelegenheit, ihren zweiwöchigen Auslandsaufenthalt aufzuarbeiten und die gemachten Erfahrungen zu Papier zu bringen. Nicht zuletzt dient der Austausch der Motivation für den Französischunterrichf, da man sich in aller Regel in der jeweiligen Landessprache verständigt, wenngleich gelegentlich unerlaubte Hilfsmittel (Hände und Füße) zur Verständigung mitbenutzt werden. Es soll auch an dieser Stelle betont werden, daß ohne die tatkräftige Unterstützung und Förderung durch beide Schulleitungen, die Kommunalbehörden, Kreisverwaltung und die Fördervereine beider Schulen der Austausch nicht möglich wäre. Auch die Eltern der teilnehmenden Schüler scheuen weder Kosten noch Mühe, ihren jungen Gästen den Aufenthalt so angenehm und nutzbringend wie möglich zu gestalten.

Anläßlich des 25jährigen Bestehens der Augustiner-Realschule Hillesheim wiesen in ihren Festansprachen sowohl Landrat Orth als auch Regierungsschuldirektor Leibenguth als Vertreter der Bezirksregierung Trier und des Kultusministeriums von Rheinland-Pfalz darauf hin, daß diese älteste internationale Schulpartnerschaft im Kreise Daun und die Einführung des Fachs Französisch als erste Fremdsprache prägendes und unverwechselbares Merkmal dieser Schule und Meilensteine auf dem Wege zu einem geeinten Europa sind.

Es ist zu hoffen, daß die bestehenden Freundschaften erhalten bleiben und neue geknüpft werden, daß beide Schulen, das College Rene Bernier von Saint-Sebastien und die Augustiner-Realschule Hillesheim, ihren Weg der Völkerverständigung gemeinsam weitergehen.