Niederstadtfeld -

im Tal der Kleinen Kyll

Norbert Schmitz, Niederstadtfeld

 

Das Dorf befindet sich in einer Höhenlage zwischen 380 m und 550 m über NN in süd-westlicher Richtung der heutigen Kreisstadt Daun. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 7° C und der Niederschlag beläuft sich auf ca. 750 mm bis 850 mm/ qm. Der Wasserhaushalt der Gemeinde ist bedingt durch die Hanglage und die trockenen Südhänge meist mäßig frisch bis trocken.

Das Grundgestein ist vor allem Schiefer (Ton-Schiefer), wobei die Oberschicht meist aus Grauwacke mit diluvialem Decklehm besteht.

Die Gemeinde ist 904,6 ha groß, hat 114 ha aus dem Dreigemeindewald Deudesfeld. Von diesen 904,6 ha sind 22,9 ha schon bebautes oder Bauland und Nutzgärten. Rund 500 ha Land sind Wald, die restlichen 481,7 ha entfallen auf Nutzland (Äcker, Wiesen und Weiden) und Wirtschaftswege.

Niederstadtfeld hat insgesamt 524 Einwohner und 187 Haushalte; 1. und 2. Wohnsitz Inbegriffen.

Die Wasserversorgung der Gemeinde ist durch eine Quelle in Neroth, die Anfang der 50er Jahre gemeinsam von Niederstadtfeld und Oberstadtfeld gekauft wurde, gesichert.

Die erste Wasserleitung wurde 1921/22 von der Kunogarde gebaut. (Kunogarde: passive Widerstandskämpfer gegen die Besetzung des Ruhrgebietes von den Franzosen).

Niederstadtfeld war bis zum 7. 11. 1970 Verbandsgemeinde. Aufgrund der Gebietsreform mußte der Ort diesen Titel 1970 an die Kreisstadt Daun abtreten. Zur Pfarrgemeinde Niederstadtfeld, die von Pfarrer F. Floeck über 50 Jahre geleitet wurde, gehört auch heute noch der Nachbarort Oberstadtfeld. Seit dem Tode von Pfarrer F. Floeck am 14. 3. 1987 wird die Pfarrgemeinde Niederstadtfeld heute durch den Pfarrer von Üdersdorf mitbetreut.

Das Warmpreßwerk

Am 23. Januar 1959 gründete Max B. Schachmann die heutige Firma "Warmpreßwerk Max B. Schachmann KG" in Plettenberg und stellte dort die erste Schmiedepresse auf.

Bereits im November war der Umzug nach Niederstadtfeld geplant und in Angriff genommen, da die Platzverhältnisse in Plettenberg keine Ausdehnung des Betriebes zuließen. Nach Inbetriebnahme der zweiten Presse in Niederstadtfeld wurde die Firma komplett nach Niederstadtfeld verlegt und im Januar 1984 die 15. Schmiedepresse in Betrieb genommen; das Werk verfügt heute über 8 moderne Schmiedeaggregate, über einen eigenen Werkzeugbau, die Dreherei und ein umfangreiches Vormateriallager. Außerdem werden Instandsetzungsarbeiten an Schmiedeaggregaten oder anderen Maschinen von werkseigenen Arbeitern durchgeführt. Das Vormaterial, das bis zu 6 m lang ist und einen Querschnitt von bis zu 120 mm haben kann, wird je nach Bedarf gewichtsgenau geschert, (in einzelne Stücke geschnitten). Die gescherten Eisenstücke werden dann je nach Größe und Gewicht, zu den einzelnen Schmiedepressen gebracht, dort zunächst einmal erhitzt und anschließend nacheinander gestaucht und geschmiedet, gelocht und zum Schluß gesandstrahlt. Induktive Erwärmung und Präzisionspressen ermöglichen die Fertigung von Rohlingen mit geringsten Bearbeitungszugaben und minimalen Toleranzen. Bei der Wärmebehandlung erhalten die Erzeugnisse eine weitere Güteverbesserung. Diese unterliegt einer ständigen Kontrolle durch anschließende Laboruntersuchungen. Es werden als Endprodukt symmetrische Warmpreßteile mit einem Gewicht von 100 g bis zu 30 kg für den allgemeinen Maschinenbau, Getriebebau, Motorenbau, Armaturenbau, Automobilbau, Luftfahrtbau und die Reaktortechnik hergestellt. Die verschiedenen Formen werden in der werkseigenen Dreherei nach Zeichnungen des Auftraggebers angefertigt. In 25 Jahren, die diese Firma jetzt in Niederstadtfeld ist, hat sie über 150 Arbeitsplätze geschaffen und 50 junge Leute ausgebildet. Seit dieser Zeit wurden etwa 150 000 000 Schmiedestücke gefertigt, 200 000 000 Kilowattstunden Energie verbraucht und ungefähr 100 000 000 DM Löhne und Gehälter gezahlt.

Niederstadtfeld - Ortsansicht

Foto: Drockenmüller

Der Wald.

Der Wald ist heute, neben dem Warmpreßwerk, die größte Einnahmequelle für die Gemeinde und zugleich Arbeitsplatz für vier Männer aus Niederstadtfeld.

Früher war der Hochwald, der bis zum 19. Jahrhundert ausschließlich aus Laubwald bestand, die Grundlage der Landwirtschaft. Nach dem ersten Kahlschlag (1815), der große Armut ins Dorf brachte, kam der Eingriff des Menschen, der den für die Eifel typischen Mischwald nachhaltig veränderte: man pflanzte die Fichte, die ursprünglich nicht in der Eifel heimisch war, wegen ihrer geringen Umtriebszeit. Der Nadelwaldanteil beträgt mittlerweile schon 59 % (!) des Waldes von Niederstadtfeld. Der Wald war also schon immer "Arbeitsplatz" für die Leute aus Niederstadtfeld. Zum einen für die Bauern, die ihr Vieh dort hüteten, und andere, die im Winter keine Arbeit hatten; auch für alle, die in der aufkommenden Industrie keine Beschäftigung fanden. Damals wurde hauptsächlich Brennholz geschlagen, denn der Bedarf war für private Haushalte wie für die Industrie (Pottaschesiederei) sehr hoch. Es wurde zusätzlich noch Holz für andere Industriezweige verarbeitet (so Balken für die Stollen des Bergwerkes). Nur sehr gutes Holz war gefragt.

Ab Mitte der 60er Jahre kam die Vollbeschäftigung der Waldarbeiter. Sie mußten Lehrgänge besuchen, sich theoretisch und praktisch weiterbilden, ihr "neuer" Beruf stellte jetzt höhere Anforderungen und verlangte mehr Kenntnisse. Sie mußten selbständiger, genauer und rationeller arbeiten. So wurde aus dem "Nebenjob" ein eigenständiger Berufszweig.

Als die ersten Menschen hier ansiedelten, fanden sie fast nur Wald vor, deshalb auch Waldweidewirtschaft. Das änderte sich, als man Anbauflächen für die Landwirtschaft brauchte. Diese Rodungen waren der allererste Eingriff in die Natur des Dorfes.

Der zweite, größere Eingriff, mit weitaus schlimmeren Folgen war der Kahlschlag im Jahre 1815. Der Wald ging rapide zurück und mit der Aufforstung wurde spät begonnen.

In 1954 besaß die Gemeinde 448 ha Wald. Heute sind es 500 ha, die sich auf zwei Reviere verteilen, das Forstrevier Deudesfeld mit 114 ha und das Forstrevier Niederstadtfeld mit 386 ha.

Im Warmpreßwerk - Maschine zum Abschneiden von Stahlstangen.

Der Wald ist aufgeteilt in 20 Abteilungen mit durchschnittlich 24,3 ha und 82 Unterabteilungen mit durchschnittlich 5,9 ha. Vom Gemeindewald sind 486,4 ha Wirtschaftswald; die verbleibenden 13,6 ha Nebenflächen (Nicht-Wirtschaftswald, Wege, Hochspannung, Schulwald und Steinbrüche). Dazu kommen etwa 30 ha Privat-Wald und 6 ha Kirchenwald.

Holzarten:

Vor dem Kahlschlag 1815 betrug der Laubwaldanteil (Buchen-Eichen Mischbestände) fast 100 %, 1917 waren es noch 75 %, 1964 nur noch 49 % und heute ist er bereits auf 37 % gesunken. Dagegen sind Fichte, Douglasie und Tanne von 0 % auf 59 % gestiegen; der Kieferanteil beläuft sich derzeit auf 4 %. Der Rückgang des Laubwaldes kommt daher, daß die Aufforstung von Laubwald bis in die 70er Jahre fast völlig vernachlässigt, die Aufforstung von Nadelwald hingegen sehr stark betrieben wurde. So haben Ödland-Aufforstungen Mitte der 30er Jahre 17 ha Nadelwald zu verzeichnen; weitere 52 ha wurden bei Ödland-Aufforstungen nach der Flurbereinigung angepflanzt.

Der Grund für die Vernachlässigung der Rekultivierung des Laubwaldes sind Kultur- und Pflegekosten, die im Vergleich zum Nadelholz relativ hoch sind. Die Kulturkosten für Nadelholz betragen heute 3000 DM pro ha und Jahr. Die Eichenpflanzung dagegen verlangt schon 14000 DM pro ha und Jahr. Dazu kommt, daß die Umtriebszeiten der Laubhölzer wesentlich höher sind, als die der Nadelhölzer.

Umtriebszeiten       der Eiche 200 Jahre

                                der Buche 140 Jahre

                                der Fichte 1 00 Jahre

                                der Kiefer 120 Jahre

im Durchschnitt 100 Jahre weniger.

Dies sind auch Gründe, weshalb der Privatwald ausschließlich aus Nadelholz besteht.

Der jährliche Einschlag beläuft sich heute auf 2 322 Festmeter, das entspricht einer Schlagfläche von 45,1 ha Wald. Man unterscheidet dabei zwischen Endnutzung (Kahlschlag) und Vornutzung (Durchforstung). Bei der Endnutzung fallen jährlich 900 Festmeter an, wovon 7 m Kiefer, 18 m Eiche, 290 m Buche und 585 m Fichte sind. Das entspricht einer Kahlschlagfläche von 3,1 ha, die aber jährlich durch Aufforstung wieder rekultiviert wird und zwar 0,6 ha durch Naturverjüngung und 2,5 ha durch künstliche Verjüngung (Pflanzung).

Heute wird auch darauf geachtet, daß genügend Laubholz angepflanzt wird, um den Erhalt des Mischwaldes zu sichern; eine starke Änderung des Waldbaues der 60er Jahre, wo man als Nachfolgebaumart auf geringen (schlechten) Standorten nur Douglasien kannte.

Die Einnahmen der Gemeinde Niederstadtfeld aus dem Wald belaufen sich jährlich auf etwa 230 000 DM. Diese setzen sich aus Holzverkauf (74 %), Jagdeinnahmen (4 %), Nebennutzung (wie Schmuckreisig und Weihnachtsbäume), (3 %) und ABM-Förderungen (19 %) zusammen. Nach Abzug aller Kosten kommt man so auf einen jährlichen Reinertrag, der im Durchschnitt bei 40 200 DM liegt.