Aus- und Übersiedler

Chance oder Herausforderung für uns.

Elisabeth Kallenberg - Annen, Daun - Gabi Grett, Pelm

 

Seit April 1989 kommen sie verstärkt zu uns: Aussiedler, das heißt Deutsche aus Ost- und Südosteuropa, aus Asien und Übersiedler aus der DDR.

Seit dem 1. 6. 1990 hat der Übersiedlerstrom aufgrund der Gleichbehandlung von Bundesund DDR-Deutschen zwar nachgelassen, die Aussiedleraus Polen, Rumänien und der UdSSR kommen jedoch nach wie vor. In diesen Staaten wurden sie aufgrund ihrer deutschen Staatszugehörigkeit oder ihres Bekenntnisses zur deutschen Volkszugehörigkeit diskriminiert. Viele dieser Menschen warten schon seit Jahren darauf, in die Bundesrepublik ausreisen zu dürfen. Sie sehen in ihren Herkunftsgebieten fürsich und ihre Kinder kaum noch Möglichkeit, ihre kirchliche Tradition, ihre Sprache und Kultur als Deutsche zu bewahren und als Volksgruppe zu überleben.

Zirka 50 % der heutigen deutschen Bewohner der ehemals deutschen Ostgebiete von Oder oder Neiße besitzen die deutsche Staatszugehörigkeit, welche durch Geburt erworben wird. Deutsche Volkszugehörige sind Aussiedler dann, wenn sie sich in ihrer Heimat zum deutschen Volkstum bekannt haben. Weit über die Hälfte der Aussiedler kommt aus Schlesien, Oberschlesien, West- und Ostpreußen; andere aus dem asiatischen Teil der Sowjetunion, wohin sie seit 1941 deportiert wurden. Siebenbürger Sachsen, Banaler und Samarer Schwaben kommen aus Rumänien zu uns. In einem Großteil dieser Gebiete wurde die Ausübung deutschen Brauchtums - und besonders die deutsche Sprache - in massiver Weise diskriminiert. Hieraus erklärt sich, daß viele jüngere Aussiedler der deutschen Sprache nicht mehr mächtig sind. Nach dem Grundgesetz und anderen Gesetzen können nur Deutsche und ihre Angehörigen als Deutsche anerkannt werden und haben somit Anspruch auf die Einreise in die Bundesrepublik. Ob die Voraussetzungen für unsere Gesetze vorliegen, wird sorgfältig in den Grenzdurchgangslagern, zentralen Aufnahmelagern, in Ländern und Gemeinden geprüft. Erste Anlaufstelle für Aussiedler sind die Grenzdurchgangslager Friedland, Empfingen, Bramsche und Nürnberg. Von dort werden sie den einzelnen Bundesländern zugewiesen. Rheinland-Pfalz hat eine Aussiedlerquote von ca. 5 %; rund 100 Heime sind vom Sozialministerium angemietet und zum Großteil den Wohlfahrtsverbänden, wie der Caritas, dem Deutschen Roten Kreuz, der Friedenswarte in Trägerschaft übergeben.

Übergangswohnheim . Daun Dronkehof

Trägerschaft DRK-Landesverband

Anzahl der Belegplätze

Anzahl der Personen, die in Wohnungen vermittelt wurden

Anzahl der Personen, die im Kreis Daun wohnen

%

Daun Dronkehof

DRK-Landesverband

245

398

180

45,23

Jugendherberge Daun

DRK-Landesverband

175

294

73

24,83

Kerpen *) *) Albertinum

DRK-Landesverband

90

—

—

 

Gerolstein Albertinum

Caritas

204

148

65

43,92

Gerolstein Haus Menne

Caritas

55')

3

—

 

*) bei voller Belegung 110 Plätze

*)*} Kerpen wurde bisher aufgrund von Umbaumaßnahmen noch nicht in Betrieb genommen

Stand 21. 6. 1990

Im Landkreis Daun gibt es mittlerweile vier Aussiedler-Übergangsheime. In Daun selbst befindet sich das Wohnheim Dronkehof mit seiner Außenstelle, der Jugendherberge Daun. In Kerpen wurde in einer ehemaligen Strumpffabrik ein Wohnheim errichtet - beide Einrichtungen sind in Trägerschaft des DRK-Landeverbandes Rheinland-Pfalz geführt. In Gerolstein befinden sich zwei weitere Übergangswohnstätten der Caritas, das Albertinum sowie das ehemalige Hotel Menne.

Zu den Aufgabenbereichen der Übergangswohnheime zählen die Betreuung im Heim, die Wohnungsvermittlung, Hilfe bei Behördengängen und Hilfestellung bei Alltagsproblemen. Außerdem wird in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt bei der Arbeitssuche geholfen.

Den Aussiedlern steht ein breitgefächertes Angebot an Integrations- und Eingliederungsmaßnahmen zur Verfügung. Im Kreis Daun ansässigen Aussiedlern wird auch nach dem Auszug aus dem Übergangswohnheim weitere Hilfe angeboten. Eine speziell für Aussiedler tätige Betreuerin des DRK-Kreisverbandes hilft bei kleineren und größeren Problemen gerne weiter.

Schwierigkeiten ergeben sich besonders bei der Wohnungssuche. Noch 1989 wurden im Landkreis Daun viele Wohnungen angeboten, 1990 verschlechterte sich hier, wie auch in den Ballungsräumen, die Wohnungssituation immer mehr, so daß besonders für Aussiedler die Wohnungssuche oft sehr beschwerlich ist. Im Gegensatz hierzu ist die Arbeitsmarktsituation recht gut - auch für Aussiedler. Aufgrund des akuten Facharbeitermangels im Landkreis Daun kommen viele Arbeitgeber aus eigenem Antrieb auf das Übergangswohnheim zu, erste Kontakte werden geknüpft, und in einigen Fällen findet auch eine Stellenvermittlung statt. Gute Kontakte zwischen Bürgern des Kreises Daun und Aussiedlern entstehen außerdem durch kirchliche und schulische Integrationsmaßnahmen.

Es bleibt zu hoffen, daß die positive Resonanz aus der Bevölkerung auch weiterhin im Landkreis Daun erhalten bleibt; denn nur, wenn man mit diesen Menschen, die in ihren Herkunftsländern vieles erleiden mußten, in Kontakt tritt, kann man ihre Situation verstehen und Vorurteile abbauen.