Partnerschaft mit dem Kreis Neuhaus in Thüringen

Helmut Klassmann, Daun

 

Partnerschaften innerhalb Westeuropas sind für uns alle zu einem Begriff geworden. Zu Gemeinden im Ostblock und insbesondere zu Kommunen in der DDR bildeten sie jedoch die Ausnahme, Partnerschaften zwischen Landkreisen in der DDR wurden durch das alte Regime nicht genehmigt. Erst die Ereignisse des vergangenen Jahres ließen die Aufnahme partnerschaftlicher Beziehungen zu.

Der Kreistag des Landkreises Daun hat am 19. 6.1990 mit großer Mehrheit beschlossen, eine Partnerschaft mit dem Landkreis Neuhaus am Rennweg in Thüringen aufzunehmen. Eine Partnerschaft, so Landrat Orth, die beiden Seiten dienen und mit dazu beitragen soll, die Jahre der Teilung Deutschlands zu überwinden. Das Gebiet der DDR war für viele von uns durch den "Eisernen Vorhang" sehr weit weg und persönliche Kontakte sowie Besuche waren die Seltenheit.

Am Anfang der Partnerschaft kann noch nicht über große Erfolge geschrieben werden, vielmehr soll der Partnerschaftskreis Neuhaus am Rennweg vorgestellt sein.

Der Kreis Neuhaus liegt im Südwesten der DDR und gehört zum ehemaligen Land Thüringen. Die Kreisgrenze berührt auf einer Länge von 10,4 km die Grenze zur Bundesrepublik; das Gebiet hat eine Größe von 321 km2, 37.600 Einwohner, eine Bevölkerungsdichte von 117 je km2 und einen sehr hohen Waldanteil von 61,6 %. Zum Vergleich die Zahlen des Kreises Daun: Größe 911 km2, 57.000 Einwohner, Bevölkerungsdichte 61 je km2, Waldanteil 42,9 %. Der Höhenunterschied zwischen der höchsten Erhebung, dem Großen Farmdenkopf mit 868 m ü. NN und dem tiefstgelegenen Ort Unterweißbach mit 316 m ü. NN beträgt 522 m. Der Kreis Neuhaus gehört zum Regierungsbezirk Suhl und der bekannte 120 km lange Rennsteig über den Kamm des Thüringer Gebirges von Clausberg bis Ernstal verläuft durch seinen Raum. Wegen der landeskulturellen Bedeutung wurde das Rennsteig-Gebiet 1967 unter Landschaftsschutz gestellt und einige Flächen als Naturschutzgebiete ausgewiesen. Obwohl der Kammweg des Thüringer Waldes und des Thüringer Schiefergebirges durchgängig "Rennsteig" genannt wird, bezeichnen ihn Einheimische auch in der mundartlichen Form als Rennstieg. Dagegen ist der Zusatz Neuhaus "am Rennweg" eine postalische Zweckbildung aus den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts, zur Unterscheidung von weiteren, gleichnamigen Postorten. Die Stadt Neuhaus, eine der jüngsten und die höchstgelegene Kreisstadt der DDR (730-830 m),hat 7.000 Einwohner. Bekannt ist auch das Glasbläserstädtchen Lauscha und das dortige Museum für Glaskunst vermittelt einen guten Einblick in den Werdegang der Glasindustrie. Neben Lauscha haben die Orte Gräfental, Katzhütte, Lichte, Meuselbach-Schwarzmühle, Oberweißbach und Steinheid über 2.000 Einwohner. Der Kreis Neuhaus besteht aus 27 Ortsgemeinden.

Die Lebenshilfevereinigung des Kreises Daun, der CDU-Kreisverband und die Kreissparkasse Daun haben ebenfalls bereits partnerschaftliche Beziehungen zu vergleichbaren Organisationen im Landkreis Neuhaus aufgenommen. Eine Partnerschaft kann nur auf breiter Basis entstehen und die menschlichen Kontakte bilden die Grundlage für ein gegenseitiges Verständnis.

Der Landkreis Neuhaus mit einer überwiegend evangelischen Bevölkerung hat durch seine bisherige Grenzlage zur Bundesrepublik gelitten. Nach einer Wiedervereinigung liegt er jedoch zentral in der Bundesrepublik und teilt somit die gleichen Zukunftsperspektiven, wie der Landkreis Daun, der als ehemaliges Grenzgebiet nunmehr eine zentrale Lage in Europa einnimmt.