Disteln
Maria Kraemer, Oberbettingen
Im letzten Frühjahr, ich muß es gestehn, |
blieben zu meiner Schande |
ein Trüppchen Disteln am Gartenzaun stehn |
die einzigen wohl im Lande!
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Doch sie wuchsen unbekümmert deswegen |
munter hoch am Zaun, |
sie standen im Sonnenschein und im Regen |
ich brachte nicht fertig sie umzuhaun'.
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Sie standen lebensfroh dicht an dicht |
wie ein sommergrünes Haus, |
vom Weg her sah man zum Glück sie nicht, |
ein fleißiger Gärtner reißt Disteln raus.
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Dann kam Leben ins grüne Haus, |
Bienengesumm und Käfergewimmel, |
Falter flogen ein und aus |
unter blauem Sommerhimmel.
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Die Disteln bedeckten mit Blüten ihr Haus |
mit samtig blauen Bällen, |
das sah so nett und freundlich aus |
bei den stachligen Gesellen.
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Nun ist verblüht der blaue Flor |
und unter weißer Watte |
lugen braune Samen hervor, |
der Herbst steht auf der Matte.
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Der bunte Stieglitz räumt das Haus |
verzehrt die braunen Kernchen, |
der Herbstwind bläst den Rest hinaus, |
die watteweichen Sternchen. |