Eine Woche für Susi

Marianne Schönberg, Jünkerath

 

Jahr für Jahr geschiehts, daß wildlebende Jungtiere verletzt oder ohne Mutter aufgefunden werden.

Immer wieder gibts Menschen, die sich kümmern, um ein Häschen, einen Vogel, einen Igel ....

und so viel gutgemeinte Ansätze zur Hilfe bringen keinen Erfolg.

Da war im Frühjahr die Geschichte um Susi, das winzige Schweinchen aus der Gattung der schwarzen Jolanten. Nur eine Woche dauerte das kurze Leben, gar nichts Weltbewegendes, aber für Menschen mit seelischem Freiraum für Träume, dem Gefühl für die lieben kleinen Dinge im Alltag könnte Susi's Tagebuch ein Gewinn sein.

Deshalb ist dies moderne Märchen hier notiert. Und so fing alles an:

Es gab einen Zusammenstoß auf der Straße von Jünkerath nach Esch, ein Wildschwein lief ins Auto, das Tier entfloh, der Fahrer meldete das dem zuständigen Jagdhüter und der ging morgens mit seinem Sohn und der Hündin Blanka zur Nachsuche. Blanka fand die schwarze Jolante, sie war schwerverletzt, mußte erschossen werden.

Dann sahen die Jäger, daß es ein Mutterschwein war. Wie las sich das doch beim Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein.... sie schnitten ihm den Bauch auf und hervor kamen....; also hier warens vier winzige Säuchen. Zwei starben sofort, die ändern signalisierten Hunger und so nahmen die Jäger sie mit heim. Da wurde Spezialnahrung vom Bauernhof im Nachbarort besorgt, sowas gibts ja heute für Hausschweinchen und was dem einen recht, kann dem ändern billig sein. In der Zwischenzeit starb noch ein Tierchen. Das letzte aber nahm das mit so viel Mühe bereitete Fläschchen an, nuckelte hingebungsvoll und bestand von nun an auf Atzung, alle zwei Stunden, bei Tag und bei Nacht. Zwischendurch machte es sichs im Kistchen unter der Rotlichtlampe bequem. Bereits am zweiten Tag hörte das Tierchen auf den Namen Susi, kam den vermeintlichen Eltern auf schwankenden Beinchen nach, denn die waren Bezugsperson und zuständig für alles, was so ein Tierkind braucht. Durch die Zimmer trippelte Jolante, grunzend, quiekend und mit der kleinen, kräftigen Schnauze forderte sie Streicheleinheiten. Borstig war das gestreifte Fell, drahtig die winzigen Haarbüschel - Susi war der Star im Haus und ihr Dasein lockte schnell die Nachbarn an, vor allem die Kinder. Die warteten geduldig wenn es hieß.... Susi schläft noch. Und dann der ersehnte Auftritt mit dem kleinen Schwein! Da war eine Sendung vorm Bildschirm nichts, hier saß man "in der ersten Reihe", konnte das Schweinchen anfassen, streicheln, mit ihm sprechen. Das ist Leben pur.

Als dies Tierkind nach wenigen Tagen abbaute, die Hinterläufe einknickten und auch der Tierarzt nicht helfen konnte, war man im Mühlental schon ein wenig traurig, denn es gab ja bereits Vorschläge, wo Susi leben sollte, wenn sie "groß" war.

Es hat nicht sollen sein.

Dies ist also die Bestandsaufnahme um einen Versuch, Hilfe zu leisten. Daß er mißlang, ist vielleicht auch ein Beweis für die Grenzen, die menschlichem Mühen gesetzt sind.