Viehhandel im Gottesdienst

Jakob Schmilz, Daun

 

Immer gab es Gläubige, die sich während des Gottesdienstes in der Kirche nicht der Handlung entsprechend verhalten können. So auch in einer Pfarrgemeinde in der Nähe von Daun. Einige Männer verbrachten am Sonntag während des Hochamts ihre Zeit auf der Empore, hinter der Orgel. Sie unterhielten sich oft so laut, daß sie nicht nur beim Pfarrer und Organisten, sondern auch bei den Gläubigen Ärgernis erregten. Der Pastor hatte wiederholt auf den gotteslästernden Mißstand hingewiesen; ohne Erfolg.

Dann hatte der pfiffige Küster und Organist eine Idee, die er auch gleich dem Herrn Pastor vortrug. Dieser fand den Einfall gut, er wurde am nächsten Sonntage in die Tat umgesetzt. Wie stets begann der Organist das Zwischenspiel auf der Orgel mit einem Piano, allmählich wurde es stärker bis er zum Schluß alle Register zog. Die Gläubigen sahen sich verständnislos an, schauten zur Empore, konnten sich das eigenartige Verhalten des Organisten nicht erklären. Doch dann, ganz plötzlich, setzte die Orgel aus. In dem Augenblick war von der Empore zu hören, wie ein Bauer sagte: "Sie honn zo schruuß Hörner." Aus den Worten war zu schließen, daß sie beim Ochsenhandel waren. Nach diesen Ausspruch herrschte peinliche Stille in der Kirche und in manchen Gesichtern war Entsetzen zu lesen. Wie konnte so etwas in der Pfarrei passieren?

Dann ging ein Raunen durch die Kirche, man sah sich gegenseitig an, einige belächelten den Vorgang, doch das Geschehene wurde noch lange diskutiert und die betreffenden Bauern zeigten Reue. Danach wurden sie regelmäßig in der Kirche unter den übrigen Pfarrangehörigen gesehen. Es schien, daß sie sich den Vorfall zu Herzen genommen hatten; es sollen noch recht fromme Christen geworden sein.