Laientheater in Hillesheim

Norbert Esselen, Hillesheim

 

Im Landkreis Daun darf man sich glücklich schätzen, daß ein vielschichtiges kulturelles Angebot von ehrenamtlichem Engagement getragen wird. Allein im Bereich des Laientheaters erfreuen 29 Theatergruppen immer wieder die Bevölkerung des Landkreises und viele Gäste.

Eine dieser Laienspielgruppen besteht in Hillesheim; sie rekrutiert sich aus Mitgliedern des Kirchenchores St. Martin. Bereits vor 65 Jahren spielte man in Hillesheim Theater. In alten Kirchbüchern ist zu lesen:

25. 12. 1925: Heute nachmittag, vier Uhr, ist Generalprobe des Theaterstükkes "Paulus" vom Kirchenchor. Kinder zahlen 30 Pfg., Erwachsene 1 Mark. Die Hauptvorstellung ist morgen abend.

Laienspielgruppe Hillesheim 1979 - "Wege des Schicksals" Foto: Rosenkranz

27. 12. 1925: Heute abend um 1/2 8 Uhr wird das Theaterstück "Paulus" noch einmal aufgeführt zu einem allgemeinen Eintrittspreis von 50 Pfg. Die Mitglieder und auch die Ehrenmitglieder haben freien Eintritt.

Was so lange Tradition hat, muß natürlich weiterleben. Dies dachte auch der Vorsitzende des Kirchenchores St. Martin Hillesheim, Hermann-Josef Schmitz, als er vor zehn Jahren die Laienspielgruppe des Kirchenchores wieder ins Leben rief; 1979 schrieb er als Vorwort zum ersten Stück:

"Liebe Theaterfreunde, hier in Hillesheim blickt das Volks- und Heimattheater auf eine lange und bewegte Tradition zurück. Schon in den zwanziger Jahren wurden vom Kirchenchor verschiedene Theaterstücke aufgeführt. Doch mit dem Einzug des Fernsehens in unsere Wohnzimmer blieben die Zuschauer an Theaterabenden nach und nach aus. Heute, wo Stadtmauer und Brunnen restauriert werden, denkt man auch wieder an schöne Theaterabende. Dank einer guten Kameradschaft im Kirchenchor und der Aufgeschlossenheit der Hillesheimer Bürger gelang es, wieder Theater zu spielen".

Und weiter schreibt er den Besuchern:

"Wir wünschen Ihnen ein paar schöne und besinnliche Stunden, die Sie hoffentlich nicht so schnell vergessen mögen. Doch denken Sie daran, daß alle Spieler Laienspieler sind, die aus Freude zum heimatlichen Brauchtum für Sie hier auf der Bühne stehen."

1979 waren es 10 Kirchenchormitglieder, die als Laienschauspieler das Schauspiel "Wege des Schicksals" von Karl Mertes aufführten. Der 3-Akter kam gut an, das Publikum war begeistert, die Vorstellungen alle gut besucht. Neben den "Aktiven" trugen natürlich auch die guten Geister hinter der Bühne zu diesem Erfolg bei. Die Euphorie über den gelungenen Einstand war so groß, daß man gleich den nächsten Termin ins Auge faßte und sich schon Gedanken um ein professionelleres und variableres Bühnenbild machte. Noch beseelt vom gelungenen Einstand führte die Laienspielgruppe 1981 "Im Banne der Berge", ein Volks- und Heimatstück in 5 Akten, auf. Dem Publikum bot man ein abendfüllendes Programm an, das mit sehr viel Beifall honoriert wurde. Bei dem Schauspiel "Hasso, der Rebell", das 1983 über die Bühne lief, waren die Grenzen der räumlichen Kapazität für die aktiven Spieler erreicht; 16 Schauspieler und acht Helfer faßte die Hinterbühne kaum noch, man stand sich auf den Füßen. Um so größer die Freude, als alles gelang. Mittlerweile war das Theaterspiel des Kirchenchores wieder Tradition geworden. Sowohl das Publikum als auch die Laienspieler erwarteten die Fortsetzung.

Jeder Theaterspieler weiß, daß ernste Volksstücke leichter zu spielen sind als heitere Stükke. Dessen war sich auch die Theatertruppe des Kirchenchores bewußt, als sie 1985 das heitere Volksstück "Der verkaufte Großvater" aufführte. Hinzu kam noch die Herausforderung, ein Stück gewählt zu haben, das zwei Jahre zuvor das Ohnsorg-Theater in Hamburg mit Henri Vaal in der Hauptrolle auf die Bretter brachte. Die acht Schauspieler in Hillesheim lösten ihre Aufgabe meisterlich. Auch 1987 war das Publikum angetan, die Vorstellungen alle wieder sehr gut besucht, als sich der Vorhang für das Luststück "Mit Küchenbenutzung" öffnete.

Im zehnten Jahr, 1989, brachte man das Volksstück "Wo die Alpenrosen blühen" zur Aufführung. Auch hier wieder eine positive Resonanz. In der Presse war zu lesen: "Die Bühne war prächtig ausgestattet"... und ..." die Akteure überzeugten in ihren Rollen durch gutes Spiel". Solches Lob und voll besetzte Vorstellungen zeigen den Schauspielern, daß sie auf dem richtigen Weg sind. So laufen bereits die Planungen für 1991. Auch dann wird sich wieder am 3. und 4. Adventssonntag, am 2. Weihnachtstag und an Neujahr der Vorhang zu einem neuen Stück öffnen.

Ein Jahr nach diesem kleinen Theaterjubiläum steht für den Kirchenchor St. Martin ein besonderes Ereignis ins Haus.

1991 kann der Hillesheimer Kirchenchor sein 200-jähriges Jubiläum feiern; ein seltenes Ereignis für einen Chor. Langwieriges Suchen in alten Kirchenbüchern brachte Erfolg: In Aufzeichnungen aus dem Jahr 1791 war zu lesen, daß für Chorsänger ein Betrag aus der Pfarrkasse gezahlt wurde, also existierte auch ein Chor. Mit Sicherheit wird man vergeblich nach Gründungsurkunden suchen; solche formalenVorgänge waren bei Kirchenchören nie üblich.

Szenenfoto aus "Der verkaufte Großvater" 1985/86

Auch ohne Gründungsurkunde freut sich der Kirchenchor St. Martin Hillesheim auf das Jubiläumsjahr 1991. Es soll ein Festjahr werden. So ist geplant, daß einmal im Monat der Sonntagsgottesdienst von einem Gastchor mitgestaltet wird und monatlich ein Konzert in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Bildungswerk stattfindet. Für Musikfreunde wird dies sicherlich ein Genuß werden.

Dem Kirchenchor St. Martin Hillesheim bleibt zu wünschen, daß er weiterhin mit so viel Engagement das kulturelle Leben in Hillesheim wesentlich mitgestaltet.