Mauren

aus Lenzen-Haus zu Heyroth

13 Generationen in fünf Jahrhunderten

 

Große, reiche oder bedeutende Familien sind stolz auf ihre Stammbäume und Ahnentafeln mit Generationen in vielen Jahrhunderten. Doch genau genommen, haben auch einfache Familien die gleiche Anzahl Generationen. Nur sind die Namen, Daten und Ereignisse nicht bekannt. Im Kreise Daun ist es jedoch möglich, daß einfache Familien ihre Vorfahren durch viele Jahrhunderte erfassen können, denn es gibt für dieses Gebiet in Archiven gelagerte Unterlagen bis an die Grenze des Mittelalters. Hier sollen die Vorgänge der Familien Mauren in Heyroth in fünf Jahrhunderten bis zur 13. Generation dargestellt werden.

1500 bis 1600

Steuern sind nicht beliebt, aber notwendig und werden seit Jahrtausenden erhoben. Die Heilsgeschichte beginnt damit, daß Josef, der Mann Mariens, sich in die Steuerliste des Kaisers Augustus eintragen ließ. 

Die lange Reihe der Maurenschen Vorfahren beginnt mit der Steuerliste des Kurfürst-Erzbischof von Trier für das Amt Daun des Jahres 1557. Am Anfang der Liste für Nohn steht der Name des ersten und ältesten der Mauren, aber nur mit seinem Vornamen Michael. Daß er Mauren heißt, ergibt sich aus zwei urkundlichen Eintragungen im "Gerichtsbuch Nohn" aus den Jahren 1565 und 1570. In der ersten kaufen Michael Mauren und seine Frau Helene ein Grundstück, in der zweiten ist er Schiedsmann in einem Grundstücksgeschäft anderer. Das ist Michael Mauren l. Er lebte etwa von 1530 bis 1595. Es war die Zeit der Reformation und zugleich die Zeit, in der Europa das frisch entdeckte, hilflose Amerika zu erobern begann und schamlos ausraubte.

In dem "Gerichtsbuch Nohn" - es befindet sich wie auch die Steuerliste von 1557 im Staatsarchiv Koblenz - sind etwa seit 1550 über 200 Jahre hinaus alle möglichen Grundstücksgeschäfte sowie Erbangelegenheiten beurkundet; hunderte von Angelegenheiten der ganzen Gegend mit noch mehr hunderten Personen. In der Liste von Nohn von 1557 steht auch Mosell Johan, von dem die heutigen Mauren auch abstammen, wie später gezeigt wird.

Der Sohn des Michael Mauren l. hieß wie sein Vater Michael. Er ist in einer Urkunde im Gerichtsbuch Nohn von 1618 genannt. Michael Mauren II. hat etwa von 1570 - 1635 gelebt, also noch die erste Zeit des 30jährigen Krieges mitgemacht.

1600-1700

Sein Sohn, wiederum ein Michael, hat das schreckliche Ende dieses furchtbaren Krieges erfahren. Von diesem Michael Mauren III. wissen wir mehr. Seine Frau Agnes verkauft nach dem Gerichtsbuch 1657 einen Nachlaß. Er war Schöffe des Gerichts in Nohn, wie ein Eintrag von 1660 berichtet, nach dem er sich mit "Maurenschen Erben" auseinandergesetzt hat, Er erhielt gegen Entgelt ein kleines Gärtchen; den von ihm gezahlten Betrag haben die Erben in einer Wirtschaft gemeinsam verzehrt. Das scheint eine fröhliche Erbauseinandersetzung gewesen zu sein, die zugleich beweist, daß Michael III. noch Geschwister hatte. Er wurde etwa 1610 geboren und starb 1681, wie sich aus zwei Lehnsbriefen der Verwaltung Manderscheid ergibt. Aus der Erbauseinandersetzung der Familie von 1682 (Gerichtsbuch) zu schließen, ist er ein wohlhabender Mann gewesen. Sie verrät auch, daß seine Frau Agnes und mehrere Kinder gestorben waren. Der älteste Sohn Michael des Verstorbenen war nach Niederehe verzogen. Die Kinder des verstorbenen Sohnes Niclas, darunter wieder ein Michael, verblieben in Mohn. Der Sohn Johan (Jan) ehelichte eine Frau aus Heyroth, Eva Wolff aus Schmidts Lenzen Haus. Ihr Großvater Laurenz, genannt Lenz Schmidt, geb. um 1600, hatte dieses nach ihm bis heute benannte Haus um 1630 gegründet1. Seine Tochter Veronica heiratete Laurenz (Lenz) Wolff, und ihre Tochter Eva (geb. 1656) ehelichte Jan Mauren. In diesem Haus in Heyroth wohnt heute nach mehr als 350 Jahren immer noch eine auch vom alten Lenz Schmidt abstammende Familie Mauren.

Diese Heirat ist ein Einschnitt in der Familiengeschichte. Bisher wohnten die Mauren zu Nohn im Gebiete des Kurfürstentums Trier. Heyroth jedoch lag im Gebiet des Fürstentums, später Herzogtums, Arenberg. Die Verwaltung von Arenberg führte eine stramme Herrschaft. Von Zeit zu Zeit wurden vom Amt Kerpen, zu dem Heyroth gehörte, sogenannte Herrengedinge abgehalten, mal hier, mal dort. Daran nahmen als Schöffen Bewohner aus dem Amt teil. Alle Zustände und Vorgänge in den Dörfern wurden überprüft: Lebensführung, die Häuser, Zustand der Feldfluren und der Holzungen, Erbangelegenheiten. Einwanderung oder Auswanderung bedurften der Genehmigung. Sehr vieles war verboten, zum Beispiel Schnapsbrennen und Tanzvergnügen. Streitigkeiten in den Dörfern und vieles andere wurden bestraft. Und alles wurde genau zu Protokoll genommen. Auch diese zahlreichen, ausführlichen Protokolle sind im Staatsarchiv Koblenz, lebendige Schilderungen über Zeit, Land und Menschen.

Zudem gehörte Heyroth zum Kirchspiel Niederehe, das in das dortige Kloster inkorporiert war. Es führte die Kirchenbücher musterhaft, so daß wir daraus alles über Taufe, Heirat, Leben und Tod der Pfarrangehörigen erfahren. Diese Kirchenbücher befinden sich im Diözesanarchiv Trier.

In dem Heiratseintrag des Kirchenbuches Niederehe vom 9.2.1678 wird der Ehemann nicht wie in Nohn Mauren genannt, sondern Mohr. Diese Benennung oder Schreibweise wird noch mehrere Jahrzehnte im Kirchenbuch und in den Herrengedingsprotokollen beibehalten.

Erst von 1740 ab setzte sich die Schreibweise Mauren wieder durch. Jan und Eva Mohr (Mauren) hatten neun Kinder, Jan (Johan) starb 1700 im Alter von 49 Jahren.

1700 bis 1800

Seine Witwe Eva Mohr und ihr ältester, kinderloser Sohn Michael haben mehrere Jahre die Wirtschaft von Lenzen-Haus fortgesetzt. Dann übernahm Jans und Evas jüngster Sohn Reiner Eberhard das Haus. Dieser war 1698 geboren, er war wie sein Bruder Schöffe. Verheiratet war er mit Katharina Hoffman aus Leudesdorf. Sie hatten sieben Kinder. Der Sohn Peter wurde Geistlicher und starb 1812 als Pfarrer in Rohr. Reiner Eberhard starb 1777; wie im Kirchenbuch vermerkt "vir exemplaris vitae" -ein Mann von musterhaftem Lebenswandel. Erbe wurde der Sohn Michael, also in der Ahnenfolge Michael Mauren IV geboren 1737, gestorben 1805. Auch er war Schöffe und oft im Herrengeding tätig. Reiner Eberhard, Michael IV und der Nachfolger Christoph Raphael hatten eine große Landwirtschaft und Viehhaltung. Außerdem fabrizierten sie - vor allem im Winter - Pottasche. Michael IV war zweimal verheiratet, zuerst mit Maria Clausen aus Zilsdorf, dann mit Anna Maria Röder. Aus der ersten Ehe hatte er sechs, aus der zweiten fünf Kinder.

1800 bis 1900

Nachfolger in Lenzen-Haus wurde der Sohn Christoph Raphael. Zu dessen Lebenszeiten änderte sich die Welt sehr. Nach der französischen Revolution übernahm Napoleon die Herrschaft in Frankreich. Das linksrheinische Deutschland wurde für einige Jahre französisch, auch die Eifel. Die Folge war: Das französische Recht wurde in der Eifel eingeführt und galt bis 1900; für das Familienwesen ist bis heute das Standesamt und nicht mehr das Pfarramt zuständig.

1815 fiel dann die Eifel an Preussen. Christoph Raphael wurde 1772 geboren und heiratete Anna Christine Michels aus Betteldorf. Sie hatten acht Kinder. Christoph war neben der Landwirtschaft auch als Schmied tätig, er starb 1837.

Erbe wurde sein 4. Sohn Franz Xaver, bei des Vaters Tod erst zwanzig Jahre alt. Er heiratete 1847 Anne Maria Thelen aus Stroheich. Eine von ihren Urgroßmüttern ist Agnes Mosel aus Dankerath. Diese stammte über mehrere Generationen von dem Schöffen Johan Mosell ab, der auch in der Steuerliste von 1557 unter Mohn verzeichnet ist. Franz Xaver und Anna Maria hatten fünf Söhne und drei Töchter. Er starb 1887.

Hier brechen wir den Beitrag des Verfassers ab. Er hat die Ahnenforschung der Familien Mauren bis zum heutigen Tag geführt. Das ist für die Betroffenen natürlich von Interesse, unserer Meinung nach jedoch nicht unbedingt für die Allgemeinheit. Es ist auch nicht Aufgabe und Anliegen des Heimatjahrbuches, Familienchroniken aufzunehmen. Der hier veröffentlichte Teil der Arbeit erschien jedoch aus zwei Gründen aufnehmenswert. Einmal zeigt er auf, wie man Ahnenforschung betreiben kann, wie interessant, aber auch wie mühsam eine solche Arbeit ist. Zum anderen vermittelt er aufschlußreiche Bilder über die Verhältnisse in früherer Zeit, und das wiederum ist Anliegen und Aufgabe des Heimatjahrbuches.

Die Redaktion