Dem Scheidenden . . .

 

Man wird sich erinnern, daß die 70er Jahre dieses Jahrhunderts ein Drei-Landräte-Jahrzehnt im Landkreis Daun waren. Auf Landrat Martin Urbanus, der von 1956 bis 1973 den Kreis in seiner Aufbau- und Umstruktuierungsphase maßgeblich geprägt hat, folgte von 1973 bis 1977 Landrat Johann Wilhelm Römer, der trotz seiner kurzen Amtszeit im Kreis Akzente im bürgerschaftlichen Leben setzte und dessen Name mit dem Bau des Eifelferienparks und der Bewältigung des Dürre-Katastrophenjahres noch immer verbunden ist.

Am 20.7.1977 übergab Landrat Römer, wie er bei seiner Einführung sagte, den Stafettenstab an den bisherigen Bürgermeister der Stadt Wittlich, den damals 38jährigen Karl-Adolf Orth. Er übernahm die Leitung des Kreises in einer Zeit, in der die erste wirtschaftliche Rezessionsphase überstanden war, die Wirtschaft und Industrie sich weiter gefestigt hatte. Er ging mit viel Elan und Ideenreichtum an die Arbeit und machte bald aus, daß ein weißer Fleck auf der Kreiskarte das Fehlen eines modernen Altersheimes war. Nun ist Orth ein Mann, der seine gesteckten Ziele stets gradlinig zu verwirklichen sucht, dabei naturgemäß nicht immer ein bequemer Partner ist, aber dennoch in der Sache gesprächsbereit und kooperativ auftritt. Er versteht es, Menschlichkeit auch im harten, politischen Alltag zu verwirklichen.

Die Verhandlungen mit dem Katharinenorden, mit den Grundstückseigentümern und den infragekommenden Stellen kamen schnell zum Erfolg und bereits in den ersten Jahren der Tätigkeit von Landrat Orth konnte das Regina- Protmann-Haus seiner Bestimmung übergeben werden. Hinter der manchmal herb erscheinenden Persönlichkeit Karl-Adolf Orth verbirgt sich ein Mann mit Herz für die Alten und Kranken, die Behinderten und sozial Schwachen. Er hoffte und baute auf die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger in diesen Planungen, für die Sozialstationen und Sonderschulen, die für alle sozialen Einrichtungen genannt werden.

Als früherer Bürgermeister war Orth ein Kommunalpolitiker per Exzellenz. Wie er oft sagte, verbindet diese Politik am stärksten mit dem Bürger und ist am leichtesten nachprüfbar. Orth wußte 1977, in welches Abenteuer er sich einließ, und er scheute sich nicht, die Auseinandersetzungen und Diskussionen in den kommunalen Gremien und mit Parteien und gesellschaftlichen Gruppen anzunehmen; zu vernünftigen Entscheidungen zu kommen. Er verstand es, über die Partei- und Gruppengrenzen hinweg demokratischen Konsens zu bilden und doch ein zuverlässiger Repräsentant seiner persönlichen Anschauung zu bleiben. Er hat in 13 Jahren viel bewegt und gestaltet. Als ein Mann mit Ecken und Kanten konnte er sich oft gegen manchen Widerstand durchsetzen und schließlich die Zustimmung des Kreistages und der Bevölkerung für seine Ideen finden.

Der Gründung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Kreis gingen harte Auseinandersetzungen voraus, sie war aber doch dank der Überzeugungskraft des Landrats durchsetzbar. Wirtschaft und Fremdenverkehr, Landwirtschaft und Handwerk, hier verschaffte Orth sich Sympathien, auch bei den kulturellen und bürgerschaftlichen Vereinen und Gruppierungen.

Nicht unerwähnt bleiben soll der Vertrag mit dem Landkreis Euskirchen über die Aufnahme des Abfalls aus dem Kreise Daun.

Wer die Auseinandersetzungen über die Einrichtung einer neuen Mülldeponie nach Schließung der alten Deponie in Dohm-Lammersdorf miterlebt hat - das St.-Florians-Prinzip war hier allenthalben anzutreffen - erinnert sich an den Glücksfall, daß es Orth möglich war, unseren Müll nach Mechernich schaffen zu lassen.

Landrat Orth weiß, daß er sich die Leistungen der vergangenen 13 Jahre nicht allein zuschreiben kann. Jeder Erfolg im kommunalen Bereich ist eine Leistung von vielen, hierfür ist die Dorferneuerung ein gutes Beispiel. Aber Orth zeichnete verantwortlich und er setzte sich auch mit Nachdruck für die Zuweisung von öffentlichen Mitteln für den Landkreis Daun ein, immer wieder unterstützt vom Abgeordneten der Mehrheitsfraktion, Günther Wollscheid MdL. Auch ein Landrat kann mit seinen Ideen und Maßnahmen überzeugend erst dann in Aktion treten, wenn in den Ausschüssen und im Kreistag, nicht zuletzt aber bei der Bevölkerung, das entsprechende Bewußtsein geweckt und eine tragfähige Grundhaltung vorhanden ist. Das gilt besonders in den letzten Jahren bei den Einrichtungen der sogenannten Kulturlandschaft; der Musikschule, Kreisbibliothek, den Museen und der Förderung der Kunst. Diese Ergebnisse lassen sich zwar nicht in Mark und Pfennig berechnen, sind aber für die Gestaltung der Lebensqualität in unserem ländlichen Raum von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Vielleicht wird sich das erst später zeigen, wenn auch das alte Landratsamt zu einem neuen Kreismuseum umgestaltet worden ist. Wie Landrat Orth sagt, hatte er das Glück, in einem Elternhaus aufzuwachsen, das religiös und heimatverbunden geprägt war. Für manchen allzu Progressiven mag das ganz unwichtig sein. Aber es gibt nichts Fortschrittlicheres, als sich einen christlichen Glauben bewahren zu können, in einer schwierigen Zeit, und seiner Heimat anzugehören, weil die Heimat etwas zu tun hat mit Vaterland. Gerade hier im Westen unseres Landes wird deutlich, ohne Bezug zum eigenen Vaterland wird das neue Europa nicht entstehen können, weil wir auch in diesem neuen Europa Franzosen, Belgier und Deutsche bleiben wollen. Die Arbeit im Eifelverein und in der Europäischen Vereinigung für Eitel und Ardennen hat Orth auch unter diesem Aspekt gesehen. In der Kreistagssitzung am 19. 6. 1990 wurde auch die Partnerschaft mit dem Landkreis Neuhaus in der DDR beschlossen und unter die Idee der Vereinigung der beiden deutschen Staaten und Europas gestellt.

Auch nach der Übernahme der neuen, größeren Aufgabe wird Landrat Orth dem Kreis Daun verbunden bleiben. Bei einer großen Veranstaltung der Kreissparkasse Daun hat Orth einmal den Staatsmann von Athen, Perikles mit Namen im Jahr 429 v. Chr. mit einer Rede zitiert, die dieser vor Kaufleuten und Geldwechslern gehalten hat: "Wir lieben das Schöne und wahren das Maß. Wir lieben den Geist und werden nicht schlaff. Reichtum dient bei uns zum Wirken und Schaffen, nicht zur Großsprecherei. Armut einzugestehen ist nie verächtlich, verächtlich, sie nicht zu überwinden." Dieses Zitat wird Orth auch als der "höhere Geldwechsler" des Landes Rheinland-Pfalz vor Augen haben.

Die Kreisbevölkerung, der Kreistag, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung und alle, denen er im Beruf und im Leben begegnet ist, danken Landrat Orth für die Leistung von 13 Jahren, die überzeugt hat durch klaren Sachverstand ebenso wie durch Treue zur Sache und zu Prinzipien, Treue zur Familie und zu Idealen, für die er immer eingestanden ist.