Der Gillenfelder Raum zur Römerzeit

Hermann - Josef Stolz / Bernd Zeimetz

 

In der römischen Zeit (bis ca. 450 nach Chr.) wurde die Eitel durch ein Netz von Straßen und Wegen erschlossen.

Eine solche führte von Daun herkommend an Gillenfeld vorbei über Strotzbüch und Hontheim, bis zur Mosel hin. Eine weitere Straße führte vermutlich durch den "Dicken Busch" über Oberscheidweiler zur Mosel. Aber hierfürfehlen bis heute sichere Beweise.

Mit der Eroberung durch die Römer kame auch neue landwirtschaftliche Techniken (Bewässerung, Düngung, Mähmaschine) in unser Land. So wurde auch der Weinbau an der Mosel aus Rom eingeführt, und es entstanden industriemäßige Handwerksbetriebe, wie z. B. das Töpferhandwerk in Speicher, so daß die Eifel eine wirtschaftliche Blüte erlebte, die im zweiten und dritten Jahrhundert n. Chr. ihren Höhepunkt erreichte.

Dengelstock (d) und Gefäßscherben von der röm. Fundstelle am "Römerberg"

In der Eifel entstanden überall große Bauernhöfe, deren Bewohner sich von der Land- und Viehwirtschaft, der Fischerei und dem Sammeln von Wildpflanzen ernährten. Neben den herkömmlichen Bauernhöfen gab es auch große Gutshöfe mit Herrenhäusern, deren Wohn- und Baderäume mit Mosaiken geschmückt waren. Diese Villen, in Besitz von Großgrundbesitzern und hohen Beamten, wurden von Pächtern bewirtschaftet.

Die Überreste einer solchen römischen Niederlassung wurde im Mai 1867 am Fuße des Römerberges entdeckt. Gefunden wurden "54 teils viereckige, teils runde Pfeiler aus Ziegelplatten. Unter dem Boden befanden sich mehrere mit Ziegelplatten bedeckte kleine Kanäle. Auf den Pfeilern lag eine gestrichte und geplättete Decke von Ziegelmörtel. Die Decke hatte eine Länge von 16 Fuß und 13 Fuß Breite" (Jb. derG.f.n.F. 1863-1867,8.53).

Außerdem wurden eine sitzende Figur mit Inschrift und eine Münze des Kaisers Constantins l. hier gefunden, die aber verschollen sind. 1904 fand man bei der Suche nach Ziegelplatten ein Kellergewölbe, in dessen Eingang 6 steinerne Stufen führten. Der Fußboden war mit Quadratziegelplatten belegt. In diesem Keller befanden sich mehrere, über 7 Meter in die Tiefe gehende Kanäle. Außer Holzasche und Kohlen will man auch Menschenknochen dort gefunden haben. Bei der Flurbereinigung wurde ein Teil der Gebäudereste durch Abtragungen stark beschädigt.

Bei den jüngsten Nachforschungen 1986 entdeckte man spärliche Mauerreste sowie zahlreiche Ziegelstücke, einige wenige Gefäßscherben, Mörtel- und Wandputzreste, einen Dengelstock und zwei Bronzemünzen. Bei Münzen handelt es sich um ein Follis des Kaisers Con-stantinus II., 320/21 in London geprägt, und ein Follis des Kaisers Claudius II., 268/270 in Rom geprägt.

Einige römische Münzen vom "Etzerath-Berg"

Alle diese Funde deuten auf eine Besiedlung ab dem dritten Jahrhundert nach Chr. hin, so daß man davon ausgehen kann, daß diese römische Siedlung durch die Germaneneinfälle um 355 n. Chr. zerstört wurde.

Pfarrer Ost berichtet in seinem Manuskript von 1854 über weitere Reste einer römischen Niederlassung im "Ronnental", wo man zahlreiche Dachziegelbruchstücke auffand.

Von dieser Stelle stammt auch der bronzene Kopf eines Adlers, "gegen den eine Schlange hervorschießt, mit Spuren von Vergoldung und unten in eine starke Röhre auslaufend". 1850 fand dies Pastor Schmilz und schenkte es dem Museum in Trier. Der Adlerkopf diente als Aufsatz für einen Wagenkastenhalter einer römischen Kutsche (Mauskr. Ost, S. 157, Jb. der G.f.n.F. 1850, S. 1).

Pfarrer Ost berichtet weiter über eine römische Villa am "Strotpesch" zwischen Gillenfeld und Ellscheid, wo 1852 die Reste eines durch Brand zerstörten Gebäudes und ein Teil einer Wasserleitung entdeckt wurden. Auch fand man an dieser Stelle einen Ring von 4 Zoll Breite mit strahlenförmiger Verzierung. 1986 wurde hier bei Nachforschungen ein Mauerrest entdeckt, in dessen Bereich zahlreiche Ziegel- und Scherbenreste aufgelesen wurden. Durch die ausgewerteten Fundgegenstände kann man davon ausgehen, daß die Besiedlung im zweiten Jahrhundert n. Chr. einsetzte und bis ins vierte Jahrhundert n. Chr. andauerte

Wagenaufsatz aus dem "Ronnental" (RLM Trier)

Eine bisher unbekannte römische Niederlassung kam 1986 bei Nachforschungen am "Etzerather Berg" zutage. Dabei wurden auf einem ausgedehnten Areal zahlreiche Mauerreste festgestellt, die einige Brandspuren aufwiesen und in deren Bereich neben vielen Ziegelstücken, Scherben, Eisennägeln und einem Bronzeverschluß von einem Gefäß auch zahlreiche Münzen aufgefunden wurden, deren Münzreihe von 48 vor Chr. bis 192 nach Chr. reicht. Aufgrund der im Rheinischen Landesmuseum in Trier ausgewerteten Funde, ist eine Besiedlung um Chr. Geb. bis zur Mitte des 4. Jahrh. nach Chr. nachgewiesen.

Rekonstruktion eines römischen Kastenwagens

 Die römische Vergangenheit Gillenfelds wird auch durch mehrere gefundene Gräber belegt. Die Römer verbrannten die Toten und setzten die Asche in Urnen oder Steinbehältern bei. Aus der frührömischen Zeit zeugt ein Brandgrab, das 1915 in der Nähe des Bahnhofs geborgen wurde, mit vier keramischen Gefäßen aus der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts. Eines der Gefäße wurde von einem Bahnarbeiter unterschlagen, so daß nur drei Gefäße ins Provinzialmuseum gelangen konnten (Tr. Zeitschr. 1915, S. 12). Ein Jahr später untersuchte das Museum diese Fundstelle genauer. Dabei stellte sich heraus, daß in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes 1909 beim Bahnbau ein großes römisches Gräberfeld vollständig zerstört wurde (Jb. des PM. 40/41, S. 34).

Im August 1940 hat beim Bau der Kartoffelfabrik in der Nähe des Bahnhofes ein kriegsge-fangener Pole die Reste von zwei zerstörten frührömischen Brandgräbern entdeckt. Aus dem ersten Grab stammen ein eiserner Nagel, Scherben von einem grauen belgischen Teller und Leichenbrand (E.V. 40/76). Aus dem zweiten wurden Scherben einer grauen belgischen Tasse, Scherben eines grauen belgischen Gefäßes, ein Tonwirtel und eine ockerfarbene Krugmündung gefunden (E.V. 40/75, Tr. Zeitschr. 1940, S. 225). Diese beiden frührömischen Brandgräber stehen sehr wahrscheinlich in Zusammenhang mit dem Gräberfeld, das 1909 beim Bahnbau vernichtet wurde.

Ein weiteres römisches Grab wurde im Zuge der Flurbereinigung 1961 in der "Strut" freigelegt, worin neben zwei Brandbestattungen zahlreiche Gefäße aus dem 1. Jahrhundert lagen.

Im Frühjahr 1936 wurden vier von sieben Grabhügel, die sich zwischen Gillenfeld und Strohn befinden, nicht weit von der römischen Villa am Römerberg, vom Rheinischen Landesmuseum Trier untersucht. Gefunden wurden dicke Ascheschichten mit geschmolzenem Glas und Scherben, die eindeutig in den Anfang des 2. Jahrhunderts weisen.

Ein besonderer Grabfund wurde 1854 beim Pflügen auf'Growenberg" gemacht. Hier wurde ein Teil eines Grabdenkmals teilweise abtragen. 1910 wurde an der gleichen Stelle vom Provinzialmuseum das 5 m x 5 m große Fundament dieses Grabdenkmals mit wenigen noch erhaltenen Spuren einer Aschenbestattung ausgegraben (Jb. des P.M. 1909, S. 14). Bei dem Fundament handelt es sich um rechteckig behauene Lavasteine, welche teilweise in der Brücke von Strohn verbaut wurden. Solche Denkmäler wurden oftfür wohlhabende Römer nach ihrem Tod errichtet. Dieses Grabdenkmal steht wahrscheinlich in Zusammenhang mit der römischen Villa am Römerberg.

Gefäße aus dem Grabhügel in der "Strot"(RLM Trier)

Fundament des Grabdenkmals auf dem "Growenberg" (Foto: RLM-Trier)

Die vier Grabhügel bei "den Hübelchen", an der Kreuzung Gillenfeld Winkel, wovon heute nur noch der Flurname erhalten ist, wurde gegen 1821 von Bürgermeister Zillgen ausgegraben. Darin fanden sich Kisten aus Sandstein, zwei gläserne Urnen, zwei tönerne Urnen, eine Amphore, ein Glasfläschen mit zäher Flüssigkeit, eine Lanzenspitze und zwei Münzen des Trajan oder Hadrian. Die Glasgefäße gelangten damals ins Provinzialmuseum in Bonn, wo sie heute als verschollen gelten. Aus dem Umstand, daß diese vier Grabhügel an einer römischen Nebenstraße standen und in einem der Hügel eine Lanzenspitze gefunden wurde, ist wohl die Annahme wahrscheinlich, daß sie für einheimische Römer aus der Oberschicht errichtet wurden (Manuskr. Ost, S. 139, Eiflia III. l. S. 570, Manuskr. Quednow, S. 168, Tafel XI, XXIII).

Ein weiteres römisches Grab, das im August 1920 beim Setzen eines Telegrafenmastes zwischen Pulvermaar und Römerberg entdeckt wurde, enthielt ein Dolium (faßförmiges Tongefäß) in Scherben, einen Henkelkrug, eine Urne und eine Schüssel (E.V.20/363, Jahresbericht des P.M. 44/45, S. 46).

Auch wurden im vorigen Jahrhundert zwei Grabhügel im "Dicken Busch" zur Benutzung des Grundes abgetragen und zerstört. Die Grabhügelgruppen im "Dicken Busch" mit insgesamt etwa 20 Hügeln und der Grabhügel auf der "Lay" sind alle unbestimmter Zeitstellung, sie gelten jedoch als eisenzeitlich.

Erwähnenswert ist auch ein Münzschatzfund, der um 270 n. Chr. vergraben wurde, bestehend aus einem Metallgefäß mit zahlreichen Münzen des Postumus, Gallienus und Claudius und anderen. Er wurde um 1850 gefunden und von Pfarrer Schmilz der Gesellschaft für nützliche Forschung in Trier geschenkt.

Außerdem ist noch der Fund einer römischen Münze zu erwähnen, ein Sesterz des Antoni-nuns Pius, geprägt 153/155 n. Chr. in Rom, die aus dem Pulvermaar geborgen wurde.

Die Existenz zweier römischer Türme auf dem Wartgesberg bei Strohn, die in einer älteren Ortschronik erwähnt werden, ist durch verschiedene Nachforschungen bestätigt.

Der Niedergang des römischen Reiches wurde seit dem dritten Jahrhundert durch zahlreiche Germaneneinfälle eingeleitet. Aus dieser Zeit stammt auch eine römische Befestigungsanlage bei Strotzbüsch, die von Mitte des dritten Jahrhunderts bis Mitte des vierten Jahrhunderts den hiesigen Bewohnern Schutz vor den Germanen bot. Dort wurden zahlreiche Münzen, Gefäßscherben, verschiedene Eisenwerkzeuge und dort gegossene Bronzeteile gefunden. Im 5. Jahrhundert zogen die Römer ihre letzten Legionen vom Rhein zurück, denn der Widerstand der Germanen war zu groß. Die Römerherrschaft hatte in unserer Gegend nun ein Ende.

Literaturhinweis

Ortsakten des Rhein. Landesmuseums Trier Ost, Johann: Altertümer im Kreis Daun, ungedrucktes Manuskript von 1854, im Rhein. Landesmuseum Trier

Quednow, ungedrucktes Manuskript, im Rhein. Landesmuseum Trier Schannat, Johann Friedrich: Eiflia lllustrata, Bd. 1, 1824 Wackenroder, Ernst: Die Kunstdenkmäler des Kreises Daun, Düsseldorf, 1928

Renn, Heinz: Geschichte der Eitel, Aachen 1987 Kaufmann, K. L.: Aus Kultur und Geschichte der Eitel, Nachdruck der Ausgabe von 1926, Aachen 1988

Hummel, Magit: Zur postglazialen Wald-, Siedlungs- und Moorgeschichte der Vordereifel, in: Planta, Bd. 37, 1949, S. 451-497 von Petrikovits, Harald: Urgeschichte und römischen Epoche, aus Rheinische Geschichte, Düsseldorf 1978 Röring, C.F.: Untersuchungen zu Römischen Reisewagen, 1983 Hagen, Josef: Die Römerstraßen der Rheinprovinzen, Bonn 1931 Trierer Zeitschrift, Bd. 27, S. 228 Trierer Zeitschrift, Bd. 24/26, S. 362 Trierer Zeitschrift, 1940, S. 218, 219, 225 Trierer Zeitschrift, 1915, S. 12

Jahresbericht der Gesellschaft für nützliche Forschung, von 1850, S. 1 und von 1863-1867, S. 53

Jahresbericht des Provinzialmuseums, Bd. 40/41, S. 34 Jahresbericht des Provinzialmuseums, Bd. 44/45, S. 46 Jahresbericht des Provinzialmuseums, 1909, S. 14