Eifeler Dorfleben - Erinnerungen

Elfriede Ehlenz, Niederbettingen

 

Der Waschtag

Als Waschpulver für die Dorfbewohner ein großer Luxus war, ging man sehr sparsam damit um und hatte trotzdem blütenweiße Wäsche. Zum Kochen hatten wir in der Futterküche einen großen Kesselofen mit zwei Einsätzen. Einer war für die Wäsche, der andere zum Kartoffelkochen für die Schweinefütterung. In nicht bäuerlichen Haushalten gab's einen großen Waschtopf aus Aluminium, Emaille oder auch einen großen Holzbottich zum Einweichen oder Klarspülen. Dies ging folgendermaßen vor sich:

Die Wäsche wurde sortiert, lagenweise mit Buchenholzasche locker eingelegt und mit lauwarmem Wasser bedeckt oder im Kessel aufgeheizt und mit einem Tuch abgedeckt. Dann blieb sie über Nacht darin und wurde des öfteren mit einem großen Holzlöffel oder Brett eingestampft. Dann wurde am Morgen die Flüssigkeit abgezapft und die Wäsche in selbstgekochter Seife gründlich durchgekocht. Diese war folgendermaßen hergestellt: Knochen, Schlund, Gedärm, Speck und Seifenstein (zum Auflösen) wurden stundenlang gekocht, dann in einen langen, schmalen Holzfreßnapf gefüllt, in Höhe unserer heutigen Seifenstücke. War die Masse fast erkaltet, schnitt man sie mit dem Messer in handliche Stücke. Diese Seife duftete nicht sehr angenehm und sah auch nicht gut aus, sondern schmutzig weißgrau. Aber sie wusch blank. Während des Kochvorganges wurde die Wäsche immer wieder unter die Lauge gestampft. Dann ließ man sie etwas abkühlen, legte ein Brett über den Wassertrog, der meistens vor dem Haus neben der Stalltür stand, legte die noch warmen Wäschestücke der Reihe nach darauf und klopfte sie gründlich mit dem Waschbrettchen, welches mit Griff und aus einem Stück gearbeitet war. Dieses Waschbrettchen wurde im Laufe der Jahre immer kleiner und dünner und die Kanten abgerundet. Es war eine sehr anstrengende Arbeit, wenn man an die großen Haushalte denkt, die es früher gab. Das Wäschereibebrett »Wasserbutt« kam erst viel später auf, dazu eigenartige Saugstampfer mit langem Stiel, mit denen man die Wäsche im Kessel durchstampfte, was ein lautstarkes Blubbern zur Folge hatte.

War dieser Vorgang beendet, wurde klar gespült. Meist gab's unter der Küche einen Brunnen und man pumpte das Wasser per Handbetrieb nach oben, trug es in den Wassertrog und spülte. Oft tat man dies auch am Bach oder Fluß und legte die weiße Wäsche zur Bleiche auf die Wiese. Zu diesem Zweck hatte jeder Ort eine Gemeindewiese am Wasser. Dies nahm etliche Stunden, oft den ganzen Tag in Anspruch. Die Wäsche wurde oft gewendet und mit der wassergefüllten Gießkanne besprengt. War sie getrocknet, fuhr man alles mit dem Handwagen nach Hause und dort wurde die Bettwäsche sofort gereckt. Zu diesem Zweck nahmen zwei Personen die Laken in die Hand und dann zog man kräftig, faltete sie und strich sie per Hand schön glatt. Die andere Wäsche wurde mit dem Plätteisen, das aus Eisen bestand und auf dem Herd aufgeheizt wurde, gebügelt. Später gab es auch Bolzeneisen, deren schwerer Eisenkern aufgeheizt und dann eingeschoben wurde, oder Eisen mit Deckel, in die man Holzkohlen oder Briketts glühend einfüllte. Diese Eisen hatten unterhalb des Deckels einen Bauch, gezackt wie Haifischzähne. Erst danach kamen die elektrischen Bügeleisen auf den Markt, sehr schwer und ohne Wärmeregler.

Die Boek

Bei der Feldarbeit ging es früher trotz Handarbeit zügig voran, ein Nachbar half dem anderen und die Dorfbewohner unter sich ebenfalls. Hatte jemand irgendwelche Maschinen wie Hack- und Häufelmaschine, Binder, großen Rechen oder gar eine Dreschmaschine, es wurde alles ausgeliehen und die Gebühren hierfür nach Gutdünken abgearbeitet. Immer waren mehrere Personen auf einem Feld und es ging wohlgelaunt und lustig voran. Selbst in der Pause machte man Spaße und bei der Kartoffelernte kam es vor, daß jemand in den Kartoffelsack gesteckt wurde oder man setzte seinem Nachbarn eine Maus in den Kragen zur allgemeinen Gaudi. Aus der Kanne, die im Bach stand, gab es gekühlten Pfefferminztee im Sommer zu trinken, der sehr gut schmeckte. Damit es keinen Sonnenbrand oder -stich gab, trugen die Frauen früher eine Kopfbedeckung aus Baumwollstoff, weiß mit kleinen bunten Mustern, bei uns in der Südeifel »Boek« genannt. Die Boek sah hübsch aus, war angenehm kühl und sehr praktisch. Es war ein vorn verstärktes, abgestepptes Kopftuch, das wie ein Sonnenschild über das Gesicht ragte und wie eine Trachtenhaube aussah. Die Boek wurde im Nacken oft in Falten gelegt oder offen getragen und mit einem Band unter dem Kinn mittels Schleife zugebunden. Sie ist noch zu bewundern bei den Hutterern, Nachfahren einer deutschen Sekte, die ihre Heimat vor 450 Jahren verlassen mußten. Sie leben heute in dörflichen Kolonien am Fuße der Rocky Mountains.