Glückwunsch - Abschied - Dankeschön

40 Jahre evangelischer Singkreis Jünkerath

Marianne Schönberg, Jünkerath

Wenn dies Jahr zu Ende geht, ist er vierzig Jahre im Dienst, der evangelische Singkreis der Diasporagemeinde. In den Geburtstag mischt sich ein Wehmutstropfen; er wird sich auflösen und das hat Gründe.

Alle Sängerinnen und Sänger - außer zweien -haben mit der Chorleiterin die »magische Grenze« erreicht; sie sind zwischen 55 und 70 Jahre alt und da möchte man zwar noch gern singen, zur klangschönen Verkündigung im Gottesdienst reicht's nicht mehr so recht. Ältere Stimmen sind nicht rundum präsent, das ist kein Star-Gehabe, sondern der Lauf der Dinge. Wenn ein Chor so um 30 Aktive hat und zwei Senioren sind dabei, das kann man gut und gern tragen. Wenn er aber wie dieser Diasporakreis ein Dutzend Sänger hat und davon sind nur zwei unterfünfzig Jahren, sieht das ganz anders aus. Ab der zweiten Lebenshälfte bringt der Alltag -anfangs noch fein dosiert - immer wieder Situationen, die mit Abschiednehmen verbunden sind; Ausnahmen bestätigen diese Regel. Wir haben unsere stimmlichen Möglichkeiten schon mehrmals untereinander besprochen und kamen zum Schluß, es ist Zeit, zu gehen. Wir tun das gemeinsam, Chorleiter und Chor, das erleichtert den für alle schmerzlichen Schritt nicht, schafft aber eine gewisse Verbundenheit.

Am ersten Adventssonntag 1991 sind's genau dreißig Jahre, die wir gemeinsam musizieren -ich war der vierte Chorleiter in Jünkerath. Damals übernahm ich den Kreis mit der Auflage, ihn für zwei oder drei Jahre zu bewahren - der Kantor wollte nach der Berufsausbildung wiederkommen. Das hat er sich dann anders überlegt und ich blieb; wir wuchsen zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammen. Wie oft war spontan dies oder das in der Diaspora zu tun - nicht immer handelte es sich ums Singen - aber stets waren die Leute vom Chor Ansprechpartner, einfach da. Viele Jahre hatten wir Sängerinnen und Sänger aus umliegenden Orten - Stadtkyll, Lissendorf, Esch, Hillesheim. Sie wurden zur Probe geholt und heimgebracht, mit Privatfahrzeugen und jeder hatte da mal Fahrdienst.

Es gab Geistliche Chormusiken in Jünkerath, in Gerolstein. Da halfen uns viele Jahre liebe Freunde und zwei sollen stellvertretend genannt sein - Engelbert Berg aus Prüm mit Leuten vom Kammerorchester; Ekkehard Schneck aus Trier mit Sängerinnen und Sängern der Kantorei. Das waren Sternstunden für unseren Kreis, genau wie die Synodalchortage im Trierer Raum, wenn mit den evangelischen Chören gemeinsam musiziert wurde. Welch eine Fülle im Klang erlebten wir da. So konnte der Chor in Jünkerath nie singen, da war oft Improvisation angesagt und wir haben meist froh damit gelebt, wohl wissend, wie es »auch« klingen könnte. Unser Singkreis hat in Jünkerath seit den sechziger Jahren Anerkennung und tätige Hilfe vom katholischen Kirchenchor erfahren. Wenn es nötig war, bei kleinen Konzerten, ein Wort genügte und die Bitte um stimmliche Hilfe wurde nie abgeschlagen - wir haben sehr gern miteinander geprobt, gesungen. In die ökumenischen Adventskonzerte in Jünkerath war unser Kreis von Anfang an integriert.

Weil wir nun diesen wohl wichtigen Abschnitt des Dienstes in unserer Kirchengemeinde in Jünkerath beenden, möchte ich danke sagen für viel positives Miteinander. Wir Älteren treten ein wenig in den Hintergrund, auch da kann man Nützliches tun. Wir warten auf einen neuen Kreis junger Leute, die andere Musik in die Kirche bringen. Natürlich gibt es den, aber er muß einen jüngeren Leiter haben, der sich mit der musikalischen Aussage moderner Texte und Rhythmen identifizieren kann. Ich wünsche unserer Jugend diesen Maestro, der Gemeinde damit neues Leben.