Zeitbilder der Kreisgeschichte

500 Jahre Post in der Eifel

Erich Mertes, Kolverath

 

Vorbemerkung:

Wenn jemand in alter Zeit einer entfernt wohnenden Person etwas mitteilen wollte, dann mußte er entweder selbst hingehen oder einen Boten mit der Nachricht schicken. Erst im 15. Jahrhundert finden wir die vorläufigen Ansätze des neuzeitlichen Postwesens. Man wird dem Thema nicht gerecht, wenn man schreibt, im Mittelalter konnten die meisten Leute sowieso nicht lesen und schreiben, als hätte es deswegen keiner Post bedurft. Es stimmt zwar, daß damals das Analphabetentum vorherrschte, noch bis zum Ende der Feudalzeit weit verbreitet war. Doch schon im frühen Mittelalter war die kirchliche Verwaltung in Bistümer, Archidiakonate, Dekanate und Pfarreien gut organisiert, und jeder Pfarrer konnte lesen und schreiben; man hätte jede Person durch Boten anschreiben können.

Aber in den beschränkten Verhältnissen des Mittelalters wohnten die meisten Verwandten einer Familie im gleichen Kirchspiel oder in den Nachbarpfarreien. Das war noch bis um 1800 so, wie wir in Kirchenbüchern leicht nachlesen können. Da konnte man am freien Sonntag nach dem Gottesdienst die Freunde noch zu Fuß besuchen und sich unterhalten. Allgemein interessante Nachrichten von der großen weiten Welt brachte fahrendes Volk ins Dorf, Händler, Hausierer, Kesselflicker (das war früher ein ehrenwertes Handwerk, welches die undichten Kessel flickte).

Das Bedürfnis einer Postorganisation kam nicht von unten, sondern von oben.

Römer bis Mittelalter

Römische und vorrömische Heerstraßen durchziehen die Eifel, den Kreis Daun. Da ist die sogenannte Caesarstraße vom Neuwieder Bekken über Mayen - Kelberg - Dreis - Hillesheim -Jünkerath - Stadtkyll nach Lüttich (entlang der heutigen Bundesstraßen 256 - 258 - 410 - 421). Dann die »Agrippastraße« von Koblenz nach Trier, etwa auf der Trasse der heutigen Autobahn A 48. Zwischen diesen strategischen Ost-West-Strecken gab es eine Vielzahl von Querverbindungen, so im Westteil des Kreises von Bitburg über Oos - Jünkerath nach Nettersheim und Prüm - Mürlenbach - Schwar-zenborn. Im östlichen Kreisgebiet war es unter anderem die Strecke Lutzerath - Alflen - Höchstberg - Boos und die Nordwest-Südost-Linie zwischen Nohn - Hochkelberg - Lirstal - Eppenberg - Kaisersesch.

Alle diese Straßen dienten der Kommunikation, der Nachricht, der Beförderung von Personen und Sachen, dem Verkehr. Von einem organisierten, allgemein zugänglichen Postbetrieb konnte man dabei jedoch noch nicht sprechen. Auch nicht bei dem im hohen Mittelalter in größeren Städten wie Trier und anderen schon entwickelten Botenwesen.

Der Begriff Post

»Post, lat. cursus publicus, heißt in einer Stadt oder Landschaft diejenige Anordnung, da zu gewissen Tagen und Stunden teils reitende, teils fahrende, geschwinde und an bestimmten Orten abwechselnde Boten an andere Orte verschickt werden, auch wiederum aus anderen Städten und Ländern dergleichen mit Briefen,

Personenpost am Bahnhof Utzerath 1905 mit Postillion Adam Schmitz Die Postkutsche ersetzte die fehlende Bahnverbindung Adenau — Kelberg — Bahnhof Utzerath. Ab 1. 1. 1897 verkehrte zweimal täglich eine Personenpost zwischen Kelberg und dem Bahnhof Utzerath. Die letzte Postkutsche auf dieser Strecke wurde am 21. 6. 1922 durch das Postauto ersetzt.

Paketen und Personen ankommen. Nach dem Unterschied nun der bei solchem Post-Wesen vorfallenden Bedienungen, empfängt dieses Wort mancherlei Zusätze, zum Beispiel, Postamt, Ober-Post-Amt, Post-Meister, Posthalter, Post-Schreiber, Post-Reiter, Postillion .. .«1). Vereinfacht ausgedrückt: Die Posten (Postämter) waren öffentliche Anstalten, welche gegen eine feste Gebühr die Beförderung von Briefen, Geld, Paketen und Personen übernahmen. Wesentliche Merkmale dieser organisierten Dienstleistung sind bis heute geblieben: Pünktlichkeit, Schnelligkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit. Der Begriff Post, ital. posta, taucht erst in der Mitte des 15. Jahrhunderts in Italien für berittene Botenpost auf. Den Begriff Reichspost verwendete man erstmals 1559 unter Kaiser Ferdinand l., dem Bruder Karls V.

Die Geschichte

Als historisches Datum der Postgeschichte wirdheute offiziell das Jahr 1490 angesehen. Es ist durch mehrere Quellen belegt (Ersttagsblatt der Deutschen Bundespost, Kat. Michel Nr. 1445). In diesem Jahr richtete Maximilian l., der junge »Weißkunig« (König)2) von Österreich und spätere Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (1493 - 1519) einen gebührenpflichtigen Botendienst (Stafettenpost) zwischen Österreich und den neuen Habsburgischen Niederlanden ein. Mit der Durchführung wurde der »Obristpostmaister« Johanetto Daxn (von Taxis) beauftragt. Die Familie Taxis hatte sich schon vorher in Italien bei Kurierdiensten bewährt. Maximilian war durch seine Ehe mit der einzigen Tochter Karls des Kühnen von Burgund in den Besitz der burgundischen Niederlande gekommen, deren Verwaltung in Mechelen bei Brüssel war.

Die erste Kraftpost (Postauto) in Virneburg 1922

Diese erste Stafettenpost war etwas neues im Vergleich zum alten, mittelalterlichen Botenwesen. Dazu ein Beispiel: In einer Trierer Rentmeisterei-Rechnung von 1373/74 heißt es: »Da ging ein Bote mit einem Brief nach Bruch (an der Salm) zum Herrn von Bruch. Da fand er ihn nicht da. Da lief er weiter nach Daun. Da fand er ihn. Der Bote brachte eine Antwort hierher (nach Trier). Dem Boten gab ich 5 Groschen«3'. Der Überbringer war also hin und zurück zweimal 50 km gelaufen, insgesamt 100 Kilometer. Das gab es bei der Stafettenpost nicht mehr. Der (Post-) Bote lief oder ritt nicht die ganze Strecke hin und zurück, sondern nur noch einen Teilabschnitt bis zum nächsten Posten. Dem übergab er das Felleisen (Ranzen mit der Postsendung) zur Weiterbeförderung und ritt wieder zurück. Dadurch wurde eine enorme Beschleunigung der Postbeförderung erreicht, die sich auf mehr als 160 km/Tag erhöhte, weil die Reiter ja Tag und Nacht unterwegs waren. Die Postwechselstellen lagen etwa 25 - 35 km auseinander. Das war vorher das Tagesziel eines Boten.

Der erste Postkurs von Innsbruck nach Mechelen verlief zunächst durch das Rheintal, wurde aber schon nach wenigen Jahren geändert, weil die befestigten Städte nachts ihre Tore zu hatten und dann umgangen werden mußten. Das brachte Verzögerungen mit sich. Die geänderte Strecke verlief über den Hunsrück und überquerte die Mosel bei Hatzenport, von da durch die Eifel nach Bad Breisig - Büllesheim (bei Euskirchen) - Richtung Maastricht - Mechelen. Nach 1516 wurde die Strecke von Innsbruck nach Brüssel verlegt und die Fahrtroute änderte sich erneut. Sie kam jetzt von Alzey - Wöllstein - Bad Kreuznach her, überquerte die Mosel bei Lieser und ging weiter über Binsfeld - Bickendorf - Arzfeld nach Brüssel. Dann wurde die Linie auf Wien - Brüssel erweitert und führte auch über Trier - Luxemburg.

Aus diesen Anfängen derer von Taxis hat sich das westeuropäische Postwesen entwickelt. Die von Taxis waren hervorragende Organisatoren und wurden dafür hoch geehrt und dotiert, 1608 zu Reichsfreiherren und 1624 zu Reichsgrafen ernannt. Seit 1615 war ihr Amt als Reichsgeneralpostmeister erblich. Das fürstliche Geschlecht von Thurn und Taxis ging daraus hervor.

1671 beklagte sich Freiherr von Walderdorf im Auftrag des Trierer Erzbischofs und Kurfürsten beim General-Erb-Postmeister von Thurn und Taxis über die zu langsame Postbeförderung von Koblenz und Trier zur Reichspoststation Lieser durch Fußboten und beantragte dazu berittene Boten, gleichzeitig die Errichtung einer Postanstalt in Trier. Dem Antrag wurde 1672 stattgegeben, seitdem hat Trier ein eigenes Postamt.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts kamen die ersten offiziellen Fahrposten auf, obwohl es Kutschen und Mietkutschen schon vorher gab. 1725 schließt Kurtrier mit Thurn und Taxis einen Postvertrag, wodurch »die Abschaffung aller bestehenden Briefboten zwischen Koblenz, Köln, Trier und Frankfurt/Main und die Errichtung eines Postwagen-Courses zwischen diesen Städten festgesetzt« wird (Vertrag vom 20. bzw. 26. April 1725). Die Poststrecke Koblenz - Trier verlief dabei über die Poststationen Polch -Kaisersesch - Lutzerath - Wittlich und Hetzerath. Sie tangierte unseren Kreis Daun an seiner südlichen Grenze am Übergang der Uess und Alf bei Strotzbüsch und Mückeln.

Der Fürst von Thurn und Taxis hatte dem Trierer Kurfürsten und seinen landesfürstlichen Behörden zugestanden, daß sie ihre Post gebührenfrei befördern lassen konnten. Das betraf auch die Privatpost der höheren Beamten. 1785 wurde eine reitende und fahrende Post zwischen Koblenz - Trier - Metz beschlossen.

Als im Jahre 1794 französische Revolutionstruppen unseren Eifelraum eroberten und für die folgenden zwanzig Jahre als »Fränkische Republik« Frankreich einverleibten, da änderten sich alle Verhältnisse, auch die der Post. Der Verkehr von Personenwagen, Landkutschen, Marktschiffen und öffentlichen Fahrzeugen, die den ehemaligen Landesherren der eroberten Gebiete gehörten, wurde verboten. An ihre Stelle traten »Diligences« (Postkutschen) und »voitures publiques« (öffentliche Fahrzeuge), die außer Reisenden, deren Gepäck und Pakete auch Briefpost beförderten.

Das folgende 19. Jahrhundert wurde die große Zeit der Postkutschen, aber auch technischer Erfindungen, die mit Rundfunk, Fernsehen und Automation noch bis in unser Jahrhundert hineinreichen. Es begann schon um 1800 in der französischen Zeit unter Napoleon, daß das Postwesen fortschrittlicher, weil einheitlicher, gestaltet wurde. Dies hat Nachwirkungen bis heute, denn die französische Sprache wurde zur internationalen Postsprache und wird erst in unseren Tagen durch die englische abgelöst, zum Beispiel »BY AIR MAIL« statt »PAR AVION«. Aber auch die englische Postsprache hat viele Vokabeln aus dem Französischen entlehnt, so air, express, letter; wobei »express letter« (Eilbrief) heute schon im Amerikanischen heißt: Special delivery letter. Das nur so nebenbei. Bis zur Einführung der Eisenbahn (im Kreis Daun ab 1870)4), unterschied man nach folgenden Arten der Postbeförderung:

1. Botenpost:

Postzustellung zu Fuß, vergleichbar dem heutigen Briefträger (Postbote); bis nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Fahrrad, seit den 1950er Jahren mit Auto in den Dörfern.

2. Reitpost:

Eine normal reitende Post zur Briefbeförderung.

3. Stafettenpost:

Auch Estafettenpost, eine reitende Schnellpost zur Briefbeförderung. Bei jedem Posten wurden die Pferde gewechselt, Tag und Nacht.

4. Fahrpost:

Allgemeinbegriff. Im Unterschied zur Reitpost fuhr sie mit einem Kutschenwagen.

5. Schnellpost:

Eine schnelle Fahrpost zur Beförderung von Reisenden und deren Gepäck bis 30 Pfund sowie Briefen und kleinen Paketen.

6. Personenpost:

Die normale Postkutsche (Fahrpost), von zwei Pferden gezogen, mit einem Innenraum für vier Personen und einem zusätzlichen Platz auf dem Bock neben dem Postillion (Postkutscher).

7. Kariolpost:

Eine schnelle Fahrpost für Pakete, Briefe, Geld. Beschränkte Möglichkeit der Personenbeförderung auf dem offenen Bockplatz.

8. Extrapost:

Eine Fahrpost für Leute, die eine eigene Kutsche besaßen. Die Poststationen stell-ten von einer zur anderen die Pferde zur Verfügung, später auch mit Wagen.

9. Die Chaise:

Kutsche mit Halbverdeck. Sie sagt nichts aus über die Art der Postbeförderung, sondern über die Art der Kutsche.

10. Die Kalesche:

Ebenfalls eine besondere Kutschenart. Ein leichter vierrädriger Einspänner mit zusammenklappbarem Verdeck, dem Landauer ähnlich, aber leichter gebaut.

11. Die Kraftpost:

Ein Begriff aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, der hier noch hinzugefügt werden soll, weil er heute schon nicht mehr allgemeinverständlich ist. Es handelt sich einfach um die Autopost, das Postauto, den Postomnibus, Postbus, Bus. So wandelt sich das Vokabular.

Übrigens geht der Ausdruck »Schmiergeld zahlen« auf die Postkutschenzeit zurück. Das hatte damals überhaupt keine abwertende Bedeutung, im Gegenteil. Die Schmiergelder waren ein Bestandteil der Reisekosten, denn die Radachsen mußten ständig gut mit Schmierfett versehen sein, damit der Wagen leicht lief. »Wer gut schmiert, der gut fährt« sagt man heute noch und meint damit meist ein Bestechungsgeld. Und wenn alles gut geklappt hat, sagt man: »Es lief wie geschmiert.« Relikte unserer Sprache aus der Zeit der Postkutschen. Daun hatte nach Peter Blum seit etwa 1810 eine Postexpedition5). Während der Befreiungskriege 1813 - 15 wurde Thurn und Taxis erneut die Verwaltung des Postwesens auf der linken Rheinseite übertragen. Am 1. 7. 1816 aber übernahm Preußen die Postverwaltung in der Rheinprovinz. Die Postämter wurden dem General-Postmeister und dem Generalpostamt in Berlin untergeordnet. Ihm unterstanden die Oberpostämter in Köln, Düsseldorf, Koblenz und Aachen, diesen wiederum die Postämter und schließlich die Postwärtereien oder Posthaltereien in den einzelnen Orten.

»Um 1850 entstand der Deutsch-Österreichische Postverein. 1867 ging das Taxis'sche Postwesen durch Vertrag an Preußen über. Nach 1868 wurden die Landespostverwaltungen im Norddeutschen Bundesgebiet zur Bundespost vereint. Diese erweiterte sich 187 zur Deutschen Reichspost« (Brockhaus). 187 wurde der Weltpostverein gegründet, dem der »Allgemeine Postvereinsvertrag« mit dem Aus land 1874 schon vorausgegangen war.

Mit Gesetz vom 21.12.1849, in Kraft ab dem 1 i November 1850, führte Preußen nach Englar und Bayern die Freimarken zur Frankierung der Briefe ein.

Vor der Einführung von Briefmarken, heul Postwertzeichen, zahlten meist die Empfangs eines Briefes das Porto. Auch damals kam es schon zu Defraudationen (Hinterziehung der Postgebühren), wenn zum Beispiel Absender und Empfänger vorher Kodewörter vereinbart hatten. Dann brauchte der Empfänger des Briefes nur hinzusehen, er erkannte das vereinbar Kodewort und wußte, was zu Hause bei seine Familie los war. Daraufhin lehnte er den Empfang des Briefes ab, dieser ging zurück, und d Post hatte das Nachsehen. Das ist auch heu' noch so, wenn die Post den Absender nicht ermitteln kann. Es gab aber auch umgekehrte  Fälle in den Notjahren des 19. Jahrhunderts, wo »der Empfänger eines Briefes das ganze De durchwandern mußte, um die Portokosten zusammenzubetteln«6).

Seit 1846 gibt es im Regierungsbezirk Trier de Landbriefträger »für die Bewohner solcher Ortschaften, in denen sich noch keine Postanstalte befinden« (Beck/Blum), »während bis dahin die Landbewohner ihre Korrespondenz bei der nächstgelegenen Postanstalt aufliefern ur beziehungshalber abholen mußten«. Der Briefträger mußte damals seine Ankunft in eine Dorf durch eine Signalpfeife ankündigen. Ab 1. 1. 1875 wurden im Reichspostgebiet d neuen Postwertzeichen in Markwährung eingeführt. Zu dieser Zeit gingen in Daun ur Umgebung folgende Posten ab:

1.

Daun-Manderscheid,

Abgang

22.50 Uhr

2.

Manderscheid-Daun,

Abgang

11. 20 Uhr

3.

Daun-Gerolstein,

Abgang

14.00 Uhr

4.

Gerolstein-Daun,

Abgang

6.45 Uhr

5.

Lutzerath-Gerolstein,

Abgang

4.00 Uhr

6.

Gerolstein-Lutzerath,

Abaana

19.45 Uhr

7.

Gerolstein-Mayen,

'Abgang

22.30 Uhr

8.

Mayen-Gerolstein,

Abgang

23.00 Uhr

9.

Gerolstein-Prüm,

Abgang

11. 45 Uhr

10.

Gerolstein-Prüm,

Abgang

19.35 Uhr

11.

Prüm-Gerolstein,

Abgang

7.15 Uhr

12.

Prüm-Gerolstein,

Abgang

16.00 Uhr

Getränke- und Speisekarte der Gaststätte zur Post (»Passagier-Stube«) Kaisersesch 1857. Die Preise in Reichstaler, Silbergroschen und Pfennige mußten vom Oberpostdirektor in Koblenz genehmigt werden. Das waren noch Zeiten, als man für 10 Silbergroschen ein Mittagessen bestellen konnte. Allerdings verdiente ein Knecht damals auch nur 5 Groschen pro Tag

Das 19. Jahrhundert brachte mit seiner technischen Revolution eine gigantische Entwicklung des Postwesens und führte letztendlich zu unserem heutigen, allgemeinen wirtschaftlichen Wohlstand. Denken wir nur an die Eisenbahn (seit 1835), die Telegraphie mit dem Morsealphabet (seit 1844), das Telefon (seit 1861 )7), die elektrische Beleuchtung (seit 1879), das Auto (seit 1885) und schließlich das Flugzeug (seit 1896), das die Luftpost einleitete.

Im Übergang von der Postkutsche zur Bahn-und Autopost kam in den Städten vorübergehend die Pferdebahn auf, eine Vorläuferin der elektrischen Straßenbahn. Sie wurde auch zur Postbeförderung innerhalb der Städte genutzt. In Trier erfolgte die erste Postbeförderung mit der»Elektrischen« im Ersten Weltkrieg um 1916. Danach wurde in der Eifel die Kraftpost8) in den 1920er Jahren eingeführt und nach dem Zweiten Weltkrieg das automatisierte, mit moderner Elektronik und Computern gesteuerte Postsystem unserer Tage, bis zur Nachrichtenübermittlung durch Satelliten.

In der Euphorie der kommenden Wohlstandsgesellschaft hatte man in den 1950er Jahren fast in jedem Dorf eine Posthilfsstelle errichtet. In den 70er und 80er Jahren setzte sich aber betriebswirtschaftliches Kostendenken durch. Eine Posthilfsstelle, in derein Posthalter weniger als sechs Stunden Wochen-Arbeitszeit hatte, wurde aus Gründen der Rationalisierung geschlossen. Um soziale Härtefälle zu vermeiden, blieb der Posthalter einer solchen unrentablen Stelle bis zur Pensionierung im Amt, die Stelle wurde dann aber nicht mehr besetzt; ein Ausdruck der sozialen Marktwirtschaft.

Postreiter nach einem Kupferstich von Albrecht Dürer. Sondermarke der Deutschen Bundespost 1990Am 3. November 1961 wurden die heutigen Postleitzahlen eingeführt. Die vierstelligen Zahlen bedeuten: 1. Leitzone (z. B. 5 = Köln), 2. Leitraum (55 = Trier), 3. Leitbereich (556 = Wittlich) und 4. den Leitort (5568 = Daun).

Aus Anlaß des 500jährigen Postjubiläums in Europa gab die Deutsche Bundespost am 12. Januar 1990 eine Sondermarke heraus (Kat. Michel Nr. 1445). Die Marke (100 Pf braun) zeigt den Kupferstich »Der kleine Postreiter« von Albrecht Dürer. Nicht nur für Sammler eine interessante Marke.

Abschließend möchte ich mich noch bei Rektor Alois Mayer und dem übrigen Redaktionskollegium des Jahrbuches für die Anregung zu dieser Arbeit bedanken. Viele Einzelheiten wären noch beizutragen, aber das würde den Rahmen der Abhandlung sprengen.9)

Anmerkungen:

1.) Hübners Conversations-Lexicon, 1759.

2.) »Der Weiß Kunig«, Eine Erzehlungvon denThaten Kaiser Maximilian des Ersten, von M. Treitzsaurwein, Wien 1775.

3.) Laufner, Richard. Einführung in die Verkehrs- und Nachrichtengeschichte Triers im Laufe der Jahrhunderte, Mittelrheinische Postgeschichte, H. 59/1986.

4.) s. Verf., Die Entwicklung der Eisenbahn in der Zentraleifel, Eifeljahrbuch 1991, 164.

5.) Blum, Peter, Entwicklung des Kreises Daun, 1925, 216.

6.) Janssen, Josef, Eifelnöte und Eifelleid im vorigen Jahrhundert, Eifel-Kalender 1932, 68.

7.} s. Verf., Die Einführung des Telefons in der Zentraleifel, Zeitschrift DIE EIFEL, H.2/1990, 84ff.

8.) Eröffnung der Kraftposten, s. Eifelvereinsblatt 1925, 94.

9.) Sammlung im Heimatarchiv des Verfassers.

Literatur:

Amtsblätter der königlichen Regierung zu Coblenz, 19. Jh., lfd. Folge. Archiv für deutsche Postgeschichte, herausgegeben von der Gesellschaft für deutsche Postgeschichte, lfd. Folge. Beck, Otto, Beschreibung des Regierungsbezirks Trier, 1871. Blum, Peter, Entwicklung des Kreises Daun, 1925. Dauner Kreisblatt 1874.

Scotti, J., Sammlung der Gesetze und Verordnungen des Kurfürstentums Trier, 3 Bände, Düsseldorf 1832.