Integration von Aussiedlern

Elisabeth Kallenberg-Annen, Daun

 

In den Übergangswohnstätten Dronkehof und der Jugendherberge Daun - beides Einrichtungen des Deutschen Roten Kreuzes, Landesverband Rheinland-Pfalz - leben 365 Aussiedler/innen aus Polen, der UdSSR und Rumänien.

Gemeinsam ist all diesen Menschen, daß sie als Deutsche unter Deutschen leben möchten. Aber dieser Wunsch ist gar nicht so einfach zu realisieren. In ihren Herkunftsländern wurden sie als Deutsche und Faschisten verschrien und hier bei uns sind sie auf einmal «Russen, Polen, Ausländer, Asylbewerber».

Für Aussiedler, die mit dieser Situation konfrontiert werden, bricht oft eine Welt zusammen. Hinzu kommt, daß die Verweildauer in den Wohnstätten sich ständig verlängert. Was als Übergang gedacht ist, wird zur Regel, und so ist es nicht selten, daß Aussiedlerfamilien zwei Jahre lang, auf engstem Raum untergebracht, in den Übergangswohnstätten leben.

Die berufliche Integration von Aussiedlern ist am schnellsten vollzogen. Aufgrund der aufgelockerten Arbeitsmarktsituation und des akuten Facharbeitermangels im Landkreis Daun bekommen Aussiedler relativ schnell nach dem Sprachkursbesuch einen Arbeitsplatz.

Für Aussiedlerinnen stellt sich die Arbeitsmarktsituation jedoch nicht so rosig dar. Frauen, die Kleinkinder betreuen und keine Mutter dabei haben, die auf die Kinder aufpassen kann, können aufgrund mangelnder Kinderbetreuungseinrichtungen oftmals nicht am Sprachkurs teilnehmen. Mangelnde Sprachkenntnisse führen jedoch dazu, daß Frauen nicht oder nur sehr schwer in die Arbeitswelt eingegliedert werden können, die gesellschaftliche Integration ist kaum zu verwirklichen.

Auch wenn ältere Menschen unsere Sprache noch gut beherrschen, so kann die Mehrzahl der jüngeren Generation sich nur sehr schlecht oder gar nicht mit der einheimischen Bevölkerung verständigen.

Problemgruppen bei der Integration sind Kinder, Jugendliche, Frauen und ältere Menschen. Hier sind die Mitarbeiter der Übergangswohnstätten und der Nachbetreuungsstellen verstärkt gefordert.

Bei älteren Menschen vollzieht sich die Integration noch am einfachsten. Sie sind meist der deutschen Sprache mächtig und sehr daran interessiert, Kontakte zu anderen zu knüpfen. Werden im Heim Altennachmittage angeboten oder Altentreffs in Daun besucht, so nehmen relativ viele Senioren an diesen Veranstaltungen teil.

Vom Heim heraus muß intensive Frauenarbeit geleistet werden, um Aussiedlerinnen aus der Isolation herauszuholen und eine Eingliederung in die Gesellschaft zu gewährleisten. Die Probleme, mit denen sich Aussiedlerinnen in der Bundesrepublik auseinandersetzen müssen, sind vielfältig. Sie reichen von Sprachschwierigkeiten über andere Mentalität und Religion, über die Stellung der Frau in der Familie und unserer Gesellschaft bis hin zu mangelnden Kinderbetreuungsmöglichkeiten in der Bundesrepublik. Hinzu kommt die Wohnungsnot aufgrund der hohen Kinderzahl.

Kinder, so könnte man meinen, sind sehr schnell integriert, die Realität sieht anders aus. Zwar lernen Kinder und Jugendliche die deutsche Sprache schnell, sie besuchen einheimische Kindergärten und Schulen. Aber dort nehmen diese Gruppen Außenseiterfunktionen ein. Selbst wenn vom Heim aus Veranstaltungen für Aussiedlerkinder und Kinder aus Daun angeboten werden, ist der Integrationsgedanke selten zu realisieren. Erfahrungsgemäß bleiben Aussiedlerkinder und -jugendliche gerne unter sich. Wen verwundert es auch, wenn man bedenkt, daß diese Kinder und Jugendlichen morgens in Schule oder Kindergarten Verständigungsschwierigkeiten haben und nachmittags außerschulische Betreuung in einer ihnen noch fremden Sprache erfahren. Ein Übergangswohnheim kann auch nur Denkanstöße geben und ein Stück weiter helfen auf dem Weg zum Miteinander. Bis Aussiedler wirklich zu Mitbürgern werden, vergehen Jahre, vielleicht auch Jahrzehnte. Hoffnungsträger ist die junge Generation.