200 Jahre Kirchenchor St. Martin, Hillesheim

Norbert Esselen, Hillesheim

 

Der Kirchenchor St. Martin kann auf eine traditionsreiche, lange Geschichte zurückblicken. Belegt werden können nunmehr 200 Jahre. In dem Pfarrbuch »Hillesheimer Pfarrkirchen-Rechnungen« aus dem Jahre 1791 heißt es auf Seite118:

» ... auf hohem Umgang den Chorsängern und Sendscheffen 11 Thaler.« Somit ist zweifelsfrei, daß im Jahr 1791 an Chorsänger und Kirchenschweizer für die Teilnahme an der Fronleichnamsprozession (hoher Umgang) Geld gezahlt wurde. Sicherlich gab es schon länger einen Chor in Hillesheim, denn eine Pfarrei, die 1772 die noch heute erhaltene Pfeifenorgel der Orgelbaufamilie Stumm aus Rhaunen-Sulzbach im Hunsrück erbauen ließ, hat besonders intensive Beziehungen zur Kirchenmusik. Sonst wäre eine für damalige Verhältnisse große Orgel nicht in Auftrag gegeben worden.

Vergeblich wird man nach einer Gründungsurkunde des Kirchenchores suchen; solche formalen Vorgänge waren bei Kirchenchören nicht üblich. Es galt ja nicht, einen Verein zu gründen, sondern den sonn- und feiertäglichen Chorgesang zum Lobe Gottes zu pflegen. Diese erste und wichtigste Aufgabe eines Kirchenchores ist bis heute erhalten geblieben.

Natürlich sind nicht alle Jahre seit 1791 chronologisch belegbar, jedoch der Geist und die innere Einstellung zum gottesdienstlichen Gesang sind sicherlich ungebrochen seit dieser Zeit. Blättern wir nun ein wenig in der Geschichte des Kirchenchores St. Martin, soweit sie belegbar oder im Gedächtnis verblieben ist. 1809 bis 1849 oblag der Kirchendienst dem Elementarlehrer und Chorleiter Stephan Burgund, der »seine Ämter durch rege Tätigkeit pflichtgemäß und getreu zu verwalten wußte«. Zu dieser Zeit war Wilhelm Starck Organist (bis 1843). Ab 1860 übernahm der Lehrer Johann Kirwel das Orgelspiel. Ob er auch den Chor geleitet hat, ist nicht belegt. Sein Nachfolger als Organist und Chorleiter war Herr Collet. Zu Beginn dieses Jahrhunderts leitete Hauptlehrer Müller den Pfarr-Cäcilien-Chor, er gab ihn an den Organisten und Chorleiter Heinrich Burgund weiter. 1923 übertrug man Peter Bohr das Amt des Organisten und Chorleiters. Bei ihm hatte der Kirchenchor seine Blütezeit. »Mit guten Stimmen und harten Proben machte er den Chor zu einem gern gehörten und beachtlichen Werkzeug des Chorgesanges und trug damit bei zur Verschönerung des Gottesdienstes, zur Verherrlichung Gottes und zur Erbauung der Gläubigen«. So ist es im Buch »Hillesheim« von H. Meyer zu lesen. In dieser Zeit nach dem Ersten Weltkrieg unterhielt der Kirchenchor auch eine Blasmusikgruppe bis Mitte der Sechziger Jahre. Laut Inventarverzeichnis gehörten 1964 zwölf Blasmusikinstrumente dem Kirchenchor. Unter Peter Bohr wuchs der aktive Mitgliederstand im Jahre 1953 auf sechzig Sängerinnen und Sänger, die zweimal pro Woche probten; dienstags als gemischter Chor und freitags als Männerchor. Zu den Proben im Pfarrsälchen mußte zur kalten Jahreszeit jeder Sänger Brennmaterial mitbringen. Nach dem Tod von Peter Bohr 1957 kam ein Tief für den Chor. Das Interesse am kirchlichen Gesang nahm stark ab, und so hatten es Fräulein Kolb und Herr Wilhelm Rüger als Chorleiter der folgenden Jahre nicht leicht, den Bestand des Chores zu sichern. Aufwärts ging es wieder, als 1972 Hermann Thome als hauptamtlicher Organist und Chorleiter seine Arbeit in der Pfarrei aufnahm. Seine musikalische Persönlichkeit und die lange und intensive Zusammenarbeit mit den Sängern haben nachhaltig die kirchenmusikalische Bildung und den liturgischen Geist des Chores geprägt. Die vom Allgemeinen Cäcilienverein geforderten Aufgaben eines Kirchenchores, Pflege und Förderung des Gregorianischen Chorais, ein- und mehrstimmige liturgische Gesänge aller Stil-Epochen, vor allem in lateinischer und deutscher Sprache, sowie die Förderung des Deutschen Kirchenliedes und anderer liturgischer Gesänge für die Gemeinde werden vom Organisten und Chorleiter Hermann Thome engagiert gepflegt; vierzig aktive Sängerinnen und Sänger arbeiten gemeinsam mit ihm an dieser Aufgabe.

Für das Jahr 1991 hatte sich der Kirchenchor St. Martin etwas Besonderes einfallen lassen. Das seltene 200jährige Jubiläum sollte nicht nur mit einem Festakt begangen werden, sondern über das ganze Jahr lebendig bleiben. Insgesamt dreißig musikalische Veranstaltungen prägten das Jahr 1991 in Hillesheim. Der Männergesangverein Gerolstein, der Kirchenchor Daun, der Männergesangverein Daun, der Kirchenchor Aisdorf, die Schola Cantorum Coloniensis, die Kantorei der Christuskirche Bad Godesberg, das Collegium Vocale Jünkerath, der Kirchenchor Stadtkyll, der Männergesangverein Hillesheim, der Musikverein Hillesheim, der Kirchenchor und die Bläsergruppe St. Thomas und natürlich auch der Kirchenchor St. Martin Hillesheim gestalteten - über das Jahr verteilt - musikalisch das sonn- und feiertägliche Hochamt. Auch das katholische Bildungswerk Hillesheim brachte seine Konzerte in dieses Programm mit ein. Besondere Höhepunkte waren: das feierliche Jubiläumshochamt am 9. November 1991 mit den Kirchenchören St. Thomas und St. Martin Hillesheim sowie als Abschluß des Jubiläumsjahres das Weihnachtskonzert mit dem Madrigalchor Klaus Fischbach, Saarbrücken, unter der Leitung von Domkapellmeister Klaus Fischbach am 29. Dezember 1991.

Dem Kirchenchor St. Martin bleibt zu wünschen, daß er weiterhin mit so viel Engagement und Liebe das kirchenmusikalische und kulturelle Leben in Hillesheim mitgestaltet.