Friedrich Josef Zillgen aus Gillenfeld

Kreissekretär - Bürgermeister Polizeidirektor

Friedbert Wißkirchen, Daun

 

Am 29. 8. 1806 erschien der Landwirt Peter Josef Zillgen mit dem Zeugen Jacob Florin Zillgen und einem neugeborenen Kind auf dem Arm beim Standesbeamten Jacobus Weber in Gillenfeld und ließ beurkunden, daß seine Frau Maria Agnes Aloise de Probst ihm einen Sohn geboren habe. Der Junge erhielt die Vornamen Friedrich Josef und wurde - wie es in der damaligen französischen Besatzungszeit üblich war mit »Frederic Josephe« ins Geburtenbuch eingetragen.

Friedrich Josef wuchs in Gillenfeld auf, wo er auch die Volksschule besuchte. Er war ein pfiffiges Kerlchen, das schnell und leicht lernte. Dies fiel auch seinem Vater auf, der nicht mehr hauptberuflich Landwirt, sondern seit 1808 zum Bürgermeister des Amtes Gillenfeld gewählt worden war. Auch er erkannte das Talent seines Sohnes und schickte ihn auf ein Gymnasium nach Trier, das er mit 19 Jahren - ob mit oder ohne Reifeprüfung ist nicht bekannt - verließ. Eine Militärzeit schloß sich an, die bis 1830 dauerte; Dienstgrad und Einzelheiten sind heute nicht mehr nachzuvollziehen, da die Archive der ehemaligen preußischen Armee im 2. Weltkrieg zerstört wurden.

1830 begann Friedrich Josef Zillgen eine Tätigkeit als Kreissekretär beim Landrat in Daun. Bereits nach zwei Jahren wurde ihm kommissarisch die Leitung der Bürgermeisterei Hilles-heim übertragen, die er aber nach sieben Monaten aufgab, um am 1.1.1833 Amtsbeigeordneter in Gillenfeld zu werden. Am 23. 8. 1833 erfolgte die kommissarische Ernennung zum Bürgermeister der Bürgermeistereien Strohn und Gillenfeld. Mit der endgültigen Ernennung im Januar 1835 löste er seinen Vater als Bürgermeister ab.

 

Ein Gillenfelder als Polizeipräsident in Trier

Am 22. 8. 1834 wurden die bisher vom Landratsamt in Trier wahrgenommenen polizeilichen Aufgaben einem eigenen Polizeiamt der Stadt Trier übertragen. Die königliche Verwaltung hatte alle polizeilichen Angelegenheiten, insbesondere die Aufgaben der Sicherheits-, Ordnungs-, Feuer-, Paß-, Fremden-, Medizinalpolizei wahrzunehmen. Aber auch die Aufsicht über Münzen, Maße und Gewichte gehörten zu den Aufgaben, wie auch die Markt- und Straßenpolizei. Dieserstaatlichen Polizeiverwaltung stand der königliche Polizeiinspektor vor.

1848 wurde Bürgermeister Zillgen zum Polizeiinspektor in Trier berufen und übernahm die Leitung der Stadtpolizei.

Bewerbung als Landrat in Daun

Im Jahre 1851 schied Landrat von Selasinsky, der dieses Amt seit 1839 innehatte, aus. Friedrich Josef Zillgen bewarb sich um diese Landratsstelle und wies auf seine Kenntnisse der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse im Kreise Daun aufgrund der bisherigen Tätigkeit als Kreissekretär, aber auch als langjähriges Mitglied des Kreisausschusses und des Kreistages hin. Nachfolger von Landrat Selasinsky wurde Dr. Aschenbach.

Viel Ehr und viele Neider

Nur drei Jahre später, am 16.1.1852, wurde im Königlichen Amtsblatt bekanntgegeben; » ... mittels allerhöchster Bestallung vom 29. 12. 1851 ist der bisherige Polizeiinspektor Zillgen zum Königlichen Polizei-Director ernannt worden«.

Kurz vor der Ernennung zum Polizeidirektor gingam21.12.1851 beim Oberpräsidenten der Rheinprovinz Gleis-Tretzow in Koblenz ein anonymes Schreiben ein, um die Ernennung Zillgens doch noch zu verhindern: »Eine Besetzung der Stelle eines Polizeirats in Trier geht der einstimmige Wunsch aller Freunde der Ordnungspartei dahin, daß der jetzige Polizeiinspektor, Herr Zillgen, nicht mit diesem Posten betraut werden möge und zwar aus folgenden Gründen: Er hat also nicht die Kenntnis zu diesem Posten, er hat nur einige Klassen des Gymnasiums studiert und kennt keine fremden Sprachen. Die Muttersprache selbst schlecht, die hier an der französischen Grenze für einen Polizeiinspektor nötige französische Sprache ist ihm gänzlich fremd. Zweitens fehlt ihm alle für einen Polizeichef erforderliche Bildung und Gewandheit ungeachtet er drei Jahre Zeit hatte, seine Eifeler Verbauertheit wegzuverlieren. Er ist dem Trunke zuviel geneigt, wodurch er den Polizeidienst versäumt und sein Ansehen bei den Ordnungsparteien bereits verloren hat.« Dennoch erfolgte seine Ernennung zum Polizeidirektor. Eine Dienstreise nach Berlin zur Besichtigung des dortigen Polizeiamtes wurde nicht genehmigt, das Innenministerium gestattet ihm jedoch, ähnliche Einrichtungen in Köln und Koblenz zu besichtigen und gewährte entsprechende Reisekosten. In 1858 bescheinigte ein Dr. Wendelinus dem Polizeidirektor Zillgen ein Leberleiden, das er auf den anstrengenden Dienst seines Patienten zurückführte. Ursache könnte aber auch der gute Moselwein gewesen sein. Eine Kur in Bad Niederbron wurde aufgrund des ärztlichen Gutachtens durch den Oberpräsidenten in Koblenz am 14. 6. 1862 genehmigt.

Nur ein Jahr später wurde das staatliche Polizeiamt der Stadt Trier wieder aufgelöst und Polizeidirektor Zillgen »disparibel«; er stand zur Disposition. Eine entsprechende freie Stelle gab es in Königsberg. Aber Königsberg war dem heimatverbundenen Polizeidirektor doch etwas zu weit entfernt. Deshalb wurde er im Juni 1863 mit einem Ruhegehalt von 580 Reichstalern im Jahr in den »Wartestand« versetzt. In seiner Heimat Gillenfeld verwaltete er anschließend seine umfangreichen landwirtschaftlichen Besitztümer, zu deinen auch die Mühle gehörte. Aber auch die beruflichen Erfahrungen als Bürgermeister und Polizeidirektor konnte er weitergeben, denn sein Sohn Carl Peter Josef Zillgen war seit 1864 Bürgermeister in Gillenfeld und setzte damit die Tradition des Großvaters und Vaters an der Spitze der Verwaltung in Gillenfeld fort. Carl Johann Josef Zillgen, der zweite Sohn, verwaltete die landwirtschaftlichen Besitztümer.

Am 10. 6. 1870 verstarb im Alter von nur 63 Jahren «Polizeidirektor« Friedrich Josef Zillgen, wie es auch auf seinem Grabstein zu lesen war.

Quellen:

Max Bär, Behördenverfassung der Rheinprovinz

LHAK - Bestand 442 Nr. 3566

LHAK - Bestand 655, 185

Personenstandsregister des Standesamtes Gillenfeld, jetzt: Daun