Landkreis Daun und Kommune Gishamvu

Die Zusammenarbeit mit der ruandischen Gemeinde

Theodor Eiden, Gerolstein

 

Im Jahre 1982 schloß der damalige rheinlandpfälzische Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel mit Zustimmung aller im Landtag vertretenen Parteien einen Partnerschaftsvertrag mit der zentralafrikanischen Republik Ruanda. Neben der staatlichen Entwicklungshilfe sollten sich alle Bürger des Landes Rheinland-Pfalz an der Entwicklungspolitik in Ruanda beteiligen und den Mitmenschen des Partnerlandes helfen, ihre großen Probleme zu lösen; Ruanda gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. So wie Menschen befreundeter Staaten in der Nachkriegszeit halfen, unser Land aus den Trümmern aufzubauen, sollten wir den armen Bewohnern in Ruanda ein Chance geben, die Fundamente zu legen, sich selbst aus ihrer Not zu befreien.

Seit Juni 1982 arbeiten nun die verschiedensten Gruppen beider Länder zusammen: Gemeinden, Kirchen, Organisationen, Schulen, Vereine ergänzen die staatlichen Entwicklungsprogramme durch die Förderung kleinerer Projekte, die für das Volk unerläßlich sind und unmittelbar dem Menschen dienen. Gerade diese Maßnahmen sind es, die gezielte und schnelle »Hilfe zur Selbsthilfe« bringen und es den Menschen ermöglichen, in ihren Dörfern, bei ihren Freunden, Verwandten und Bekannten, in der gewohnten und vertrauten Umgebung und in ihrem Kulturkreis leben zu können. Das kleine und noch weithin unbekannte Land Ruanda, nur wenig größer als Rheinland-Pfalz, wurde durch die Partnerschaft und die Partnerschaftsgruppen in unserem Land schnell bekannt. Es bildete sich in der Verbandsgemeinde Gerolstein der »Aktionskreis Ruanda«, dem ich persönlich vorstand, und der nach anfänglichen Schwierigkeiten noch in 1985 das erste Projekt verwirklichen konnte: Im Frauenbildungszentrum Cyahinda wurden die Materialkosten für eine notwendige Wasserzu- und -ableitung und für die Sanitäreinrichtungen finanziert, nachdem es dort immer wieder wegen fehlender Sanitärmaßnahmen und der ausschließlichen Verwendung von Oberflächenwasser zu bösen Darmerkrankungen gekommen war. Für das nächste Projekt, eine Trinkwasserversorgung für ungefähr zehntausend Menschen, mußte das Interesse der gesamten Kreisbevölkerung an der partnerschaftlichen Zusammenarbeit geweckt werden. Zwischenzeitlich hatte die rheinland-pfälzische CDU in allen Kreisverbänden des Landes Ruanda-Beauftragte ernannt, die die partnerschaftliche Arbeit von Bürger zu Bürgerzwischen Rheinland-Pfalz und Ruanda vorbereiten und unterstützen sollten. Diese ehrenamtliche Tätigkeit im Kreise Daun übernahm ich gern und habe stets versucht, das Amt überparteilich auszuüben, da es mir immer nur um die Interessen der Partner in Ruanda ging. Mit der Zusage des Kreises, einen wesentlichen Beitrag zu der Wasserversorgung in Gishamvu zu leisten, war der erste Schritt für die Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis Daun und Gishamvu getan. Dank der guten Zusammenarbeit vieler hilfsbereiter Freunde konnten die notwendigen Mittel aufgebracht und das Werk vollendet werden. Das in vier Bergquellen gefaßte Wasser wird mittels PVC-Rohren zu Wasserzapfstellen gebracht, wo sich die Verbraucher ihr frisches Wasser holen können.

 

Beim Besuch der Kommune Gishamvu. Bürgermeister Pascal Kambanda und Theo Eiden an der Gemeindegrenze

Bürgermeister Pascal Kambanda aus Gishamvu besuchte uns 1986 anläßlich eines Aufenthaltes einer ruandischen Delegation. Er besuchte die Grund- und Hauptschule in Kelberg, sowie die Berufsbildenden Schulen in Gerolstein, die sich bereits partnerschaftlich in Ruanda betätigt hatten und den Kindergarten von Gerolstein; er war Gast beim Kreis-Chorfest in Gerolstein und bekundete so das vitale Interesse seiner Bevölkerung an partnerschaftlicher Verbundenheit mit den Menschen der Eitel. Der ruandische Gast war sehr beeindruckt von der Siegerehrung beim Wettbewerb »Unser Dorf soll schöner werden« in Mirbach und von der Feier des Erntedankfestes in Rockeskyll. Aus der persönlichen Bekanntschaft entwickelte sich eine echte partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Partnerschaftsausschuß in Gishamvu. Neben der Schulpartnerschaft der Berufsbildenden Schule von Gerolstein mit dem »Centre des Jeunes de Gatenga« (Ausbildungszentrum der Salesianer für Jugendliche) schloß die Grund- und Hauptschule Kelberg eine Partnerschaft mit der »Ecole primaire de Mubumbano« in Gishamvu. Mittlerweile arbeitet das Geschwister-Scholl-Gymnasium Daun mit der »Ecole primaire de Nyumba« zusammen und verhilft den Schülerinnen und Schülern im Sektor Nyumba zu besserem Schulunterricht. Viele Eltern in Ruanda sind nicht in der Lage, die geringen Mittel für Schulgeld, Schulartikel und Schulkleidung aufzubringen (derzeit etwa sieben-und zwanzig Mark pro Jahr und Kind). Außer der erwähnten Schulpartnerschaftshilfe von Kelberg, Daun und Gerolstein können schon im zweiten Jahr dank der Hilfe aus dem Kreis Daun über hundert Kinder die Schule von Gishamvu besuchen. Der neugegründete »Aktionskreis Ruanda« in Kelberg arbeitet seit 1987 ebenfalls sehr erfolgreich für das Wohl der Bürger in Gishamvu. Gemeinsam von Gerolstein und Kelberg wurde die Finanzierung zum Ausbau des Ausbildungszentrums zur Alphabetisierung für Jugendliche und Erwachsene übernommen. Für eine notwendige Gemeindeapotheke war der Bau bereits von der Gemeinde erstellt, es fehlten aber noch die Mittel für die Ausstattung (Verkaufsvitrine, Schränke, Tische, Bänke und Sanitäranlage). Ministerpräsident Dr. Carl-Ludwig Wagner hatte bei seinem Kreisbesuch 1990 auf ein Geschenk verzichtet und gebeten, manmöge stattdessen ein ruandisches Projekt fördern. So wurde ein entsprechender Betrag für die Ausstattung der kommunalen Apotheke in Gishamvu weitergeleitet. Die »Pharmacie communale« hat ihre Funktion aufgenommen, benötigt allerdings noch Gelder für die restliche Ausstattung.

Durch das Ausbleiben des Regens fiel im Jahre 1990die Ernte des Hauptnahrungsmittels »Bohnen« in der Region der Präfektur Butare völlig aus; selbst die Landwirte hatten keine Möglichkeit der Eigenversorgung mehr. Durch die großzügige Unterstützung der Kreisbevölkerung konnte ich fünf Tonnen Bohnensaatgut im benachbarten Ausland für die hungernden Menschen in Gishamvu kaufen lassen. Außerdem wurde ein Barbetrag als Soforthilfe für die hungernden Kinder bereitgestellt. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis Daun und Gishamvu hatte im Mai 1990 den Staatspräsidenten Juvenal Habyarimana als Gast in die Eifel geführt. Eine Visite im Adler- und Wolfspark Kasselburg und Gespräche mit führenden Persönlichkeiten in Daun beeindruckten den ruandischen Staatspräsidenten mit seinem Innen- und Justizminister sehr. Er bedankte sich im Namen des ruandischen Volkes für den herzlichen Empfang und für die kommunale Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis und Gishamvu. Im vergangenen Jahr hatte ich Gelegenheit, mit einer Delegation aus Rheinland-Pfalz Ruanda, und dabei auch Gishamvu, zu besuchen. Hier konnte ich mich von den gelungenen Projekten, der Dankbarkeit der Bevölkerung und der Zufriedenheit trotz größter Armut persönlich überzeugen.

Es wäre wünschenswert, die guten Beziehungen zwischen dem Landkreis Daun und dem Partnerland Ruanda als Beispiel der Verbundenheit zu einem Land der dritten Welt fortzusetzen, damit den Menschen durch gezielte Projektförderungen in ihrem Bemühen geholfen werden kann, sich selbst aus ihrer großen Not zu befreien.