Das »Hippelsteinchen«

Gelungene Zusammenarbeit bei der Biotoppflege im NSG »Mäuerchenberg, Hierenberg und Pinnert«

Dr. Klaus Cölln, Gönnersdorf

 

Das »Hippelsteinchen« ist ein Wahrzeichen von Gönnersdorf. In ihm tritt uns das Dolomitgestein des Mitteldevons der Dollendorier Kalkmulde in besonders schöner Form entgegen. Busch bezeichnet in seinem Buch: »Naturdenkmale - Ein Heimatbuch des Trierer Raumes«, das »Hippelsteinchen« als den »eigenartigsten Dolomitfelsen des Kreises Daun«. Seit jeher hat man den Kindern von Gönnersdorf erzählt, daß der sagenumwobene Fels sich dreimal um sich selbst dreht, wenn er mittags die Betglocke hört. In den letzten Jahren wurde es zunehmend stiller um das »Hippelsteinchen«. Allmählich verschwand es hinter aufwachsenden Kiefern und Schlehen und so mancher vorüberziehende Wanderer nahm es gar nicht mehr wahr. Dieses Schicksal teilte der Felsen mit dem gesamten Naturschutzgebiet »Mäuerchenberg, Hierenberg und Pinnert«, in dessen Gebiet er liegt. Das 40 ha große Gelände enthält heute noch Kalkmagerrasen-Flächen in der Ausprägung eines Enzian-Schillergrasrasens, die einen Anteil von etwa 14 ha ausmachen. Auch diese waren bis vor kurzem durch aufwachsende Kiefern stark gefährdet. Hinzu kam durch Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung eine zunehmende Verfilzung der Grasnarbe, die das Aufkommen von Orchideen und anderen standorttypischen Pflanzen behinderte.

Anläßlich einer Bereisung des Naturschutzgebietes durch die Bezirksregierung Trier im Herbst 1988 erklärte sich die DBV-Gruppe »Obere Kyll« bereit, mit Pflegemaßnahmen zu beginnen. Diese sollten sich in erster Linie auf das Entfernen von Aufwuchskiefern konzentrieren. Die Bilanz nach dem ersten Einsatz, der von Revierförster Hoppe fachlich begleitet wurde: »Das Unterfangen ist aussichtslos«. Die bearbeitete Fläche war kaum auszumachen in dem riesigen Areal. Gleichzeitig hagelte es Kritik aus der Bevölkerung. Das Motto: »Alle sind besorgt

über das Waldsterben und die Naturschützer fällen Bäume«. Es wurde versucht, über eine Photoausstellung in der örtlichen Kreissparkasse und durch Vorträge die Bedenken auszuräumen und es wurde weitergemacht. Auf Antrag an Landrat Orth stellte die Kreisverwaltung Daun geeignetes Werkzeug sowie Arbeitsmittel zur Verfügung und unterstützte das Projekt auch sonst in mannigfacher Weise.

Bei den nächsten Arbeitseinsätzen stieg die Zahl der Teilnehmer, es kamen jetzt auch Mitglieder des Eifelvereins und nicht organisierte Bürgerinnen und Bürger hinzu. Insgesamt wurden auf diese Weise über 600 Arbeitsstunden geleistet und erhebliche Teile des Magerrasens des NSG's wieder in den alten Zustand versetzt. Dennoch wurde immer klarer, daß die gesamte

Fläche von unserer kleinen Gruppe nur schwer zu bewältigen war. Zusätzliche Hilfe war dringend erforderlich. Durch Vermittlung des Ortsbürgermeisters von Gönnersdorf, Fritz Schmidt, bekamen wir Kontakt zur 2. Kompanie des Fernmeldebataillons 930 in Gerolstein. Und eines Tages war es dann soweit; zum ersten Mal erschienen 58 Soldaten dieser Kompanie unter Führung von Hauptmann Aust zu einem Umwelttag im NSG, das zum großen Teil im Gebiet ihrer Patengemeinde Gönnersdorf liegt. Nach Einführung in die Problematik gingen die Soldaten - von erfahrenen DBV-Mitgliedern eingewiesen - mit Begeisterung an die Arbeit. Am Ende des Tages waren etwa 3 ha von Aufwuchskiefern befreit. Alle Beteiligten waren zufrieden und Termine für weitere Umwelttage wurden vereinbart. Inzwischen waren die Soldaten schon zum dritten Mal in »ihrem Biotop« tätig und stellten während des letzten Einsatzes auch das völlig eingewachsene Naturdenkmal »Hippelsteinchen« frei. Weithin sichtbar in seiner Schönheit ist es jetzt wieder und wartet auf neugierige Besucher, die die Sage von seiner mittäglichen Drehung überprüfen wollen.

Auf Dauer kann und soll die Pflege eines Biotops unserer Meinung nach keine ehrenamtliche Aufgabe sein. Hier müssen andere Konzepte greifen. Deshalb verstanden wir unsere Einsätze auch nur als Erstpflege, die eine spätere Bewirtschaftung der Flächen durch Landwirte oder Schäfer ermöglichen sollte.

Biotoppflege durch Landwirte, eine Idee, die maßgeblich durch Prof. Schuhmacher von der Universität Bonn entwickelt wurde, führt zumindest partiell Naturschutz und Landwirtschaft zusammen. Deshalb freuten wir uns, daß die Bezirksregierung trotz angespannter Haushaltslage schließlich der Bitte entsprach, über die Forstverwaltung Mittel für die Pflege des Trokkenrasens des NSG's zur Verfügung zu stellen. Landwirt Vitoris erklärte sich als erster bereit, zu mähen, wo ein Maschineneinsatz möglich ist und auch dort helfend einzugreifen, wo Kiefern gefällt werden müssen, die ohne Motorsäge nicht zu beseitigen sind. Inzwischen sind noch die Landwirte Möller und Kauth hinzugestoßen, Schäfer Hilgers wird noch in diesem Jahr erwartet. In einigen Flächen schließlich, in denen besondere Eile geboten war, zeigte zusätzlich der Bauhof der Verbandsgemeinde Obere Kyll sein Können.

Ein glücklicher Umstand ermöglichte es, daß die Pflegearbeiten insgesamt nach einem fachgerechten Pflegeplan durchgeführt werden konnten. Im Ringen um die Existenz der Trockenrasen an der »Oberen Kyll« hatte sich eine Arbeitsatmosphäre ergeben, die auch vom Landesamt für Umweltschutz und Gewerbe anerkannt wurde. Über einen Werkvertrag erstellte der Dipl.-Ing. agr. Ostermann den Pflegeplan für das NSG »Mäuerchenberg ...«, nach dem bei allen Arbeitseinsätzen verfahren werden konnte.

Dieser Bericht soll keine heile Welt propagieren. Die Interessenunterschiede zwischen Behörden, Landwirtschaft und dem Naturschutz sind existent. Man kann sie nicht unter den Teppich kehren. Wenn aber an einem konkreten Projekt unter Ausklammerung anderer Probleme eine kooperative Zusammenarbeit möglich ist, dann sollte man die Chance nutzen. Vielleicht erleichtert der gemeinsame Erfolg bei einer kleinen Aufgabe den Umgang miteinander in großen Konflikten. Auch in diesem Sinne möge das nun wieder sichtbare »Hippelsteinchen« ein Symbol sein.