St.-Margarethen-Kapelle zu Bolsdorf

Josef Dissemond, Koblenz

 

Bolsdorf ist ein kleiner Ort im Kreise Daun, der mit der Gebietsreform von 1974 nach Hillesheim eingemeindet wurde; erstaunlich, daß er eine sehr lange Geschichte hat. Bereits 1383 wird Bolsdorf urkundlich erwähnt. Ein Mann namens »Friedrich von Poilsdorf«1) schenkt seinen Hof dem Augustiner-Kloster zu Hillesheim. (Zur Erklärung: Poilsdorf wird Poolsdorf = mit einem langgezogenen o ausgesprochen).

Am 22. Mai 1467 macht der Junker Claes (Klaus) von Nattenheim sein Testament.2) Der jeweilige Pächter des Klosterhofes zu Bolsdorf hat als Pacht folgendes dem Augustiner-Kloster in Hillesheim zu schenken:

Drei Malter Spelz, einen halben Malter Hafer und die Verfügung, in der Pfarrkirche zu Hillesheim begraben zu werden. Eine Kopie des Lebensbriefes vom 24. 6. 1485 liegt vor3) Dies ist auch die Zeit - Ende des 15. Jahrhunderts -in der die erste Kapelle urkundlich zu Bolsdorf bezeugt ist.

Bei den Nachforschungen stand uns das Glück zur Seite; wir machten einen einzigartigen Fund: Das Pfarrarchiv Hillesheim ist im Besitz der Konsekrations-Urkunde der allerersten Kapelle zu Bolsdorf. Der lateinische Text ist auf Schweinsleder geschrieben, die Urkunde hat folgende Größenmaße: 16 cm breit und 10 cm hoch. Die Übersetzung hat diesen Wortlaut:

» Wir, Theodor, durch Gottes und des apostolischen Stuhles Gnade, Bischof von Cyrene, Professor der Hl. Theologie, Generalvikardes in Christus Hochwürdigsten Herrn Erzbischofs Hermann, der über die Diözese Köln gebietet, tun durch dieses Schreiben kund, daß wir im Jahre nach der Geburt des Herrn 1505 am 29. August diesen Altar geweiht haben zur Ehre des Allmächtigen Gottes und der Allerseligsten Jungfrau Maria und seiner Heiligen. Wir legen die Reliquien von Heiligen mitdrei Weihrauchkörnern und mit unserem Siegel unter den gebotenen Feierlichkeiten bei. Allen Christgläubigen, die vollkommene Reue erwecken oder das Bußsakrament empfangen, gewähren wir an den Feiertagen der Patrone, sooft sie die Kirche besuchen und ein Vaterunser und eine Ave Maria beten, einen Ablaß von 40 Tagen.«

 

In einem deutlich anderen Schriftsatz ist weiter aus dieser Original-Urkunde zu lesen:

» 1882, am 29. Dezember unter dem Papst Leo XIII. ist diese Kapelle vergrößert worden; von H. H. C. Pfriem, dem Pfarrer in Hillesheim, wurde sie im Auftrag des Trierer Bischofs Felix konsekriert.«4)

1969 wurde unter Pfarrer Karl Kappel der Altarraum umgestaltet nach den Richtlinien der Liturgiekonstitution des II. Vatikanum, so daß der Priester mit dem Gesicht zum Volk die hl. Messe feiern kann. Beim Abriß des 1882 errichteten Altares wurde die Urkunde sichergestellt und nicht mehr dem 1969 errichteten Altar beigefügt. Seitdem wird diese Originalurkunde im Pfarrarchiv Hillesheim aufbewahrt.

Vergrößerung der Kapelle 1882

Aus der Umbauzeichnung des Jahres 18825) sehen wir deutlich, daß die Kapelle praktisch doppelt so groß gebaut wurde. Die Lichtmaße der jetzigen Kapelle sind bekannt:

»Das Schiff im Lichten 5,45 m breit und 10,85m lang mit flacher Voutendecke. Der Chor mit Stichklappengewölbe im Lichten 4,20 m breit und 4,10 m tief6)

Durch den Vermerk in der alten Bauzeichnung von 1882 »Altes Schiff« und »Neuzubauendes« ist anzunehmen, daß die erste Kapelle von 1505 einefastquadratischeGrößevon5,45mgehabt haben muß.

»Der Kirchenvorstand der Pfarrkirche Hillesheim und der Kapelle zu Bolsdorf verhandelte heute, am 12. März 1882 mit dem Maurermeister P. Schneider aus Kirchweiler über die Vergrößerungsbauten der Kapelle zu Bolsdorf.«7) Es wird ein genauer Kostenplan veranschlagt mit ausführlicher Beschreibung sämtlicher Arbeiten; Summa 1 942,04 Mark. Unterschrieben haben diesen Beschluß Dechant Pfriem, Kloep, Meyer, Esselen, Christen, Schneider und eine »klassische« Unterschrift, die nicht zu entziffern ist.

Hervorzuheben ist bei dieser Baumaßnahme -ähnlich wie beim Schulhausneubau um 1850 -daß sämtliche Hand- und Spanndienste von den Dorfleuten in Eigenleistung erbracht werden. Im sogenannten »Wandeltisch« werden die Bauarbeiter von den Bolsdorfer Familien beköstigt.

Bis heute herrscht ein gutes Einvernehmen zwischen der Filialgemeinde und der Zivilgemeinde Bolsdorf.

Am 20.9.1955 beschließt der Kirchenvorstand: »Die schenkungsweise Zuwendung der Zivilgemeinde Bolsdorf zum Außenputz der Kapelle in Bolsdorf von 1 500 DM nimmt der KV dankbar an!«8)

Im Jahre 1983 hat sich die Ortsgemeinde sehr zuvorkommend an der schadhaft gewordenen Stützmauer und dem neuerbauten Zugang zur Kapelle beteiligt, Dechant Karl Kappel, Hillesheim, könnte Positives darüber berichten.

Die Bolsdorfer sehen die St.-Margarethen-Kapelle als die Ihre an, im Sinne von: Wir sind Kirche. Sie schätzen sie wie ein Kleinod und fühlen sich verantwortlich für die Schönheit ihres Dorfheiligtums, innen und außen.

Literaturangaben:

1) Eiflia sacra von Carl Schorn, S. 628 f

2) ebendort S. 628

3) L. H. Archiv Koblenz, 1 c - 4117

4) Pfarrarchiv im Pfarramt Hillesheim

5) Pfarrarchiv Hillesheim, 1882, Nr. 68

6) Pfarrer Schug, S, 238

7) Pfarrarchiv Hillesheim, KV-Beschluß 1882

8) Pfarrarchiv Hillesheim, KV-Beschluß 1955

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