Wirtschaft und Gewerbe

Kreis Daun - reich an Mineralwasser

Alois Mayer, Daun-Pützborn

 

Die meisten Heilbäder und Heilsprudel waren in römischer, zum Teil schon in vorrömischer Zeit bekannt und besucht. Manche keltischen und römischen Münzen, zu Ehren der Wassergottheiten gespendet, fanden sich in den Säuerlingen, die im Volksmund „Drees" genannt werden. Zu allen Zeiten nutzten die Menschen das vulkanische Geschenk, erlabten sich am prickelnden Wasser oder nutzen es zum Kochen und Backen. Noch heute berichten Hausfrauen von Kuchen und Pfannekuchen („Heedelischkochen"= Buchweizenpfannkuchen), die durch die Kohlensäure besonders locker und wohlschmeckend gerieten.

Ausgangs des Mittelalters, während der französischen Besatzung (1795-1815) und zu Beginn der Preußenzeitwerden Mineralquellen des Kreises in ihrer Qualität und Güte beschrieben und bezeichnet im Gebiet der Lieser und Kyll bei Daun und Gerolstein, bei Dreis, Rengen, Rokkeskyll und anderen Orten.

Bereits 1437 und 1487 werden mehrere Dauner Drees-Quellen ausführlich gewürdigt.

1827 erläßt die königlich-preußische Regierung eine Polizei-Ordnung für die Erhaltung und Benutzung der Mineralquelle bei Birresborn.

Die industrielle Nutzung der meisten heute bestehenden Mineralquellwasserfabriken setzte aber erst wenige Jahrzehnte vor der Jahrhundertwende ein.

1874 zeigte der „Sidinger Brunnen" bei Gerolstein heftiges Brodeln und vermehrte Kohlensäure. Auf einer Wiese bei Pelm wurde am 26.4.1877 in 18 Meter Tiefe ein drei Meter hoher starker Strahl Mineralwasser erbohrt.

Der „Schloßbrunnen Gerolstein" errichtet 1878 eine Agentur in Pelm und im folgenden Jahr in Gerolstein. 1890 ist der „Gerolsteiner Sprudel" im Betrieb. Bereits drei Jahre später meldet er den Versand von über einer Million Flaschen pro Jahr.

1892 besichtigte der Trierer Regierungspräsident mit einer Kommission die Wasserversandgeschäfte in Gerolstein und das neue Kohlensäurewerk Buse, die erste derartige Anlage im Bezirk Trier.

1893 wurde die Kohlensäurebohrungen bei Wallenborn vorgenommen.

1897 wurden die Mineralquellen der Gemeinde Steinborn notariell gegen einen Jahreszins von 1 000 Mark auf fünf Jahre mit Vorkaufsrecht an zwei Engländer verpachtet.

Seit 1984 gibt es in Deutschland eine neue Mineral- und Tafelwasserverordnung und damit auch mehr Klarheit für den Verbraucher, denn die Qualitätsunterschiede sind jetzt deutlich erkennbar. Früher war Tafelwasser der Oberbegriff für alle abgefüllten Wässer. Heute versteht man darunter ein Erzeugnis, das aus verschiedenen Wassern und Zusatzstoffen künstlich hergestellt wird. Folglich kann Tafelwasser auch nie eine Quellenbezeichnung tragen.

Ganz anders das „Natürliche Mineralwasser". Es stammt aus einem unterirdischen, vor Verunreinigungen geschützen Wasservorkommen und ist nicht belastet durch Umwelteinflüsse. Regelmäßige Kontrollen garantieren die ursprüngliche Reinheit des Wassers.

Der Kreis Daun ist in der glücklichen Lage, in seinen Grenzen zahlreiche und bedeutende Werke zu haben und gehabt zu haben, die Natürliches Mineralwasser bester Qualität fördern. Zahlreiche Gutachten sind sich einig im Urteil über den hohen gesundheitlichen Wert dieser vulkanischen Produkte mit Mineralien und Spurenelementen. Beides sind lebensnotwendige, anorganische Stoffe, die der Körper nicht selbst bilden kann. Die Spurenelemente werden im Unterschied zu den Mineralien nur in geringsten Mengen benötigt.

Mineralien sind unentbehrlich für alle Körperfunktionen und somit für einen gesunden StoffWechsel. Sie sind beteiligt an der Wirkung von Vitaminen, Hormonen und Enzymen, sowie am Aufbau verschiedener Körpergewebe. Das ganze Nervensystem und die Muskelbewegungen sind abhängig von diesen Bausteinen des Lebens.

 

Nürburg-Quelle

Im Naturschutzgebiet „Dreiser Weiher", mitten im Krater eines erloschenen Vulkans, entspringt das Wasser der Nürburg-Quelle. Seine Mineralisation entsteht in den Tiefen des Vulkangesteins. Verdampfungs- und Abkühlungsprozesse im Erdinnern führen zu einer Anreicherung des Wassers mit lebenswichtigen Mineralien. Durch die Aktivität des heute noch wirksamen Magmaherdes wird das Wasser im Erdinnern erhitzt und tritt so mit natürlicher Kohlensäure versetzt, bei einer Temperatur von 19 Grad Celsius aus. Auf seinem Weg nimmt es viele Mineralstoffe auf.

Das Wasser wird als Magnesium-Hydrogencarbonat-Säuerling bezeichnet und ist mit diesen beiden Hauptkomponenten äußerst selten. Charakteristisch für die Nürburg-Quelle ist außerdem der hohe Gehalt an Magnesium und Calcium. Beide stehen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander. Zusammen mit den anderen Mineralien und Spurenelementen ergibt sich daraus die einzigartige Zusammensetzung und der typische Geschmack des Wassers.

Am 19.7.1892 besichtigte der Trierer Regierungspräsident mit einer Kommission am Rande des Dreiser Weihers eine kleine unbedeutende Anlage, die Natron produzierte. Sie hielt sich nur wenige Jahre.

Zur gleichen Zeit wurde auch Kohlensäuregewinnung betrieben. Diese Anlage bestand aus einem großen, kesseiförmigen Gebilde aus Eisen mit einem Durchmesser von drei Metern. Errichtet über Drees-Quellen sammelte sich in diesem Behälter Kohlensäuregas, das über Ventile abgefüllt werden konnte.

1897 wurde diese in Konkurs geratene „Kohlensäurefabrik Dreis mit zwei Quellen" versteigert. Doch eine größere Produktion setzte nicht ein. Dies geschah erst um 1925, als Herr Lindner, Besitzer eines Mineralwasserbrunnens in Bad Nauheim, diese Anlage mitsamt umliegender Wiesen, in der mehrere Drees-Quellen offen zutage sprudelten, aufkaufte. Diese Quellen waren bei allen Dreisern sehr beliebt. Sie wußten das wohlschmeckende Wasser zu schätzen, besonders im Sommer bei der heißen, durstmachenden Heuernte.

Lindner bohrte diese Quellen an, um sie zu vergrößern und zu fassen. Gleichzeitig erbaute er eine kleine Wellblechbaracke, die als Büro- und Abfüllraum diente.

Doch die Produktion war sehr gering. Täglich standen wenige Arbeiter, die je nach Bedarf aus dem Dorf Dreis zusammengerufen wurden, ein bis zwei Stunden an dem Kranen und füllten eine Handvoll Kisten mit dem warmen, wohlschmeckenden Sprudel, der den Namen „Marienquelle" erhielt. Mit Leiterwägelchen wurden die vollen Kisten zum Bahnhof Dockweiler gefahren, um von dort aus an Kunden - meist Krankenhäuser oder wenige gastronomische Betriebe - verschickt zu werden.

In Lindners Besitz blieb die „Marienquelle" nur zwei Jahre; er verkaufte. Als erstes gab der neue Eigentümer dem „Betrieb" einen anderen Namen. Wer kannte schon Dreis in der Eifel? Aber der 1927 eingeweihte Nürburgring hatte schon einen guten Klang in Deutschland. Daher nannte der Besitzer sein Werkchen „Dreiser Sauerbrunnen/Nürburg-Quelle".

Doch auch die neue Namengebung erbrachte nicht den erhofften Umsatz. Es war noch kein ausreichender Absatzmarkt geschaffen, und die Transportwege erwiesen sich für die Entwicklung der Nürburg-Quelle als hemmend. Bereits wenige Jahre später mußte erneut „Bankrott" angemeldet werden.

Dies erfuhr 1932 der von der Mosel stammende Hermann Kreuter. Er besichtigte den „Dreiser Sauerbrunnen", erkannte sofort die einmalige Zusammensetzung und den einzigartigen Geschmack des Wassers und kaufte die Anlage. Um noch weitere Mineralquellen im Einzugsbereich des Dreiser Weihers der Produktion zuzuführen, ließ er metertiefe Gräben ausheben und in ihnen Tonröhren verlegen. Doch dabei hatte er weder mit dem starken Seitendruck des morastigen Sumpfbodens noch mit der sich verschiebenden Erde gerechnet. Bereits nach kurzer Zeit stellte sich heraus, daß die Tonrohrleitung verschoben und zerbrochen war. Noch heute wissen sich ehemalige Arbeiter zu erinnern, wie sie täglich 800 Meter von der Abfüllanlage bis zur Quelle hin- und herpendelten, mit Eimern das Mineralwasser schöpften, es zur kleinen Baracke brachten und dort in Flaschen abfüllten. Mit gemieteten Lastautos fuhr man übers Land, um die „Nürburg-Quelle" abzusetzen und neue Kunden zu werben.

Dann begann das Dritte Reich, für manche Betriebe Aufschwung bedeutend, für die „Nürburg-Quelle" eine Zeit des Stillstandes und der Repression. Kreuter konnte seine erworbene Existenz kaum nutzen. Seine politische Meinung stand nicht im Einklang mit den diktatorischen Machtansprüchen jener Regierung. Erst nach Kriegsende konnte er seinen Betrieb in Dreis vollverantwortlich übernehmen und in einer politisch freien Gesellschaft mit rasantem Aufschwung zur heutigen Größe führen.

1949 trat Sohn Robert Kreuter ins Unternehmen ein, 1952 wurde erstmals eine Million Flaschen pro Jahr verkauft, 1960 waren es schon 5 Millionen Flaschen pro Jahr. Gemeinsam wurde rund um die Uhr in mehreren Schichten gearbeitet, um die Kundschaft beliefern zu können.

Kurz vor Weihnachten 1968 vollzog der Betrieb den Schritt hin zu einem modernen Unternehmen, ausgerichtet nach neuesten marktwirtschaftlichen Erkenntnissen. Eine neue Flasche wurde ausgeliefert. Die alte Hebelverschlußflasche genügte den hygienischen Anforderungen bei weitem nicht mehr. Vater und Sohn Kreuter entschlossen sich mit als erster Betrieb der Bundesrepublik dazu, den verbraucherfreundlichen und hygienischen Schraubverschluß für die Nürburg-Quelle-Getränke zu verwenden; heute wird er in der gesamten alkoholfreien Getränkeindustrie eingesetzt. Anfänglich war dies mit großen Problemen verbunden. Die Herstellerfirmen der Schraubverschlüsse sahen sich nicht in der Lage, den plötzlichen Bedarf zu decken, betrug doch der erste Auftrag immerhin 10 Millionen Verschlüsse. Gleiches galt für die Glasindustrie. Sie hatte sich auf die Produktion einer in Form und Gestaltung völlig veränderten Flasche einzustellen. Auch für die Kunststoffindustrie begann mit diesem Datum eine Umstellung, denn an Stelle der alten, schweren, unhandlichen und unpraktischen Holzkisten wurden verbraucherfreundliche Kunststoffkästen eingeführt.

Der darauf einsetzende Verkaufserfolg belohnte alle Mühen dieses anfänglichen Alleinganges des Betriebes.

Ein weiteres wichtiges Firmendatum war der 11.7.1975. Die „Vulkania-Quelle", die aus 50 m Tiefe, inmitten des Vulkankraters gelegen, nach oben sprudelt, wurde als Heilquelle staatlich anerkannt.

Heute bietet die „Nürburg-Quelle", die mit zu den bedeutendsten Mineralbrunnen Westdeutschlands zählt, beeindruckende Fakten und Zahlen. Über 150 Mitarbeiterfinden in diesem in dritter Generation geführten Familienbetrieb Beschäftigung und Verdienst. Drei vollautomatische Abfüllstraßen produzieren täglich über eine halbe Million Flaschen, sei es mit den klassischen Mineralwässern oder Limonaden, Fruchtsaftgetränken und Nektaren. Ein hochmoderner Fuhrpark garantiert die Versorgung der in- und ausländischen Verbraucher. Die einwandfreie Qualität der Getränke wird ständig in modernsten Labors überwacht und durch vereidigte Institute bestätigt. Alle 60 Sekunden werden automatisch Proben entnommen, analysiert und ausgewertet.

Fast alle anfallenden Abfallprodukte werden dem Recycling zugeführt: Flaschenbruch, alte Verschlüsse oder abgeweichte Papieretiketten. Diese ökologischen Bemühungen wurde 1990 mit der Anerkennung für umweltbewußte Unternehmungsführung durch die Arbeitsgemeinschaft selbständiger Unternehmer e. V. ausgezeichnet. Die „Nürburg-Quelle" ist ein Beispiel dafür, daß sich Produktion und Umweltschutz miteinander vereinbaren und sich gegenseitig ergänzen können.

Dauner Sprudel

Im Liesertal, ortsausgangs Daun, hat der Dauner Sprudel seine Niederlassung. Ununterbrochen rollen zahlreiche Lastzüge hinein in die großen Hallen, laden ihre Mehrweg-Gebinde ab und sind bereit, vielfältige Sorten aus dem breiten Angebot des Dauner Mineralbrunnens neu zu laden und in viele europäische Länder zu transportieren. Rund 50 Angestellte und Arbeiter sorgen für eine reibungslose Produktion an zwei vollautomatischen und umweltgerechten Abfüllstraßen für ein zukunftsorientiertes, ökologisch ausgerichtetes Marketing. Nahezu alles anfallende Material wird wieder verwertet, das Spül- und Abwasser mit modernster Technik aufbereitet und umweltschonend neutralisiert. Bis zu einer Viertel Million Flaschen natürlichen Mineralwassers mit hoher Bekömmlichkeit verlassen täglich das Werk und tragen den Namen „Dauner" weit in alle Lande.

Die Quellen mit ihrem hohen Anteil an gesundheitsfördernden Mineralien und der reichhaltigen Kohlensäure - der Dauner Sprudel ist der einzige Sprudel des Kreises, der ausschließlich eigene Quellenkohlensäure verwendet - waren schon den Römern bekannt. Sie nutzen die kostenlose Erfrischung und erkannten deren Heilkraft. Manche Münze opferten sie dankbar den Quellgöttern, auch wenn sie noch nicht wußten, daß das Wasser dereinst, wegen seiner Zusammensetzung an Mineralien von der Wissenschaft als Natrium-Magnesium-Hydro-gencarbonat-Säuerling bezeichnet werden würde.

Ausgangs des Mittelalters, 1565, beschrieb der Arzt „Jean Guinterius" (= Johann Guinter) die Dauner Dreese, unter anderem auch den „Lentzigsbrun", dessen Wasser heute die Hauptquelle des Dauner Sprudels darstellen: „Es gibt Leute, die ihn gerne trinken und er enthält Salpeter, Alaun/Soda und Eisen. Er entleert den Magen von schädlichen Flüssigkeiten und stärkt ihn; er verkleinert die Milz und hält das Blut flüssig."

Rund zwanzig Jahre später, 1588, preist der berühmte Heidelberger Arzt und Botaniker Jakob Theodor Tabernämontanus auf mehreren Seiten erneut die Dauner Mineralquellen und besonders den „Lentzigs Brunn": „Der ist schön hell und klar/ eines sehr lieblichen und anmühtigen/ sauwren/ rasen Geschmacks im trincken."

Dabei hatte alles dereinst sehr klein und bescheiden angefangen. Genau zur Jahrhundertwende wurden zum Schutz bestehender Mineralquellen neue Bohrungen im Bürgermeisteramtsbezirk Daun von polizeilicher Erlaubnis abhängig gemacht. Der Dauner Franz Groß erhielt die Genehmigung, die zahlreichen Quellen im Liesertal wirtschaftlich und industriell zu nutzen. Am 12.10.1900 begann die Heilquelle „Vulkan" zu Daun mit dem Versand. Der Dauner Sprudel war gegründet.

Anfangs schöpfte man mühselig das begehrte Trinkwasser aus den Quellen und füllte es erstaunlicherweise früh bereits in Flaschen, während die anderen Betriebe innerhalb des Kreises die Abfüllung in Tonkrüge vornahmen. Bereits drei Jahre nach ihrer Gründung erhielt die „Heilquelle Vulkan GmbH Daun" 1903 auf der „Ersten volkstümlichen Ausstellung für Haus und Herd" in Köln eine goldenen Medaille für ihr „natürliches kohlensaures Mineralwasser und ihre Himbeerlimonade". Die Preise und Auszeichnungen häuften sich, so 1904 in Paris bei der „Exposition internationale" oder 1906 und 1908, als der deutsche Kaiser das Dauner Werk besuchte, es mit Medaillen und Diplomen würdigte und sich an der wohlschmeckenden „Brauselimonade" labte, die seit 1908 hergestellt wurde.

DAUNER SPKCDEL, DAUN lESFEL)

1907 übernahm ein neuer Besitzer namens Kever, Schuhwichsfabrikant aus Aachen, den noch kleinen Betrieb und gab ihm den Namen „Columbus Sprudel Daun". Mit Pferdefuhrwerken wurden in der näheren und weiteren Umgebung private und staatliche Einrichtungen beliefert. Die Qualität der sehr magnesiumreichen Quelle, die bald den bis heute gültigen Markennamen „Dunaris" erhielt, sprach sich herum und überzeugte. Es dauerte nicht lange, und die Dunarisquelle wurde wegen ihrer hervorragenden Eigenschaften als gemeinnützig anerkannt und unter staatlichen Schutz gestellt. Die Quelle, die zu den stärksten alkalischen Säuerlingen Deutschlands zählt, ist mehrfach von verschiedenen bedeutenden Ärzten, Wissenschaftlern und unabhängigen Instituten untersucht und als Wasser mit hervorragenden Heilergebnissen bezeichnet worden, das als Heiltrinkkur bei Beschwerden des Magen-Darmkanals angewandt wird.

Der Erste Weltkrieg und seine nachfolgenden Jahre der Besatzung, Inflation und Repression durch die Siegermächte zogen den Betrieb stark in Mitleidenschaft. Zwar nutzte er viele kohlensäurereichen Quellen, besonders im Pützbachtal, baute 1921 sogar eine Kohlensäureleitung von Pützborn über den Wehrbüsch nach Daun, konnte aber den drohenden Konkurs nicht mehr aufhalten.

1925 übernahmen Dauner Bürger (Hommes/ Groß/Schneider) die Fabrik, der sie den Namen „Dauner Sprudel" gaben. Bis heute befindet sie sich in Familienbesitz. Mit Aufbauenergie erneuerten sie die zerstörten und unbrauchbaren Abfüllanlagen, besorgten sich auf häufig abenteuerlichen Wegen Flaschen und Transportkisten und bauten sich erneut einen Kundenstamm auf. Fleiß und Entschlossenheit ließen das Unternehmen bald wieder zu akzeptablen Förderkapazitäten und Umsatzzahlen gelangen. Bereits 1929 hatte man die Millionengrenze abgefüllter Flaschen im Jahr erreicht.

Einen Rückschlag mußte die Firma während der großen Wirtschaftskrise und der damit verbundenen Massenarbeitslosigkeit (1930-33) hinnehmen. Zahlreiche Kunden, besonders die Dienststellen der Reichsbahndirektion, gingen aufgrund von Sparmaßnahmen verloren. In der Betriebsleitung traf man eine weise Entscheidung. Da es vielen Großhändlern nicht mehr möglich war, den Sprudel waggonweise in Daun abzuholen, wurde der Markt für viele kleinere Abnehmer geöffnet. Dazu etablierte man in Duisburg und anderen Städten des Ruhrgebietes Auslieferungslager. Steigender Umsatz und ein wachsender Kundenstamm lohnten diesen Schritt. Aber kaum waren diese Schwierigkeiten überwunden, brach der Zweite Weltkrieg aus. In den ersten Jahren stiegen zwar durch Wehrmachtsaufträge die Mineralwasserförderung und der Versand, so daß 1943 der bisher größte Umsatz notiert wurde. Doch es fehlten Arbeitskräfte. Die Männer waren an der Front und Frauen allein konnten die Förderleistungen nicht erbringen. Einsetzende Fliegertätigkeit und mehrere starke Luftangriffe auf Daun führten zu erheblichen Sachbeschädigungen des Dauner Sprudels und seiner Niederlassungen im rheinisch-westfälischen Raum, sowie zu Todesopfern unter den Betriebsangehörigen.

Die einziehenden Sieger demolierten und plünderten in erheblichem Maße die Werksanlagen. Nur zögerlich begann die Produktion wieder am 22.5.1945. Noch fehlte es an Energie, Flaschen, Verschlüssen, Heizung, Fuhrpark. Vieles konnte nur auf dem Tauschwege erlangt werden: Lebensmittel und Wein für Verschlüsse oder Kohle. Nur mit größter Anstrengung und persönlichen Opfern erreichten die Gesellschafter - besonders nach der Geldentwertung -, daß der Betrieb sich nach und nach erholen und zunehmend Arbeitskräften Beschäftigung und Verdienst bieten konnte.

Heute ist der Dauner Sprudel zu einem bedeutenden Werk in der Kreisstadt geworden. Aus acht Quellen mit einer Schüttungsstärke von 3 bis 40 cbm pro Stunde schöpft er seinen Vorrat aus Tiefen, die bis zu 90 Metern erbohrt wurden, für die Produktion von klassischen Mineralwässern oder Limonaden, Fruchtsaftgetränken und Nektaren. In Gutachten wird belegt, daß die Dauner Quellen von besonderer Reinheit sind und das Wasser aus sehr tiefen Erdschichten durch den Kohlensäuredruck zu Tage tritt. Die einwandfreie Qualität der Getränke wird ständig in modernsten Labors überwacht und durch vereidigte Institute bestätigt. Regelmäßig werden Proben entnommen, analysiert und ausgewertet. Und wer sich persönlich von der Qualität und dem Wohlgeschmack der „Dunaris-Quelle" überzeugen möchte, kann dies kostenlos am Trinkpavillon im Kurpark tun. Dort erfrischt die Heilquelle, spendet lebenswichtige Mineralien und Spurenelemente, dient der Gesundheit und ist ein idealer Durstlöscher - heute so wie vor Jahrtausenden.

Gerolsteiner Brunnen

Ute Meyer, Bonn

Die wohl älteste urkundlich festgelegte Eifler Kohlensäurequelle ist der Siddinger Drees.

Schon in grauer Vorzeit muß dem Mensch, der in den Höhlen der Munterley gewohnt hat, die Besonderheit und Schmackhaftigkeit des Mineralwassers dieser natürlichen Quelle aufgefallen sein. Man fand bei Arbeiten in der Quelle ein unbeschädigtes Steinbeil. Es war vermutlich eine Opfergabe.

Aus der Römerzeit wissen wir, daß die Gerolsteiner Quellen nicht nur in hohem Ansehen standen, sondern ganz besondere Verehrung genossen und man dem Gerolsteiner Wasser fast wundertätige Wirkungen zuschrieb. So war zum Beispiel der Siddinger Drees mit kunstvollen Votivtafeln eingefaßt, die von dankbaren Benutzern errichtet worden waren. Aus der Zeit Kaiser Maximinus (3. Jahrhundert n. Chr.) stammen auch etwa 150 römische Münzen, die in dieser Quelle gefunden worden sind.

Der Name „Drees" für den Säuerling stammt aus dem keltisch-germanischen Wortschatz und dürfte aus dem Gotischen übernommen worden sein, nämlich Thriasan, das heißt soviel wie „rieseln".

Im Mittelalter sind die Gerolsteiner Quellen zwar nicht ganz vergessen worden, spielen jedoch nach dem Kulturzusammenbruch der Völkerwanderungen nicht mehr die Rolle wie zur bäderliebenden Zeit der Römer. Erst infolge des Bahnausbaues der Strecke Köln/Trier zu Beginn der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, und der damit verbundenen Verbesserung der Verkehrsverhältnisse auch für den Raum Gerolstein erinnerte man sich der ehemaligen Quelle und versuchte, sie durch entsprechende Bohrungen wieder zu entdecken. So entstanden in sehr kurzen zeitlichen Abständen gleich mehrere Brunnenbetriebe in Gerolstein.

Diese Entwicklung begann mit der Gründung der Firma „Schloßbrunnen Gerolstein" im Jahre 1876. 1883 wurde durch die Familie Buse der „Flora Brunnen Gerolstein" gegründet. Zu dieser Zeit führte der Geologe und BergwerksdirektorW.Carstendyck ebenfalls zahlreiche Bohrungen in Gerolstein durch. In einer Tiefe von 340 m wurde er schließlich fündig und gründete am 1.1. 1888 die Firma „Gerolsteiner Sprudel, Gerolstein". Zur Jahrhundertwende gab es fünf Brunnen in Gerolstein und Umgebung.

Wie auch zu Zeiten des Grafen Franz Georg von Manderscheid-Blankenheim sah man zunächst die Tonkrüge als geeignete Behälter für den Gerolsteiner Sprudel. Nahezu ausnahmslos wurden Tonkrüge und Holzkisten für den Versand deutscher Mineralwässer während des 18. und 19. Jahrhunderts verwendet. Sie waren preiswert und auch relativ unempfindlich gegen alle äußeren Einflüsse, wie Stöße oder Schläge.

Zeitgenössische Schriften genau so wie noch erhaltene Akten belegen, daß das Gerolsteiner Mineralwasser bereits vor der letzten Jahrhundertwende bis nach Übersee versandt wurde. So erhielten sowohl der Flora Brunnen wie auch der Gerolsteiner Sprudel weltweit hohe Auszeichnungen. Dem Unternehmen liegt noch eine handschriftliche Bestellung der Fa. Busch & Heiliger aus Sydney über 50 Kisten Gerolsteiner vor. Dies belegt die Geschäftsverbindungen des Brunnens mit der australische Firma bereits im Jahre 1895.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Tonkrüge durch Glasflaschen ersetzt. Diese industriell gefertigten Glasflaschen konnten inzwischen preisgünstiger als die Tonkrüge produziert werden. Der Vorteil der Glasflaschen lag insbesondere im geringen Gewicht und den daraus resultierenden geringeren Transportkosten, aber auch in der größeren Gewähr für Sauberkeit, unterstützt durch einen dichten Verschluß.

Die weitere wirtschaftliche Entwicklung der einzelnen Gerolsteiner Mineralbrunnen verlief recht unterschiedlich. Die Kapazität des Gerolsteiner Brunnens stieg kontinuierlich. 1939 erhielt der Gerolsteiner Sprudel außerdem die Mehrheitsbeteiligung am Glashäger Brunnen, Bad Doberan. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges 1944 wurde der Betrieb des Gerolsteiner Sprudel vollständig durch einen Luftangriff zerstört. Doch schon kurz nach Beendigung des Krieges begann man mit dem Wiederaufbau der Gebäude und Anlagen. 1946 konnte dann auch der Füllbetrieb wieder aufgenommen werden. 909 000 Füllungen waren das Ergebnis des ersten Nachkriegsjahres. 1969 erfolgte dann die Übernahme des Schloßbrunnen Gerolstein durch die damalige Gerolsteiner Sprudel GmbH & Co.. Der Rockeskyller Sprudel wurde im darauffolgenden Jahr angegliedert. Im Jahre 1984 schlössen sich die Gerolsteiner Sprudel GmbH & Co. und die Gerolsteiner Flora Rudolf Buse GmbH & Co. zusammen. Beide Betriebe zählten damals zu den führenden deutschen Mineralbrunnen, und setzten etwa 320 Millionen Flaschen ab, was ungefähr 2 Millionen Hektoliter Mineralbrunnen-Getränke entspricht.

Die Entwicklung des Gerolsteiner Brunnen zum größten Einzelbrunnen in Deutschland schritt voran. Neben der Hauptmarke Gerolsteiner Sprudel wurde im Jahre 1986 die Marke Gerolsteiner Stille Quelle neu in den Markt eingeführt. Zwei Jahre später erfolgte dann die Umfirmierung der Gerolsteiner Sprudel GmbH & Co. in Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co.

Die im norddeutschen Raum bedeutende Bad Pyrmonter Mineral- und Heilquellen GmbH wurde zum 1. Januar 1989 von dem jetzt führenden deutschen Markenanbieter Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. übernommen. Der zunehmende Wettbewerb in der Getränkeindustrie, die Einschätzungen von Entwicklungen im zukünftigen EG-Binnenmarkt und die Nachfolgeregelung für den damaligen geschäftsführenden Gesellschafter, Erich Gerstenberg, hatten die Pyrmonter bewogen, die Zukunft der Marke und des Unternehmens im Zusammengehen mit dem Gerolsteiner Brunnen abzusichern. Die langjährigen Verbindungen beider Unternehmen - Gerstenberg war nach dem Kriege viele Jahre Geschäftsführer eines Brunnenbetriebes in Gerolstein - stützten die Entscheidung, sich dem erfolgreichen Gerolsteiner Brunnen anzuschließen.

Auch der Gerolsteiner Brunnen konnte hieraus Synergien schöpfen und die Bad Pyrmonter und Gerolsteiner Marken im norddeutschen Raum ab diesem Zeitpunkt noch erfolgreicher vermarkten.

Nach Öffnung der Grenzen sicherte Gerolsteiner die Existenz der beiden größten DDR-Mineralbrunnen durch Mehrheitsbeteiligungen an Glashäger und Margon. Zum 1. Juli 1990 erwarb Gerolsteiner eine maßgebliche Mehrheitsbeteiligung an dem bedeutendsten DDR-Mineralbrunnen, Margon Brunnen GmbH, Burkhardswalde bei Dresden.

Bis zur Enteignung durch die sowjetischen Militäradministration war die damalige Gerolsteiner Sprudel KG alleinige Kommanditistin des Glashäger Brunnen. Zuletzt war Glashäger Betriebsteil des VEB Greifenquell Rostock. Zum 31. Mai 1990 wurde dieser aufgelöst und Glashäger in eine selbständige GmbH umgewandelt. Deren Anteile wurden treuhänderisch von der staatlichen Treuhand-Anstalt gehalten, bis Gerolsteiner zum 1. Januar 1991 den Brunnen von der Treuhand erwarb. Noch während die Verhandlungen liefen, versorgte Gerolsteiner beide DDR-Brunnen mit technischer Ausrüstung und Know-how, damit direkt zu Beginn der Wirtschafts- und Währungsunion im Oktober 1990 die Konkurrenzfähigkeit beider Betriebe zu den westdeutschen Anbietern gewährleistet war.

Gerolsteiner engagierte sich bei den beiden Unternehmen mit dem Ziel, die Produktionsstätten und Arbeitsplätze zu erhalten, die unternehmerische Eigenständigkeit der Brunnen wiederherzustellen und die regionale Marktposition auszubauen. Die Gerolsteiner Geschäftsführung war dabei überzeugt, mit diesen beiden Brunnenbetrieben die Marktchancen nutzen zu können und plante ein erhebliches Investitionsprogramm, das in den neunziger Jahren realisiert werden soll. Dabei wurde berücksichtigt, daß kurzfristig eine Umstellung der Gebinde auf das westdeutsche Brunnen-Einheitssystem erfolgen mußte.

Der Gerolsteiner Unternehmensphilosophie entsprechend, „Marken zu machen", wurden für die beiden Marken Margon und Glashäger erhebliche Mittel für Werbung, Verkaufsförderung und für den Vertrieb bereitgestellt.

Der Vorsitzende der Geschäftsführung des Gerolsteiner Brunnen, Dr. PeterTraumann, betonte dabei, daß die historischen Verbindungen zu Glashäger, aber insbesondere die Seriosität der Gerolsteiner Gruppe ausschlaggebend für den Verhandlungserfolg mit der Treuhand-Anstalt gewesen waren.

Beide Tochterbetriebe entwickelten sich seit dieser Zeit sehr positiv mit zweistelligen Wachstumsraten. Glashäger Brunnen in Bad Doberan verzeichnete Zuwächse im ersten Halbjahr von 18 Mio. Flaschen. Man erwartete nahezu eine Verdoppelung der Jahresabsätze von 1991 auf über 55 Mio. Füllungen im Jahre 1992. Glashäger ist in Mecklenburg-Vorpommern mit Abstand Marktführer bei allen Mineralwassern. Margon Brunnen ist wieder marktführender Mineralbrunnen in den neuen Bundesländern mit Abwachszuwächsen von knapp 56 Prozent und einem Planabsatz von 90 Mio. Füllungen für 1992.

Auch der Gerolsteiner Brunnen als größter deutscher Einzelbrunnen entwickelte sich in den letzten Jahren sehr positiv. Die Erfolge der Gerolsteiner Premium-Marken Gerolsteiner Sprudel, Gerolsteiner Stille Quelle und St. Gero Heilwasser sowie Gerri-Erfrischungsgetränke machten Kapazitätserweiterungen notwendig und möglich. So wurde im April 1991 in Anwesenheit des damaligen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten, Dr. Carl-Ludwig Wagner, und zahlreichen Ehrengästen ein neuer Betrieb in der grünen Landschaft der Vulkaneifel eingeweiht. In knapp 3jähriger Bauzeit entstand auf einer überdachten Gesamtfläche von 31 000 qm ein modernes Werk mit einer Abfülleistung von 120 000 Flaschen/Stunde, einem Lager für 13 Mio. Flaschen und Versandeinrichtungen für die stündliche Abfertigung von 15 Lastzügen sowie den entsprechenden Ver- und Entsorgungseinrichtungen.

Mit dem Bau des neuen Werkes wurden 85 neue Arbeitsplätze geschaffen. Schallschluckende Akustikdecken sowie optimale Be- und Entlüftung, angenehme Farbgestaltung und helle Beleuchtung, Außensicht und Tageslicht durch großflächige Fenster sowie moderne Maß-, Steuer- und Regelungstechnik zu sicheren Produktionssteuerung in dem neuen Betrieb tragen zu einer Arbeitsplatzgestaltung im Sinne der Mitarbeiter bei.

Die weitgehende Verlagerung von Produktion und Versand vom Stammgelände des Gerolsteiner Brunnen in der Innenstadt von Gerol-stein in das am Stadtrand gelegene Gewerbegebiet entlastet die Gerolsteiner Bürger spürbar vom ortsdurchquerenden Schwerlastverkehr.

Künftige Erweiterungsmöglichkeiten wurden bereits bei dem Neubau mit berücksichtigt. Ein weiterer wichtiger ökologischer Aspekt bei dem Bau des Betriebes war selbstverständlich auch die Einbindung des Werkes in die herrliche Naturlandschaft der Vulkaneifel.

Mehr als die Hälfte der Gesamtfläche des Betriebes II ist als reine Grünfläche ausgewiesen. Diese dient als Verbindungsstück zwischen Landschaft und modernem Betriebsgelände. Insgesamt sind auf dem Brunnengelände ca. 500 Baumpflanzungen vorgenommen worden. Je nach Standort wurden dabei hoch- und nied-rigwüchsige Laubhölzer angepflanzt. Integriert in diesen Landschaftsplan war ebenfalls die Renaturierung des Peschenbaches, der das Betriebsgelände durchfließt.

Seit 1991 gehört auch die Birresborner Phönix Sprudel GmbH und Co. aus der Vulkaneifel zu 100 Prozent der Gerolsteiner Gruppe an. Wie alle anderen Tochterunternehmen der Gerolsteiner Gruppe, so handelt auch dieser Brunnen rechtlich selbständig mit einem eigenen Markenprogramm.

Die Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. ist heute ein leistungsfähiges, erfolgreiches Unternehmen, das seine Markenprodukte bundesweit vertreibt und in 24 Ländern exportiert. So konnte die Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. im Geschäftsjahr 1991 auch ihre Position an der Spitze der deutschen Einzelbrunnen erneut festigen. Mit 755 Mio. Füllungen erreichte der Absatz aller Gerolsteiner Marken die gesteckten Ziele. Erstmals wurde die „Schallmauer" von 5 Mio. Hektoliter durchbrochen!

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