Doppelter Umsatz bei Eifelperle

 

Die genossenschaftliche Milchverarbeitung in Hillesheim begann 1932 bei der Gründung der Hillesheimer Genossenschaft unter dem Namen Kreis Dauner Molkereigenossenschaft. Im Verlauf des 2. Weltkriegs war die Produktion zum Erliegen gekommen und das eigentliche Wachstum und der Erfolg des Unternehmens entwickelten sich ab 1950 unter der Leitung von Toni Schieder. Aufgrund hoher Milchpreisleistung nahm die Anlieferung schnell zu und so sprach sich auch in benachbarten Einzugsgebieten herum, daß man mit Milchpoduktion Geld verdienen kann, wenn die Vermarktung stimmt. Folgerichtig schloß sich die ebenfalls genossenschaftlich organisierte Molkerei der Kreisstadt Daun unter dem weitblickenden Vorsitzenden Ökonomierat Peter Clausen aus Dockweiler, dem prosperierenden Nachbarbetrieb an. Es folgten noch viele weitere Fusionen, so daß insgesamt unter dem Namen Eifelperle bis 1983 21 ehemalige Molkereien zusammengeschlossen waren. Die Milchmenge hatte sich von 3,5 Mio. kg pro Jahr auf rund 300 Mio. kg pro Jahr erweitert. Neben dem größten Teil der Eifel gehören fast der gesamte Westerwald sowie Teile von Taunus und Hunsrück zum Einzugsgebiet, das rund 800 Ortschaften umfaßt und sich etwa von Bingen bis Siegen und von Stadtkyll bis Wetzlar erstreckt. Alle hinzu kommenden Betriebsstätten wurden zur Erzielung von Rationalisierungseffekten konsequent geschlossen, mit Ausnahme von Koblenz. Die Fusion mit Koblenz im Jahr 1976 war Ausgangsbasis für die Erweiterung in den Westerwald. Deshalb wurde die Betriebsstätte 1981 sogar ausgebaut, um die zusätzlichen Milchmengen aufnehmen und rationellst zu Milchpulver und Butter verarbeiten zu können.

Mit Konsummilch, durch Wärmebehandlung haltbar gemacht und in Mehrwegglasflaschen gefüllt, begründete das Unternehmen im wesentlichen seinen Erfolg. Diese Tradition wurde fortgesetzt durch Aufnahme der H-Milch-Produktion in der Kartonverpackung schon in 1972. Diese Art der Konsummilch dominiert heute eindeutig den Markt und die Eifelperle ist hier mit einem Anteil von etwa 7 Prozent, bezogen auf die alten Bundesländer, einer der ganz kompetenten Hersteller.

Der absolute Spitzenmilchpreis an die erzeugenden Landwirte, der über zwei Jahrzehnte gehalten wurde, stammte sehr wesentlich auch aus der konsequenten Nutzung der EG-Preisgarantien für Butter und Milchpulver und der durch Spezialisierung möglichen, außergewöhnlichen Kostensenkung.

Gerade diese Spezialisierung aber zwang die Eifelperle jetzt zum Umdenken und zum Handeln. Die Erkenntnis, daß die garantierten Abnahmepreise für die beiden Eckartikel EG-weit zu immer mehr wachsender Überproduktion und damit zu Erlösverfall führen, hat die EG-Politiker veranlaßt, die Weichen neu zu stellen. In einem auch für Fachleute nicht erwarteten Ausmaß und nicht erwarteter Schnelligkeit wurden die Absicherungen zum Erhalt der Landwirtschaft zurückgefahren auf ein Minimum, das die kleinstrukturierte Landwirtschaft, insbesondere in unserer Heimat, in arge Existenznöte bringt. Hierbei übernahmen Milchpulver und Butter dann im Gegensatz zur vorherigen Entwicklung die Preisführerrolle nach unten und auch Massenartikel wie Konsummilch wurde in diesen Sog hineingezogen. Seit Einführung der Quotenregelung in 1984 gingen die angelieferten Milchmengen deutlich zurück, nicht zuletzt auch wegen der Herauskaufaktionen zur endgültigen Stillegung von Teilen der Milchproduktion.

Bei Eifelperle wurde diese Entwicklung rechtzeitig erkannt und zunächst versucht, aus eigener Kraft neue Wege zu gehen. Das scheiterte aber gerade an der Spezialisierung, die vorher die einmalige Stärke dargestellt hatte. Die sich anschließenden Bemühungen um Kooperation mit einer oder mehreren der umgebenden genossenschaftlichen Molkereien konnten nicht erfolgreich abgeschlossen werden. Deshalb wandte sich Eifelperle dem benachbarten Familienunternehmen „May-Werke" zu, mit dem schon seit vielen Jahren eine erfolgreiche, intensive Zusammenarbeit praktiziert worden war und das neben Milchverarbeitung auch eine Vielzahl anderer Produktionszweige, überwiegend im Lebensmittelbereich, unterhält. Diese Verbindung warf zwar die Problematik unterschiedlicher Gesellschaftsformen auf, versprach aber von allen bis dahin geprüften Lösungen die schnellsten und nachhaltigsten Fortschritte zur Eroberung neuer Märkte und zur Wiedererlangung des gewohnten Spitzenniveaus beim Milchauszahlungspreis. Dieses Ziel wurde mittlerweile bereits erreicht, nachdem die Vertreterversammlung der Eifelperle Milch eG im Dezember 1991 die Kooperation mit den May-Werken beschlossen hatte.

Direktor Helmut Schieder und Dr. Peter May im. Gedankenaustausch über neue Produkte der Kooperation Eifelperle - May

Bausteine des neuen Erfolges sind vertragliche Regelungen zur Gleichschaltung des Interesses beider Partner an einem außergewöhnlich hohen Milchpreis, die damit verbundene Förde-: rung der Motivation der Beteiligten in beiden Unternehmen und das auf dieser Basis mögliche schnelle Wachstum in den freien Markt, auch im zusammenwachsenden Europa in Ost und West. Seit Herbst 1992 präsentiert sich das Unternehmen, das Betriebsstätten in Hillesheim und Erftstadt unterhält, in neuer Stärke. Das Einzugsgebiet ist in die Nordeifel und den Raum nördlich von Aachen ausgedehnt und die verarbeitete Milchmenge wurde auf etwa 350 Mio. kg pro Jahr erweitert. Ein breites Sortiment neuer, verbraucherorientierter Artikel, das in rascher Folge fortentwickelt wird, gibt Sicherheit für die über 3 000 angeschossenen landwirtschaftlichen Betriebe unserer Region und sichert unmittelbar über 300 Arbeitsplätze.

Die Führung der verbundenen Unternehmen ist inzwischen auf beiden Seiten in junge Hände gelegt.

Direktor Helmut Schieder hat das Ruder von seinem Vater übernommen und das Wendemanöver erfolgreich vollzogen und kann sich stützen sowohl auf eine erfahrene und dynamische Mannschaft von Mitarbeitern im eigenen Haus, wie auch auf den Kooperationspartner Dr. Peter May mit seinen Mannen, die sich ebenfalls für die neue Aufgabe begeistern. Auch in Erftstadt hat die Übergabe vom Vater auf den Sohn gerade stattgefunden und bietet in Verbindung mit der Verteilung der Lasten aus dem großen Konzern auf zwei weitere „May-Söhne" die Gewähr für einen kraftvollen Antritt. In der Kooperation sieht die Arbeitsteilung die Aufgaben von Logistik und Verkauf von Lebensmitteln und hier insbesondere Milch für die May-Werke vor, während Eifelperle verantwortlich ist für die Rohstoffbeschaffung und -erfassung, die Betreuung der Lieferanten und last not least eine qualitativ, quantitativ und ökonomisch ausgefeilte Produktion der gemeinsam getragenen Sortimente. Die Klammer zwischen beiden bildet neben dem Vertragswerk die Eifelgut GmbH, eine Gesellschaft zur Steuerung und Überwachung der gemeinsamen Aktivitäten mit Sitz in Hillesheim.

Die Strukturentwicklung sowohl in der Landwirtschaft als auch in der Milchwirtschaft wird weitergehen, aber es gibt jetzt einen Grund, hinsichtlich der Entwicklung in unserem Raum zuversichtlich zu sein.