Wir bauen eine Brücke

Malte Blümke, Daun

 

Mit der Ausstellung „Wir bauen eine Brücke zu den Menschen dieser Welt" wurde zum fünften Mal eine große Kinder- und Jugendbuchausstellung im Kreis Daun gezeigt.

Durchgeführt wurde die Ausstellung vom Leseclub „Bücherwurm" am Geschwister-Scholl-Gymnasium, von der Buchhandlung F. Werner, dem Kreis Daun, der Volksbank Daun und dem Kulturkreis Daun.

Die Ausstellungen der vergangenen Jahre waren einzelnen Autoren (Achim Bröger, Willi Fährmann, Otfried Preußler und Michael Ende), deren Illustratoren (Gisela Kalow, Herbert Holzing, Irmgard Lucht, Ursula Kirchberg und Manfred Schlüter) und einzelnen Sparten und Gattungen (Bilderbücher, Sagen und Phantasieerzählungen) gewidmet.

Bei den Vorbereitungen zur diesjährigen Ausstellung und Jugendbuchwoche wurde sehr bald klar, daß in diesem Jahr nur eine thematische Ausrichtung zu einem zeitgeschichtlichen Thema in Frage kommen könnte. Im Jahre 1992 bündeln sich vier zeitgeschichtliche Entwicklungen:

- die deutsche Frage und das Verhältnis Ost/ West;

- die europäische Frage;

- die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus;

- die Wanderung von Süd nach Nord, von Ost nach West.

Jede dieser vier Fragen spiegelt sich in vielfältiger Weise in der Kinder- und Jugendliteratur und wäre somit ein geeignetes Thema für die Jugendbuchwoche und Buchausstellung 1992 gewesen.

In dem Motto „Wir bauen eine Brücke zu den Menschen dieser Welt" sind alle vier Bereiche, die sich ohnehin nicht voneinander trennen lassen, angesprochen.

Reisen, Technik und Wirtschaft führen zu einem Zusammenwachsen dieser Welt. Findet dieses Zusammenwachsen aber auch in unseren Köpfen statt? Die Ausstellung hatte sich zum Ziel gesetzt, eine geistige Brücke zu den Menschen dieser Welt zu bauen. Wenn auch Bücher nicht die reale Begegnung mit anderen Menschen ersetzen können, so können sie doch diese Begegnung vorbereiten und vertiefen.

Preisträger des Schreib-, Mal- und Bastelwettbewerbes mit der Kreisbibliothekarin Stefanie Loenenbach.

Kinder- und Jugendbücher erzählen in angemessener Sprache und Darstellungsform vom Leben und Schicksal der Menschen in anderen Ländern, von deren Landschaft und Kultur. Wissen und Verständnis können so gewonnen werden.

Die Ausstellung war thematisch in drei Teile gegliedert: Der erste Teil befaßte sich mit dem Fremdsein an sich und den Problemen, die sich für Flüchtlinge, Aussiedler oder ausländische Mitbürger ergeben.

Der zweite Teil bot einen Rückblick in die Zeit des dritten Reiches und stellte Rassenwahn, Verfolgung, Kriegselend und Flucht dar.

Der dritte Teil befaßte sich mit Gegenwart und Zukunft anderer Völker und Kulturen, um Verständnis für das Leben und die Kultur anderer zu gewinnen und Ängste, Fremdenhaß und Rassenwahn gar nicht erst entstehen zu lassen. Die Ausstellung stand in engem thematischen Bezug zu der Diskussion um Asylbewerber, Aussiedler und ausländische Arbeitnehmer, die in den vergangenen Monaten im Kreis Daun sehr intensiv geführt wurde.

Der Hauptbestand der Ausstellung wurde im Herbst 1990 in der Volksbank Eichstätt in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Bildungswerk im Landkreis Eichstätt gezeigt. Idee und Konzeption zur Ausstellung stammen von der Pädagogin Ulrike Wilke, die sich spontan bereit erklärt hatte, für die Dauner Ausstellung den Katalog mit Einführung und Bücherbesprechungen zur Verfügung zu stellen.

Mit finanzieller und organisatorischer Hilfe der Stiftung Lesen und des Deutschen Jugendschriftenwerkes wird die Ausstellung seitdem in ganz Deutschland mit großem Erfolg gezeigt. Die rund 200 Bücher wurden durch 20 Schautafeln ergänzt, die zu den Büchern optische Informationen bereitstellten.

Die Ausstellung bildete den Kern der diesjährigen Jugendbuchwoche des Kreises Daun, die zu dem gleichen Motto im Mai 1992 veranstaltet wurde. Aus diesem Grund wurden auch die Siegerarbeiten des Schreib-, Mal-, Zeichen- und Bastelwettbewerbes zum gleichen Thema in der Ausstellung gezeigt.

Von dem Trierer Illustrator Herbert Holzing stammten 12 Illustrationen aus den Büchern „Krabat" von Otfried Preußler, „Kristina, vergiß nicht...", „Der Mann im Feuer", „Das Jahr der Wölfe" von Willi Fährmann.

Eröffnet wurde die Ausstellung am 4. Mai 1992 mit einer Autorenlesung von Prof. Dr. Alfred Clemens Baumgärtner. Baumgärtner, geb. 1928, studierte nach der Rückkehr aus dem Krieg Literaturwissenschaft, er war zunächst Lehrer, dann Hochschullehrer an verschiedenen Orten und ist heute Professor an der Universität Würzburg. Außer zahlreichen wissenschaftlichen Büchern zu Fragen der Literatur und des Literaturunterrichts veröffentlichte er Erzählungen und Romane für jungen Leser, z. B. „Wenn der Wolf kommt", „Jenseits der Berge", „Im Dickicht", „Die Freiheit des Condors". Neben Alfred Clemens Baumgärtner lasen in der Jugendbuchwoche in den Schulen und Büchereien des Kreises Daun namhafte Autoren: Othmar Franz Lang, Otti Pfeifer, Gerda Siebmann, Beatrice Ingermann-Bahro und Wolfgang Pauls, der auch einen Workshop mit den Gewinnern des Schreibwettbewerbs in der Kreisbibliothek Daun durchführte.

Für die Unterstützung der Ausstellungseröffnung und Jugendbuchwoche, die mit dem 10jäh-rigen Jubiläum des Leseclubs „Bücherwurm" am Dauner Geschwister-Scholl-Gymnasium zusammenfiel, gilt Dank dem Friedrich-Bödecker-Kreis Rheinland-Pfalz und der Geschäftsführerin Gudrun Kippe-Wengler.

Das Plakat zur Ausstellung und Jugendbuchwoche '92 - entworfen von Nele Bednarczyk -verdeutlichte die völkerverbindende Idee der Ausstellung. Gleichzeitig sind eine ganze Reihe von Motiven aus Kinder- und Jugendbüchern im Plakat enthalten.

Durch die Ausstellung führte ein Quiz mit einzelnen Stationen, das vom Leseclub „Bücherwurm" unter der Anleitung von Gabriela Haferkamp zusammengestellt wurde.

Unser Dank gilt dem Unterstufenchor des Ge-schwister-Scholl-Gymnasiums unter der Leitung von Lisa Henn, der mit Liedern aus aller Welt die Ausstellungseröffnung begleitete. Für die Siegerehrung des Schreib-, Mal- und Bastelwettbewerbs komponierte Cheryl Onnertz das Lied „Laßt uns viele Brücken bauen", das die Kindermusikanten aus dem Pützbachtal am 13. Mai 1992 in der Volksbank vor großem Publikum singen konnten.

Ohne die Unterstützung des Ministeriums für Bildung und Kultur wäre die Ausstellung in diesem Umfang nicht möglich gewesen. Dies gilt in besonderem Maße für den schönen und informativen Ausstellungskatalog. Die Dauner Jugendbuchwoche wird möglicherweise in Zukunft einen Schwerpunkt im Kultursommer darstellen. Daß eine solche umfangreiche Ausstellung zusammenkommen konnte, ist den Veranstaltern der Ausstellung und dem Mitarbeiterteam zu verdanken. Besonderer Dank gilt Christel Werner, Matthias Mainz, Dieter Michels und der Kreisbibliothekarin Stefanie Loenenbach, die mit großem Engagement Ausstellung und Jugendbuchwoche betreute. Viele Besucher betraten die Bücherbrücke, die die Ausstellung anbot, und begaben sich auf einen literarischen Streifzug durch die Welt der Bücher.

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