Allen Zweiflern zum Trotz . . .

Christine Lippmann-Knörr, Jünkerath

 

seit ungefähr einem Jahr steht das Haus der Jugend in Jünkerath und der Betrieb läuft. Zu welchem Zweck?

Ist doch klar, Mädchen und Jungen von der Straße zu holen und was gegen Langeweile zu unternehmen; sie ist bekannterweise der Freund vieler Untaten. Nicht nur Jugendliche aus der Oberschicht sind angesprochen, das Haus ist für alle offen. Kinder aus Familien der Aus- und Übersiedler sind willkommen, auch die der Gastarbeiter. Was kann da angeboten werden? Natürlich bestimmen die jungen Leute was gemacht wird, aber in Absprache mit den erwachsenen Mitarbeitern. Es wird gekocht, gemalt, Billard gespielt, diskutiert und vieles mehr. Kinder und Jugendliche können mit ihrer Vertrauensperson über persönliche Probleme reden und diese versucht, ihnen mit sachlichem Rat zu helfen. Hausordnung und aufgestellte Regeln sind zu beachten. Wer rauchen will - ab 16. Lebensjahr- muß bei jedem Wetter vor die Tür. Hier steht ein Aschenbecher, man darf sich selbst, nicht die Anderen schädigen. Alkohol, zum Beispiel Maibowle, gibts nur bei Festen und nur mit schriftlicher Erlaubnis der Eltern. Da auf jeder öffentlichen Feier Alkohol angeboten wird, verbieten wir diesen nicht, sondern versuchen, Jugendlichen den vernünftigen Umgang mit dieser Droge beizubringen. Kommt jemand mit einer Alkoholfahne an, wird er nicht rausgeschmissen, aber bei passender Gelegenheit sachlich mit ihm übersein Problem gesprochen. Es gibt viele Kinder und Jugendliche, die mit ihren Eltern nicht über eigene Probleme reden können oder wollen. Vielleicht sollten diese Erziehungsberechtigten mal darüber nachdenken, warum das so ist?

Die Sprache der jungen Leute ist eine andere, als die der 40-/50jährigen. Aber wir, die Mitarbeiter, müssen uns darauf einstellen, und wir machen das gern. Apropos Mitarbeiter; Hier muß ich ganz besonders Elviera Mommer und Tilmann Peuster loben, die trotz ihrer Berufstätigkeit und eigenem Haushalt sehr viel Zeit und Mühe für die Jugend „opfern".

Dennoch, opfern ist ein falsches Wort, weil soviel Idealismus dahintersteckt. Aber auch andere Personen helfen im Rahmen ihrer Zeit; In Aktion sind auch der Schachclub und die Arbeiterwohlfahrt. Bewundernswert, wie die Jugendlichen mitarbeiten. So wurden die Gardinen fürs Haus selbst genäht, gebügelt und anschließend aufgehängt; sogar die Gardinenstangen waren in Eigenarbeit hergestellt. Auch Putztage werden abgehalten. Nicht mit Begeisterung, eher nach dem Motto „geteiltes Leid ist halbes Leid". Aber wer von uns Erwachsenen kann sich daran erinnernde mit Freude an Mutters Frühjahrsputz teilgenommen zu haben? Zur Zeit wird der tristweiße Flur mit Motiven aus der Natur bemalt. Hier steht uns ein Hobbykunstmaler mit Rat und Tat zur Seite. Zu Ostern besuchten Kinder und Jugendliche die Bewohner des Seniorenheims. Vorher wurden Eier gekocht und gefärbt. Das Ostereiersuchen machte allen soviel Spaß, daß beschlossen wurde, solche Aktionen zu wiederholen. Meine Tochter ist jetzt 20 Jahre alt und es gab in ihrer Kindheit leider kein Haus der Jugend. Aber wenn meine (geplanten) Enkel alt genug sind, werde ich sie dahin schicken.

Weil über finanzierbare Mittel - ABM - kein halb/ vollzeitbeschäftigter Leiter zu finden ist, haben wir nicht immer geöffnet. Deshalb suchen wir noch ehrenamtliche Mitarbeiter mit guten Ideen. Wir haben leider noch zu wenig Vereinsmitglieder, urn uns einen hauptamtlichen Leiter leisten zu können. Dabei ist der Jahresbeitrag mit 25.- DM verschwindend gering, wenn man bedenkt, daß ein mittelgroßer Hund etwa 60.-DM pro Monat kostet. Ich weiß, direkte Worte sind das, aber ist ist Realität. Realität ist auch, daß viele Personen mit Geld und Sachspenden geholfen haben. Manche nur mit Kleinigkeiten,die aber viel Freude hervorgerufen haben, wie zum Beispiel die Polstermöbel des Aegon-Ferienparks.

Wir erhoffen auch weiterhin bei unserer Arbeit Unterstützung, denn Kinder sind die Erwachsenen von morgen und wir Erwachsenen sind die Kinder von gestern. Zum „Einjährigen" danken wir allen Helfern, Spendern und Gönnern dieses Hauses herzlich. Wir Ehrenamtlichen wünschen uns fürs Haus der Jugend neue Freunde

- junge, ältere. Es mag mit Leben erfüllt sein, Wünsche „an den Mann bringen", immer Kontakt haben mit Menschen, die in diesem Haus mehr sehen als eine „überdachte Straßenecke"

- und die wäre schon viel in einer Zeit des überzogenen Konsums, der damit verbundenen Hilflosigkeit im Alltag.