Vom Bach zum Meer
Christa Feltgen, Staffeln
Wohin schwimmst du, kleines Spielzeugfloß, |
das der Quell den Buben fortgenommen? |
Bist schon weit den Bach hinabgekommen, |
rissest dich von manchem Kraut schon los.
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Erst noch bleibst du auf dem Tieferbach, |
hängst am kleinen Weidenstrauch ein Weilchen |
und verlierst vom Wimpel schon ein Teilchen. |
Das Vergißmeinnicht schaut dir noch lange nach.
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Schneller wirbelt dich der Bach voran. |
Seine Wellen, die sich in die Kyll ergießen |
und mit deren Wellen nun viel schneller fließen, |
bringen dich auf eine lange Bahn.
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Hakt dein Strick sich an dem Strauch dort fest, |
kann es sein, daß dir die Trockenzeiten |
einen läng'ren Aufenthalt bereiten, |
bis der Regen dich dann wieder tanzen läßt.
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Lange schwimmst du, bis zum großen Fluß. |
Wenn es dich noch gibt und deine Taue halten, |
kommst du jetzt schon in ein größ'res Walten, |
dem man sich wohl ganz ergeben muß.
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Hältst du noch? Dann siehst du auch den Rhein. |
Laß dich nur nicht von den großen Schiffen kränken, |
die die Wasser heben und die Wasser senken, |
denn sie seh'n dich nicht, du bist ja viel zu klein.
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Wenn dich noch kein Strudel in die Klippen trieb, |
wirst du sanft vom Fluß entlanggetragen |
wo die Kühe weiden und die Essen ragen, |
und wo mir so mancher Fleck so lieb.
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Schwimm vorüber, kleines Floß, zum Meer. |
Bist beladen ja mit Bubengrüßen, |
die bis in die Meere kommen müssen - |
gibt es dich am Ende auch nicht mehr. |