Nachbarn -

oder was eine Freundschaft wert ist

Annette Reuter, Gerolstein

 

Darüber machte ich mir vor vier Jahren noch keine Gedanken, als ich in einem Stadtteil von Gerolstein eine Wohnung nahm. Schließlich ging es in erster Linie darum, die Fahrerei zur Arbeit einzusparen, denn das war bei meinem Schichtdienst und gerade im Winter schon lästig.

Im Vorbeifahren winkt man als Neue kurz mit der Hand, bei einer Begegnung auf der Straße fällt ein „Guten Morgen"-Gruß, dann ist man wieder in seinen vier Wänden.

Nach zwei Jahren diese Begegnung. Es klingelte und ein etwa zehnjähriges Mädchen stand vor der Haustür, um mich zu ihrer Kommunion einzuladen. Vom Sehen her kannte ich sie, wußte, daß sie in meiner Straße wohnt. Ich bedankte mich für die Einladung und fragte noch schnell nach ihrem Namen.

Dann war es soweit. Beim Kaffee lernte ich endlich die ganze Nachbarschaft kennen, an der ich zwei Jahre vorbeigelebt habe. Alle freuten sich meine Bekanntschaft zu machen. Wenn ich nicht wüßte, was ich machen soll, könnte ich ruhig bei ihnen vorbeischauen... damit haben sie mir eine leichte Eingliederung ermöglicht! Das nächste gemeinsame Treffen fand beim Sommerfest unserer Straße statt. Ich war am Samstagnachmittag mit einem Kuchen dabei. Einige Frauen hatten für abends Salate gemacht, jeder war mit irgendetwas an diesem Straßenfest beteiligt. Es wurde gegrillt und gesungen, gescherzt und gelacht. Mit einem Mal war ich verwurzelt mit dieser Gemeinschaft, man hieß Christine und nicht Frau Schmitz! Im Oktober war die Taufe von Svenja. Wieder Nachbarschaftskaffee. Und bei jedem weiteren Zusammensein fühlte ich mich wohler in dieser meiner Nachbarschaft.

Eine besonders innige Freundschaft begann mit Svenjas Mutter. Sie schaut nach meiner Wohnung, wenn ich längere Zeit nicht da bin, dafür passe ich auf ihre Kinder auf, die mir inzwischen sehr ans Herz gewachsen sind.

Vergangenen Sommer verbrachten wir einen gemeinsamen Urlaub und es herrscht gegenseitiges Vertrauen; man hilft sich, eine Leistung wird mit Gegenleistung bedankt.

Jetzt bleibt man auf der Straße stehen und hat sich mehr zu sagen, als nur „Guten Morgen"; auch ein wenig Tratsch gehört zum Nachbarschaftsplausch.

Wir dutzen und helfen uns immer noch gegenseitig. Es ist ein wunderschönes Gefühl, zu wissen, an wen man sich bei Problemen wenden kann. Und ein noch schöneres ist es, gebraucht zu werden, sich geborgen und geliebt zu wissen.

Dafür danke ich meinen Nachbarn!