Ein unerfüllbarer Wunsch

Hildegard Sebastian, Daun

 

Ich möchte so gern ein Kind nochmal sein

und so wie früher es war.

Schön war die Zeit, als ich noch klein

mit großer Schleife im Haar.

 

Mit Halbschuhen und weißen Baumwollsöckchen,

ach war ich sonntags so fein,

mit dunkelblauem Faltenröckchen,

mir fällt soviel dazu ein.

 

Wenn wir die Gasse zur Großmutter gingen,

wie habe ich mich da gefreut.

Mit der Großmutter dann im Garten singen,

ich höre die Lieder noch heut'.

 

Der Großvater sprach vom Kirschenbaum,

der in seinem Keller stand',

der hing so voll Kirschen, man glaubte es kaum,

als ob sowas es geben könnt'!

 

Weil meine Schwester keine Hand wollt' geben,

drum hat er solches gesagt.

Bei uns da lag er gänzlich daneben,

wir haben ihn nicht mal gefragt.

 

Maria aber, im nachhinein

hat sie ihren Stursinn bereut.

Gleich kam sie uns auch hinterdrein,

ich höre sie wohl noch heut'.

 

„Großvater komm, ich geb' dir ein Händchen!'

Sie nahm die Treppe viel schneller.

Was gibt es doch für dumme Menschen-

ein Kirchbaum im Keller?

 

Doch Maria war ja unsere Kleinste,

es sollt, eine Lehre ihr sein.

Doch vom Großvater war es das Gemeinste,

das sah er selber ein.

 

Er nahm uns dann alle drei bei der Hand,

ist mit uns zum Garten gegangen,

wo wirklich ein großer Kirschbaum stand,

der voller Kirschen gehangen.

 

Er hat dann unsere Taschen gefüllt

mit Kirschen so rot und so süß.

Ich sehe noch heute das schöne Bild,

es war wie im Paradies.