Frühlingsahnen
Alexander Geßner, Daun
Es ahnet der Frühling die Mutter Erde, |
des Winters Strenge ist gebrochen die Kraft. |
Der allmächtige Schöpfer sprach nun es werde, |
schon sprießt neues Leben und steiget der Saft.
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Hell glänzt die Sonne am Firmament |
lacht wonnig hernieder, wie die Mutter zum Kinde. |
Die Stürme haben sich von Norden getrennt, |
von Süden her weht,s wie ein Föhn so gelinde.
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Am Waldessaum sieht man üppig die Knospen schwellen |
und grün färbt sich die Erde am Bach. |
Wie Silber schäumen des Baches Wellen |
als ahnet auch er, daß der Frühling wird wach.
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Im Wiesengrund sprießen aus fahlem Moos |
die jungen Gräser im lieblichen Grün. |
Warte mir einige Tage bloß, |
dann siehst Du am Hang die Veilchen blühn.
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Die Vöglein, denen der Winter ihre Stimme gebannt, |
dem Frühling gilt nun ihr Jubilieren, |
Gottes Güte künden sie ins Land, |
denn der Lenz wird wieder ihr Tischlein servieren.
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Es ahnet der Frühling das menschliche Wesen, |
geheimnisvoll pocht im Busen das Herz. |
In aller Augen ist Erwartung zu lesen |
ein Frühlingssehnen zieht himmelwärts. |