Symbiose von Kunst und Design

Zur Monographie über Karl Kaul

Petra Rapp-Neumann

 

Ein Kunstbuch veritablen Formats wurde in den ersten Julitagen '91 der Bonner Öffentlichkeit vorgestellt: Dem Bonner Maler und Grafik-Designer Karl Kaul ist eine aufwendig gestaltete Monographie über 200 Seiten und besonders qualitätsvollem Abbildungsteil mit 104 Farbfotos gewidmet.

Mit diesem bemerkenswerten Buch, das bereits auf der Buchfachmesse Leipzig zu sehen war und im Herbst '91 auf der Frankfurter Buchmesse als Neuerscheinung präsentiert wurde, ist das Werk eines ungewöhnlich vielseitigen und experimentierfreudigen Künstlers über den Zeitraum von 1958 bis 1990 umfassend dokumentiert. Der Bonner Kunsthistoriker Prof. Dr. Heijo Klein als Autor und vorzüglicher Kenner der Werke Kauls, gibt unter Heranziehung allen erreichbaren Quellenmaterials einen ausführlichen Überblick über das bisherige Schaffen des 1934 in Oberelz bei Daun geborenen Künstlers. Auf diese Weise läßt sich der Weg Kauls von den Anfängen in Mainz und Trier, über die Studien bei Oskar Kokoschka in Salzburg, bis zu seinen eigenständigen, ab 1965 in Bonn entstandenen Werken, die ihre reizvolle Ausstrahlung einer gelungenen und in dieser Form wohl einzigartigen Symbiose von kreativ freier Kunst und zweckgebundenem Design verdanken, verfolgen. Karl Kaul ist es gelungen, Broterwerb und künstlerische Tätigkeit unter einen Hut und auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Beruf und Kunst ergänzen einander in einer sich wechselseitig bereichernden Synthese - das eine kaum denkbar ohne das andere. Ob Öl auf Leinwand oder Malerei auf Keramik: Kauls farbintensive, Natur und Leben ausschnitthaft in stillebenartig ruhiger, zugleich dynamisch vitaler Auffassung wiedergebende Werke werden gleichermaßen mit Passepartout und Rahmen versehen, überzeugen durch souveräne Beherrschung derTechnik, ungewöhnlichen Formenreichtum und individuelle Bildsprache, vorn Künstler selbst treffend mit dem Stichwort „Kaulismus" umschrieben.

Kauls Arbeitstechniken umfassen Bleistift-, Kohle- und Tuschezeichnungen, Malerei in Öl, Tempera, Gouache und Aquarell sowie seine spezifischen, unverwechselbaren „Fliesengemälde" der Glasurmalerei und indirekten Serigrafie. An komplizierte Voraussetzungen gebunden, fasziniert seine Kunst auf Keramik durch bestechende Brillanz und schimmernden Glanz der Farben auf hartem Material. Bestimmte Kompositionsprinzipien Kauls bewirken die eigentümliche, reliefartige Raumvorstellung.

Abstrahierende Formen variieren in ausgewogen klangvollen Farbflächen expressiver Pointiertheit, umgreifen mit konzentriertem Blick auf das Motiv des Bildausschnitts übergeordneten Zusammenhang und binden die Fliese, in Kauls keramischen Gemälden geringgeschätztem Beigeschmack der Serienfertigung längst enthoben, in den künstlerischen Kontext prägnant ein. Die kooperativ entstandene Monographie zu Karl Kauls Malerei, Zeichnung und keramischen Gemälden zeugt von kontinuierlicher Fortentwicklung einer begabten und kreativ eigenwilligen Bonner Künstlerpersönlichkeit und öffnet den Blick auf die vielfältige und facettenreiche Kunstszene der rheinischen Region.

Eifelmaar, Glasurmalerei auf Keramik, Karl Kaul, Bonn