Geschichte der Volksschule Ormont im 20. Jahrhundert

Herbert Blum, Ormont

 

Im Heimatjahrbuch '92 wurde über die Geschichte der Schule im 18. und 19. Jahrhundert berichtet - hier der Abschluß mit Daten und Fakten aus den Jahren 1900 bis 1974. 

Zu Anfang des Jahrhunderts befand sich die Schule in einem desolaten Zustand. Die hygienischen Lebensumstände wirkten sehr störend auf den Schulbetrieb, Krankheiten verbreiteten sich rasch und führten zu häufigem Schulausfall.

Außerdem war das Verhältnis der Ormonter Bevölkerung zum Lehrer gespannt. Seit 1896 wirkte M.J.Paltzer an der Ormonter Schule. Anläßlich seiner Versetzung zum 1. April 1906 nach Olk fand sich folgende Notiz in der Schulchronik:

„So ziehe ich dann nach zehnjährigem Wirken fort mit dem Wunsche, daß meinen Nachfolgern die vielen Unannehmlichkeiten, welche ich hier durchmachte, erspart bleiben möchten, obschon noch KEINER hier verschont blieb. Ich kann mich über mein Fortkommen nur freuen, da ich einen guten Tausch mache."

Was dies konkret für Unannehmlichkeiten waren, erfahren wir leider nicht. Nur ein Hinweis findet sich in der Chronik. Dort beschwert Paltzer sich, daß kein Ormonter die Schulfeier aus Anlaß des Geburtstages von Kaiser Wilhelm II. besucht habe. Im Laufe eines Jahres wurden eine Reihe von Schulfesten abgehalten. Diese waren von der Regierung angeordnet und hatten alle einen politischen, vor allem aber einen patriotischen Hintergrund. So feierte man den Geburtstag von Kaiser Wilhelm l. (22.3.) und ab 1888 den seines Enkels Wilhelm II. (27.1.). Am 2. September gedachte man der siegreichen Schlacht von 1870 bei Sedan, 1913 wurde das 25jährige Regierungsjubiläum Kaiser Wilhelm II. gefeiert, ein Jahr später die 100jährige Zugehörigkeit zu Preußen. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte es ein Ende mit diesen Festlichkeiten. Es wurde nur noch der Verfassung vom 11. August 1919 gedacht, ehe die Nationalsozialisten ab 1933 Einzug in die Schule hielten. 

Nachfolger Paltzers wurde J.Zewe. Wie seine Vorgänger mußte auch er das Ausbleiben der Neuensteiner Kinder infolge schlechten Wetters beklagen.

Er schreibt: „Der Schulbesuch war unregelmäßig. Die Schüler von Neuenstein konnten öfters wegen zu hohem Schnee nicht zur Schule kommen. Auch der Gesundheitszustand war ungünstig. Viele Kinder litten durch die Kälte an aufgebrochenen Beinen."

Zewe scheint sich aber besser mit der Ormonter Bevölkerung verstanden zu haben. In der Chronik ist zu lesen:

„Am 27. Januar 1909 fand die Schulfeier zu Ehren des Geburtstages Seiner Majestät in Gegenwart mehrerer Gäste und aller Schulkinder statt."

Nachdem Zewe zum 1. Januar 1910 nach Schiffweiler versetzt wurde, mußten sich die Schüler und Schülerinnen an stets neue Gesichter der Lehrpersonen gewöhnen. Zunächst verwaltete Lehrer Klingeis aus Hallschlag die Schule mit, ehe Karl Pipam4. Februar die Stelle übernahm. Er blieb aber nur drei Monate und mußte am 1. Mai mit Karl Fell von Elcherath die Stelle tauschen. Fell war schwer erkrankt und wurde deshalb nach Ormont versetzt. Doch nach drei Monaten war seine Gesundheit derart angegriffen, daß er nicht mehr unterrichten konnte. Am 20. September 1910 starb er „in seiner Jugendfrische", wie es in der Chronik heißt. 

Seit dem 1. August 1910 wirkte Nikolaus Fey an der hiesigen Schule. Seine Einberufung zum Militär beendete vier Monate später diese Tätigkeit. Daß dieser dauernde Lehrerwechsel den Leistungen der Schüler und Schülerinnen nicht förderlich war, versteht sich von selbst. So schrieb auch Lehrer Klingeis, der mittlerweile wieder die Vertretung in Ormont übernommen hatte, in die Schulchronik

„Infolge des Wechsels unter den Lehrpersonen (von Anfang des Jahres 1909 bis Januar 1911 acht mal) befindet sich die Schule in einem bedauernswerten Zustande. Obgleich von den vorhandenen 73 Kindern 34 Stück ein Jahr zurück sind, sind doch kaum 5 Prozent für die Stufe befähigt, in der sie sind."

 

Schule Ormont - Klassenbild von 1950; als die neuen Glocken in den Ort kamen. Rechts außen Pastor Weyand und sein Vater

Dieser unhaltbare Zustand fand erst ein Ende, als Heinrich Pieres am 27. Februar 1911 seinen Dienst aufnahm. Mit Beginn des Sommersemesters 1912 trat an Stelle der Halbtagsschule der Einheitsunterricht. 1912 erkrankten viele Kinder an Keuchhusten, deshalb blieb die Schule vom 25. September bis zum 28. Oktober geschlossen.

Am 1. August 1914 begann der 1. Weltkrieg. Am folgenden Tag wurde die Schule geschlossen. Am 3. September begann der Unterricht wieder, allerdings nur für die Unter- und Mittelstufe. Das letzte Schuljahr wurde vorzeitig entlassen. 

Noch im gleichen Jahre gab es schon die ersten Verwundeten bei den Ormonter Soldaten. In der Chronik steht

:„Am 20. Dezember 1914 fand in der Schule eine "Weihnachtsfeier statt. Besonders eingeladen waren verwundete Krieger, die am Schluße der Feier von den Schulkindern ihre Weihnachtspäckchen erhielten." 

Am 9. März 1915 wurde auch Lehrer Pieres zum Militär einberufen, um „dem Vaterland Herz und Hand zu weihen", wie er schreibt. 

Die Zeit der Vertretung durch andere Lehrer hatte erst ein Ende, als Margarete Gross am 1. November 1915 nach Ormont kam. 

Seit dem 1. April 1915 bestand der verkürzte Unterricht. Die Unterstufe hatte nur noch von 8-10 Uhr, die Mittel- und Oberstufe von 13-16 Uhr Unterricht. Dieser Zustand dauerte bis zum 1. Oktober. Im Sommer waren die Heuferien um zwei Wochen verlängert worden, damit die Kinder einen Teil der fehlenden Arbeitskräfte ersetzen konnten. Vom 10. August an war die Oberstufe ganz beurlaubt, Rohstoffgewinnung und Schülerzahlen Erzeugung bestimmten immer mehr den Schulalltag. Man sammelte Laub als Futter für die Armeepferde, ebenso Knochen zur Leimherstellung. Um nichts verkommen zu lassen, wurden auf den abgeernteten Feldern durch die Schulkinder Ähren aufgelesen. In den Handarbeitsstunden fertigte man aus Wolle und Leinen „Liebesgaben" für die Soldaten.1)

 

Jahr

Kinder

Jahr

Kinder

1901

88

1928

66

1902

88

1929

74

1903

89

1930

75

1904

95

1931

84

1905

86

1932

92

1906

77

1942

68

1907

76

1944

92

1908

81

1947

72

1909

79

1953

70

1910

76

1954

68

1911

70

1955

70

1912

64

1956

62

1913

62

1957

56

1914

56

1960

64

1915

55

1961

69

1917

56

1962

70

1918

63

1966

42

1919

62

1967

38

1920

65

1968

32

1925

53

1969

28

1926

54

1970

24

1927

61

 

 

Übersicht der Lehrpersonen

1 6. Lehrer Paltzer

13.Apr.1896 - 1.Apr.1906

17. Lehrer Zewe

22.Apr.1906 - 1.Jan.1910

18.Karl Pip

4.Feb.1910 - 30.Apr.1910

19.Karl Fell

1. Mai 1910 31.Jul.1910

20. Nikolaus Fey

1.Aug.1910 - Dez. 1910

21.Heinr. Pieres

25.Feb.1911 - 9.Mrz.1915

22.Margar. Gross

LNov.1915 - Dez.1918

23.Heinr. Pieres

Dez.1918 - 30.Jun.1919

24. Mich. Scherer

1919 - 30.Jun.1923

25. Josef Dorfey

1.Jul.1923 - 30.Sep.1923

26. Nikolaus Koch

1.Okt.1923 - 30.Nov.1929

Ab 1928 zwei Lehrerstellen

 

27. Anna Backes

1.Feb.1928 - 31 .Aug. 1948

28.Edm. Lewandowski

1. Dez. 1929 - 31 .Okt. 1939

29.Bernh. Rudolph

1.Sep.1948 - 31. Mai 1966

SO.Mechth. Görgen

1.Sep.1948 - 3.Aug.1952

31. Maria Eibisch

ca. 1953 - 1962

32. Christa Bauhof

1. Apr. 1962 - 31.Mrz.1963

33. Heidi Meutes

1. Apr. 1963 - 31.Mrz.1964

34.Mechth. Schütz

1.Apr.1964 - 31.Mrz.1966

Ab 1966 nur noch eine

Lehrerstelle

35. Kl. Schlörscheidt

1.Mrz.1966 - 31.Jul.1970

36. Hans Feldges

1. Aug. 1970 - 31.Jul.1971

Ab 1 971 zwei Lehrerstellen

 

37. Inge Schmilz  1. Aug. 1971 - 31.Jul.1974 

38. Karl Mecke

1. Aug. 1971 - 31.Jul.1974

Die Zahlen ab 1966 umfassen nur die Klassen 1-4.

Erzeugung bestimmten immer mehr den Schulalltag. Man sammelte Laub als Futter für die Armeepferde, ebenso Knochen zur Leimherstellung. Um nichts verkommen zu lassen, wurden auf den abgeernteten Feldern durch die Schulkinder Ähren aufgelesen. In den Handarbeitsstunden fertigte man aus Wolle und Leinen „Liebesgaben" für die Soldaten.1)

 Im Jahre 1918 mußte der Unterricht für zwei Wochen ausfallen, weil im Schulgebäude die auf dem Rückzug befindlichen Soldaten untergebracht wurden.

Nach einer „ununterbrochenen Frontdienstzeit von 41 Monaten" wurde Heinrich Pieres am 10. Dezember 1918 vom Militär entlassen und kam wieder als Lehrer nach Ormont. Er blieb aber nicht lange, sondern wurde am 30. Juni 1919 zum Lehrer von Bernkastel-Kues ernannt. Vom 10. Juli 1919 bis zu seiner Versetzung nach Konz am 30. Juni 1923 wirkte Michael Scherer hier an der Schule. Nach einem kurzem Intermezzo von Josef Dorfey, der am 1. Juli 1923 nach Ormont kam und am 1. Oktober 1923 nach Großlangenfeld wechselte, übernahm Nikolaus Koch aus Trier die Leitung der Schule. Da man für die kommenden Jahre mit einer Schülerzahl von über 100 rechnete, wurde eine zweite Lehrstelle eingerichtet und mit Anna Backes besetzt. Sie übernahm am 1. Februar 1928 die Unterstufe sowie die Oberstufe der Mädchen. 

Im Jahre 1928 sollten neue Schulbänke angeschafft werden. Dieses Vorhaben stieß zunächst auf Widerstand. Lehrer Koch schreibt: „Wäh-rend der 58 Jahre, in den die Bänke ihren Dienstgetan, hatten sie derart an Ansehen verloren, daß Herr Schulrat G/7/ bei einem Besuche äußerte „Diese Bänke sind die schlechtesten des ganzen Bezirks". 1925 hatte ich dem damaligen Ortsvorsteher den Gedanken der Neuanschaffung nahe gelegt, indem ich ihm die gesundheitswidrige Beschaffenheit der uralten Bänke klarmachte, worauf mir die trockene Antwort zuteil wurde... l n diesen Bänken haben welche gesessen, die später in der Garde gedient haben. "

Trotzdem, am 2. Februar 1929 trafen 20 neue, von „den Kindern sehnlichst erwartete"Bänke in Ormont ein.

Zum 1. Dezember 1929 wurde Lehrer Koch nach Bekond versetzt. Seine Nachfolge übernahm Edmund Lewandowski.

Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen verlief verhältnismäßig ruhig. Der Übergang von der Monarchie zur Demokratie zeigte sich im Wandschmuck der Klassenräume. Das Abnehmen des Kaiserbildes hatten die Besatzungstruppen schon besorgt. Nun hing ein Portrait des Reichspräsidenten Hindenburg in der Klasse. Dazu gesellte sich dann später das Konterfei des „Führers".

1933-1945

„Das Schwache muß weggehämmert werden. Ich will keine intellektuelle Erziehung. Mit Wissen verderbe ich mir die Jugend." 

Diese Worte sind in Hitlers „MEIN KAMPF" nachzulesen. An einer anderen Stelle des Buches drückt er sich konkreter aus. Der Staat habe „seine gesamte Erziehungsarbeit in erster Linie nicht auf das Einpumpen bloßem Wissens einzustellen, sondern auf das Heranzüchten kerngesunder Körper."2) 

Nach der Machtergreifung versuchten die Nazis, diese Ziele durchzusetzen, indem sie den Deutschen Lehrerbund gleichschalteten und in den, schon 1927 gegründeten Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB), eingliederten. Politisch unzuverlässige Lehrer wurden zwangspensioniert oder strafversetzt und durch NS-Lehrer ersetzt.2' Gerade auf dem Lande benutzte man die Lehrer, um die NS-Ideologie zu verbreiten. Wer sich nicht mit den Machthabern arrangierte, setzte seine Existenz aufs Spiel. Schon 1934 löste man die Elternbeiräte auf und bildete neue, die nicht mehr gewählt, sondern vom Schulleiter bestimmt wurden. Dadurch wollte man den eiterlichen Einfluß auf die Schule unterbinden. Gleichzeitig wurde versucht, die Hitlerjugend (HJ) als feste Organisation in das Schulwesen zu integrieren. Da man ja „kerngesunde Körper" heranzüchten wollte, nahm der Schulsport einen breiten Raum im Stundenplan ein. Daneben galten Geschichte, Biologie und Deutsch als Hauptfächer. Fast alle Fächer waren mit NS-Gedankengut durchtränkt. Ein Beispiel aus der Mathematik, welches zugleich die menschenverachtende Einstellung der Nazis zeigt, sollte uns hier genügen.

Ein Geisteskranker kostet täglich etwa4 Reichsmark, ein Krüppel 5,50 RM, ein Verbrecher 3,50 RM(...) Nach vorsichtigen Schätzungen sind in Deutschland 300.000 Geisteskranke und Epileptiker in Anstaltspflege. Was kosten diese jährlich bei einem Satz von 4 Reichsmark?'® Die Zahl der Schulfeste nahm wieder zu. Auch hierdurch wurde versucht, die Massen im Sinne der Machthaber zu beeinflussen. Schrittweise, aber mit zunehmender Härte versuchten die Nazis, den kirchlichen Einfluß auf die Schule zurückzudrängen.

Ab 1937 verbot man den Pfarrern, Religionsunterricht zu erteilen. Unser damaliger Pastor Martin Plum ließ sich nicht beirren und gab den Unterricht in der Kirche. Auch Plums Nachfolger, Jacob Gilen, hielt diese Regelung bei. Er begann die hl. Messe eine Viertelstunde früher und erteilte anschließend den Religionsunterricht. Als die Machthaber die Kreuze aus den Schulen entfernten, stießen sie auf heftigsten Widerstand seitens der Bevölkerung. Waren sie wirklich so naiv zu glauben, mit der Wegnahme des Kreuzes könne man auch den Glauben der Menschen erschüttern? Das Gegenteil war der Fall.

Am 1. September 1939 griff Hitlers Wehrmacht Polen an, der Zweite Weltkrieg hatte begonnen, es gab schulfrei. Wenig später wurde wieder Material gesammelt. Zwar gab es zu Kriegsbeginn noch freie Tage, die Siege zu feiern, doch das änderte sich bald. Für häufigen Unterrichtsausfall sorgten nun Einquartierung der Truppen und Westwallarbeiter, dazu kam Fliegeralarm, Lehrermangel. Die Zeiten der Evakuierung beeinträchtigten den Schulalltag erheblich. Zum 1. November 1939 ließ sich Lehrer Lewandowski in seine Heimatstadt Berlin versetzen.

1945-1974

Lehrerin Backes, die den Ort bei der Evakuierung im September 1944 wie alle Ormonter verlassen mußte, kehrte nach dem Krieg wieder zurück. Sie blieb noch drei Jahre hier und folgte am 31. August Pastor Schert nach Schönecken. Zum 1. September wurde Bernhard Rudolph als Schulleiter nach Ormont versetzt.

Das Schulgebäude war nach den Kämpfen der Ardennenoffensive total zerstört. So mußte der Unterricht in einer Kammer unter dem Dach des Zollhauses abgehalten werden. Im Jahre 1953 weihte man die neue Schule ein. In der Chronik lesen wir:

„Als wichtigstes Ereignis des Jahres 1953 muß die Fertigstellung des neuen Schulhauses angesehen werden. Damit fand das seit Kriegsende andauernde Provisorium ein Ende. Die neue Schule steht wieder mitten im Dorf. Sie umfaßt zwei helle Klassenzimmer, einen geräumigen Flur, Werkraum, Baderaum und Toiletten. Im Obergeschoß befinden sich zwei Lehrerdienstwohnungen. "

In der Presse war vom „Musterbeispiel moderner Schulhausgestaltung der vorbildlichen Schneifeigemeinde Ormont" zu lesen, die ihre 125.000 DM teure Schule fast ganz aus eigenen Mitteln erstellte hat.

Mitte der fünfziger Jahre besuchten auch einige „Fürsorgekinder" die Schule. Lehrer Rudolph schreibt hierzu in der Chronik:

 „Die Fürsorgekinder kommen aus den Heimen in Dormagen und Urft, werden hier von bäuerlichen Familien aufgenommen, für die sie eine wichtige Arbeitshilfe bedeuten."

Die folgenden Ausführungen Rudolphs ersparen wir uns, da sie wenig schmeichelhaft sind. Zwei Jahre später stellte Rudolph befriedigt fest:

„Nachdem in den letzten Jahren durch die Schule und den Pfarrer immer wieder darauf eingewirkt wurde, daß keine Fürsorgekinder mehr ins Dorf kommen, sind zum ersten Mal, seit ich in Ormont bin, keine Fürsorgekinder in der Schule. Damit entfällt auch eine Ursache ständiger Sorge."

Lehrer und Pfarrer glaubten, diese Kinder würden die anderen in schlechter Weise beeinflußen. Doch damit standen die beiden ziemlich allein. In der Regel wurden Fürsorgekinder von ihren Schulkameraden und Gastfamilien gut aufgenommen und integriert. Dies zeigt sich auch daran, daß heute nach vierzig Jahren, noch freundschaftliche Bande bestehen und gegenseitige Besuche stattfinden.

Ab 1. September 1948 wirkte Mechtild Görgen in Ormont als Lehrerin. Ihre Nachfolge übernahm Maria Eibisch, sie blieb bis zur Pensionierung im Jahre 1961 hier. Wegen Lehrermangels konnte die zweite Stelle zunächst nicht besetzt werden. Von 1962 bis 1963 unterrichtete Christa Rauhof, ihr folgte am 1. April 1963 Heidi Meutes. Auch sie blieb nur ein Jahr. Seit April 1964 war dann Mechtild Schütz tätig. Zu dieser Zeit besuchte auch Karl-Heinz Dellwo die Schule in Ormont. Er wohnte mit seiner Familie in einem der Zollhäuser, erlangte später zweifelhaften Ruhm als Terrorist und RAF-Mitglied (Überfall auf die Deutsche Botschaft in Stockholm); 1977 wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. 1966 löste Klaus Schlörscheidt B. Rudolph als Schulleiter ab. Durch organisatorische Veränderungen wurde mit Ende des Schuljahres 1965/66 die Oberstufe in die Mittelpunktschule Stadtkyll überwiesen. Damit fand zum letzten Mal am 24.3.1966 eine Schulentlassungsfeier in Ormont statt. Nun fehlten die Voraussetzungen für eine zweite Lehrerstelle, so wurde Mechtild Schütz nach Bleialf versetzt. Im Juli 1970 erhielt Lehrer Schlörscheidt seine Versetzung nach Schönecken, die Stelle in Ormont übernahm Hans Feldges. Laut Schulgesetz wurden mit Wirkung zum 1.8.1971 die einklassigen Schulen in Ormont und Hallschlag aufgelöst, eine zweiklassige Schule mit Sitz in Ormont neu gebildet. Zum gleichen Zeitpunkt reichte Lehrer Feldges seine Versetzung nach Jünkerath ein. Nach Ormont wurden Karl Mekke, vorher in Stadtkyll tätig, und Inge Schmilz, vorher in Hallschlag tätig, versetzt.

„Mit Wirkung vom 1.8.1974 wurde die Grundschule Ormont aufgelöst und der Grundschule Stadtkyll angewiesen. Die Lehrkräfte Karl Mekke und Inge Schmitz reichten die Versetzung nach Stadtkyll ein."

So lautet lapidar die letzte Eintragung in der Schulchronik Ormont. Damit hat das Schulgebäude nur 21 Jahre seinem eigentlichen Zweck gedient. Die Schule wurde 1989 umgebaut, ist nun Bürgerhaus.

Quellenangabe:

1) Markus Berberich, in Tafel, Griffel, Rutenstock Hrsg.AEM, Seite 199

2) Zitiert in Josef Dreesen, Der Kreis Daun im Dritten Reich

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