Orchideen - Perlen heimischer Pflanzenwelt

Cecylia und Heinz Kowalski, Moers

 

Unter diesem Titel wollen wir einige der bezeichnendsten Eifeler Orchideen in Aquarellen vorstellen, die Cecylia Kowalski möglichst lebensnah und naturgetreu zu Papier gebracht hat.

Viele Menschen, vor allem die Bewohner größerer Städte, verbinden mit der Bezeichnung Orchidee etwas Geheimnisvolles und denken dabei an so exotische Pflanzen wir die „Königin der Nacht", die indes gar keine Orchidee ist, sondern eine Vertreterin der Kakteen. Und doch haben wohl alle von uns unbewußt bereits engsten Kontakt mit zumindest einer Orchidee, genauer gesagt, mit dem Produkt ihrer Früchte gehabt, jener Vanilla planifolia ANDREWS, deren reife Frucht als Gewürz verwendet unter dem Namen Vanille sicher jedem bekannt ist. Vanilla planifolia ist von Haus aus eine Schlingpflanze des tropischen Urwaldes, die, wie der heimische Efeu, sich zu den Baumkronen emporwindet. Sie und ihre nahen Verwandten wurden bereits von den Azteken Mexikos geschätzt und als Kulturpflanze angebaut.

Doch nun zu unseren heimischen Vertretern dieser über 25.000 Arten zählenden Pflanzen-Ordnung, deren Existenz vor allem bei uns, und nicht nur hier, aufs äußerste bedroht ist; durch uns - die Menschen. Sie zählen daher zu den durch das Gesetz geschützten Pflanzen, die zum großen Teil dem Aussterben nahe sind. Ein Verzicht auf Abpflücken oder gar Ausgraben versteht sich deshalb von selbst auch da, wo sie offenbar noch reichlich vorkommen, zumal sie auf Grund ihrer eigenartigen Lebensweise in fremder Umwelt nicht gedeihen können, sondern wie kaum eine andere Pflanze mit ihrem natürlichen Standort im wahrsten Sinne des Wortes „verwurzelt" sind.

Abbildung 4

Abbildung 5

 

Cypripedium calceolus LINNE

- Abb. 1 -

auch Frauen-, Venus- oder Marienschuh genannt, ist unzweifelhaft die schönste und bemerkenswerteste, die Königin unserer heimischen Orchideen. Die maximal 60 cm hohe Pflanze kommt in lichten Laub- und Nadelwäldern vor und bevorzugt kalkhaltige Böden. Ihre unverwechselbaren Blüten mit den leuchtendgelben, aufgeblasenen Lippen, stehen locker und meist einzeln.

Ebenfalls locker stehen die rosaroten bis leuchtend violetten Blüten von

Cephalanthera rubra (LINNE) RICHARD

- Abb. 2 -

dem roten Waldvöglein. Es ist eine wärme- und kalkliebende Orchidee, die lichte, trockene Laubwälder und Waldränder bevorzugt, aber zuweilen auch auf Trockenrasen anzutreffen ist.

Dactylorhiza maculata (LINNE) SOÖ

- Abb. 3 -

das gefleckte Knabenkraut, hat dicht stehende, hellrosa Blüten mit roter Zeichnung, die sich zu einer walzenförmigen Ähre zusammendrängen. Diese noch relativ häufig auf feuchten und trockenen Wiesen vorkommende Art kann bis zu 90 cm groß werden und ist damit eine der größten heimischen Orchideen.

An eine im Blütenkelch saugende Biene erinnert

Ophrys apifera HUDSON

- Abb. 4 -

worauf ihr deutscher Name Bienen-Ragwurz hinweisen will. Diese bis 60 cm große Pflanze trägt im oberen Teil zwei bis acht locker stehende Blüten, die durch ihre eigenartige Zeichnungzu den schönsten Wildblumen der heimischen Flora zählt. Sie ist zuhause auf sonnigen, buschigen Hängen mit kalkigem Untergrund. Wie das verkleinerte Abbild eines helmtragenden Menschen stehen die Blüten der maximal 55 cm Höhe erreichenden

Orchis militaris LINNE

- Abb. 5 -

des Soldaten- oder Helm-Knabenkrautes. Die helirosa bis purpurnen, oft rot gefleckten Blüten sind zu einer kegelförmigen bis walzlichen Ähre vereinigt. Auch diese Art verlangt (wie übrigens die meisten der Eifeler Orchideen) kalkigen Boden, wo sie Halb- und Trockenrasen, lichte Wälder und Gebüsch besiedelt. Die Wurzelknollen der Orchis-Arten und einiger verwandter Orchideen enthalten viel Pflanzenschleim und Stärke und dienten deshalb früher unter der Bezeichnung Salep als einhüllendes und ernährendes Heilmittel. Als solche waren sie schon dem griechischen Philosophen THEOPHRASTOS (372 - 287 v. Chr.) bekannt. Es wird berichtet, Thessalien sei in alter Zeit von Saleppflanzen so übersät gewesen, daß man das Erdreich beackerte und anschließend die Knollen wie Kartoffeln auflas.

Besonders Orchisarten mit zwei runden Knollen standen bei den alten Griechen in hohem Ansehen. Glaubte man doch, daß ein Mann, der die das erste Jahr überdauernde Knolle verspeiste, unfehlbar Vater eines Sohnes werden würde. Dieser Glaube ist zugleich die schlüssige Erklärung dafür, weshalb man diese Orchideen Knabenkräuter nannte.

Epipactis muelleri GODFREY

- Abb. 6 -

Müllers Stendelwurz, kann eine Höhe von 50 cm erlangen. Die vergleichsweise kleinen, zu einer einseitswendigen Traube vereinigten Blüten sind außen grün, innen gelblich, mit einem tiefroten Lippengrund. Auch diese Art benötigt für ihr Fortkommen einen kalkigen Untergrund und findet sich selten in lichten Wäldern oder auf buschreichen Halbtrockenrasen.

Wir wollen unsere kleine Betrachtung beschließen mit einer ebenso bemerkenswerten Art wie den am Anfang vorgestellten Frauenschuh, dem

Himantoglossumhircinum(LINNE) SPRENGEL

- Abb. 7 -

der sogenannten Bocks-Riemenzunge, die mit einer größten Höhe von 90 cm ebenfalls zu den Riesen unter den heimischen Orchideen gehört. Die rotgefleckten Lippen, der zu langen Ähren zusammentretenden, außen hellgrünen, innen rot geäderten Blüten sind in riemenförmi-ge Fortsätze verlängert, von denen der besonders lange Mittellappen mehrfach um die eigene Achse gedreht ist. Diese Form und der Geruch nach Ziegenbock standen Pate bei der Namensgebung.

Abbildung 6

Die sehr seltene Pflanze wächst nur auf Kalkboden, wo trockene Wiesen und Gebüsche ihren Lebensraum bilden.

Wir möchten diesen kleinen Exkurs zu den Kostbarkeiten unserer Pflanzenwelt nicht beenden, ohne nochmals auf die absolute Schutzwürdigkeit dieser Kleinodien mit allem Nachdruck hinzuweisen. Orchideen sind wie alle anderen Lebewesen Kinder der göttlichen Schöpfung, deren Bewahrung und Pflege Teil unserer Menschenwürde ist.

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Abbildung 3

Abbildung 7

Abbildung 1

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Schwalben

Foto: Rose-Marie Gericke-Frischeisen, Basberg