Streuobstanbau im Landkreis Daun

Heinz Ermel, Birresborn

 

Solang die Blütenbäume schaun 

vom Wiesenhang auf Dorf und Feld,

 solang bleibt es im Kreise Daun 

ums deutsche Wesen wohlbestellt.

 

Zum Vorverständnis

Der Obstbau ist mit der Geschichte des Menschen eng verbunden. Seine Anfänge liegen im Dunkeln. Es wird vermutet, daß in den Bauernkulturen der Jungsteinzeit der dornenlose Wildobststamm von Apfel und Birne Einzug in den Feld- und Gartenbau hielt und in vielen Sorten kultiviert wurde. Am abweisenden Geschmack seiner Früchte nahm damals niemand Anstoß. Die wohlschmeckenden Arten waren in weiten Teilen Europas nicht zu finden. Sie gediehen in den klimatisch begünstigten Siedlungsräumen des fernen Südostens.

Das Herkunftsland von Apfelbaum und Aprikose ist Armenien, der Birnbaum stammt aus dem Kaukasus, der Pfirsich aus China, der Nußbaum aus Persien, die Zwetsche aus der Mitte Kleinasiens, die Süß- und Sauerkirsche aus den Küstenregionen des Schwarzen Meeres und der Pflaumenbaum hat in Syrien seine ursprüngliche Heimat.

Unter den Völkern, die Edelobst von hohem Genußwert züchteten, standen in vorantiker Zeit die Ägypter und Perser obenan. Mit den Heereszügen Alexanders des Großen kamen die vielgepriesenen Bäume nach Griechenland, wo sie Homer in seinen Gesängen verherrlichte. Hippokrates, dem berühmten Arzt im sonnigen Hellas, wird zugeschrieben, die Methode des Okulierens - Verpflanzen einer edlen Knospe in die Rinde eines Wildlings - entwickelt zu haben.

Von Griechenland nahmen die Bäume Kurs auf Italien, das sich rasch in ein blühendes Obstland verwandelte. Plinius der Ältere, ein römischer Gelehrter (gest. 79 n. Chr.), weiß in seinen naturhistorischen Schriften von 56 Birn-, 37 Apfel-, 12 Pflaumen- und vier Pfirsichsorten zu berichten. Die ideale Klimalage des Landes machte Italien sehr bald zum Kernland der Obstkultur im römischen Weitreich. 

Es war kein Geringerer als der römische Statthalter Marcus Brutus, der im Jahre 57 v. Chr. dafür sorgte, daß in den südlichen Provinzen Galliens, im Land zwischen Alpen, Pyrenäen und Atlantik, der Obstbau ein neues Terrain gewann. Die Ausbreitung erfolgte dann langsam nach Norden und erreichte im 2. Jahrhundert nach Chr. die Mosel. Dem vielgewundenen Tal gebührt damit der Rang, das erste Anbaugebiet in der Geschichte des deutschen Obstbaus zu sein.

Hatte der Obstbau auf seinem weiten Weg vom Süden Galliens bis hinauf zum Tal der Mosel höchstens 250 Jahre gebraucht, so benötigte er für die vergleichsweise geringe Wegstrecke bis zu den Höhen des Kreises Daun weit über 1 000 Jahre. Obwohl die römischen Siedler den Vorstoß ins rauhe Gebirge nicht scheuten, wie das Beispiel der Villa Sarabodis in Gerolstein lehrt, vermied es der Obstbaum aus Mangel an Härte in die Gefolgschaft der Pioniere zu treten. 

Mit dem Ende des weströmischen Kaisertums 476 n. Chr. und namentlich nach dem Zusammenbruch der Zentralverwaltung in Gallien traten verschiedene Kleinkönige auf, die in dem Gefühl der Unabhängigkeit von Rom ein neues Gemeinschaftsbewußtsein bekundeten. Diese Franken, die sich als die Freien fühlten, gründeten kleine Territorialreiche. Sie wurden zwar bald unter Chlodwig l. zu einem Großreich vereinigt, aber die eigensüchtigen Grenzstreitigkeiten der kleinen Fürsten führten zu ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen über Jahrhunderte hinweg. Insofern ist es sicherlich unstrittig, daß die andauernden politischen Unruhen und der Blutzoll, den der Krieg den Männern abverlangte, diese merowingische Epoche, die erst mit Karl dem Großen endete, an einer segensreichen Fortentwicklung von Bodenkultur, Handel und Gewerbe hinderten. 

Blickt man auf das Mittelalter insgesamt, so gilt Karl der Große als der entschiedenste Förderer des Landbaues, der neben der Ausweitung der Ackerfläche auch der Verbreitung des süßen Obstes, des ehrbaren Weinstockes und der Imkerei (Zeidelwesen) größtes Augenmerk schenkte. Mit Verleihung der Kaiserwürde im Jahre 800 regierte er über ein gewaltiges Reich. Seine Regulativen über den Landbau bestimmten noch jahrhundertlang das diesbezügliche Verwaltungsdenken. Auf seinen Hausgütern und Meiereien war der Obstbau durch besondere Vorschriften geregelt. Auf etlichen seiner Güter legte er Baumschulen an. Er empfahl seinen Untertanen das Obstdörren und erließ eine Anordnung, nach der jedes Ehepaar sechs Obstbäume zu pflanzen hatte. Von ähnlichen Verfügungen machten manche Landesherren noch bis ins 18. Jahrhundert Gebrauch. 

Man kann sich vorstellen, daß solche Bestimmungen ihre Wirkung nicht verfehlten und der Obstbau aus seinen angestammten Refugien heraustrat, um sich bis in die Randertragslagen der Mittelgebirge auszudehnen. Entscheidenden Anteil an dieser Entwicklung mögen vor allem die in karolingischer Tradition stehenden Kammergüter, Stiftskirchen und Klostergärten, aber auch die nach dem Zerfall des fränkischen Eifelgaues zur Bedeutung gelangenden Rittergeschlechter gehabt haben. 

Ein weiteres Fortschreiten des Obstbaues über die Hänge der Mittelgebirge hinaus erscheint für das ausgehende Mittelalter und die frühe Neuzeit als unwahrscheinlich. Das Klima setzte dem Obstbau eine vorerst nicht überwindbare Schranke. Die Züchtung widerstandsfähiger Sorten scheiterte am Fehlen einer rationalen Geisteshaltung, ohne die das wissenschaftliche Denken an die fortschrittshemmende Enge einer religiösen Weltsicht gebunden war. 

Die Territorialbildung, die im 16. Jahrhundert einsetzte und deren Fleckenteppich erst durch die Truppen der Französischen Revolution hinweggefegt wurde, führte zur Entfaltung pluralistischer Kräfte in Politik und Geistesleben. Die große Zahl der geistlichen und weltlichen Herren, die in ihren Kurfürstentümern, Erzbistümern, Herzogtümern, Markgrafschaften, Landgrafschaften, Grafschaften und Bistümern saßen, setzten sich in landesväterlicher Verantwortung für eine blühende Entwicklung ihrer Kleinstaaten ein. Sie wurden offen für neue Lehren und damit Wegbereiter des Fortschritts. Ihre unverhohlene Schwäche für gefüllte Staatskassen verrieten sie durch die rührige Art, mit der sie im Blick auf höhere Steuereinnahmen Landwirtschaft, Handel und Gewerbe förderten. So befahlen sie den Gemeinden die Anlage von Baumschulen und unterhielten zum Teil eigene Versuchsgüter von beträchtlicher Ausdehnung. Der Obstbau kam in der Sortenzucht eine beachtliche Wegstrecke voran. Beflügelt durch die politischen Vorgaben der Landesherren widmeten sich vernunftgesteuerte Denker im Geiste der Aufklärung der wissenschaftlichen Erforschung des deutschen Obstbaues. Allen voran, nicht zuletzt zur Verherrlichung des göttlichen Schöpfergeistes, eröffnete Johann Volkmar Sickler, Pfarrer in Kleinfahnern bei Gotha (1742-1820), in seinem 22 Bände umfassenden Werk „Deutscher Obstgärtner" ein weites Feld agrar-wissenschaftlichen Denkens und leitete eine neue Ära der Landeskultur ein. Ein Zeitgenosse von ihm, Johann Georg Dittrich, gestorben 1843 als Hofküchenmeister in Gotha, bescherte den Obstfreunden die berühmte Dittrichsche Schnittmethode, deren Anwendung die deutsche Obstkultur mit wesentlichen Ertragssteigerungen beglückte. Neben zahlreichen Pfarrern, Ärzten und anderen Gelehrten, die für den regionalen Durchbruch des Obstbaues in klimatisch begünstigten Regionen der deutschen Landesorgten, war es schließlich Karl Koch, gestorben 1879 als Professor für Botanik in Berlin, der dem Obstbau in entscheidender Weise die Weihe einer wissenschaftlichen Fachdisziplin verlieh. Zu einer bedeutenden Forschungsstätte des Obstbaues wurde das damals gegründete Pomologische Institut in Reutlingen. Sein 1882 verstorbener Direktor Dr. Karl Friedrich Eduard Lucas gilt als jener unter den Fachleuten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der durch die Verbreitung seiner zahlreichen fachkundigen Schriften dem Obstbau die größten Dienste erwiesen hat. Sein Gedankengut fand in der bäuerlichen Welt und im Siedlungswesen der Städte begeisterte Aufnahme und so blieb es nicht aus, daß 1860 der Deutsche Pomologen-Verein ins Leben gerufen wurde, dessen Wirken über die Landes-, Bezirks- und Ortsobstbauvereine auch in die von klimatischer Ungunst betroffenen Gefilde der höheren Mittelgebirgslagen hineinreichte. Die regen Aktivitäten wurden durch namhafte Anstrengungen der Behörden unterstützt. Eine große Zahl von Wanderlehrern wurde bestellt, die auch in die entlegenen Dörfer der landwirtschaftlich benachteiligten Gebiete vordrangen und in engagierter Weise Schulungsabende und praktische Obstbaukurse durchführten. Selbst die Straßenverwaltungen richteten ein deutliches Augenmerk auf die Hebung des Obstbaues, indem sie entlang der Straßenzüge Obstbaumreihen pflanzten und durch geschulte Straßenwärter pflegen ließen. Bald grüßten überall in deutschen Gauen, wo Klima, Boden und Lage dem Obstbau dienlich waren, aus warmen Tälern und von rauhen Höhen, der weiße Schnee der Blütenbäume, in welchem die Dörfer im Wonnemonat Mai versanken.

Michelbach, Obstbäume grüßen vom Wiesenhang

Hinterhausen, Blühende Obstbäume entlang der Straße

Zur Heimatgeschichte des Obstbaues Die Bürde der Väter

Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, daß der Kreis Daun mit seiner kalten, feuchten Höhenlage nur sehr zögernd an der raschen Entwicklung des deutschen Obstbaues im 18. und 19. Jahrhundert teilnahm, die in den warmen Tälern des Rheins, der Mosel und der Ahr geradezu stürmisch verlief. Durch Handel und Wandel hatte die Eifelbevölkerung Beziehungen zu diesen Regionen aufgenommen. Bis hin zum Niederrhein erstreckten sich die Wanderungen, die mancher Landmann unternahm, um sich zur Winterzeit als Arbeitskraft bei einem reichen Bauern zu verdingen. Nicht wenige Söhne verließen den elterlichen Hof, um in Gebieten Fuß zu fassen, die durch die Segnungen der aufkommenden Industrie ein besseres Leben versprachen. Bei der Rückkunft in die Familien vermittelten die Heimkehrer eine Fülle neuer Eindrücke aus einer anderen Welt. So geht nicht fehl, wer annimmt, daß das im Handgepäck des Wanderers aus fernen Landen mitgeführte Obst als eine Köstlichkeit bewertet wurde, die zu beschaffen man künftig sich bemühte. Mit wilden Früchten wie Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Walderdbeeren, Moosbeeren, Rauschbeeren, Preißelbeeren, Wacholder- und Holunderbeeren, Hagebutten, Schlehen und Haselnüssen alleine, mit deren Hilfe man bislang die Eintönigkeit und Kärglichkeit des Speiseplanes etwas gemildert hatte, gab man sich fortan nicht mehr zufrieden. Neue Bedürfnisse waren geweckt. Der Verlockung, handliche Früchte auf eigenen Bäumen wachsen und reifen zu sehen, wollte man nicht länger widerstehen. Der obstbauliche Fortschrittsglaube, genährt von den Erfolgen der Züchtung harter Wirtschaftssorten - im Jahre 1839 waren allein vom Apfel 878 Sorten registriert - kam dem Ansinnen des Bauern entgegen, Anbauversuche im Kernland der Eifel zu wagen.

Nach den trefflichen Erhebungen von Dr. Peter Blum hatte der Landkreis Daun im Jahre 1847 eine Fläche von 892 Morgen an Gärten und Baumgärten aufzuweisen. Der Obstbau hatte demzufolge auch im rauhen Teil der Eifel die ersten Hürden genommen und stockte nicht mehr nur in den wärmeren Tälern der Moselzuflüsse Kyll, Lieser, Alf- und Ueßbach, die mit ihren Oberläufen in den Kreis Daun hineinreichen. Man vermag sich heute kaum noch vorzustellen, wie zäh und unerschütterlich darum gerungen wurde, edles Obst auf kargen Böden und unter ungünstigen klimatischen Bedingungen zu erzeugen. Schon die Beschaffung solcher Bäume gestaltete sich schwierig. Baumschulen gab es zunächst nicht. Pfarrer Schmitz in Dockweiler (1764 -1836) gründete die ersten Baumschulen in den Höhenlagen der Eifel und brachte in seiner Gemeinde die Obstkultur auf eine hohe Stufe. Aber bereits 1868 war die überwiegende Zahl der Bäume wieder aus dem Landschaftsbild verschwunden. Über die Ursachen des Rückschlages berichtet kein Chronist. Wurden falsche Sorten ausgewählt? Waren Anbaufehler daran schuld?

Man versetze sich einmal in die Lage eines Obstliebhabers in der Zeit vor 150 bis 200 Jahren! Unter großen Opfern hatte ein solcher Mensch Edelreiser von Apfel- und Birnbäumen aus den Anbauflächen der Mosel beschafft, und sich gleichzeitig mit der Methode des Veredeins vertraut gemacht. Er begab sich nun an die Wuchsorte von Wildstämmen im Walde, veredelte sie und hoffte, das seiner Arbeit Erfolg beschieden war. Traf dies nach etlichen Fehlschlägen zu, so grub er nach hinreichender Entwicklung der Krone die jungen Stämmchen aus und pflanzte sie auf dem eigenen Gelände. Nicht immer gediehen sie dort und wuchsen freudig fort. Erfolgreicher war da 'schon die Vermehrung durch Samen, insbesondere von Apfel und Birne. Zu diesem Zwecke mußten die Kerne im Herbst in gut vorbereitete, tief gelockerte, mit Sand angereicherte Beete gesät werden. Mit Gülle getränkt, um Mäuse fernzuhalten, und mit Tannenreisig gegen Vogelfraß geschützt, schlummerte das Saatbeet den Frühlingstagen entgegen. Wie herb war aber dann die Enttäuschung, wenn statt der geschätzten Keime Unkraut zur Entfaltung kam. War das Saatgut ein schlechtes gewesen? Waren die Körner durch Austrocknung geschädigt oder hatte es Schneckenfraß, vielleicht auch Nässeschäden gegeben?

Um den Mißerfolg wieder wettzumachen, unternahm der Bauer im Herbst des gleichen Jahres einen weiteren Saatversuch. Diesmal gingen die Sämlinge reichlich auf. Der Baumfreund pflegte sie mit liebevoller Hand. Er vereinzelte sie, damit sie rascher erstarken konnten. Nachdem die Pflänzchen zwei bis drei Blätter gebildet hatten, wurden die noch schwach bewurzelten Wildlinge in ein tiefgründiges, humusreiches Beet pikiert, die Würzelchen dabei etwas eingekürzt und der Trieb über einer Knospe gestutzt. Wehe dem Baumfreund, der zur Förderung eines frischen Wachstums seinen Schützlingen einen reichlichen Jaucheguß verabfolgte oder in einem warmen und sonnenreichen Sommer zwar goß, aber die Anlage nicht schattierte. Er konnte sich durch solche Fehler um den Erfolg seiner Bemühungen bringen, mußte bitteres Lehrgeld zahlen und mit seiner Arbeit von vorne beginnen. 

Wir aber wollen annehmen, daß sich die Folgen unerfahrenen Handelns in Grenzen hielten und etliche schöne, bleistiftdicke Wildlinge zur abermaligen Verpflanzung in ein eigens hergerichtetes Baumschulbeet erstarkten. In einer windgeschützten, sanft geneigten Lage mit tiefgründigem Boden hatte unser Baumfreund das vorgenannte Beet gestaltet, den Boden 40 cm tief umgegraben und die Fläche mit einem wilddichten Zaun umgeben. In dieses sichere Gebiet verpflanzte er in den ersten Frühlingstagen des zweiten Jahres nach der Saat die wohlgeratenen Wildlinge. Er wählte einen Reihenabstand von 1 m und einen Pflanzabstand von 40 cm. Vor der Pflanzung hatte er die Wurzeln zurückgeschnitten und die Wildlingstriebe auf 30 cm eingekürzt. Mit Stolz ruhte sein Auge auf den jungen Stämmchen, die sauber gereiht das Gehege füllten. Schon sah er sich in Gedanken mit Korb und Leiter durch ein fruchtbehangenes Baumfeld schreiten. Er konnte nicht ahnen, daß herbe Enttäuschungen auf ihn warteten. 

Der Sommer ging über das Land, die Stämmchen entwickelten sich prächtig. Einige gingen zugrunde. Sie hatten den Standortwechsel vom Pikier- ins Verschulbeet nicht vertragen. Die verbliebenen Pflanzen schoben gesunde Zweige, die der Bauer im Winter auf 100 cm zurückstutzte, um den Saftstrom der Bäumchen im folgenden Frühjahr, dem 3. Jahr der Anzucht, für die Zwecke des Veredeins zu dämpfen. Starker Schneefall deckte die Anlage zu und die Natur verharrte in kalter Starre. 

Doch dieses Bild der Stille, der Ruhe und des Schlafes war ein trügerisches. Unter der wärmenden Decke des Schnees und der nur oberflächlich gefrorenen Bodenkrume begann im tief gelockerten Boden des Beetes emsiges Leben. Wühlmäuse hatten hier ihr Quartier bezogen und auf der Suche nach schmackhafter Kost ungeahnte Gaumengenüsse entdeckt. 

Als dann der Winter zur Rüste ging und auf den bleichen Eifelwiesen gelbe Narzissen in großer Zahl erblühten, stand der Bauer schwimmenden Auges vor seiner Pflanzstatt, mit der er so hoffnungsvolle Gedanken verband.

Wenn der geschätze Leser nun meint, der Bauer habe nach vier verlorenen Jahren entmutigt Abstand genommen von seinen ehrgeizigen Plänen, eine Obstkultur einzurichten, so kennt er den Eifelmenschen schlecht. Dieser ist es seit Urväterzeiten gewohnt, einen harten Überlebenskampf im Ringen mit der Unbill seiner angestammten Landschaft zu führen. Er hat es seit jeher verstanden, schöpferisch auf die Herausforderungen der Natur zu reagieren. Diesmal galt es, ein Verschulbeet gegen die nagenden Zähne wühlender Mäuse zu feien. Wie er es anstellte und welche Vertilgungsmittel er aussann, wissen wir nicht. Vielleicht kleidete er die Beetgrube mit Steinen aus. Maschendraht gab es nicht, Bretter waren für diesen Zweck möglicherweise zu kostbar. Auch ist es denkbar, daß ihm die Natur selbst mit einer Reihe nasser, mäusewidriger Jahre entgegenkam.

Immerhin lehrt der geschichtliche Rückblick, daß es schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht an erfolgreichen Versuchen gefehlt hat, Obstbäume in den Höhenlagen der Eifel zu kultivieren. Für die französische Zeit ist belegt, daß für jede Mairie (Amtsbezirk eines Bürgermeisters) die Anlage von Baumschulen verpflichtend war. So wurden zur Förderung des Obstbaues im Jahre 1811 in Hillesheim zwei Gemeindegrundstücke zu Baumschulen eingerichtet „damit die tote Gestalt des hiesigen Ortes (Hillesheim) durch solche Anpflanzung eine mannigfache Einladung erhielte" (Schwerz zitiert durch Blum).

Nach Kenntnis des Eifeler Menschenschlages und seiner dürftigen Lebensverhältnisse in jenen Jahren erscheint die Folgerung nicht unrealistisch, daß manche Bauern, die eine Obstpflanzung planten, sich Rat und Unterweisung in Baumschulen holten, dann aber aus Kostengründen die Zucht der Gehölze selbst in die Hand nahmen. Wir können also zu unserem Landmanne zurückkehren, dem es endlich gelungen war, auf seinem Verschulbeet eine genügende Zahl veredelungswürdiger Wildlingsstämmchen heranzuziehen. Im siebten Jahr der Bemühungen war schließlich der entscheidende Tag gekommen.

Nachdem er an Übungshölzern Schnittführung und Handgriffe gemäß empfangener Anweisung in einer Mairie-Baumschule trainiert hatte, schritt er im dritten Jahr der neubegonnenen Anzucht zur Schöpfungstat der Veredlung, zu deren Gelingen er den göttlichen Beistand erflehte. An einem feuchten Spätfrühlingstag nahm er die kräftigen, unversehrten Edelreiser zur Hand. Diese hatte er im Januar von normal-wüchsigen Bäumen in der Fremde geschnitten und in einem schattigen Bodeneinschlag verwahrt. Nun suchte er das Wildlingsgehege auf. Welche Veredlungsart ihm sympathisch war, die des Okulierens, des Kopulierens, des Schäftens oder des Pfropfens, soll hier nicht erwogen werden. Jede Methode hatte schon damals ihre Vorzüge und Probleme. Die Hand des geübten Könners erzielte allemal gute Resultate. Dem Ungeübten hingegen blieben wie heute bittere Erfahrungen nicht erspart. Sorgfältig durchgeführte, reine Schnitte am Edelreis oder -äuge, mit einem sehr scharfen Messer vorgenommen, ein gewissenhaftes Verbinden der Veredlungsstelle und ein ordnungsgemäßes Verstreichen der Wunde mit Baum wachs gehörten schon damals zu den unerläßlichen Voraussetzungen für das Verwachsen der Gewebeteile. Zum Verbinden mußte der Obstgärtner Rohrkolbenblätter vorbereiten, die es zu spalten, langsam zu trocknen, vor Gebrauch ins Wasser zu tauchen, dann ins feuchte Gras zu legen und auf diese Weise aufzuweichen galt. Zum Verstreichen bedurfte es eines kaltflüssigen Baumwachses, das aus 730 g Harz, 75 g Talg, 75 g Bienenwachs und 120 g Spiritus zubereitet wurde. Bei der Herstellung desselben mußten Harz, Talg und Wachs in einem eisernen Topf auf gelindem Feuer zum Schmelzen gebracht werden. Abseits der Flamme wurde dann unter ständigem Rühren der Spiritus langsam in die Mischung hineingegossen und dabei ein Aufschäumen tunlichst vermieden. Dieses Substrat, in geschlossenen Gefäßen aufgehoben, konnte dann jederzeit für Baumpflegemaßnahmen verwendet werden.

Nachdem unser Freund am zurückgeschnittenen Wildling, ziemlich nahe am Boden, die Veredlungsarbeiten verrichtet hatte (Zuschneiden, An- oder Einfügen, Verbinden, Verstreichen), jätete er noch das lästige Unkraut und labte die frischoperierten Pflanzen mit kühlem Wasser. Nun hatte er das zu Gebote stehende getan und sichtlich befriedigt kehrte er mit Feiertagsmiene zurück zu den Seinen. 

Es dauerte noch keine drei Wochen und die Gewißheit überfiel ihn mit großem Schmerz, daß er sich auf seine Veredlungskünste nichts einzubilden brauchte. Mehr als die Hälfte der Veredlungen stockte nach anfänglich frohem Wachstum und blieb dann taub. Er wurde sich darüber klar, daß er die Prozedur der Anzucht noch einmal vom Saatbeet an wiederholen mußte, wollte er auch fürderhin den schönen Traum vom weitläufigen Obstgarten nähren. Die verbliebenen Stämmchen erfreuten trotzdem sein Herz und er räumte ihnen große Entwicklungschancen ein.

Um bei der Erziehung der veredelten Wildlinge zu Hochstämmen keine Fehler zu machen, entschied sich der Bauer zu einer abermaligen Reise zu der ihm vertrauten Baumschule, von der er, mit nützlichen Ratschlägen versorgt, nach dreitägigem Fußmarsch zurückkehrte. Mit erwartungsvoller Neugier verfolgte er das kräftige Wachstum der Edeltriebe, die im Verlaufe des Sommers auf eine Länge von über einem Meter emporsproßten und sich zu allem Überflusse auch noch verzweigten. Im darauffolgenden Frühjahr, es war das vierte Jahr nach der Ansaat, kürzte er die Nebenzweige auf 8 -10 cm ein, ließ die Rute aber unbeschnitten. Stattdessen brach er behutsam die beiden Seitenknospen aus, die in nächster Nachbarschaft der Gipfelknospe sitzen. Mit diesem Eingriff hatte er die Konkurrenten des Leittriebes unterdrückt und konnte auf eine schöne Entwicklung des Schaftes hoffen.

In der Tat verlief alles wunschgemäß. Die eingekürzten Nebenzweige bildeten Triebe, das Blätterwerk derselben verlieh den jungen Bäumen eine starke Wuchskraft. Jedesmal, wenn der Landmann hinsah, weitete sich ihm das Herz und er gewann die Überzeugung, daß Gott sein Tun begleitete.

Einem frühen Herbst mit vorzeitigen Frosteinbrüchen im November folgte ein strenger Winter mit klirrender Kälte. Das unsanft beendete Wachstum der Bäume hinterließ zahlreiche schwachverholzte Triebe, die den Frösten zum Opfer fielen. Der Austrieb im Frühjahr war demgemäß ein kümmerlicher. Voll inneren Grolls verfolgte der Bauer den Mißwuchs seiner noch unlängst prächtig gediehenen Zöglinge. Die schönen wüchsigen Mitteltriebe waren teilweise erfroren und der ins Auge gefaßte Kronenanschnitt mußte auf das nächste Jahr verschoben werden. Bei aller Betroffenheit durfte sich der Geschädigte glücklich schätzen, daß die Frosteinwirkungen in vertretbaren Grenzen geblieben und ein Ausgleich durch korrektive Schnittmaßnahmen gottlob möglich war.

An dieser Stelle sei daran erinnert, daß im Jahre 1880 von 95 Gemeinden 1.883 Obstbäume an Gemeindewegen angepflanzt wurden, weil im vorangegangenen Winter viele Obstbäume durch Kälte eingegangen waren (Blum). Hieran wird deutlich, daß die Sortenwahl in jenen Jahren noch eine große Problematik in sich barg. Wenn wir uns nun befleißigen, den Schicksalsweg des Baumgärtners zurückzuverfolgen, so fallen als herausragende menschliche Wesenszüge der unbeugsame Erfolgswille und die unbeirrbare Zuversicht auf. Mit Blick auf diese Tugenden begleiten wir den Fortgang des mühevollen Werkes mit ungeteilter Sympathie und in der Überzeugung, daß rühmliches Schaffen dieser Art eine beglückende Belohnung finden muß.

Hinterhausen, Baumveteranen umsäumen den Hof

Die wenigen nicht geschädigten Bäume des fünften Jahres wuchsen auf eine Höhe von weit über zwei Metern heran, so daß die Kronen bei zwei Metern angeschnitten werden konnten. Alle Nebenzweige entlang des Stammes erfuhren zunächst eine Einstutzung auf Fingerlänge und wurden dann mit Ausnahme von 4 - 6 Zweigen unterhalb des Kronenanschnittes im Laufe des Sommers restlos entfernt. Die entstandenen Wunden erhielten einen Baumwachsverschluß. Die verbliebenen Kronenzweige am Ende des Stammes kamen so in den Genuß des vollen Saftstromes und entfalteten sich kräftig. Eine Verpflanzung an den endgültigen Standort wäre nun im Herbst des folgenden Jahres möglich gewesen. Die durch Frost in ihrer Entwicklung zurückgeworfene Mehrheit der Bäume hatte aber den Rückstand bis dahin noch nicht überwunden, so daß mit der Verpflanzung aller Hochstämme bis zum November des siebten Jahres gewartet werden mußte. 

Seit den Tagen des ersten Aussaatversuches zur Gewinnung von Wildlingskeimen war der Herbst zwölfmal ins Land gezogen. Elf lange Jahre des Hoffens und Bangens waren vergangen. Fertige Hochstämme standen endlich in Reih' und Glied und harrten der Verpflanzung. Der Bauer konnte nun an die Errichtung seiner geschlossenen Obstanlage gehen. Er hatte gehört, daß mehrreihig bepflanzte Obstwiesen den Vorteil genießen, daß die Bäume einander vor Wind und Wetter schützen. In drei Reihen von 15 m Abstand warf er alle 10 m ein Pflanzloch aus. Da ihm aus eigener Anzucht 35 Bäume zur Verfügung standen, pflanzte er 30 davon auf die Wiese und die fünf schönsten um Haus und Hof. Herrschendem Brauche folgend, erstellte er Baumgruben von zwei Metern im Geviert und 60 - 80 cm Tiefe. Da der Boden flachgründig war, kam er um eine zusätzliche Lockerung des Grundgesteins mit der Brechstange nicht herum. Er hielt es für seine Pflicht, den künftigen Wurzeln den Weg in die Tiefe zu bahnen. In Schweiß gebadet und mit keuchendem Atem saß er zuweilen am Rand der Grube. Seine Phantasie erging sich dabei in buntesten Tagträumen. Vor seinem inneren Auge sah er leuchtende Fruchtbehänge im goldenen Lichte eines strahlenden Herbstmorgens. Beflügelt durch derlei verlockende Bilder sprang er dann wieder auf die Beine, um mit verjüngter Lebenskraft dem widerstrebenden Erdreich zu Leibe zu rücken. So fertigte er Grube für Grube. 

Wenn nur die Unkenntnis nicht gewesen wäre, die in damaliger Zeit und noch hundert Jahre danach den Obstbau auf den kargen Böden der Mittelgebirge begleitete, unser Bauer hätte seinen sauren Schweiß sicherlich nutzbringend ins Erdreich eingebracht. Aber er beging den fatalen Fehler, wohl einer christlichen Logik folgend, seinen Bäumen Gutes tun zu wollen. Er verfüllte die Gruben mit nahrhaftem Erdreich, bereinigt von Steinen und gewonnen aus der Bodenkrume, die er in reichem Maße mit Mist, Holzasche und Jauchegüssen zu veredeln wußte. Mit diesem leichten und lockeren Füllgut schuf er zunächst den wurzelverderbenden Mäusen eine behagliche Heimstatt. Was diese verschonten und dank der guten Nährstoffversorgung in den Folgejahren den Eindruck prächtigen Gedeihens erweckte, verfiel doch nach wenigen Jahren in Kümmerwuchs, nachdem der Baum die Grube durchwurzelt hatte und den harten umliegenden Boden nicht annehmen wollte. Alsbald waren die Nährstoffe aus Gülle und Asche verbraucht, der in tieferen Schichten liegende Mist war vertorft, die Grube hatte sich mitsamt dem Baume gesetzt und litt unter Nässe. Allenthalben bot sich, von Ausnahmen abgesehen, ein Bild des Siechtums. 

Es bedarf keiner blühenden Phantasie, sich auszumalen, wie die kränkelnden Bäume nach und nach Opfer von Witterungseinflüssen und zahlreichen Krankheiten und Schädlingen wurden. Wurzelfäulnis führte zu Gelbsucht, Spitzendürre und Krebs. Kahlfraß durch vielerlei Raupen, Nährstoffentzug durch Schild- und Blutläuse, dazu verheerende Schorfpilzbefälle schwächten die Konstitution der Bäume so sehr, daß sie ihr Blattwerk nicht wieder erneuern konnten und in kümmerlichster Aufmachung im Felde verharrten, bis schließlich Baumschwämme und Splintholzkäfer über sie herfielen und ihnen den Garaus machten. So fand die Idylle vom blühenden Obsthain ein jähes Ende, noch ehe sie recht begonnen hatte. 

Nun wird vielleicht auch verständlich, warum die schönen Obstanlagen des Pfarrers zu Dockweiler von so geringer Dauer waren und sang- und klanglos wieder verschwanden. Jetzt haben wir vermutlich den Schlüssel gefunden, mit dem sich erklären läßt, warum in der Feldflur unserer Eifelgemeinden immer wieder vereinzelte Obstbäume und kleine Gruppen von Veteranen stehen, die wie Ruinen aus längst vergangenen Tagen einen Markpunkt in die Landschaft setzen. Sollte es sich hier um die Überbleibsel vormals geschlossener Obstanlagen handein? Ein solcher Schluß liegt nahe. Diese Bäume sind Zeugen des nie gebrochenen Ehrgeizes der Bevölkerung, die herbe Landkultur der Eifel mit den beneidenswerten Möglichkeiten gesegneter Landstriche zu verfeinern.

Die Gründerjahre

Tatsächlich nahm der bislang dürftige Obstbau des Landkreises Daun um die Mitte des 19. Jahrhunderts erfreulichere Züge an. Es hatte sich der politische Wille herausgebildet, den wirtschaftlichen Nutzen des Bodens durch Hebung des Obstbaues zu fördern und gleichzeitig das einförmig öde Landschaftsbild zu verschönern. Ästhetische Beispiele für den letztgenannten Gedanken gab es in der Tälern der Mosel, des Rheins und der Ahr zuhauf. Seit 1853 sah der Landrat zu Daun auf eine regelmäßige Berichterstattung der Bürgermeister über Baumbepflanzungen entlang der Wege. Demgemäß ist bekannt, daß in den Jahren 1865 - 1868 1.484 Obstbäume entlang der Gemeindewege gepflanzt wurden.

Im Regierungsbezirk Trier wurden zwischen 1859 und 1872 Baumschulen eingerichtet und entlang der Staatsstraßen Musterpflanzungen im Wert von 18.880 Talern angelegt. 

Die Bezirksbaumschule Trier gab bei Bestellung von 100 Hochstämmen in den Jahren 18677 68 den Apfelbaum für 8,4 oder 7,2 Silbergroschen, den Birnbaum für 9,9 beziehungsweise 9 Silbergroschen ab. Sie bot zu Beginn des Jahres 1868 einen sechswöchigen Obstbaukursus zum Unkostenbeitrag von 5 Talern für Beamte und 10 Talern für andere Personen an. Im gleichen Jahr wurde in Daun eine Obstkelter eingerichtet und in der der Zeit vom 11. bis 17. Mai führte ein Obstbauwanderlehrer im Auftrage der Regierung praxisorientierte Schulungen im Landkreis durch. Ein Kreiszuschuß für die Teilnehmer dieser Veranstaltungen wurde jedoch von den Kreisständen abgelehnt, weil diese in Ansehung der klimatischen Bedingungen und Bodenverhältnisse von der Förderwürdigkeit solcher Kurse nicht überzeugt waren. Desgleichen kam 1869 die Wahl einer Obstbaukommission nicht zustande. Diesmal fehlte es in den Kreisständen an Fachleuten. Der Kreisbevölkerung wurde aber angeraten, die Obstbauschulen in Bitburg und Wittlich in Anspruch zu nehmen und der Landrat rief 1871 persönlich zur Teilnahme an einem achttägigen Obstbaulehrgang in Wittlich auf.

1876 fand in Niederstadtfeld ein zehntägiger Obstbaumschnittkurs statt. Er wurde von der Obstbaumschule Wittlich bestritten und erfreute sich eines unerwartet großen Zuspruchs. 

Vom 25. bis 28. August 1877 fand in Daun ein Obstbaukurs statt, der sich insbesondere an die Lehrer richtete und zu dem die Wegewärter von Daun, Gillenfeld und Niederstadtfeld von Dienst wegen teilzunehmen hatten. 

1879 wurde Gerolstein mit obstbaukundlichen Vorträgen bedacht. Redner war ein Landwirtschaftslehrer aus Bitburg. Ab 1880 setzte dann in den Gemeinden des

Landkreises Daun eine obstbauliche Entwicklung von denkwürdigem Ausmaß ein. Überall wurden Pflanzungen in größerem Umfang getätigt. Über Einzelheiten gibt die Festschrift des Kreises Daun zur Jahrtausendfeier der deutschen Rheinlande im Jahre 1925 Auskunft. Hier noch einige herausragende Entwicklungstendenzen.

1882 soll für baumfachliche Arbeiten in den Bürgermeistereien Hillesheim und Gerolstein je ein Baumwärter ausgebildet werden. Als Ausbildungsorte sind Bitburg und Trier vorgesehen. In Strotzbüsch wurde eine Obstbaumschule eingerichtet, die in fünf Jahren 2.500 Apfel- und Birnbäume zum Verkauf anbot. 

m Herbst 1884 gab der Kreis Daun auf 1.716 Obstbäume je 30 Pfennig Zuschuß. 

1885 wurden in Gerolstein 6.000 pflanzfertige Obstbäume angeboten. 

Die Ertragslage des Obstbaues wurde in jenen Jahren für gut befunden, es konnte über den Eigenbedarf hinaus erzeugt werden, 13 Gemeinden erzielten für den Verkauf von Obst einen gemeinsamen Erlös von 182 Mark.

In Waldkönigen wurde 1890 ein Obstbauverein mit wegweisender Satzung gegründet. Jedes Mitglied war verpflichtet, jährlich mindestens einen Obstbaum zu pflanzen. Ein weiterer Obstbauverein wurde 1891 in Gillenfeld ins Leben gerufen.

Obstbaumpflanzungen entlang der Gemeindewege wurden ab 1890 mit großem Elan betrieben. Selbst kleinste Gemeinden erzeugten Obstbäume. 1892 brachte die Baumschule in Michelbach 500 Obstbäume hervor. Gerolstein wurde zum Umschlagplatz für Mostobst und Äpfel. 1891 erzeugte ein Obstbaum in Neunkirchen 22 Zentner Trankobst. 

Auch die Schulbehörde nahm Anteil an der Entwicklung des Obstbaues. Die Lehrer mußten berichten, wie viel Bäume in den Gemeinden gepflanzt und welche Konsequenzen für den naturkundlichen Unterricht daraus gezogen wurden.

Am 1.12.1901 wurde im Kreis Daun eine Obstbaumzählung durchgeführt, die zu einem interessanten Ergebnis führte: 38.191 Apfel-, 12.662 Birn-, 10.115 Pflaumen-und Zwetschen-, 1.535 Kirschbäume. Der Leser halte hier einmal inne und bedenke die segensreichen Auswirkungen solcher Baummengen auf Orts- und Landschaftsbild, auf Eigenversorgung und Zuerwerb der Bevölkerung sowie auf die heimische Imkerei.

In den Jahren 1904 -1909 wurden für den Kreis Obstbaubeihilfen aus dem Westfond bereitgestellt. Der Erlös der Gemeinden aus den Erträgnissen des Obstbaues gestaltete sich immer positiver. In Strohn entstand 1908 ein Obstbauverein und 1912 ein solcher in Meisburg. Blütenharte Wirtschaftssorten hatten dem Obstbau nun auch die höheren Lagen der Eifel endgültig dienlich gemacht.

Damit soll der geschichtliche Rückblick beendet werden. Er hat uns gelehrt, daß der Obstbau im Landkreise Daun, vom wonnevollen Moseltale kommend, den Zuflüssen Kyll und Lieser, Alf- und Ueßbach folgend, sich mühsam und schleppend zu den Höhen der Eifel emporquälte, auf karolingischen Kammergütern, Meierhöfen und Adelssitzen, in Gärten von Klöstern und Stiftskirchen über Jahrhunderte hinweg verweilte, durch Handel und Wandel der Neuzeit begünstigt, von der Woge der Französischen Revolution geschoben, endlich nach andeuthalbtausend Jahren, zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, im Untersuchungsgebiet Fuß faßte.

Über die heutige Situation der Streuobstwiesen berichtet der Autor im nächsten Jahrbuch.

Literatur

CÖLLN, K. & JAKUBZIK; A. (1992): Hymenopterennester in Brombeerstengeln. Biologie, Bestimmung und Auswertungsmöglichkeiten. - Den-drocopos 19, Trier, 81 - 97

ENSLIN, F. (1933): Die Bewohner der Brombeerstengel. - Ent. Jb. 42, 134-148

HAESELER, V. (1979): Landschaftsökologischer Stellenwert von Zaunpfählen am Beispiel der Nistgelegenheiten für solitäre Bienen und Wespen (Hym. Aculeata). - Natur und Landschaft 54, 8-13. JAKUBZIK, A. & CÖLLN, K. (1990): Zur Biologie der in Rubus nistenden Hymenopteren des Rheinlandes. - Verh. Westd. Entom. Tag 1989.113-122, Düsseldorf.

PREUSS, G. (1980): Voraussetzungen und Möglichkeiten für Hilfsmaßnahmen zur Erhaltung und Förderung von Stechimmen in der Bundesrepublik Deutschland. - Natur und Landschaft 55, 20-26. WESTRICH, P. (1989): Die Wildbienen Baden-Württembergs. - Stuttgart.