Fortschritt

 

Ein Fotoalbum. Zeit: Jahrhundertwende.

Gesichter meiner Ahnen sehn mich an,

gestochen scharf und unverwüstlich

auf dem Papier mit der Materie

von damals.

 

Und heute? Schon nach drei, vier Jahren

verwischen die Konturen. Die Farben

wirken, als habe man sie falsch gewaschen.

Sie haben sich dem Fortschritt angepaßt,

dem Wegwerf-ldeal.

 

Oh ja, wir schreiten fort

von alten Bräuchen und von alten Ehen

und von dem alten Glauben.

Von alten Arbeitsplätzen.

 

Von der Natur, wie sie gedacht war.

Auch von uns selbst, wenn unsre

Falten uns nicht passen,

die alte Treue unbequem.

 

Der Fortschritt ist höchst infektiös.

Auch unsre Kinder schreiten fort

von uns, die Preise, der Ozon ...

 

Das Problem ist nicht das «fort«,

sondern das »wohin«! Diese Frage

war1 ein echter Fortschritt!

Lotte Schabacker, Daun

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