Maiwanderung im Eifelwald

Heinz Hürth, Steffeln-Auel

Eine Wanderung durch den Eifelwald, besonders im Wonnemonat Mai, ist ein Erlebnis von besonderem Reiz. Taufeuchte Wiesen in der kühlen Frühe, aus dem Wald jubelnde Vogelstimmen. Wie herrlich ist es, die frische, klare Luft zu atmen! Wer mit offenen Augen und Ohren durch Wald und Flur wandert, wird überall verborgene Schönheiten entdecken. Wie herrlich sind die Farben und Formen der Pflanzen in ihrer Vielfalt! Beim Betreten des Waldes finden wir an feuchten Stellen den ersten Frühblüher, den Seidelbast. Es ist schon ein Augenschmaus, die ohne ein einziges Blättchen an ihren Zweigen, aber mit einer Fülle von Blüten bedeckte Pflanze zu betrachten. Der Wind trägt uns den angenehmen Geruch des Maiglöckchens entgegen, das hier noch häufig zu sehen ist. Dieser Wohlgeruch darf aber nicht täuschen; ein Maiglöckchenstrauß in einer Blumenvase hat nach einigen Tagen das Wasser zu einer nicht zu unterschätzenden Giftbrühe werden lassen, mit der man einen Ochsen vergiften könnte.

Im wechselvollen Spiel von Licht und Schatten im Mischwald entfalten sich Moose wie Weißmoos, Lebermoos, Frauenhaarmoos, Laubmoos; Adlerfarn, Wurmfarn und der Waldschachtelhalm sind ebenfalls nicht selten. Immer neue Pflanzenarten lassen den Reichtum in unseren Wäldern erkennen, es scheint, als wäre die Natur unerschöpflich. Viele Blumenarten, die nur hier gedeihen, sind in voller Blüte; dazu gehören auch die Juwelen der Eifelblumen, nämlich die Orchideen, die in vielen Arten hier vertreten sind. Doch nicht nur Orchideen und Maiglöckchen sind für den Wanderer von Interesse, nein, auch kleine, unscheinbare Blümchen, auch ein Grashalm aus der Nähe betrachtet, zeigen ihm die Schönheit von Formen und Farben. Ein Kalkmagerrasen am Waldrand ist von vielen Blumen und Gräsern bewachsen; einige Küchenschellen, die schon vor Wochen aus dem Schnee ihre leuchtend violetten Blüten der wärmenden Sonne zuwandten, zeigen auch heute noch ihre Einmaligkeit. Am Bach, der sich seinen Weg über Steine und Wurzelknollen springend ins Tal bahnt, hört man aus einem überhängenden Wurzelwerk das Zerr-Zerr des stummelschwänzigen Zaunkönigs. Am Bachrand entdeckt man den goldgelben Blütenteppich der Sumpfdotterblume, die schon im Februar ihre ersten Blüten zeigte, aber im Mai den Höhepunkt der Blüte erreicht hat. An vielen Nassstellen und Wegrändern blühen die Weidenkätzchen, die jetzt von vielen Insekten besucht werden, denn noch ist die Nahrung für viele Tierarten knapp. Also lassen wir diese Nahrungsquelle den Insekten. Die Natur hat einen genauen Fahrplan der Waldblumen festgelegt. - Als erste blühen Schneeglöckchen und Frühlingsknotenblume in leuchtendem Weiß, bald folgt das intensiv gefärbte Blausternchen, aber von Dauer ist auch diese Mischung nicht. Mit fortschreitendem Frühling wechselt das Farbenspiel zu Goldsternen und gelben Windröschen, bis letztlich das Grün überwiegt. Die Maiwanderung macht uns bewusst, dass wir Menschen eine große Verantwortung der Natur gegenüber haben.