Was junge Leute interessiert

Zehn Jahre Leseclub »Bücherwurm«

Malte Blümke, Daun

 

Rechtzeitig zum Jahresausklang 1992 erhielt der Schulleiter des Dauner Geschwister-Scholl-Gymnasiums, Oberstudiendirektor Sebastian, das erste druckfrische Exemplar der Jubiläumsausgabe der Literatur- und Leseclubzeitschrift »Bücherwurm«. Die Sonderausgabe zum Jubiläum spiegelt die vielfältigen Leseaktivitäten des Leseclubs »Bücherwurm«, der im Mai 1982 gegründet wurde. 

Das Uraltmedium Buch steht - wir erleben es tagtäglich - in Konkurrenz zu den neuen Kommunikationstechnologien und neuen Medien. Dabei dürfen die im Buch enthaltenen Erfahrungen der Menschen, die Potentiale an Kreativität und Phantasie, der Kommunikation und Identifikation mit dem Buch und durch das Buch nicht aufgegeben werden. 

Ein gute Möglichkeit dazu ist die Leseclubidee, die auf dem Vorbild der israelischen »Leseclubs der Jugend« basiert. In diesen Clubs sollen Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Kulturen durch gemeinsame Spiele und Aktivitäten zum Lesen bewegt werden. 

Diese Idee hat die Deutsche Lesegesellschaft -heute die Stiftung Lesen - in die Bundesrepublik übertragen. Mit Unterstützung des Autors Hans-Georg Noack wurde im Mai 1982 der Dauner Leseclub als 15. Club der Stiftung Lesen eröffnet. Heute gibt es mehr als 250 dieser Einrichtungen, sie stoßen vor allem in den neuen Bundesländern auf großes Interesse. 

Als der Leseclub in Daun anfing, war die Medien- und Buchsituation im Kreisgebiet katastrophal, sie stellte unter den Kreisen des Landes das einsame Schlußlicht dar. 

Heute gibt es die Kreisbibliothek, das Medienzentrum, kirchliche Büchereien, die in der Medien- und Leseerziehung Akzente setzen, die -in Verbindung mit dem Leseclub - in der Region, im Land und Bund Beachtung finden. Innovationen in Gang zu setzen, war und ist das Ziel des Leseclubs. Als Beispiel sei die Jugendbuchwoche genannt, die inzwischen auch auf eine 10jährige Tradition zurückblicken kann. 

Durch das Lesen sind viele Bücherwürmer auch zum Schreiben gekommen. Dies zeigen die kreativen Beiträge von Rebecca Brahmer, Mären Haferkamp, Siharder Singh, Christine Reck und Roman Mauer, der es immerhin bis zur Teilnahme am Bundestreffen junger Autoren 1990 in Berlin gebracht hat. 

Pionierarbeit hat der Leseclub in den Bereichen Bilderbuchwerkstatt, Schuldruckerei, Buch- und Spielstests für die Stiftung Warentest und das ZDF, Lesenacht, Lesekoffer, Frankfurter Buchmesse, Autorenlesungen, Film- und Hörspiel geleistet.

Seit Beginn hat sich der Leseclub - neben der Leseerziehung im allgemeinen - schwierigen gesellschaftlicher Fragen angenommen. Daß dies notwendig ist, beweisen die jüngsten Vorgänge in Deutschland.

Mit der Jugendbuchwoche 1983 zur Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 in Berlin, der Woche »Aussiedler und wir«, der Jugendbuchwoche '92 »Wir bauen eine Brücke zu den Menschen dieser Welt« und der Woche zum Rechtsradikalismus sind frühzeitig wichtige gesellschaftspolitische Themen aufgearbeitet worden.

Die vielfältigen Leseinitiativen des Clubs wären nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung der vielen Helferinnen und Helfer der vergangenen Jahre, denen dafür zu danken ist. Dank gilt aber auch für die vielfältige Unterstützung des Leseclubs, der Stiftung Lesen, dem Förderverein des GSG, dem Friedrich-Bödecker-Kreis, den Lesegruppen der Hauptschule Daun, dem Ministerium für Bildung und Kultur, der Kreisbibliothek, den Büchereien und Buchhandlungen, den Schulen, den Autoren und Verlagen. Da in der Leseerziehung Stillstand Rückschritt bedeutet, plant der Leseclub im den Jahren 1993 und 1994 weitere Kontakte zu ost- und westdeutschen Autoren, eine große Ausstellung von Bildern und Büchern zum Thema Gewalt und spezielle Angebote für jüngere Schülerinnen und Schüler zur Medienerziehung.

Lesenacht im Leseclub »Bücherwurm« am Dauner Geschwister-Scholl-Gymnasium.