Kinderchor Stadtkyll

Ensemble der Kreismusikschule Daun

 

Als der jetzige Leiter, Kantor Harald Thome, den Kinderchor Stadtkyll im Sommer 1989 von Guido Malburg übernahm, bestand er aus 14 Kindern, die schon etwas geleistet hatten. So hatten sie, begleitet von einigen Profis an Keyboard und Schlagzeug, eine Toncassette mit Volks- und Kinderliedern eingespielt und zum Verkauf angeboten.

Thome schlug eine völlig andere Richtung mit seiner Arbeit ein und begann behutsam aber beharrlich, ein neues Repertoire einzustudieren. Er konzentrierte sich auf ganz neue, extra für Kinder komponierte geistliche und weltliche Literatur. Neben kleinen Liedern und Stücken, die dem damaligen Leistungsvermögen entsprachen, wurde als erstes großes Werk die Kinderkantate »Max und Moritz« von dem im Kinderchorbereich renommiertesten Komponisten Günther Kretzschmar einstudiert. Die Mischung von Gesang und Schauspiel kam bei den Kindern gut an, und schnell war die Zahl der aktiven Sänger angewachsen. Mit tatkräftiger Unterstützung einiger Eltern, zum Teil Mitglieder des Kirchenchores, auf dessen Initiative hin der Kinderchor gegründet worden war, wurde die Kantate beim Stadtkyller Kinderkarneval uraufgeführt. Die Eltern kümmerten sich um Requisite und Kostüme, der Leiter spielte am Klavier und die Kinder sangen und spielten unbefangen und begeisterten das Publikum. »Max und Moritz« erlebten in der Folge noch weitere Aufführungen in Jünkerath, Kerpen und in Daun. Ein erfreulicher Anfang war gemacht, insbesondere wenn man die, für einen Ort wie Stadtkyll, recht stattliche Zahl von etwa 40 jungen Sängern sieht. Realistisch bemerkte der Leiter: »Diesen Anfangserfolg darf man nicht überbewerten! Wenn ich in zwei Jahren noch 20 Kinder regelmäßig in den Proben habe, können wir immer noch sehr zufrieden sein.«

Ein Jahr später hatte der Kinderchor Stadtkyll sein erstes eigenes Plakat. An Palmsonntag 1991 führte er in der Pfarrkirche St. Josef in Stadtkyll im Rahmen einer kirchenmusikalischen Andacht die Passionskantate »Die dunkle Nacht des Petrus« von Gustav Gunsenheimer auf. Erstmals fand eine Zusammenarbeit mit der Kreismusikschule statt, denn die Kinder des Flötenspielkreises übernahmen die Begleitung mit Flöten und Orff-lnstrumenten. Nur die Solopartie wurde von einer Erwachsenen vorgetragen.

Im Sommer 1991 wurde der Kinderchor Stadtkyll der Kreismusikschule, bei der Harald Thome hauptamtlich beschäftigt ist, als eigenständiges Ensemble angegliedert. Er erhielt aus vorhandenen Beständen und durch Neueinkäufe ein Orff-lnstrumentarium, das seinesgleichen sucht. Beim Auftritt anläßlich des Kreischorfestes in Jünkerath erstmals vorgesehen, kam diese Neuerwerbung in der Weihnachtszeit 1991 richtig zur Geltung. Die Kantate »Das Weihnachtsfest« von Gunsenheimer war das erste Stück, bei dem musikalisch kein Erwachsener mehr mitwirken mußte. Die Orff-Instumente erzeugen mit den Blockflöten einen erstaunlich kompletten Klang vom Diskant bis hinunter in die Kontrabasslage.

Von den Spielern verlangen sie neben klanglicher Sensibilität vor allem rhythmische Präzision. Bei der Besetzung der einzelnen Lagen war der hohe Anteil an Instrumentalschülern verschiedenster Instrumente in den Reihen des Kinderchores von großem Vorteil. Die Stimmen hatten sich mittlerweile soweit entwickelt, daß die Besetzung der Solopartien kein Problem mehr darstellte. Bei 4 Auftritten innerhalb einer Woche zeigten Kinder und Betreuer viel Engagement, Leistungsbereitschaft und Können.

Waren bei den Gunsenheimer-Kantaten vor allem die Texte sehr anspruchsvoll und tiefsinnig, brachten sie auch das musikalische Rüstzeug für das anspruchsvollste und umfangreichste Werk, das der Kinderchor Stadtkyll bisher aufgeführt hatte. Nach kurzer Verschnaufpause mit Liedern der Black Fööss und der Höhner zu Kinderkarneval und geistlichen Liedern zur Kinderkommunion begannen die Proben zu »Till Eulenspiegel« von Günther Kretzschmar.

Foto: Hubert Serve, Stadtkyl

Jede Woche probten Instrumentalisten und Solist schon eine halbe Stunde vor dem Chor und danach noch die ganze Probe mit den Sängerinnen und Sängern; 13 Gesangsstücke und 12 Spielszenen mußten innerhalb eines halben Jahres in eine musikalisch-dramaturgische Form gegossen werden.

Die Helfer vom »Förderverein Kinderchor Stadtkyll« beschafften Kostüme und umfangreiche Requisite, zum Beispiel ein gemaltes Gefängnis oder 80 selbstgebackene Eulen und Affen) für die Beteiligten höchste Anforderungen, die (fast) alle bis zum glücklichen Ende durchstanden.

Beim Dekanatssingen der Kirchenchöre in Hillesheim kam eine stark gekürzte Form zur Aufführung. Trotz guter Leistung fanden die Kinder bei den Chören, deren Nachwuchs sie einmal sein sollen, nicht die verdiente Aufmerksamkeit. Da hatten sich die Sänger des Sängerkreises Daun beim Kreischorfest in Jünkerath noch ganz anders verhalten!

Die Uraufführungen im Advent 92, bei denen die ungekürzte Fassung mit 35 Minuten Länge gebracht wurde, waren im Rahmen zweier Konzerte mit dem Kreisjugendorchester in Daun und Gerolstein. Vom Kirchenchor Hilles-heim hatte sich der Leiter die Kulisse einer mittelalterlichen Stadt geborgt, die der Aufführung den entsprechend wirkungsvollen Rahmen verlieh. Für die jungen Künstler waren diese Konzerte vor verständigem Publikum der Lohn der harten Arbeit, nur noch übertroffen vom Pfingstkonzert '93, zu dem der Musikverein Stadtkyll geladen hatte: »Till Eulenspiegel« vor heimischem Publikum im ausverkauften Saal des Centra Hotel in Stadtkyll (Foto).

Der Kinderchor Stadtkyll hat noch heute um die 35 Mitglieder. Weil viele der Sänger immer länger dabeibleiben, andererseits die Neuzugänge ab dem 2. Schuljahr dazukommen, ist die Altersstruktur mittlerweile weiter gestreut, so daß eine Trennung in zwei Altersgruppen geboten erschien. Die Gruppe der älteren ist nun in der Lage, mehrstimmig zu singen und vereinigt sich nur zu bestimmten Anlässen mit der Gruppe der jüngeren (Grundschulalter). Mit der Zeit, so hofft der Chorleiter, sollen die wegen Stimmbruch ausgeschiedenen Jungen zurückkehren und dann den Grundstock zu einem Jugendchor bilden. Außer Stadtkyller Kindern und Jugendlichen hat der Chor Mitglieder aus Jünkerath und Ormont, so daß man mit Recht von einem Nachwuchschor für den nördlichen Bereich der Oberen Kyll sprechen kann. Grundsätzlich werden alle Kinder, die sich für das Singen interessieren, ohne Test aufgenommen, denn aus so manchem Brummbären hat sich, dank intensiver Arbeit, schon eine feste Stimme entwickelt.

Die Proben finden dienstags ab 17.30 Uhr im Pfarrheim in Stadtkyll statt, und die Teilnahme ist für alle Kinder kostenlos!