Zeitbilder der Kreisgeschichte

Bilder aus der Eifel und Sibirien

Peter Otten und Walter Wilde im Kurfürstlichen Palais Trier

Franz-Josef Ferber, Daun

 

Es wird mittlerweile hoffentlich weitverbreitete Meinung sein, daß die Beschäftigung mit der Kunst längst nicht mehr das Vorrecht größerer Städte ist. Deswegen haben verschiedene Kulturträger - darunter maßgeblich die Dauner Kreisverwaltung - seit etlichen Jahren dafür gesorgt, daß in ihrem ländlichen Raum die Kunst kein Stiefkind mehr ist. Hierzu paßt die Idee von Walter Blankenburg, des Regierungspräsidenten von Trier, sein Haus - das Residenzschloß der Trierer Kurfürsten der Renaissance und des Rokoko - den Landräten anzubieten, um hierin Kultur und Kunst aus deren Landkreisen vorzuzeigen. Denn Kunst und Kultur, so sagte er, dürften durch Verwaltungsgrenzen keine Einschränkung erfahren. Und damit hat er recht, der Herr Regierungspräsident. Was die Verwaltung des Kreises Daun angeht, so handelt diese seit über zehn Jahren danach. Sie hat ihre Kulturarbeit nicht nur über die Kreis- und Landesgrenzen, sondern sogar über die Staatsgrenze (Ostbelgien) ausgedehnt.

Landrat Albert Nell aus Daun ließ sich das alles nicht zweimal sagen. Er überlegte nicht lange, prompt nahm er den Regierungsbezirkschef beim Wort. Schließlich war es nicht das erste Mal, daß Künstler aus dem Kreis Daun ihre Werke im Trierer Regierungsgebäude präsentieren durften. Den Malerinnen Christel Schneider und Christine Henn gab 1985 Regierungspräsident Schwetje, mit Zutun der Kreisverwaltung, Gelegenheit zur Gemeinschaftsausstellung. An geeigneten Kunstschaffenden mangelte es auch diesmal nicht. Der Dauner Kreischef hatte gleich zwei Künstler parat: Peter Otten und Walter Wilde, wie der Landrat meinte, ein etwas ungleiches Paar, was ihre Lebensdaten und Herkunft angehe, ansonsten aber gut zueinander passend, was sich besonders in ihrer Malweise - dem Gegenständlichen - ausdrücke. Und das ist wahr. Wer wollte ernsthaft bestreiten, daß im breiten Spektrum der Malerei das Gegenständliche auch und vielleicht gerade heute seinen berechtigten Platz hat? Peter Otten kennen wir. Er ist im Jahre 1909 in Mehren geboren, wohnt und arbeitet dort. Walter Wilde, unser neuer Mitbürger, ist Jahrgang 1953, kommt aus Kasachstan, wohin seine Eltern - Volksdeutsche aus der Ukraine - einst verschleppt wurden. In Omsk/Sibirien hat der Künstler studiert und dort später an einer Kunstschule gelehrt.

Was die beiden Maler in Trier vorzuzeigen hatten, war nur ein Bruchteil ihres Schaffens, aber dennoch eine beachtenswerte künstlerische Demonstration, achtundsiebzig Bilder in verschiedenen Mal- und Zeichentechniken: Ölbilder, Aquarelle, Pastellkreide, Bleistift-, Tusche- und Kohle-Zeichnungen, Linolschnitte, alle Motive - der Ausstellungstitel besagt es - aus der Eifel und aus Sibirien, dargeboten in einem Ambiente, wie man es sich atmosphärischer und stilvoller kaum vorstellen kann.

Die Vernissage fand am 18. März 1993 statt. Der Hausherr konnte dabei viele Gäste begrüßen, aus Trier, aus dem Kreis Daun und den benachbarten Landkreisen. Landrat Nell sprach ein Grußwort. Und weil er gerade dabei war, Kunst aus seinem Landkreis in der Bezirkshauptstadt zu präsentieren, hatte er auch gleich ein Ensemble der Kreismusikschule Daun - die Saxophongruppe unter der Leitung von Georg Wagner - mitgebracht, das die Veranstaltung verschönte. Aller guten Dinge sind bekanntlich drei: Wie sooft bei Kunstdarbietungen, waren auch diesmal engagierte Leute -Siegfried Czernohorsky, Ute Schwab, Kurt Laux und Klaus Klein - vom Offenen Kanal Daun e.V. (Hörfunk/Fernsehen) mit von der Partie. Sie haben das hervorragende Kulturereignis gefilmt und damit festgehalten. Ebenfalls der Dokumentation dient die von der Bezirksregierung Trier und der Kreisverwaltung Daun gemeinsam herausgegebene Ausstellungsbegleitbroschüre. Alles in allem: Die Ausstellung  war eine wohlgelungene Präsentation des Wirkens von Künstlern, die auf dem Lande daheim sind; sie hat bei der Bevölkerung gebührende Beachtung gefunden. Dazu war es ein nicht alltägliches Vorzeigen von Werken bildender Kunst. Wann gab es schon Bilder aus dem Sibirien Rußlands und solche aus dem »Sibirien Preußens«, wie unsere schöne Eifelheimat einstmals abschätzig genannt wurde, beieinander zu sehen. Allen, die hieran Anteil hatten, sei ein aufrichtiges Wort des Dankes gesagt.

Eröffnung der Ausstellung im Kurfürstlichen Palais

Foto: Joachim Hilgert