Das Augustinerkloster gestern und heute

Felicitas Schulz, Hillesheim

 

Das Reisen in früheren Jahrhunderten durch die Eitel war aufgrund der schon vorhandenen Römerstraßen, die die Franken zum Teil übernahmen oder ausbauten, immer noch eine recht langwierige und gefährliche Angelegenheit. Übernachtet wurde in Gast- und Pfarrhäusern, je nach Zweck der Reise. Oftmals nächtigten die Reisenden unter freiem Himmel. Bei Händlern, Pilgern und Amtspersonen sprachen sich die wenigen Herbergen schnell herum.

Hillesheim, an zwei vorbeiführenden Römerstraßen (Aachen-Koblenz und Köln-Trier) gelegen, wurde von den Franken, so nimmt man an, zum Königsgut ausgebaut. In die Karolingerzeit fielen die ersten Klostergründungen, wie das 722 von der fränkischen Edlen Bertrada gegründete Kloster Prüm; weitere folgten.

Etwa um 1250 gründete Johann l. von Reifferscheid nahe der Stadtmauer (ad oppidi moena) das Augustinerkloster. Dem Vater des Gründers, Gerhard von Reifferscheid, gehörte im 13. Jahrhundert unser wehrhaftes Städtchen. Das Kloster erlebte eine wechselvolle Geschichte. Das Ende des 30jährigen Krieges und mit ihm der 1648 geschlossene Westfälische Friede gab unserer Region eine kurze Atempause, doch die Raubkrieger Ludwigs XIV. (1638-1715) fielen mehrmals in die Eifel ein und verschonten auch Hillesheim und sein Augustinerkloster nicht.

Die Reunionskriege des französischen Sonnenkönigs (Roi Soleil) leerten den Bauern die Scheunen, Felder und Ställe. Der König von Frankreich brauchte viel Geld, wollte er doch mit den Engländern konkurrieren, um das von Champlian gegründete Neufrankreich im späteren Canada zu unterstützen. So zahlten die Eitler schon damals einen Beitrag zur Entwicklungshilfe.

Von durchziehenden Kriegshorden wurde das Kloster mehrmals mit Einquartierungen belegt. So auch 1705 im spanischen Erbfolgekrieg, als der Herzog von Marlbourogh mit seinem englischen Heer aus den Niederlanden kommend mit 30000 Mann vor den Toren Hillesheims lagerte. Ein Teil der Generalität nächtigte im Augustinerkloster. Die Mönche mögen in jener Zeit, wie auch die Bewohner im Städtchen, oftmals um ihre Vorräte gebangt haben. Brände und Plünderungen kamen hinzu.

Mit der Gründung einer Lateinschule zu Beginn des 18. Jahrhunderts, die 1759 vom Trierer Kurfürsten Johann Philipp von Walderdorf beurkundet wurde, nahm das geistige Leben im Augustinerkloster zu.

Der Einmarsch der napoleonischen Truppen im Oktober 1794 gefährdete das Klosterleben. Es schloß 1802 mit der Säkularisation (Auflösung aller weltlichen und kirchlichen Güter) seine Pforten. Das war ein schwerer Verlust für die Eifel und besonders für Hillesheim. Das Kloster diente später mehreren Zwecken, so auch der Augustiner-Realschule als Unterkunft.

Betrachtet man im Jahre 1993 das auf den zum Teil alten Grundmauern neuerrichtete Augustiner-Sporthotel, so ist festzustellen, daß in gelungener Weise historische Bausubstanz mit zeitgemäßer Architektur in Einklang gebracht wurden.

Als europäische Beispielstadt freuen wir uns im Gegensatz zu früher über »einfallende« Franzosen, Spanier, Niederländer und alle, die das heutige Hillesheim besuchen möchten.