Ein Vierteljahrhundert Schule -Gedanken zum Jubiläum in Gillenfeld

Paul Holzhäuser, Daun

 

25 Jahre Grund- und Hauptschule Gillenfeld machen deutlich, daß Schule keine Oase ist, abgeschieden vom Geschehen um sie herum, sondern daß die Veränderungen in der Gesellschaft Änderungen in der Schule im Gefolge haben müssen.

Bis zum Schuljahr 1964" besuchten nur Gillen-felder Kinder die damals vierklassige Volksschule.

Die weitere schulische Entwicklung war gekennzeichnet durch die Einrichtung eines Schulversuches auf der Grundlage der freiwilligen Zusammenfassung der Schüler der 7. und 8. Schuljahre aus den Orten Gillenfeld, Ellscheid, Winkel und Saxler in Gillenfeld.

Dieser Anfang im Jahre 1964 war der fortschrittlichen Einstellung der beteiligten Eltern, der Ortsgemeinden, des damaligen Schulleiters Günther Wollscheid, seines Kollegiums und der Schulverwaltung zu verdanken.

Der erfolgreiche Verlauf der Arbeit in der Mittelpunktschule Gillenfeld führte dann im April 1965 zur Gründung eines Schulverbandes, dem sich die Gemeinden Gillenfeld, Brockscheid, Demerath, Ellscheid, Immerath, Mückeln, Saxler, Steineberg, Steiningen, Strohn, Strotzbüsch, Tettscheid, Udler und Winkel anschlössen.

1966, als mit den Arbeiten am Neubau des Schulgebäudes begonnen wurde, erfolgte die Einschulung der 8. und 9. Schuljahre aus den genannten Orten.

Im gleichen Jahr erhielt die Mittelpunktschule den Status einer Versuchs- und Beispielschule. Am 12. Februar 1968 konnte die zehnklassige Hauptschule mit den Klassen 5 bis 9 aus dem gesamten Schulverband eröffnet werden. Ferner besuchten zwei Jahre die Kinder des 9. Schuljahres aus Mehren und Schalkenmehren die Gillenfelder Hauptschule. Mit Beginn des Schuljahres 1969/70 wurden die 5.-9. Schuljahre aus Eckfeld, Nieder- und Oberscheidweiler auf Wunsch der betreffenden Ortsgemeinden der Hauptschule Gillenfeld organisatorisch zugeordnet.

Mit rund 500 Schülerinnen und Schülern begann vor 25 Jahren die Arbeit, im Jahre 1974 erreichte die Schülerzahl mit 675 ihren höchsten Stand, um sich dann in den 90er Jahren bei knapp über 300 einzupendeln.

Dieser starke Rückgang ist im Einzugsbereich der Grund- und Hauptschule Gillenfeld mehr auf den Geburtenrückgang als auf ein geändertes Übergangsverhalten zurückzuführen. Die seit Beginn des Schulversuches im Mittelpunkt stehenden Schwerpunkte der Unterrichtsarbeit wurden in vertiefter Weise weitergeführt. Der wichtigste war die Differenzierung des Bildungsverfahrens durch die Organisation eines Kern- und Kursunterrichtes.

Die Schule ist - wie eingangs angedeutet - keine Insel, an der die Entwicklungen der Zeit spurlos vorübergehen dürfen. Sie ist gefordert, sich auf neue Gegebenheiten und Entwicklungen einzustellen. Im Beruf sind heute sogenannte Schlüsselqualifikationen wie beispielsweise Verantwortung übernehmen, selbständig handeln, Entscheidungen treffen, Probleme erkennen und Lösungen finden, in zunehmendem Maße gefragt. Solche Qualifikationen kann und muß die Schule grundlegen. Die Grundschule steckt schon mitten in dem Veränderungsprozeß und reagiert damit auf eine sich verändernde Kindheit in einer im Wandel begriffene Gesellschaft.

Auch die weiterführenden Schulen können sich diesem Prozeß nicht verschließen. Sie müssen neben den bewährten, neue Unterrichtsverfahren einführen, in denen die notwendigen Qualifikationen vermittelt werden.

Voraussetzung hierzu sind allerdings gute äußere Bedingungen und ein innovationsfreudiges Kollegium.

Mit gut ausgestatteten Klassen- und Fachräumen, zwei Turnhallen mit den erforderlichenGeräten, einem großzügig angelegten Sportplatz mit Rundlaufbahnen in unmittelbarer Nähe, einem Biotop mit Schulgarten und einheimischen Obststräuchern und -bäumen, einem in Zusammenarbeit mit der Forstverwaltung angelegten Waldlehrpfad und einem mit Ruhe-, Spiel- und Bewegungszonen funktionsgerechten und zudem schönen Schulhof sind die äußeren Voraussetzungen an der Grund-und Hauptschule Gillenfeld optimal.

Relativ kleine Klassen und Lerngruppen, eine überschaubare Schülerzahl, ein in der Unterrichts- und Erziehungsarbeit erfahrenes Kollegium und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern sorgen für eine fast familiäre Atmosphäre, in der Konflikte selten auftreten und wenn, leicht zu lösen sind. So ist es nicht verwunderlich, daß Gewalt, Vandalismus und Drogen die Grund- und Hauptschule Gillenfeld nur am Rande und allenfalls sporadisch treffen.

Die Hauptschule Gillenfeld hat in den vergangenen 25 Jahren mehr als 1500 jungen Menschen das Rüstzeug für den Eintritt ins Berufsleben vermittelt und damit die Grundlage für ein erfülltes Leben gelegt.

Sie hat so nicht nur ihre Daseinsberechtigung kraftvoll bewiesen, sondern auch den Beweis erbracht, daß die Schullaufbahn »Hauptschule« weder eine Sackgasse war noch in Zukunft sein wird. Durch den Hauptschulabschluß mit anschließender Berufsausbildung eröffnen sich dem jungen Menschen über das Berufsbildende Schulwesen eine Vielzahl von Bildungsgängen. Das freiwillige 10. Schuljahr, von dem viele unserer Schüler bisher erfolgreich Gebrauch gemacht haben, und die Berufsfachschulen erschließen ebenfalls zahlreiche Bildungsgänge, so daß jedem Hauptschüler je nach Leistungsfähigkeit und Einsatzfreudigkeit viele berufliche Möglichkeiten offenstehen.