Seniorenhaus Regina Protmann seit zehn Jahren in Daun

Helene Leonards, Gerolstein

 

»Seniorenhaus« nannten die Katharinenschwestern des Maria-Hilf Krankenhauses in Daun ihr neues Heim für alte Menschen und nicht - wie üblich - Alten- und Pflegeheim.

Damit wollten sie schon auf den ersten Blick »Neues« auf dem Gebiet der Altenhilfe schaffen; vor zehn Jahren ein gewagtes Unternehmen, rückblickend jedoch ganz gelungen. Auch optisch hat das Seniorenhaus das Stadtbild von Daun geprägt.

Es fällt ins Auge, der imposante Bau mit fünf großen Baukörpern, unter einem gewaltigen Naturschieferdach mit Türmchen und Erkern, wenn man von Ost und Nord die Stadt erreicht. Es ist im Blickfeld mit der Dauner Burg, der evangelischen Kirche und dem Kurfürstlichen Amtshaus ein zweites Wahrzeichen geworden.

Das Seniorenhaus Regina Protmann besteht jetzt zehn Jahre. Das Ereignis wurde hausintern mit allen Bewohnern und Mitarbeitern, mit den kirchlichen und öffentlichen Repräsentanten, mit Nachbarn und Freunden gefeiert. Darüber hinaus hatten alle Bürger beim »Tag der offenen Tür« und bei Konzerten Gelegenheit, daran teilzunehmen. Es liegt nahe, auch im Heimatjahrbuch 1994 Werden und Wirken des Seniorenhauses festzuhalten; dies besonders im Hinblick auf das »Europäische Jahr der älteren Menschen«, wozu 1993 erklärt wurde. Europaweit finden hierzu viele große und kleine Veranstaltungen statt. Sie sollen im besonderen aufmerksam machen auf die Situation der älteren Generation und die damit verbundenen Anforderungen an die Gesellschaft verdeutlichen. Die Menschen werden älter als früher; ihre Bedürfnisse sind verändert und ihre Versorgung bei Hilflosigkeit ist nicht mehr so abgesichert in Familie und Nachbarschaft wie in früheren Zeiten.

Zur Entstehungsgeschichte:

Auch in der Eitel, im ländlichen Raum, hat sich nach dem 2. Weltkrieg eine fast explosionsartige strukturelle Entwicklung und Veränderung vollzogen, die in alle Lebensbereiche ihrer Bürger eingegriffen hat. Während in der Altersvorsorge Ende der fünfziger Jahre dem Kreis Daun nur sieben Heimplätze in dem damaligen Belegkrankenhaus St. Josef in Hillesheim zur Verfügung standen, und zur Zeit der Planung eines neuen Altenzentrums 1978 bereits 107 Betten geschaffen waren, konnte der Bedarf an Heimplätzen nicht gedeckt werden. Mit Inkrafttreten des neuen Heimaufsichtsgesetzes im Jahre 1975 wurden erstmals gesetzliche Anforderungen an die Heimplätze hinsichtlich personeller, baulicher und wirtschaftlicher Art verlangt. Im »St. Josefs-Altenheim« in Hillesheim bestanden 52 Plätze, im Kreisaltenheim »St. Martin« in Mehren 28 und im »Don-Bosco-Haus« in Mürlenbach 27 Plätze. Heute - 1993 - sind bereits rund 400 Heimplätze, zum Teil auch in privater Trägerschaft, im Kreis Daun vorhanden. Das Interesse zur Schaffung weiterer Altenheimplätze ist groß, obwohl derzeit statistisch gesehen der Bedarf gedeckt sein dürfte. In den siebziger Jahren sah das anders aus. Die Verwaltung des Kreises Daun stand vor dem Problem, ein neues Altenheim zu errichten. Sie sorgte vor durch die Bereitstellung von Mitteln in ihrem und auch im Landeshaushalt und befaßte sich intensiv mit der Standortfrage.

Hierfür kam nur ein zentraler Ort in Frage, und das war die Kreisstadt Daun. Inzwischen hatte man die Erfahrung, daß ein Altenheim verkehrsgünstig liegen sollte und nach Möglichkeit in der Nähe von anderen Versorgungseinrichtungen, wie Krankenhaus, Apotheke, Banken und Geschäften.

Die Stadt Daun hatte ursprünglich als Bebauung den Nordhang am Wehrbüsch vorgesehen, weil hier noch entsprechendes Bauland vorhanden war. Durch Zufall stießen die Verantwortlichen jedoch auf das Gelände auf dem Kampbüchel. Es war günstiger gelegen, eben, sonnenseitig und stadtnah. Ein bereits bestehender Bebauungsplan wurde abgeändert. Die Grundstückseigentümer standen dem Projekt wohlwollend gegenüber, so daß der Ankauf des Geländes durch die Stadt zügig erfolgte. Somit war das Heim von Anfang an in seiner Umgebung gut aufgehoben. Das größte Problem für den Kreis war zuvor, einen Träger für den Bau und die Unterhaltung des Heimes zu finden. Es sollte ein freier Träger sein, da alle sozialen Einrichtungen des Kreises mittlerweile in Händen freier Träger waren.

Herr Landrat Orth fand mit seinem Anliegen schließlich Gehör bei den Katharinenschwestern des Krankenhauses Daun. Deren damalige Oberin und heutige Oberin des Seniorenhauses, Schwester Philothea, und der Verwaltungsdirektor Herr Geißler aus Berlin, leider inzwischen verstorben, hatten mit Unterstützung des Provinzrates in Berlin und der Zustimmung des Generalrates in Rom den Mut, ein neues, modernes Altenzentrum zu errichten. Somit lag die Trägerschaft in guter Hand, und das Projekt war gesichert. Die Bauherrin hatte zwar andere Vorstellungen hinsichtlich Größe, Zielsetzung und Ausstattung des Zentrums als die beteiligten öffentlichen Stellen. Sie verfügte aber über große Erfahrung in der Altenpflege und brachte auch den »Berliner Flair« mit ein. Die Zähigkeit in den Verhandlungen und der Wille, etwas Neues und Zukunftsweisendes zu schaffen, überzeugte alle Beteiligten. Die Kreisverwaltung mit Herrn Landrat Orth, die Verbandsgemeindeverwaltung mit Herrn Bürgermeister Waldorf, die Stadt Daun mit Herrn Stadtbürgermeister Kettenhofen und alle dazu gehörenden Gremien engagierten sich in vielen Sitzungen und Einzelgesprächen für das Zustandekommen des Baues. Die finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand war, dank frühzeitiger Bemühungen auf Landesebene, beträchtlich, Planung und Bauzeit dauerten gerade zweieinhalb Jahre. Das Zentrum besteht aus drei großen Heimbereichen; einem Wohnbereich mit sechs Zweizimmerwohnungen je 64 qm und 24 Einzelappartements je 42 qm. Es ist übrigens das erste und bislang einzigste Wohnheim im Kreis Daun. Diese Einrichtung war hinsichtlich der Belegung in unserem Raum ein Wagnis, heute besteht jedoch für die Aufnahme eine Warteliste. Im Altenheim - auch Betreuungsbereich genannt - entstanden 22 Einzelzimmer, je 33,80 qm. Das Pflegeheim hat 16 Einzelzimmer mit 20 qm und 24 Zweibettzimmer mit 28 qm. Für die Ordensschwestern entstanden neun Klausurzimmer. Zusätzlich wurden ausreichend Räume für Gruppenarbeiten wie Basteln, Gymnastik und Lesen geschaffen. Es gibt ein Schwimmbad, eine vollautomatische Kegelbahn, einen großen Festsaal und als Kleinod eine Kapelle. Die Gemeinschaftseinrichtungen stehen auch offen für Gruppen und Vereine aus der Stadt, und im Festsaal finden viele kulturelle Veranstaltungen statt.

Die Kapelle ist Anziehungspunkt für Besucher aus der näheren Umgebung und das Seniorenhaus mittlerweile Mittelpunkt städtischen Lebens.

Für die Schwestern und ihre Mitarbeiter ist aber die Versorgung und Pflege der Hausbewohner größtes Anliegen. Das »Regina-Protmann-Haus« hat sich in den zehn Jahren des Bestehens einen vorzüglichen Ruf erworben. Das Haus ist stets ausgebucht. Die Katharinenschwestern haben mit dem Seniorenhaus Regina Protmann den Kreis Daun bereichert. Zum 10jährigen Jubiläum erfuhren sie viel Lob, Anerkennung und Dank. Das wird sie ermutigen, ihre gute Arbeit fortzuführen.

Der Geist der Gründerin des Ordens, Mutter Regina Protmann, ist im Hause spürbar. Das Haus trägt verdientermaßen ihren Namen. Mit der Einweihung im Juni 1983 haben die Schwestern auch das 400jährige Bestehen des Ordens gefeiert.

Ihr Weg vom äußersten Osten Deutschlands, dem Ermland/Ostpreußen in das Eifel-Land war weit und wie oft in der 400jährigen Geschichte dieses Ordens offensichtlich in Gottes Plan. Die Katharinenschwestern sind für den Ruf der Zeit offen und ansprechbereit geblieben, ihr Einsatz von Gottes Segen scheinbar begleitet. Davon geben das Seniorenhaus Regina Protmann und das Krankenhaus Maria-Hilf in Daun Zeugnis.

Möge auch weiterhin der Dauner Ermlandweg ein guter Wegweiser für Hilfesuchende bleiben.