Bald Vergangenheit?

Laudatio auf den Bauerngarten

Helga Schottes-Löhr, Köln/Neroth

 

Da fahre ich durch die schöne Eifel und muß mit Bedauern feststellen, daß auch hier immer mehr schöne Haus- und Bauerngarten einem sterilen Rasen weichen.

Mit viel Dünger wird er zu einem Grün herangezogen, das dem Kunstrasen aus dem Gartencenter sehr ähnlich ist, verziert mit einer Edeltanne, die natürlich keinen Makel am Wuchs aufweisen darf. Auch sie sieht aus wie ein künstliches Gebilde aus dem Weihnachtsangebot großer Versandhäuser. Kein blühender alter Baum, kaum eine Blume ist im modernen Vorgarten zu sehen. Wehe, ein Marienblümchen hat die Prozedur der Erneuerung überstanden, sofort wird es als Unkraut erbarmungslos vernichtet. Hier findet keine Biene ihren Nektar, kein Schmetterling wird von Blütenfülle angelockt.

Wie gemütlich sieht dagegen ein alter Bauerngarten aus. Hier zieht die Hausfrau noch mit Liebe und Freude ihr Gemüse für den täglichen Bedarf und jedes freie Plätzchen ist mit einer Blume ausgefüllt. Küchenkräuter sind stets frisch zur Hand, und fast das ganze Jahr über kann man den Blumenstrauß nach Wunsch zusammenstellen, ohne Schaden anzurichten. Gewiß, die Arbeit im Gärtchen kostet Zeit, Pflege ist eine aufwendige Sache, aber alle Mühe macht sich bezahlt. Bewegung an der frischen Luft ist Labsal für Körper und Geist, sieht man in solchem Bauerngarten die Hausfrau nach getaner Arbeit auf der Bank sitzen, dann ist dies meist ein zufriedener Mensch. Zugegeben, ein wenig müde, doch die Freude am Tun überwiegt und die Erwartung, daß alle Mühe Früchte trägt. Sehe ich also so ein Bild, bleib' ich stehen und erfreue mich am Anblick, ahnend, daß dies bald der Vergangenheit angehören wird - oder gibt's bei der jungen Generation doch ein Umdenken?