Sengersdorf - ein untergegangenes Dorf?

Hubert Pitzen, Stadtkyll

 

»Nördlich des Ortsteiles Jünkerath-Glaadt gegenüber der Escher Mühle liegt eine kleine Waldwiese. Hier war einst der untergegangene Ort Sengersdorf. Verfallene, kärgliche Mauerreste zeugen von einer einstigen menschlichen Siedlung. Im Volksmund heißt es, daß das Dorf im Dreißigjährigen Krieg untergegangen sei. Vielleicht mag etwas Wahres daran sein. Fest steht jedoch, daß Sengersdorf aus drei Höfen bestanden hat. Von dem damaligen Grafen soll Sengersdorf aufgelöst worden sein, weil er das Dorf als ein Hindernis für die Ausübung der Jagd empfunden hätte. Von den drei Familien seien zwei, Hermes und Detter, nach Feusdorf und eine namens Hormens nach Esch gezogen. In Feusdorf war an einem alten Haus, in dem eine der Familien gelebt haben soll, die Jahreszahl 1755 eingemeißelt.

 Vielfach besteht bei den Einwohnern des Dorfes die Meinung, daß das Dorf Glaadt erst nach der Vernichtung von Sengersdorf entstanden sei. Glaadt hat jedoch nach Angabe eines alten Kirchenbuches weit vor 1470 bestanden. Von einem Dorf Sengersdorf ist in dem Kirchenbuch keine Rede, sondern immer nur vom Hof Sengersdorf.

Wie und wann Sengersdorf verschwunden ist, wird sich kaum noch ermitteln lassen. Die Ruinen hüllen sich in Schweigen, und der Volksmund gibt nur unklare Auskunft. So liest man eine Eintragung in der Glaadter Schulchronik von 1949, zunächst von einem Schüler geschrieben, später vom damaligen Lehrer ergänzt.

Im gleichen Jahr (13. 8. 1949) berichtet der Trierische Volksfreund »Nördlich des Ortsteils Glaadt gegenüber der Escher Mühle liegt eine kleine Waldwiese. Über den wuchtigen Fichtenbeständen ringsum ziehen Bussarde im Kreise. Im Tale murmelt der Birbach seine eigene Weise. Eine Stätte voller Beschaulichkeit und tiefen Friedens. Geht man vom Bach aus den sanften Hang bergauf, steht man bald einer einsamen Buschgruppe inmitten der Waldung gegenüber. Verfallene, kärgliche Grundmauerreste zeugen von einer einstigen menschlichen Siedlung hier, wo heute nur zuweilen Kuhhirten in den Himmel hineinträumen. Die Frage drängt sich auf, wann und wie das Dorf, das hier einst gestanden, verschwunden ist.

Die 1987 erschienene Ortschronik Feusdorf führt sogar die Namensentstehung »Feusdorf« auf eine Familie Feusen oder Feusgen zurück. Der Namensgeber soll, so die Chronik, vom Grafenstamm aus Sengersdorf abstammen. Der Volksmund weiß zu erzählen, Sengersdorf sei durch die Pest ausgestorben.

In allen angeführten Berichten mischen sich Wahrheit und Legende. Dieser Beitrag soll etwas Licht in die Ruinen bringen, die sich scheinbar in Schweigen hüllen. Tatsache ist, daß sich in der Nähe der Escher Mühle eine Siedlung befunden hat. Heute findet man dort noch Steinhaufen, die von Mauerresten stammen.

Eine Begehung im Jahre 1973 durch Wissenschaftler des Trierer Museums ergab, unter Waldbestand und Wiesen Steinhaufen und Trümmer von viereckiger Form. In ihnen ließen sich die Grundrisse von etwa zwölf Häusern wiedererkennen. In der Umgebung zeigten sich an den Hängen terrassierte Äcker, die zur Flur der Wüstung gehörten. Unter Wüstung versteht man allgemein aufgegebene Wohnplätze und Gewerbestätten.

Anhand verschiedener Quellen ist die Existenz der Siedlung Sengersdorf nachweisbar. Ein genaues Gründungsdatum läßt sich nicht mehr feststellen. Als selbständiger Ort ist Sengersdorf nie in Erscheinung getreten. Die Siedlung war vielmehr ein »Anhängsel« der Dörfer Glaadt und Esch.

Das Bruderschaftsbuch der »Heilig-Kreuz-Bruderschaft« der Pfarrei Glaadt nennt 1470 die Namen von Sengersdorfer Einwohnern. Es ist durchaus denkbar, daß Ende des 15. Jahrhunderts Sengersdorf einen kleinen Weiler darstellte. Die Quellen sprechen nicht von zwölf Häusern, sondern nur von fünf. In der Manderscheider Teilung von 1548 gelangte Sengersdorf mit Glaadt zum Hause Gerolstein. 1636 einigten sich die Grafen Johann Arnold von Blankenheim und Carl von Gerolstein auf Rückübertragung der Dörfer Glaadt und Sengersdorf an das Haus Blankenheim. In diversen Weistümern fand die Siedlung Sengersdorf immer wieder Erwähnung, auch das Margarethen-Gut, das mit circa 32 Morgen angegeben wurde.

Ein Hinweis darauf, daß Sengersdorf eine dorfähnliche Ansiedlung darstellte, ist ein Verzeichnis von Abgaben und Fronleistungen, wie sie jedes Dorf in der Feudalzeit zu leisten hatte. So mußte Sengersdorf in jedem Jahr Mitte Mai und am Martinstag «Tag- und Holzgeld« bezahlen, das sich auf einen Reichstaler und 25 Albus belief. Sogar eine Moselfahrt gehörte zu den Fronleistungen. Jedes Haus mußte jährlich ein Rauchhuhn abliefern. Dies war eine Steuer, die nach Herden (Haushaltungen, Feuerstellen) oder Rauchfängen erhoben wurde. Für Sengersdorf werden sechs Häuser angegeben. Wenn jemand starb, mußte eine Art Erbschaftssteuer, die Kurmuth, entrichtet werden. Diese bestand aus einem Pferd oder einer Kuh. Die besondere Anbindung Sengersdorfs an Glaadt wird dadurch deutlich, daß Glaadt auch die Kriegslasten mit übernehmen mußte, da nur drei Häuser in Sengersdorf bewohnt waren. Außerdem wird ein eigener Sengersdorfer Wald erwähnt, der in gutem Wachstum stand. Jedes Haus war schuldig Flachs und Wachs abzugeben. Wenn sich jemand »außer Landes« verheiraten wollte, mußte er sich wegen der Leibeigenschaft freikaufen.

Als Sengersdorfer Familien werden genannt: Hermes, Glas, Hupprichs und Anckerreuther.

Aus den nachfolgenden Jahrzehnten sind eine Fülle von Quellen erhalten geblieben, die Sengersdorf erwähnen. Nach dem Bruderschaftsbuch ist 1670 die Existenz von sechs Familien nachgewiesen: Anckerreuther, Hermes, Claes, Lehnen und Sünnen. Eine größere Ansiedlung kann Sengersdorf also nicht gewesen sein. Die oben erwähnte Anzahl von fünf Häusern mag zutreffen. Ob sie alle bewohnt waren oder ob mehrere Familien in einem Haus lebten, ist nicht mehr nachvollziehbar.

Ein Tausch von Ländereien zwischen dem Glaadter Pfarrer und dem Grafen Salentin Ernst ist aus dem Jahre 1680 überliefert. Der Pfarrer überließ dem Grafen zwei Morgen und 20 Ruten Land und erhielt dafür den sogenannten Margarethen-Zehnt zu Sengersdorf. Am 15. Mai 1685 bekundete Graf Salentin Ernst: Die Kirche zu Glaadt besitze 41 Morgen Land, das aber so schlecht sei, daß es jährlich nur drei Malter Frucht (Hafer und Spelz) erbrächte. Eine Gesamtverpachtung durch den Oberschultheißen zu Jünkerath habe keine Pächter gefunden. Deshalb weise er der Kirche neue Felder zu sowie ein Achtel des Anckerreuther-Zehnten zu Sengersdorf und Glaadt.

Derselbe bekundete am 31. Oktober 1686: Da der Kirchturm zu Glaadt baufällig sei, dessen Unterhaltung nach den geistlichen Statuten dem Pfarrer obliege, so habe die Absicht bestanden, den Turm abzureißen und ein »gleiches Dach über den Chor zu machen«. Nun solle noch einmal die Reparatur vorgenommen werden, wovon der Pfarrer und die Kirchenfabrik je ein Viertel, die Gemeinde zwei Viertel der Kosten tragen sollten. Wegen des Dachwerks von Schiff und Glockenturm bleibe es bei den Statuten, wonach die Unterhaltungspflicht des Schiffes dem Inhaber des Großen Zehnten, die des Glockenturmes der Gemeinde obliege. Wegen des bisher zur Pfarrei gehörigen Hofes Sengersdorf übernehme der Graf jedoch ein Drittel. Bei dieser Quelle fällt auf, daß nun vom »gräflichen Hof« Sengersdorf die Rede ist; ebenfalls ist dies in allen nachfolgenden Quellen der Fall.

Dort unten in den Wiesen lag die Wasserquelle für die Leute der Siedlung, sie stand unterhalb der Häuser, war also für Verschmutzung durch Abwässer und Bakterien des damals grassierenden Typhus empfänglich. Auch das wäre ein Grund, weshalb die Menschen Sengersdorf verließen.

Es scheint so zu sein, daß zwischen 1683 und 1686 die Familien umgesiedelt sind, teils nach Glaadt, teils nach Feusdorf. Eine Verordnung des Grafen hierüber ist leider nicht erhalten geblieben. Fest steht, daß seit 1686 nur noch der Verwalter des Hofes mit seiner Familie, Knechten und Mägden in Sengersdorf wohnte.

Im Bruderschaftsbuch sind zwischen 1672 und 1683 die Familien Sünnen, Claß, Hermes und Anckerreuther aufgeführt, 1686 erscheint ein Stephanus Schweitzer, der am 1. Mai 1686 zum Verwalter des gräflichen Hofes bestimmt wird, mit seiner Ehefrau Christina und Tochter Catharina. Drei Jahre später wird ein Balthasar Klöcker mit Ehefrau Cathrin, Sohn und Tochter erwähnt.

Die vorher bei Sengersdorf genannten Familien Claß, Hermes und Sünnen tauchen 1689, 1697 und 1698 unter Glaadt im Bruderschaftsbuch auf. Dies ist ein Indiz, daß Sengersdorfer Familien sich in Glaadt angesiedelt haben.

Was war der Grund?

Graf Salentin Ernst spricht selbst davon, daß er die »Feuerstätte« Sengersdorf aufgelöst habe. Sicher ist, daß dies nicht, wie oben erwähnt, wegen der Jagd geschehen ist, da ja ein Hof weiterhin existierte. Bei dieser Frage kann man nur Vermutungen anstellen. Für die Eitel kommen zwei Theorien in Betracht, die Wüstungsfrage zu klären. Einmal die Konzentrations- und Ballungstheorie, die besagt, daß es zu einem Zusammensiedeln von kleineren Dörfern kam und dies zur Aufgabe von Dörfern und Einzelhöfen führte. Daneben kommt aber auch die Fehlsiedlungstheorie in Frage, die davon ausgeht, daß die untergegangenen Siedlungen zumeist auf Böden angelegt waren, die wegen schlechter Ernten auf Dauer nicht gehalten werden konnten. Die Bauern siedelten sich in den Nachbardörfern an, die bessere Wirtschaftsbedingungen aufwiesen.

Es könnte also sein, daß die Sengersdorfer Ländereien, insbesondere die Felder, die Existenz von einigen Familien nicht mehr sicherten und eine Umsiedlung die Folge war. Diese Vermutung stützt sich auch darauf, daß der gräfliche Hof hauptsächlich Milchwirtschaft betrieb und somit fast nur noch die Wiesen genutzt wurden. Später ist, wie sich noch zeigen wird, vom »schlechten standt« der Ländereien die Rede.

Aus den Jahren 1686 und 1726 sind die Verpachtungsakten des gräflichen Hofes Sengersdorf erhalten geblieben. Am 1. Mai 1686 übertrug Graf Salentin Ernst Stephan Schweitzer den Sengersdorfer Hof mit allen Rechten und Pflichten. Er solle die ihm »anvertrauten« Kühe fleißig »beobachten und verpflegen«. Für jede Kuh erhielt der Pächter vier Reichstaler und von einer »Erstlingskuh« zwei Reichstaler pro Vierteljahr. Jährlich sollte er von zwei Kühen ein Kalb »anziehen«. Ein Drittel der Kälber solle dem Grafen gehören, wovon wiederum der vierte Teil als Schlachtvieh zur Küche nach Blankenheim zu liefern war. Falls es aber an den aufzuziehenden Kälbern »ermangeln« sollte, so habe der Pächter zwei Reichstaler zu zahlen.

Drei Monate vor Ablauf eines Jahres solle der Pächter angeben, wie viele Kühe fehlten, damit andere zur Mast getan werden können. Zudem sei darauf zu achten, daß alles »ehrlich und trew« auf dem Hof hergehe und wenn »davon etwaß Unrecht verspühret würde, solches jederzeiten bey seinem Eyd angeben. Die Uff-schreibung der Früchten und Verpflegung des Ackerbawes solle durch andere geschehen, die Wiesen aber möge er beßtermaßen in Acht nehmen, solche zu gehöriger Zeit wäßeren, reinigen und was darinnen verwüstet und angeben, damit solches außgerottet wird und zusehen, daß die Plätze gemähet, damit sie nicht wieder verwüsten, das Hew bey truckener Zeit mähen ...« Die Grummetwiesen im Tal und die Birbachwiesen durften vom Vieh nicht beweidet werden, bis der Grummet gemäht und eingefahren war. »Auch solle er fleißig Acht geben, daß mit Fütterung des Hews und Strohes dergestalt umbgangen würde, damit durch unordentliches füttern das Vieh kein Mangell leide, das Kornströhe so viel zu Unterhaltung des Dachwerkes an dem Hoff vonnöthen fleißig verwahren; ferner solle er auch genawe Acht geben, daß keine Pferden, Rindviehe noch Schafen in unseren District und Bezirck zu Sengersdorf weyden, derjenige so er ertappet, solle er bey Eyd pfänden und zur Bestrafung unsjedesmahl übergeben.«

Im Bereich der Baum- und Buschgruppe standen einige Häuser der Siedlung Sengersdorf, terras-sierte Feldstrukturen sind erkennbar.

Außer einem Kuhhirten stellte der Graf zwei Mägde auf dem Hof an, denen der Pächter vier Reichstaler zu zahlen hatte. Jeder erhielt von der Hofhaltung in Blankenheim zwei Paar Schuhe. Außerdem bekam der Pächter sechs Malter Korn und zwölf Malter Spelz. Für krankes Vieh standen die nötigen Arzneien in Blankenheim zur Verfügung. Als Entgelt für die medizinische Versorgung gab der Graf jährlich ebenfalls ein Paar Schuhe. Das Brandholz sollte durch die gräflichen Bauknechte zu Jünke-rath herbeigeführt werden. Der Pachtvertrag endet mit dem Hinweis, daß jedes Jahr am 1. Mai die Bestallung neu beginne und von beiden Seiten ein Vierteljahr vorher gekündigt werden könne.

Eine genaue Auflistung der Einnahmen und Abgaben der gräflichen Meierei zu Sengersdorf existiert aus den Jahren 1696 bis 1700.

Am 7. Dezember 1687 bestimmte Graf Salentin Ernst, daß der Glaadter Pfarrer jährlich je 1 Malter Hafer und Spelz, ferner drei Lämmer und wegen des Flachszehnten 1 1/2 Sack Spelz aus dem Hof zu Sengersdorf erhalten sollte. Ebenfalls erscheint der Hof in der Gründungsurkunde der ersten Glaadter Knaben- und Mädchenschule 1691, die durch Graf Salentin Ernst ins Leben gerufen wurde. Für das Schulhalten erhielt der Glaadter Pfarrer für sein Vieh zwei Hoppen Heu aus Sengersdorf. Den Ursuli-nen-Nonnen, die in der Mädchenschule wirkten, stellte der Graf das Brandholz zur Verfügung. Der auf dem Hof Sengersdorf gehaltene Ochse sollte jeweils einen Wagen aus dem Sengersdorfer und Jünkerather Wald herbeikarren.

Sechs Jahre nach seinem Regierungsrücktritt verfügte Graf Salentin Ernst im Jahre 1700, daß sein Hof ein Viertel der Kirchenbaukosten in Glaadt übernehmen werde.

Auch unter seinem Sohn Franz Georg existierte der Hof weiter. Am 8. Februar 1707 verpachtete er das Jünkerather Schloß und die Meierei Sengersdorf an Jean Mastiaux auf zwölf Jahre. Interessant ist, daß in einem Verzeichnis aller Einwohner von Glaadt vom 30. Mai 1719 zwei Sengersdorfer Häuser aufgeführt sind mit insgesamt 21 Personen.

Die letzte mir vorliegende Sengersdorfer Hofverpachtung stammt vom 7. August 1726. Kraft dieser Urkunde verlieh Graf Franz Georg die »Menagerie« Sengersdorf mit Haus, Hof, Garten, Wiesen, Acker- und Wildland an Christian Caspar von Rohr, auf zwölf Jahre. In Anbetracht des schlechten Zustandes der Ländereien solle er in den ersten drei Jahren zum Martinstag 16 Malter Spelz und 16 Malter Hafer nach Blankenheim liefern. Am »Tag der unschuldigen Kinder« (28. 12.) mußte er ein Schwein oder zehn Reichstaler zahlen.

Einmal im Jahr stand eine Moselfahrt an sowie Wachs-, Flachs- und Zuckergeld. Nach Ablauf von drei Jahren erhöhte sich die Pacht auf 18 Malter Spelz und Hafer. Wenn der Pächter die Spelzpacht nicht entrichten konnte, sollte er diese durch Hafer ersetzen. Chr. C. von Rohr erhielt eines der beiden Hofhäuser. Für die Unterhaltung des zweiten Hauses war er nicht zuständig. Das im schlechten Zustand befindliche Dachwerk sollte repariert werden, wobei der Pächter das Stroh zu liefern hatte.

Der Pächter habe diesen Hof und die Gebäude in »gutem Baw« ungeteilt zusammenzuhalten, die Wiesen, Hagen und »Plantagen« zu unterhalten und nichts davon verwüsten zu lassen. Sollte er mit der Pacht säumig werden, würde der Hof an jemand anderen verpachtet. Wenn Hagelschlag, allgemeiner Mißwuchs oder Kriegsverderben eintreten sollten, würde die gräfliche Kanzelei ihm gnädig Nachlaß erstatten.

Scheinbar ist der Hof wenig später verfallen und nicht mehr bewirtschaftet worden. In einem Herrengedingsprotokoll vom 4. Mai 1733 steht der lapidare Satz: »Der herrschaftl. Hoff auff Sengersdorf ist ganz bawfällig.« Zwei Jahre nach dem Tode des Grafen Franz Georg ist der Hof unter dem Grafen Johann Wilhelm Franz nicht mehr verpachtet worden. Möglicherweise trifft auch hier die Vermutung zu, daß die im schlechten Zustand befindlichen Ländereien die Bewirtschaftung des Hofes nicht mehr rentabel machten.

So fand Sengersdorf ein Ende, das mit Kriegswirren und der Pest nicht in Verbindung gebracht werden kann. Der Dreißigjährige Krieg, die »Raubkriege« Ludwigs XIV. und der Spanische Erbfolgekrieg, die auch die Eifel heimsuchten, waren schon lange verebbt. Die Pest kommt immer dann ins Spiel, wenn die Aufgabe eines Dorfes nicht genau geklärt ist. Pestepidemien waren allerdings in der Eifel mehrere Male aufgetreten. Besonders schlimm grassierte der »Schwarze Tod« in den Jahren 1623, 1636/37. Das Jahr 1637 bezeichnet man in der Geschichte der Eifel als das größte Sterbejahr. Viele Höfe wurden herrenlos und gerieten in Verfall. Dies trifft allerdings nicht auf Sengersdorf zu, da der Hof noch etwa hundert Jahre später existierte.

Die »Ruinen« hüllen sich also nur teilweise in Schweigen. Das endgültige Auflösungsdatum durch eine gräfliche Anordnung harrt allerdings noch seiner Entdeckung.