25 Jahre Lebenshilfe Kreisvereinigung Daun e.V.

Klaus-Peter Metzger, Daun

 

Im April 1967 wurde die erste Eintragung über die Lebenshilfe Kreisvereinigung Daun e.V. im Vereinsregister des Amtsgerichtes Wittlich vorgenommen. Die Lebenshilfe Daun nahm dies zum Anlaß, im Jubiläumsjahr 1992 eine Reihe von Veranstaltungen zu begehen, um auf die Entwicklung in der Vergangenheit, die bestehenden Einrichtungen und die vielfältigen Aufgaben der Zukunft aufmerksam zu machen. 25 Jahre Lebenshilfe bedeuten ein Vierteljahrhundert engagierte Arbeit zum Wohle der Behinderten. Daraus sind Einrichtungen erwachsen, die den geistig Behinderten heute Schutz und Heimat bieten.

So wurde im Jahre 1979 in einer gemeinsamen Aktion der drei Lebenshilfen Daun, Bitburg und Prüm sowie der beiden Landkreise Daun und Bitburg-Prüm die Werkstatt in Gerolstein (Westeifel-Werkstätten) geschaffen, zu der im Jahre 1990 noch die Zweigwerkstatt in Hermesdorf hinzukam. Heute arbeiten in diesem Bereich 400 Menschen, davon 320 behinderte und 80 nichtbehinderte Mitarbeiter. Die Lebenshilfe Daun trägt und betreibt in Gerolstein seit 1983 ein Wohnheim für Behinderte, in dem insgesamt 27 Bewohner untergebracht sind.

Seit Anfang 1980 beteiligt sich die Lebenshilfe Daun in gemeinsamer Trägerschaft der Lebenshilfevereinigungen des Regierungsbezirks Trier und des Diözesan-Caritas-Verbandes an der Kinder-Frühförderung und Elternberatung für den Regierungsbezirk Trier. Das Frühförderzentrum befindet sich im Regierungsbezirk Trier, eine der Außenstellen in Daun.

Zum 1. September 1991 hat die Lebenshilfe Daun den Betrieb eines Sonderkindergartens in Oberstadtfeld aufgenommen. Hier werden zur Zeit 16 Kinder aus dem Landkreis Daun betreut und gefördert. Künftig sollen die Kinder, nach Abschluß entsprechender Bauvorhaben, in integrativen Kindergärten in Daun und Hillesheim untergebracht werden.

Um die derzeit bestehenden Einrichtungen und deren Wirken vorzustellen, feierte die Lebenshilfe im Kreis Daun ihr Jubiläum mit zahlreichen Veranstaltungen:

13./14.Juni1992

Große Resonanz fand die Wohltätigkeitsveranstaltung der Jugendgruppe Oberstadtfeld zugunsten des Kindergartens der Lebenshilfe Oberstadtfeld auf dem Dorfplatz. Organisator war Arnold Möseler.

Zum Auftakt am Samstag spielte die Nerother Band »Birds of passage«, und der Jugendgottesdienst am Sonntag mit Pastor Comes wurde von Jugendlichen mitgestaltet. 

Nach dem Frühschoppen und Mittagessen begeisterte das Konzert des Polizei-Freizeit-Orchesters des Regierungsbezirks Trier die vielen Gäste, Kinderbelustigung am Nachmittag mit Spielen und der Kinder-Flohmarkt fanden große Zustimmung.

Vom Reinerlös dieser Veranstaltung konnten Instrumente und therapeutisches Spielmaterial angeschafft werden.

5. Juli 1992

Tag der offenen Tür im Kindergarten der Lebenshilfe Kreisvereinigung Daun. »Ich brauche Dich, Du brauchst mich«, war das Motto der Kinder, Eltern, des Kindergartenpersonals und der Lebenshilfe Kreisvereinigung Daun zum Tag der offenen Tür in Oberstadtfeld.

Viele Besucher waren der Einladung gefolgt. Der Musikverein Oberstadtfeld/Wallenborn hatte dankenswerterweise das Fest mit einem Frühschoppenkonzert eröffnet. Der mit Pfarrer Comes selbstgestaltete Gottesdienst am Nachmittag unter dem Wort »Ich brauche Dich, Du brauchst mich« ließ die Besucher erfahren, wie sehr Menschen einander brauchen und wie viel Freude alle aus dem Miteinander schöpfen. Im Anschluß vergnügten sich bei schönem Wetter groß und klein beim Spiel rund um den Kindergarten.

Im Bild von links: Michael Kreis, Walter Hens, Gerhard Peitz, Landrat Albert Nell, Vorsitzender Metzger, Geschäftsführer Görgen, Ministerialdirektor Rath, Professor Wilbert und Maria Krämer

 

Außerdem konnten sich die Besucher einen Eindruck von der Arbeit in der Einrichtung verschaffen. Mit farbigem Händedruck auf einem Leinentuch symbolisierten die Kinder, daß viele helfende Hände gemeinsam mehr vermögen als es einzelne können.

Dank vieler Helfer wurde es ein gelungenes Fest für alle.

11. September 1992

Tag der offenen Tür und Podiumsdiskussion in den Westeifel-Werkstätten Gerolstein. Eine Festschrift mit vielen redaktionellen Beiträgen und zahlreichen Grußworten stellte dar, wie die Lebenshilfe Kreisvereinigung Daun e.V. sich nach 25jährigem Bestehen sieht und von außen gesehen wird. Mit dem Tag der offenen Tür in den Westeifel-Werkstätten (WEW) war für viele Besucher auch die visuelle Darstellung des Geschehens in der Praxis verbunden. Ergänzt und vertieft wurden Aufgaben, Ziele und Perspektiven in einer Diskussionsrunde in den WEW unter der Thematik »Das Leben behinderter Menschen heute und morgen im Wohn- und Arbeitsbe-

reich«, wobei die Probleme der Behindertenarbeit angesprochen wurden. Der Vorsitzende der Lebenshilfe Daun, Klaus-Peter Metzger, gab einen Rückblick auf 25 Jahre »Lebenshilfe« im Kreis Daun. Neben dem, was in der Vergangenheit geleistet wurde, müsse die Vielfalt der Probleme im Behindertenbereich gesehen werden, die künftig nicht nur auf die Lebenshilfe, sondern auf die ganze Gesellschaft zukommen werden. Bedarf an Einrichtungen bestehe vor allem bei Frühförderstellen, bei Werkstätten für Behinderte, bei Möglichkeiten zur Kurzzeitunterbringung und Wohnheimen. Probleme gebe es heute bereits in der Betreuung alter geistig Behinderter. Auch Prof. Dr. Hermann-Josef Wilbert wies in seinem Referat auf künftige Schwierigkeiten hin. Die Zahl von 13500 in Rheinland-Pfalz lebenden geistig Behinderten werde noch über 30 Jahre um jährlich 250 anwachsen, bis die Folgen Euthanasie, Kriegs- und Nachkriegszeit überstanden sind. Etwa elf Prozent der geistig Behinderten seien schwerstmehrfachbehin-dert. Auf die Altersstruktur eingehend, zeigte Prof. Wilbert den wachsenden Bedarf an Werkstattplätzen anhand der Westeifel-Werkstätten in Gerolstein auf. Von derzeit 320 Behinderten müsse man im Jahr 2012 mit 484 Behinderten ausgehen, von denen 103 dann 51 bis 60 Jahre alt sind. Erst ab 2012 würden Zugänge und Abgänge einander ausgleichen.

Das Problem der Platznot in den Wohnstätten wird noch zehn Jahre länger andauern als in den Werkstätten. Gegenwärtig stehen in Rheinland-Pfalz für etwa 2800 über 35 Jahre alte geistig Behinderte 1200 Wohnplätze zur Verfügung. Hier zeigt sich auch, daß für behinderte Rentner der für sie erforderliche angemessene Lebensraum noch nicht einmal konzipiert ist. Im Wohnheim könnten sie ihre Tage nicht verbringen, weil es dort zwischen acht und 16 Uhr niemanden gibt, der sich um sie kümmert. In den nächsten Jahren braucht man also nicht nur sehr viele Wohnplätze, sondern für die Alten unter den Behinderten zusätzliche neue Tagesförderstätten mit Personal, Räumen, Verpflegung, Beschäftigung und Zuwendung. Das alles wird viel Geld kosten. Ministerialdirektor Rüdiger Rath überbrachte Glückwünsche und Grüße der Landesregierung. Er ging von einer höheren Zahl der in Arbeit stehenden Behinderten aus, als von Prof. Wilbert angegeben. Rheinland-Pfalz brauche sich da nicht hinter den anderen Bundesländern zu verstecken. Demnächst würden weitere 5000 Plätze zur Verfügung stehen, 2000 Plätze seien bereits in der Planungs- und Realisierungsphase. Die Kosten dafür würden sich auf 17 Millionen Mark belaufen. Ziel der Werkstätten sollte es sein, alle Behinderten so auszubilden, daß sie im allgemeinen Arbeitsmarkt untergebracht werden können.

Heute würden nur zwei Prozent die Werkstätten wieder verlassen. Dies läge aber nicht an den Werkstätten. Zur Betreuung der älteren Behinderten sagte Rath, dies sei eine große Herausforderung für das Land Rheinland-Pfalz, verbunden mit hohen Kosten. Landrat Nell wies auf die Partnerschaft des Kreises Daun mit der Lebenshilfe Daun hin, die stattfinde in Mitfühlen, Mitdenken und Verwirklichung, wenn es um die Probleme gehe, die angesprochen wurden. Von Anfang an habe der Kreis bei der Gründung der Lebenshilfe und Verwirklichung der Einrichtung mitgewirkt. Zur Zeit seien Gespräche im Gang, zwei Sonderkindergärten einzurichten. Diese beiden Einrichtungen und der Sonderkindergarten in Oberstadtfeld wurden von Anfang an ideell und finanziell vom Kreis begleitet. Zur Zeit gibt es auch Überlegungen zur Einrichtung eines Wohnheims. Nell wies auf die enormen finanziellen Kosten hin, die von Land und Kreis dafür aufzubringen sind.

Für wichtig hielt Landrat Nell die Öffnung der Einrichtungen nach außen durch Tage der offenen Tür. Er sprach auch die Partnerschaft mit Neuhaus in Thüringen an, dort gibt es heute auch eine Lebenshilfe, und Nell dankte allen Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen der Lebenshilfe Daun fürs Engagement, auch in Mitteldeutschland.

Gerhard Peitz vom Arbeitsamt Trier ging auf das Problem der Unterbringung von geistig Behinderten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ein. Die Arbeitsverwaltung versuche über sogenannte Bildungsmaßnahmen den Zugang zum allgemeinen Arbeitsmarkt für Behinderte zu öffnen. Peitz räumte Schwierigkeiten bei der Eingliederung geistig Behinderter ein. Arbeitgeber hätten oft keine Ahnung von der Leistungsfähigkeit der Behinderten, sie sollten sich einmal in den Werkstätten orientieren. Für die Kreise Daun und Bitburg-Prüm zog er eine gute Bilanz. Über drei Millionen DM habe die Bundesanstalt für Arbeit für die Eingliederung in die Werkstätten beigesteuert.

Geschäftsführer Erwin Görgen ging auf die geschichtliche Entwicklung der Werkstätten und auf die heutige Situation ein. Die Unterbringung der Schwerstbehinderten haben die Westeifel-Werkstätten auf ihrem Schild geschrieben. Kontinuierliche Verbesserungen strebe man im Management, in Verwaltung und in beruflicher Qualifikation an.

Bemerkenswert waren die offenen Ansichten des Wohnheimleiters Kreis zur Stellung der Behinderten, die immer noch »Hilfeempfänger« seien. Eine ähnliche Einrichtung wie einen Gleichstellungsbeauftragten forderte er, setzte sich kritisch mit verschiedenen Problemen der Wohnheimunterbringung auseinander und meinte, es gibt noch zu wenige Plätze und diese in zu großen Gruppierungen.

10, Oktober 1992

Begegnungstag im Wohnheim der Lebenshilfe. Anläßlich des 25jährigen Bestehens der Lebenshilfe Kreisvereinigung Daun e. V. luden die Bewohner und Mitarbeiter des Wohnheimes in Gerolstein die Bevölkerung zum Begegnungstag auf dem Gelände des Wohnheimes ein. Begonnen wurde er mit einem ökumenischen Gottesdienst, musikalisch umrahmt durch den Männergesangverein Duppach sowie eine hauseigene Musikgruppe.

Im Anschluß fand ein Frühschoppenkonzert im Festzelt statt. Nach dem Mittagessen aus der Gulaschkanone spielte die Tanzband »Sunday Express« an diesem Tag kostenlos.

Bewohner und Betreuer konnten auch nach dem Nachmittagskaffee noch viele Freunde und Besucher begrüßen und bei guter Musik in den Abend feiern.

An diesem Tag sollte genügend Zeit bleiben, um auch etwas vom Leben und Arbeiten im Wohnheim zu zeigen. Dazu war ein kleiner Video-Film sowie eine Fotoausstellung vorbereitet.

Einander begegnen nicht »Zur Schau stellen« wollten die Bewohner ihr Leben, sondern sie versuchten, es den Gästen ein Stück näherzubringen.

Im Vordergrund stand freilich das gemeinsame Feiern.

12. Dezember 1992

Wohltätigkeitskonzert des Landes-Polizei-Musikkorps im »Forum Daun«. Den Abschluß des Jubiläumsjahres gestaltete die Lebenshilfe mit Unterstützung der Volksbank Daun mit einer Festveranstaltung; ein Wohltätigkeitskonzert, das vom Landes-Polizei-Musikkorps Rheinland-Pfalz durchgeführt wurde. Schirmherr der Veranstaltung war Landrat Albert Nell, der die vielen Besucher, darunter auch die Vorsitzenden der Lebenshilfe Kreisvereinigung Bitburg-Prüm und Trier-Saarburg sowie den Vorsitzenden der Lebenshilfe Daun begrüßte.

Er dankte der Volksbank für alle Hilfen, den Mitgliedern, Förderern und Freunden der Lebenshilfe, die seit 25 Jahren Unterstützung gaben. Ein besonderes Dankeschön ging an das Musikkorps für das unentgeltliche Debüt in der Kreisstadt. Dies spricht für partnerschaftliche Verpflichtung der Polizei des Landes gegenüber den Mitbürgern. Anschließend begeisterten die 40 Musiker unter Leitung von Christian Küschenmeister mit traditioneller Marschmusik, volkstümlichen Klängen, Unterhaltungsmusik und sinfonischen Werken. Fürs breitge-fächerte Angebot gab es großen Beifall der Gäste und der unterstrich, daß dieses Repertoire Anklang fand.