Ein bißchen Freude

Theo Pauly, Gerolstein

 

Weiberdonnerstag hat an unserer Schule Tradition. Die »richtigen« Fastnachtstage, der Rosenmontag und der Veilchendienstag, sind wohl im gesamten Rheinland unterrichtsfreie Tage; hier liegen zwei der vier verfügbaren beweglichen Ferientage. So bleibt der Weiberdonnerstag der einzige »tolle« Tag, an dem wir gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern Fastnacht feiern können. Wir tun das gern, und die Kinder haben viel Spaß an ihren Kostümen, wenn sie geschminkt werden, wenn der Tag in der Schule kein Schultag, sondern ein »Feiertag« ist. Es wird getanzt, gelacht, kleine Sketche werden aufgeführt, das ganze Schulhaus ist fastnachtlich geschmückt, Jubel-Trubel-Heiterkeit in allen Räumen.

In unserem Hause sind seit einigen Jahren mehrere Klassen der Schule für Sprach- und Lernbehinderte ebenfalls untergebracht. Auch die Kinder und Lehrer dieser Schule »feiern« den Weiberdonnerstag mit allem, was dazu gehört. Das Schulhaus ist an diesem Tag ein »Toll-Haus« im guten Sinne.

Während nun im ganzen Haus gesungen, getanzt, gespielt und gefeiert wird - die »Großen« haben einen Klassenraum zur Disco umfunktioniert-, sitze ich noch völlig unkostümiert und ohne fastnachtliche Gedanken und Gefühle seitab an meinem Schreibtisch, da noch einige wichtige Terminsachen zu erledigen sind; ich werde später zu den »Fastnachtern« stoßen.

Es klopft. Auf mein »Herein« betritt ein etwa neunjähriges Mädchen der Schule für Sprach- und Lernbehinderte mein Büro, wunderschön kostümiert und angemalt, kommt zu mir an den Schreibtisch und fragt ganz verwundert: »Du bist am Arbeiten? Es ist doch Fastnacht!« Ich versuche zu erklären, warum ich noch »arbeiten« müsse, während sie, die Kinder, schon am »Feiern« seien. Da umwickelt die Kleine spontan meinen Hals mit einer bunten Papierschlange, winkt mir im Weggehen zu und sagt: »Damit du auch ein bißchen Freude hast!« Das kleine Mädchen kann sich ganz sicher nicht vorstellen, welche Freude es mir bereitet hat. Doch mir wird mal wieder deutlich bewußt, daß ich allzu oft versäume, meinen Mitmenschen Freude zu machen; es bedarf doch nur einer Kleinigkeit, eines Wortes, nur muß es von Herzen kommen!