Dohm-Lammersdorf

Brückenort im Hilleshcimer Land

Prof. Matthias Weber. Niederbettingen

Der Bindestrich-Name bezeichnet genau genommen zwei Orte. Davon ist Dohm etwas größer als Lamrnersdorf. Kaum einen halben Kilometer liegen beide auseinander. Aber seit Menschengedenken bilden sie eine Gemeinde. Diese besitzt immer noch ihre kommunale Selbständigkeit und wähl! ihren eigenen Bürgermeister.

Dennoch gibt's Verschiedenheiten und Eigenarten. Wie sollte es anders sein? Jedes der kleinen Dörfer hat seine eigene Geschichte, sein eigenes Heiligtum, sprich Kapelle, und - modern gesprochen - seine eigene Identität. Hierin erkennen sich seine Bewohner wieder. Sie ist ihre Heimat im engsten Sinne. Die vielen Pkw- und Lastwagenfahrer, die hier täglich vorbeikommen, - und es werden immer mehr - mag das zwar kaum berühren, aber auch in diesen auf den ersten Blick unscheinbar wirkenden Eifeldörfchen wird seit Jahrhunderten gelebt und gelitten, geliebt und gestritten, gebetet, gearbeitet und gefeiert, gelten Tradition und Wandel, werden Brauchtum, Kult und Kultur gepflegt. Doch versuchen wir, darüber hübsch der Reihe nach zu erzählen.

Lage und Bevölkerung

Geographisch-politisch gesehen liegen beide Ortschaften am Südzipfel des Hillesheimer Landes, sprich des Verwaltungsbereichs der Verbandsgemeinde Hillesheim. In geologischer Sicht beschließen sie den buntsandsteinreichen sogenannten Bettinger Graben, der sich von Lissendorf im Norden bis hierhin im Süden erstreckt. Sein markantes Merkmal: das in diesem Bereich verhältnismäßig flache und breite Kylltal, das an seinen Rändern terrassenförmig bis über 500 m ansteigt. Dohm liegt auf einer Höhe von 398 m am Fuße des Schichtvulkans Giesenheld (476 m). Als Aufschlusspunkt 3 wurde er in den vor einigen Jahren eingerichteten Geo-Pfad der Verbandsgemeinde Hillesheim einbezogen und übt heute eine beachtliche Anziehung auf Wanderer und Gäste aus. Trotz der gemeinsamen »Zivil-Gemeinde" zwischen Dohm und Lammersdorf weist die öffentliche Einwohnerstatistik die Bevölkerungszahlen für die beiden Orte immer noch getrennt aus. Danach hatte Ende 1993 Dohm 123 und Lammersdorf 96 Einwohner, beide zusammen also 219. Diese Zahl enthält einen Anteil an Nebenwohnsitzinhabern von 33 Personen, also über 15 %. (Vulkaneifel Nord, Ausgabe 17/94, S, 4). Offenbar dokumentieren letztere Zahlen eine erfreuliche Liebeserklärung an den romantisch gelegenen Doppelort. Im Vergleich dazu betrug die "Seelenzahl" rund 140 Jahre vorher (1852): in Dohm 105 Einwohner und in Lammersdorf 56 Personen (Schannat/Bärsch, S. 68). Von Nebenwohnsitzinhabern war damals noch nicht die Rede, weil es sie angesichts der allgemeinen Lebensumstände und Verhältnisse nicht gab.

Verkehrs geographische Bedeutung

In verkehrsgeographischer Hinsicht spielt Dohm-Lammersdorf eine besondere und bedeutende Rolle als wichtiger Brückenort für den Automobilverkehr im mittleren Kylltal. Das merken Dorfbewohner und Autofahrer am besten, wenn die hier über die Kyll und die Bahnstrecke Köln-Trier führende Brücke für den Verkehr gesperrt ist. Zuletzt war dies 1993 für gut ein halbes Jahr der Fall. In dieser Hinsicht machte der Ort jedoch Anfang November 1993 mit einer sehr erfreulichen Erfolgsmeldung in der Lokalpresse von sich reden. In nur knapp sieben Monaten wurde in seiner unmittelbaren Nähe eine stattliche neue Brücke erbaut und dem darauf sehnlichst wartenden Verkehr übergeben. An Stabilität, Länge, Breite und Großzügigkeit übertrifft sie alle ihre Vorgängerinnen. Im Gegensatz zum letzten Vorläufer, der beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg in den Jahren 1960-63 geschaffenen doppelten Brücke mit dem verkehrshemmenden

Neue Kyll - und Eisenbahnbrücke

Engpass an der Bahnbrücke, überspannt die neue Brücke nun in einem Zuge von West nach Ost die eingleisige Eisenbahnstrecke und die zur Mosel fließende Kyll, den mit 142 Kilometern längsten Fluss der Eifel.

Bei ihrem Aufbau konnten die alten, im Flussbett gründenden Brückenpfeiler erhalten, und in den eindrucksvollen Neubau einbezogen werden. Nach den Brückenbauten von 1870 (vor Eröffnung der Eisenbahnstrecke Köln-Trier), 1891 und 1960-63 ist dies nun die vierte Brücke an dieser Stelle und mit Gewissheit auch die längste und angesichts ihres abgeteilten Fußgängerstegs auch die komfortabelste und verkehrsgerechteste. (Eifel-Journal vom 11.11. 1993).

Inzwischen scheint auch die mit ihrer Verkehrsfreigabe verbundene Verkehrsumlenkung -Vorfahrt hat jetzt immer der Brückenbenutzer - von den Autofahrern angenommen und damit auch die vorher erhebliche Unfallgefahr spürbar gemindert worden zu sein.

Ortsgeschichte und ihre Spuren

Auch Geschichte im Sinne von »Geschehen in der Vergangenheit« haben die beiden Orte vorzuweisen. Sie ist hier noch regelrecht mit den Händen greifbar, gleichsam zum Anfassen. In Dohm zum Beispiel die dem Hl. Remigius (im frühen Mittelalter Bischof von Reims, der Weihnachten des Jahres 498 den Christ gewordenen Frankenkönig Chlodwig taufte) geweihte Kapelle und sogar noch Mauerreste einer alten Burg, in Lammersdorf die dem Patronat des hl. Lukas Evangelist geweihte Kapelle. Bei beiden Gotteshäusern liegt das Baujahr leider im Dunkel. So müssen wir versuchen, uns aus den wenigen schriftlich bezeugten Tatsachen ein Bild zu machen.

Beide Gotteshäuser sind in ihrem Kernbestand schätzungsweise 300 und mehr Jahre alt, wenn auch in Dohm der jetzige Kapellenturm »erst« aus dem Jahre 1862 stammt. Die Lammersdorfer Kapelle scheint in ihrem Ursprung noch älter zu sein, da sie bereits 1316 im über valoris (Besteuerungsbuch) des Erzbistums

Dorf Dohm - Kaltnadelradierung von Rolf Dettmann

Köln als Filiale der Gerolsteiner Pfarrei in Sarresdorf genannt wird. Vermutlich handelt es sich hierbei jedoch um eine Vorgängerin des heutigen Baubestandes, dessen Schiff aus dem Jahre 1795 stammen soll (Schug, S. 372). Kirchliche und weltliche Ortsgeschichte hängen auch in Dohm-Lammersdorf eng zusammen. Sie sind hier sogar besonders verzwickt.

Erste urkundliche Erwähnung -Luxemburgische Unterherrschaft

Im Jahre 1301 erhalten wir die erste schriftliche Nachricht über den Ort Dohm im Zusammenhang mit folgendem Ereignis: Ritter Fridericus von Daun, genannt von Dohm, erhält ein erzstiftisches Lehen, für das er Dienste auf der Burg Manderscheid zu leisten hat. In der ersten Hälfte des 13. Jhs. hatte einer seiner Vorfahren, Heinrich von Daun, der als Marschall in den Diensten des damaligen Grafen von Luxemburg, Herzog Walram von Limburg, stand, die Luxemburgische Herrschaft Densborn erworben. (Dettmann/Weber, S. 98). Zu ihr gehörten Dohm und Lammersdorf bis in die Franzosenzeit als Luxemburgische Unterherrschaft. Vermutlich über ihren Besitz in Densborn besaß im Jahre 1528 die Abtei Prüm den Zehnten zu Dohm und Lammersdorf. (Schannat-Bärsch.S. 71).

Den Herren von Densborn (ab dem Jahre 1654 der kurtrierische Kanzler Johann von Anethan und seine Erben, s. Wackenroder, Kunstdenkmäler Prüm, S. 382) standen hier die hohe, mittlere und Grund-Gerichtsbarkeit sowie das Recht zur Jagd und Fischerei zu.

Der trierische Domkapitular Freiherr Johann Sigismund Otto von Quadt nannte sich 1720 in einer Wappenunterschrift in einem Mürlenbacher Kirchenfenster »einen Herrn von Dohm und Lammersdorf.« (Schannat/Bärsch, S. 70).

Die verwandtschaftlichen Beziehungen sind noch zu klären.

Die herrschaftlichen Grundstücke in Dohm und Lammersdorf waren im Jahr 1758 auf vier Pächter verteilt. Sie hatten an jährlicher Pacht »2 Malter 1 Sester Roggen, 4 Malter 6 Sester Hafer, 4 Malter 6 Sester Spelz und 3 Pfund Flachs als Pacht zu liefern". (Schannat/Bärsch, S. 70). Außerdem waren sie zu "mancherlei Frohnden und Leistungen .. . verpflichtet".

Seiner Zugehörigkeit zur Luxemburgischen Herrschaft Densborn verdankten Dohm und Lammersdorf auch »die Erhaltung des katholischen Glaubens in den Jahren 1560-1600 .... während die übrigen Teile der Pfarrei Gerolstein damals abtrünnig wurden. In dieser Gemeinde, die 1611 mit Lammersdorf zusammen nur 15 Häuser zählte, war der religiöse Eifer geblieben, der die Mühen und Opfer nicht scheute, eine gefällige Kapelle zu errichten. Dieselbe ist vor 1700 erbaut worden, da sie schon 1670 als Weihetitel dient und in einem Bericht von 1707, der auf vergangene Jahre zurückgreift, genannt wird." (Schug, S. 371 f.).

Burg (im Spätmittelalter)

Die malerisch auf einem Hügel stehende Dohmer Kapelle ist auf dem Ausläufer eines Lavastromes erbaut. Die Flurbezeichnung für diesen Ortsteil (»Auf der Burg« und »Auf dem Kirchberg«) weist auch auf eine ehemalige Burg in Dohm hin. Im Jahre 1758 haben hier nach schriftlichen Berichten noch Burgreste gestanden. Vermutlich wurden sie zum Hausbau abgetragen, wie das damals häufig der Fall war. Am Rande des felsigen Kirchenhügels ist heute noch eine rund 4 m hohe und 20 m lange, leicht gebogene Bruchsteinmauer zu sehen. Auf der Südecke befindet sich ein Keller, der »sauber aus dem Fels gehauen als Oval von 7 m längster Ausdehnung und etwa 2 m tief ist." (Wackenroder, S. 719).

Über den Standort der Dohmer Burg berichtet Wackenroder: "Die ehemals auf niedrigem Felshügel zwischen Kyll und dem hier mündenden Heinzebach (heute Lindenbach] gelegene Burg umfasste auf dem Platze, genannt >auf der Burg<, das ziemlich langgestreckte Gelände, das jetzt die Kapelle, den Kirchhof und einen großen Acker einnimmt.«

Bürgermeisterei schon unter Franzosen und Preußen

Die gleichsam politische Zugehörigkeit von Dohm und Lammersdorf zur Luxemburgischen Herrschaft Densborn bewirkte trotz Straffung der Verwaltung in der Franzosenzeit (1794-1814), dass die beiden Orte die französische Mairie (Bürgermeisterei) Dohm im Kanton Dudeldorf im Arrondissement (Bezirk) Bitburg des "Departements der Wälder« bildeten. Und dies, »obgleich beide Ortschaften ganz vom Saar-Departement umgeben waren." (Schannat/Bärsch, S. 71). Das hatte zur Folge, daß auch im ersten Jahrzehnt der preußischen Herrschaft (ab der Einverleibungsproklamation König Friedrich Wilhelms III. vom 5. 4. 1815) Dohm selbständige Bürgermeisterei blieb, bis diese 1829 wegfiel und der Bürgermeisterei Hillesheim zugeordnet wurde (Bluin, S. 10). Man stelle sich heute einmal vor, wie weit entfernt man damals in Dohm-Lammersdorf von der nächst höheren Verwaltungsstelle lebte. Wie kamen Bürger von hier Anfang des vorigen Jahrhunderts überhaupt nach Dudeldorf?

Ab den 30er Jahren unseres Jahrhunderts hatte die Gemeinde Dohm-Lammersdorf folgende Bürgermeister; 1. Thomas Krämer (1933-45), 2. Josef Braden (1945-48), 3. Johann Uters (1948-56), 4. Heinrich Ballmann (1956-60), 5. Johann Blum (1960-69), 6. Josef Ballmann (1969-79), 7. Johann Blum (1979-84), 8. Josef Ballmann (1984-94). (Freundliche Angaben von Bürgermeister J. Ballmann, Dohm). Der zuletzt am 12. 6. 1994 gewählte Dohm-Lammersdorfer Gemeinderat kann sich auf ein starkes Bürgerinteresse stützen. Die Wahlbeteiligung betrug nahezu 90 %, genau 88,4 % (Vulkaneifel Nord, Ausgabe 25/94, S. 8).

Kirchengeschichte

Seit 1810 gehören Dohm und Lammersdorf als Filialen zur alten Pfarrei Niederbettingen. Also »erst« seit über 180 Jahren. Was war hier vorgegangen? Die Pfarrei Niederbettingen wurde 1803 - in der Franzosenzeit - dem Bistum Trier zugeordnet, dem sie bis heute angehört. Bis dahin hatte sie seit ihrer Errichtung, etwa um das Jahr 1075, dem Eifel-Dekanat des Erzbistums Köln angehört. Dieses sehr großräumige Erzbistum war seit 1794 (durch Flucht seines Erzbischofs, der gleichzeitig Kurfürst des Kurfürstentums Köln war, vor den ins Rheinland einmarschierenden französischen Revolutionstruppen) verwaist.

Aachen, die Hauptstadt des französischen Roer-Departements. wurde an der Stelle von Köln Bischofssitz bis zur Wiedererrichtung des Kölner Erzbistums 1821 (in der Preußenzeit). Die große Kirchenpolitik wirkte sich also auch auf dem kleinen Eifeldorf aus. Die drei Filialen der »unteren Pfarrei Niederbettingen«, Bewingen, Dohm und Lammersdorf, waren bis 1803 nach Gerolstein (zunächst in Sarresdorf) eingepfarrt. "Während Bewingen bereits 1803 nach Mied er bettin gen überwiesen wurde, wurden Dohm und Lammersdorf als Exklaven des Bistums Metz (!) zur Pfarrei Densborn, Kanton Dudeldorf, zugezogen. Wohl versuchte 1803 Dohm selbst Pfarrei zu werden, was aber nicht gelang. Man besuchte, da ja der Weg nach Densborn fünf Stunden betrug, die Gottesdienste in Niederbettingen und Gerolstein.« (Schug, S. 369). Nach sieben Jahren, die dieser unbefriedigende Zustand andauerte, konnten sich die Bischöfe von Metz und Trier auf die bis heute geltende, für die Dohm-Lammersdorfer günstigere Niederbettingen-Regelung verständigen.

Schule im 19. und 20. Jahrhundert

Die geistige Aufgeschlossenheit der Dohmer Bevölkerung im vorigen Jahrhundert kam nicht zuletzt auch darin zum Ausdruck, dass sie im 19. Jahrhundert innerhalb ihres kleinen Ortes die zentrale Schule für die vier Eifeldörfer Dohm, Lammersdorf, Bewingen und Niederbettingen errichtete und förderte. Die vier Ortschaften bildeten als Träger einen sogenannten Schulverband.

Mit der Errichtung einer eigenen Schule 1913 schied Niederbettingen aus dem Verband aus. Bewingen gehörte ihm dagegen bis zur Schulreform (Anfang der 60er Jahre unseres Jahrhunderts) an.

Für wenige Jahre (1844-49) besuchten auch die Bolsdorfer Kinder die Schule in Dohm. (Schulchronik der Gemeinde Bolsdorf, Blatt 2 f.). Dohm hat in seiner rund 140jährigen Schulgeschichte zwei geräumige, massive Schulhäuser gebaut: 1822 und 1939 ff. Sie leisten noch bis in die Gegenwart nützliche Dienste als

Wohnhäuser. Wie es zur Schulgründung in Dohm kam, schildert uns in der gut erhaltenen Dohmer Schul-Chronik (Berichtszeitraum von 1874 bis 1929) der engagierte Chronist und hier über vier Jahrzehnte (1859-1899) tätige Lehrer Max Joseph Eifel aus Rockeskyll wie folgt:

»Dohm war ursprünglich eine Wanderschule. Der Lehrer ging nicht nur von Haus zu Haus bezüglich der Beköstigung, sondern die Schule wanderte buchstäblich mit den Kindern, Sack und Pack mit, von einer Spinnstube in die andere und an eine Sommerschule wurde zu dieser Zeit nie gedacht.

Im Jahre 1819 wurde der erste Lehrer von der Königlichen Regierung nach Dohm ernannt. Zu dieser Zeit besaß Dohrn noch kein eigenes Schulhaus und musste bis zum Jahre 1822, wo ein solches gebaut wurde, ein Lokal zu diesem Zwecke gemietet werden. Das Schulhaus liegt in der Mitte des Dorfes und ist geräumig . . . Im Sommer 1859 wurde auch ein Ökonomiegebäude dazu gebaut. An der nördlichen Seite des Schulgebäudes befindet sich ein Garten mit einer kleinen Wiese. Es ist keine Baumschule vorhanden.

Es mag auffallend erscheinen, dass das Schulhaus nicht im Pfarrort Niederbettingen gebaut wurde, was darum nicht geschah, weil Dohm gerade passend in der Mitte der zum Schulverbande gehörenden Ortschaften Dohm, Lammersdorf, Niederbettingen und Bewingen liegt. Der damalige erste von der Königlichen Regierung angestellte Lehrer hieß Benz, er fungierte fünf Jahre zu Dohm.

Ihm folgte 1825 Lehrer Richling von Hillesheim, welcher der Schule bis 1848 vorstand. Zu dieser Zeit gehörte außer Niederbettingen, Bewingen und Lammersdorf auch noch Bolsdorf (Pfarrei Hillesheim) zur Schule zu Dohm. Lehrer Richling war auch zugleich Küster in Niederbettingen.« (Dohmer Schulchronik, S. 6-7) Wie sehr regelmäßiger Schulunterricht in Dohm damals besonders für die auswärtigen Schüler noch von der Gunst des Wetters abhing, beschreibt Lehrer Eifel für die Zeit um 1885 folgendermaßen:

»Niederbettingen und Bewingen sind 25 Minuten entfernt. In früheren Jahren waren der größte Teil von den Schulkindern zu Dohm. Niederbettingen zählte nie über 20 und Bewingen nie über 15 Schüler.

Durch die früheren schlechten Wege und Überschwemmungen der Kyll, welche manchmal 3-4 Tage lang andauerten, wurde für die Gemeinde Niederbettingen eine Winterschule eingerichtet. Seine Hochwürden, der Herr Dechant Heinzen, stellte den tüchtigsten Knaben, welcher aus der Schule entlassen war, zum Winterlehrer nach Niederbettingen an, welcher für das Winter-Halbjahr bis Ostern 6 Thaler (18 Mark) Lohn erhielt.

Die Beköstigung bekam derselbe von Haus zu Haus in der Gemeinde von allen Ortsburgern, auch von denen, welche keine Kinder zur Schule schickten. Es wurde ein besonderes Zimmer zur Schulstube gemietet und für ein Klafter Brandholz gesorgt. Es blieben damals noch alle Kinder, große und kleine, in dieser Winterschule und wurden von Herrn Dechanten und Lehrer Eifel beaufsichtigt. ... Als sich die Schülerzahl zu Bewingen mehrte und die Einwohner daselbst sich ziemlich reich fühlten, begannen dieselben, sich eine Winterschule zu erbitten, welche ihnen auch gegeben wurde. Dieselbe kostete jetzt. .. 180-200 Mark und wurde nun in einem Hause eingerichtet, in welchem der Aspirant seine Schule, seine Beköstigung und sein Logis fand." (Dohmer Schulchronik S. 13f.).

Soweit einige Streiflichter auf die Dohmer Schule. Ihre in altdeutscher Handschrift geschriebene Chronik ist eine wahre Fundgrube für Orts- und Schulgeschichte der Orte Dohm, Lammersdorf, Niederbettingen, Bewingen und zum Teil auch Bolsdorf. Allerdings bildet die altdeutsche Handschrift heute ein großes Hindernis für die Nachfahren. Es empfiehlt sich daher dringend, diese hochinteressante Schulchronik sorgfältig in heutige Maschinenschrift zu übertragen.

Dann wird sie auch für jeden ortsgeschichtlich interessierten Bürger sowie für künftige Heimatforscher, die diese Chronik als erstrangige Geschichtsquelle benutzen, überhaupt zu lesen sein.

Gewerbe

Landwirtschaft: Immer noch behaupten sich in Dohm-Lammersdorf - und zwar mit gleichen Anteilen - acht Landwirte. Sie setzen hier gleichsam - trotz aller europäischer Agrarmarktprobleme - die Tradition des bäuerlichen Dorfefements fort.

Im Gegensatz zu ihren Vorfahren sind sie aber mit modernen landwirtschaftlichen Maschinen ausgerüstet.

Mühle: Dohm-Lammersdorf hat im Ort Dohm -offenbar zeitlich nacheinander - zwei Mühlen besessen, als erste eine am Lindenbach, die 1758 aber >?ganz verfallen war". (Schannat/ Barsch, S. 70). Als zweite die am westlichen Ortseingang gelegene Ballmanns-Mühle. Auch sie fiel um 1960, wie viele ihrer Artgenossen in der Eifel, dem Konkurrenzdruck des sich schnell ausbreitenden Industriemehls zum Opfer.

Nahezu 200 Jahre (1770-1960) hat hier abgezweigtes Kyllwasser das Mühlrad gedreht. Zwar wechselten in diesen mehr als sechs Generationen die Namen der Mühlenbesitzer von Simon, über Kirwel (siehe auch Berlinger Mühle) zu Ballmann (auch Oberbettinger Mühle am Bahnhof), doch blieb die Dohmer Mühle immer in der Verwandtschaft.

Schmied und Stellmacher: Von etwa 1920 bis rund 1970 hat es in Dohm auch einen Schmied und Stellmacher - sozusagen in "Personalunion- - gegeben: Johann Meyer. Auch hier mussten diese typischen dörflichen Handwerksberufe dem Druck von hochwertigem und rationell einsetzbarem industriell erzeugtem landwirtschaftlichem Gerät weichen. Lebensmittelläden: Hiervon gab es in Dohm im Laufe dieses Jahrhunderts zwei Geschäfte. So von 1949-1978 den Gemischtwaren laden von Nikolaus Eich, in dem man sogar erstklassig wärmende Biber-Bettücher kaufen konnte. Über ein Jahrzehnt vorher, von 1926-34. unterhielt in Dohm bereits die ehemalige Posthalterfamilie Schreiner neben ihrer Poststelle ein kleines Ladengeschäft.

Wirtschaften: Ihr Schwerpunkt liegt bis heute -fast traditionell - in Lammersdorf. Die hier früher bestehende Gastwirtschaft Uters, in der mancherlei Zusammenkünfte und Feiern stattfanden, besteht nicht mehr; sowohl dem Namen als auch dem Gebäude nach. Ihre Tradition wurde nach dem Zweiten Weltkrieg fortgeführt durch die in einem anderen Gebäude eingerichtete Gastwirtschaft Goschka, heute Kranzfelder-Goschka. In Dohm gab es in den 60er Jahren für einige Zeit die Wirtschaft der Familie Lames.

Kraftfahrzeugbetrieb.' Kaum ein anderes Gewerbe wie die 1981 von Josef Marien gegründete Firma "Autohaus Josef Marien GmbH" in Dohm zeigt den Wandel des gewerblichen Bedarfs auf dem stillen Eifeldorf an. Wo andere Verkehrsmittel fehlen, hat sich der private Autobesitz als immer nützlicher und unentbehrlicher erwiesen.

Vereine

Nach dem Auszug von Lehrer und Pastor aus dem kleinen Eifeldorf - beide waren ja neben ihrem eigentlichen Beruf als Erzieher und Seelsorger am Ort die wichtigsten Kulturvermittler -haben grundsätzlich die örtlichen Vereine und Vereinigungen an Bedeutung gewonnen. Sie leisten sehr viel - und unbezahlt - gemeinnützige Arbeit für die Dorfgemeinschaft, insbesondere in der Organisation und Pflege von Geselligkeit, Sport, Brauchtum und Heimatbewusstsein. In solcher Gruppenarbeit sind die Dohm-Larnmersdorfer inzwischen schon Jahrzehnte geübt und erfahren.

Freiwillige Feuerwehr: Mit ihrem Gründungsjahr 1910 ist sie die älteste Vereinigung am Ort. Der damalige Dorfschullehrer Karls war ihr erster Brandmeister. Mit einem Schlauchhandwagen, einer Handspritze, die von sechs Mann bedient werden musste, und einem Steigerturm begann sie ihre Wehrtätigkeit. 1980 erhielt sie eine motorisierte Tragkraftspritze. 1987/88 erbaute sie ihr neues und geräumiges Feuerwehrgerätehaus in Dohm, bereits die dritte erweiterte Unterkunft; 1990 zählte sie 26 aktive Mitglieder und richtet jährlich auch die Dohmer Kirmes aus. (Kreisfeuerwehrverband Daun e. V, Feuerwehren des Kreises Daun .. ., Daun 1990?, S. 121).

Freizeitmannschaft: Unter diesem Namen wurde 1977 der Dohm-Lammersdorfer Fußball-Club gegründet. Er organisiert das jährliche Sportfest, das auch andere Vereine zum sportlichen Wettstreit ins Dorf bringt, unterhält mit eigenen Mitteln das schöne »Kylltal-Stadion" jenseits der Umgehungsstraße. Zur Karnevalszeit, wenn die Sportplätze meist noch verschneit und/oder hart gefroren sind, richtet er die beliebte Dohm-Lammersdorfer Kappensitzung aus.

Angelsport verein: Bereits seit 1976 besteht der Dohm-Lammersdorfer ASV, führt jedes Jahr sein Angelsportfest durch und unterhält am Gemeindeweiher in Lammersdorf eine eigene Vereinshütte.

Katholische Frauengemeinschaft: Sie wurde 1956 in Verbindung mit der Niederbettinger Frauengemeinschaft gegründet, hat häufig Adventsbasare durchgeführt und für Unterhaltung auf Altentagen gesorgt.

Brauchtum

Die Pflege alten und neuen Eifeler Brauchtums hat in Dohm-Lammersdorf viele junge und alte Freunde. Ob es sich dabei um die närrische Kappensitzung zu Karneval vor vollbesetztem Haus handelt, die Beteiligung am Hillesheimer Rosenmontagszug mit einem ortsbezogenen Motivwagen, das Karkläppern vor Ostern, die prachtvolle Herrichtung des jährlichen Fluraltars für die Fronleichnamsprozession im Pfarrort Niederbettingen durch - die Orts-Jugend«, die sich das auf keinen Fall nehmen lässt, auch wenn sie den sonntäglichen Messbesuch wesentlich liberaler betrachtet als ihre noch streng erzogenen Eltern oder Großeltern, die Organisation der Kirmes durch die Feuerwehr oder um Martinsfeuer und Martinszug, Hillichschleifen oder schließlich den Altentag, den die Gemeinde ausrichtet.

Die Dohm-Lammersdorfer sind keine Kinder von Traurigkeit. Sie wissen zu arbeiten und zu feiern, aber auch, daß Kultur und Kult eng miteinander verknüpft sind. Derzeit lassen sie ihr Dorf Schmuckstück, die romantisch wirkende alte Kapelle auf dem Felsenhügel, gründlich renovieren.

Für Informationen zu dem vorliegenden Aufsatz danke ich herzlich Herrn Bürgermeister Josef Ballmarn. Dohm. seiner Mutter, seiner Frau und weiteren Dorfbewohnern.

Quellen und Literatur:

Amtliches Mitteilungsblatt VULKANEIFELNORD, Hillesheim

Bolsdorfer Schulchronik

Dohmer Schul Chronik

Blum Entwicklung des Kreises Daun, Daun 1925

Dettmann/Weber. Das Kylltal in der Eifel Köln 1986

Eifel Journal, Ausgabe vom 11.11.1993 und 10.7.1994

 Kreisfeuerwehrverband Daun e V.. Feuerwehren des Kreises Daun -Gestern und Heute. Wittlioh o. J. (1990')

Schannat/Bärsch Eiflia Illusirata. Der Kreis Daun. Ausgabe 1854. Neubearbeitung von 1982

Schug Geschichte der zum ehemaligen Eifeldekanat gehörenden Pfarreien .Trier 1956

Wackenroder. Die Kunstdenkmaler des Kreises Daun. Düsseldorf 1928

Ders., Die Kunstdenkmäler des Kreises Prüm, Düsseldorf 1927, Nachdruck Trier 1983