Winterfreude

Da war er plötzlich wieder, der Winter. Eigentlich ist seit Wochen SEINE ZEIT, aber mit Schnee hielt er sich diesmal dezent zurück. Nun über Nacht war ein wenig Weiß gefallen, kein Grund zu Ärgernissen, doch einen Pfad sollte man zur Haustür fegen. Das macht unser Hausvater und auch bei Nachbars - sie sind nicht mehr die jüngsten. Doch heut Morgen ging alles ein wenig anders, Husten und Schnupfen hatten uns beide fest im Griff, die Fahrt zum Arzt stand an und der Schnee blieb liegen, vorerst, das kann man alles später noch machen. Zu Fuß und mit undurchdringlichem Gesicht kam der Zeitungsmann auf den Hof. Ich wünschte ihm guten Morgen, schließlich schien die Sonne, doch er meinte, das sei kein GUTER MORGEN, frostig war's und glatt auf der Straße.

Also denn, kein guter Morgen - aber was denn für einer? Wenig später, die Postfrau war da. Sie ist eine Frohnatur. Noch nie hab' ich sie mit übler Laune erlebt - hustend und schniefend sitz ich am Schreibtisch, schau das Neueste in Sachen Briefe durch .. ..da ist auf dem Hof ein seltsames Geräusch, ein leises Kratzen wie von einem Besen. Der Blick aus meinem Fenster macht mich sprachlos und verlegen zugleich. Da geht meine Nachbarin - den 80. Geburtstag feierte sie kürzlich - und fegt einen Pfad von der Straße zum Haus, Strich für Strich, säuberlich so um einen Meter breit. Nach der Schrecksekunde meine Frage . . »was machen Sie denn da? Fröhlich schaut sie nach oben zum Fenster und meint. ..: »Wie Du mir, so ich Dir,«