Buchbesprechung

Kurt Fagnoul

»St. Vith im Schatten des Endsiegs" dieses Buch im DIN-A4-Format mit Karten und Fotos von Kurt Fagnoul geschrieben und zusammengestellt, erschien in zweiter Auflage mit 500 Exemplaren. Der Anlass der Neuauflage ist die Wiederkehr des 50. Jahrestages der Kriegsereignisse um und in St. Vith. Das Buch ist im Harteinband kaschiert zu kaufen; hier einige Hinweise auf Inhalt und Autor: St. Vith stand "im Schatten des Endsiegs«, weil Hitler diese Stadt und Eupen Malmedy durch Führererlass annektiert hatte; anders als den Rest Belgiens, der besetzt worden war und demnach einen anderen rechtlichen Status hatte. Die annektierten Ostbelgier, die meisten von ihnen deutschsprachig, wurden gezwungen, Dienst in der deutschen Wehrmacht zu tun.

Die Folge: St. Vith war gespalten. Als die Deutschen 1940 einmarschierten, ging ein Teil von ihnen »nach Belgien- (in den besetzten, nicht annektierten Teil Belgiens). Im Jahre 1944, als die Stadt evakuiert wurde, zog ein Teil nach Deutschland. So kam es, daß die Stadt auch noch nach dem Krieg gespalten war in jene, die in Belgien geblieben waren, und jene, die nach Deutschland ausgewichen waren. Kurt Fagnoul beschreibt die Schicksale, die viele St. Vither durchlebten. Da gab es den »großen Treck«, der eigentlich nur bis zum Rhein gehen sollte, durch eine List der Deutschen aber bis hin ins Hannoveranische führte. Der Treck durch die Eifel hatte ständig unter Beschuss der über ihm kreisenden Jagdbomber gelegen ... Später kamen die Amerikaner nach St. Vilh und besetzten es und so der Autor: »St. Vith war praktisch die erste 'deutsche' Stadt, die sie in Händen hatten«. Den Amerikanern folgte die belgische »Weiße Armee« (Armee Blanche) und die Emigranten kehrten zurück. Es gab Spannungen in der zu 99 Prozent durch alliierte Bombenangriffe zerstörten Stadt, die man deswegen auch "das Hiroshima Europas« genannt hat und ursprünglich an einer anderen Stelle wieder aufbauen wollte. Kurt Fagnoul arbeitet die kriegsentscheidende Rolle St. Viths deutlich heraus. Er beantwortet auch erstmals die Frage, warum Hitler so versessen darauf war, Bastogne um jeden Preis zu erobern. Unter den zahlreichen Interviews, die auf Tonband aufgenommen wurden, befindet sich auch ein Gespräch mit dem Spitzenpanzer-Fahrer der Kampfgruppe Peiper. Zahlreiche Fotos und Dokumente, so unter anderem der »Stadtplan« des amerikanischen Stadtkommandanten von St. Vith, ergänzen den spannenden Tatsachenbericht, der sich in einem Zug wie ein Roman liest. Auch in Amerika holte der Autor sich Informationen.

Er selbst sagt: »Ich habe alle Seiten beleuchtet und versucht, so objektiv wie nur irgend möglich zu bleiben. Ich suchte die Wahrheit. Jeder, der das Buch liest, muss zu der Überzeugung kommen, dass der Krieg zu verdammen ist - nur aus der Vergangenheit kann man für die Zukunft lernen«. Kein geringerer als Jean Vanwel-kenhuyzen, der Direktor des Zentrums für geschichtliche Forschung und Studium des Zweiten Weltkrieges in Brüssel, bestätigt dies in seinem Vorwort zum Buch. Kurt Fagnoul (Jahrgang 1928) war in der Finanzverwaltung tätig und hat seine Freizeit der geschichtlichen Forschung verschrieben. Er ist Vorsitzender des Geschichtsvereins »Zwischen Venn und Schneifel" (ZVS) in St. Vith und wurde bereits für mehrere seiner Bücher vom »Rat der deutschen Kulturgemeinschaft« in Eupen ausgezeichnet.